Jägerlatein?

Im Juli des heurigen Jahres gingen heftigste Unwetter über weite Teile Österreichs hernieder, begleitet von verheerendem Hagelschlag. Besonders schlimm erwischte es dabei einige Gemeinden im Salzburger Flachgau und noch viel mehr als die Menschen litten die Tiere in freier Wildbahn unter den Wetterkapriolen. Tausende wurden von den Hagelkörner erschlagen, ohne jegliche Chance. Salzburg’s Landesjägermeister Sepp Eder zeigte sich im ORF-Interviews später geschockt von der puren Dimension der Katastrophe; er erzählte mit steinerner Mine von einem Verlust von 80 % der Feldhasenpopulation in den betroffenen Gebieten, bei Fasanen fiel diese vernichtende Quote sogar noch schrecklicher aus – lt. Herrn Eder starben 90 % der Vögel in den Gewitterstürmen! Auch 200 Rehe wurden im Armageddon der tenisballgroßen Eiskörner regelrecht hingerichtet. Von 2 500 Feldhasen war nun die Rede, welche getötet aufgefunden oder so schwer verletzt worden waren, ‚dass wir sie von ihren Qualen erlösen mussten‘.


Landesjägermeister Sepp Eder setzte deshalb die Fasanen- und Hasenjagd für den Herbst im Salzburger Flachgau aus, versprach in den Medien, es werde hier heuer keine Jagd mehr auf Hasen und Fasane statt finden; die Population würde sich frühestens in drei bis fünf Jahren von der Katastrophe erholen können.
‚Bei meiner Ehr‘, Herr Jägermeister?!
Wen, wenn nicht den obersten der Grünröcke, sollte man beim Wort nehmen dürfen? Nur, das Jägerlatein ist eine gar zungenlockere Sprache, wissen wir alle…

Samstag, 14. November 2009. Salzburger Flachgau. Hasenjagd in Elixhausen, 30 Jäger und 20 Treiber beteiligen sich an dieser besonders ‚mutigen‘ Form der Jagd. Alles Wild wird aufgestöbert, in eine Todesfalle getrieben, wo meist alternde Männer und leider auch immer mehr Frauen mit ihren Waffen begierigt darauf warten Leben zu rauben. Ein 40 Jahre alter Mann treibt dabei einen Hasen aus einem Gebüsch, direkt vor die Flinten der wartenden Gesellschaft – und obwohl sich der Häscher noch im Nahbereich des nun bestimmt zu Tode verängstigten Tieres aufhält, schießt ein 72 Jahre alter Waidmann – wie die Jägerschaft später wie zum Hohn verkündet ein ‚Jäger mit großer Erfahrung‘ (die Frage, die sich nun stellt: was wäre denn dann passiert, hätte der Schießwütige über keine Erfahrung verfügt?…) – sofort und ohne zu zögern, rücksichtslos. Mehrere Schrotkugeln verletzen den Treiber am Fuß, er muss im Spital operiert werden.

Trotz der großmütigen Ankündigung ‚keine Jagd auf Hasen und Fasane in Flachgau’…

Eine Tatsache die befremdet. Wir wollten nun genaueres wissen, fragten bei der Jägerschaft nach was denn dieses Umdenken ausgelöst habe; hatte sich die Anzahl der Tiere gar auf wundersame Weise nicht erst in fünf Jahren sondern in wenigen Monaten wieder stabilisiert? Drohten Heerscharen von Feldmonstern über die Felder herzufallen und die (bereits eingefahrene…) Ernte zu vernichten? Oder noch Schlimmeres – hatte die Schweinegrippe Konkurrenz bekommen, H1N1 abgelöst durch die Hasenpest oder Fasan-Malaria?





 

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor nicht allzu langer Zeit ging von der Salzburger Jägerschaft die Meldung aus, dass es heuer KEINE Jagd auf Hasen und Fasane geben wird, dies hat Herr Kommerzialrat Eder z.B. dem ORF bestätigt: http://salzburg.orf.at/stories/395930/


Trotzdem wurde am 14.11.09 in Gebiet von Elixhausen eine Treibjagd auf Niederwild veranstaltet bei der ein Treiber von einem Jäger angeschossen wurde, weil dieser einen Hasen in der Nähe des Treibers mit Schrot zur Strecke bringen wollte.

Wir bitten hiermit höflichst um Aufklärung, warum diese Treibjagd trotz der Zusage von Herrn Kommerzialrat Eder stattgefunden hat.

Mit freundlichen Grüßen

Verein RespekTiere

Die Antwort kam postwendend:

‚Die von Herrn LJM Komm.-Rat Josef Eder getätigte Aussage bezog sich auf die vom Hagelunwetter (23. Juli 2009) betroffenen Gebiete des nördlichen Flachgaus. Elixhausen war von diesem Ereignis nicht betroffen, weshalb dort die rechtmäßige und nachhaltige Jagd auf Niederwild ausgeübt wurde.


Mit freundlichen Grüßen

DI Josef Erber

Geschäftsführer/Wildökologe

Es wurde in dem ORF-Gespräch aber nicht gesagt die Jagd werde nur ‚in den betroffenen Gemeinden‘ – welche im Übrigen nur wenige Kilometer von Elixhausen entfernt sind – sondern klipp und klar ‚im Salzburger Flachgau‘ ausgesetzt. Aber so genau nehmen wir es halt nicht, wie gesagt, das Jägerlatein ist eine Sprache mit weeeeeiter Bandbreite.

So hat die Jägerschaft dem alljährigen Massaker in den Wäldern wieder ein weiteres blutiges Kapitel hinzugefügt; dieses Mal ist auch ein bisschen Blut in eigenen Reihen geflossen, aber was macht das schon? Es sind keine Lustmörder, wie sie oft von JagdgegnerInnen bezeichnet werden, nein, ganz gewiss nicht; natürlich, im Eifer des Gefechts, ausgesetzt einer imensen Gefahr welche von mordgierigen Feldhasen ausgeht, da kann man schon mal überreagieren und den Finger allzu locker am Abzug kleben haben – selbst als ‚erfahrener Jäger’…


Es sind Menschen wie Du Ich, zwar mit einem leichten Hang zum Schusswaffengebrauch, einer geringen Hemmschwelle zum Töten und einem Faibl für Leichenköpfe an den Wohnzimmerwänden, aber trotzdem Menschen wie Du und Ich; ganz bestimmt…

 

 

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