Stierkampfdemo Salzburg – fantastisch !

Samstag Abend, Salzburg; dichtes Schneetreiben hüllt die Stadt in einen winterlichen Mantel, verleiht Ihr zumindest für heute Nacht eine fast friedliche Ausstrahlung. Die Ruhe sollte jedoch für einige Stunden unterbrochen werden, denn mehr als ein Dutzend TierschützerInnen hatten sich auf den Weg gemacht, trotzen Wind und Wetter; denn zu wichtig war deren Anliegen, verdiente es in einer breiten Öffentlichkeit Gehör zu finden. Warum die Aufregung? Im ‚Das Kino‘ findet die Premierenvorstellung des Dokumentarfilms ‚Arena‘ des österreichischen Regisseurs Günter Schwaiger statt, ein Werk, welchem man nachsagt den Stierkampf – eine der größten Schanden Europas! – zu verherrlichen.

RespekTiere-AktivistInnen positionierten sich kurz entschlossen links und rechts neben dem Lichttheater-Eingang, eine Tierschützerin im Todeskostüm wanderte die Zufahrtsstraße auf und ab, ein weiterer streifte einen blutigen Anzug über und setzte eine kunstblut-triefende Stiermaske auf seinen Kopf. Transparente verkündeten der PassantInnenschar alsbald: ‚Tradition ist keine Rechtfertigung für Tierquälerei!‘, ‚Stierkampf NEIN, Corrida NO – Herr Schwaiger, Jedermann weiß das, nur Sie nicht?‘ oder ‚Stoppen Sie die Barbarei! Jetzt!!!‘ war da zu lesen.
Regisseur Schwaiger filmte die Szenerie von einem Fenster im oberen Stockwerk aus; tatsächlich, und diese Tatsache ist eine, die ihm zu Ehre gereicht, suchte er danach das direkte Gespräch mit den AktivistInnen, versuchte seine Intention lang und breit darzulegen.

Beginn der Demo; links und rechts neben und gegenüber der Eingangstür zum Filmtheater nehmen die AktivistInnen Aufstellung


Filmemacher Günter Schwaiger im Gespärch mit den TierschützerInnen


Die Kundgebung stieß schnell auf großes Interesse; Toreros waren zu dem Event geladen und diese werden Salzburg vielleicht nicht in bester Erinnerung behalten, denn deren Einzug begleiteten minutenlange ‚Shame, Shame, Shame on You‘-Ovationen. Nun sollten die Schranken endgültig brechen und der Protest wurde ein lauter. ‚There is no excuse for animal abuse‘, ‚1 – 2 – 3 – Stoppt die Quälerei‘, ‚Tiere fühlen, Tiere leiden – stoppt, stoppt die Tierausbeutung‘ und viele andere Rufe hallten ohne Pause durch die Gassen. Schnell solidarisierten sich nun auch einige PassantInnen mit den TierschützerInnen und gemeinsam konnten die Anklagen in noch höherer Lautstärke vorgetragen werdenJ

Die Toreros versuchten indessen mit dem Premieren-Publikum in der Vorhalle des Kinos ins Gespräch zu kommen – ein Unterfangen, welches mit immer lauter werdenden Stakkatos von ‚Toreros – Shame, Shame, Shame on You‘-Rufen mitten in die Menge hineine unmöglich gemacht wurde. Schließlich schlossen eifrige MitarbeiterInnen des Theaters alle Türen.

AktivistInnen skandieren in voller Lautstärke ‚Toreros – Shame on you!‘




Wir hatten unsere ‚Arbeit‘ für den heutigen Tag erledigt; wir hatten den Filmemachern gezeigt, dass Meinungsfreiheit ein Grundrecht sein muss, welche es dann natürlich auch selbstverständlich macht, dass ein Film wie der gezeigte produziert werden darf – eine Tatsache, welche wir nicht missen möchten; ein Grundrecht, sehr geehrter Herr Schwaiger, ist es aber auch gegen solche Machwerke aufzutreten, den BesucherInnen einen anderen Blickwinkel auf das Gezeigte zu ermöglichen; keinen, der glorifiziert, sondern einen, der ‚Spaniens Stolz‘ als das offenlegt, was er ist – ein widerwärtiger Brauch, ein blutiges Gemetzel und eine schreckliche Tierqual, die keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft finden darf! Kulturgut? Wenn Kultur die Akzeptanz solcher barbarischer Riten beinhaltet, wie viel kultureller sind wir dann wohl ohne sie?



 

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