Nur durch Ihre Hilfe möglich – ‚Esel in Mauretanien‘ auf zu neuen Horizonten!

Das schrille Klingel des Weckers beendet mit wenig Sanftheit eine unruhige Nacht; die Uhr zeigt knapp nach 3 Uhr morgens, und in Sekundenschnelle sind wir hellwach – heute steht ein enorm wichtiges Ereignis bevor – es geht nach Mauretanien! Das beruhigende Pfauchen der Kaffeemaschine weckt ein Gefühl von Geborgenheit, Vertrautheit, und als kurz darauf der Geruch von frischem, heißen Bohnenkaffee die Luft erfüllt, ist der neue Tag trotz der frühen Stunde und müder Augen allein mit positiven Assoziationen besetzt.

Noch ist der Horizont düster, doch erste helle Streifen am Firmament verkünden den nahen Sonnaufgang. Der sanfte Motorenlärm von 65 Pferdestärken begleitet uns alsbald am Weg zum Flughafen Münchens;  Irmi Forsthuber, eine begnadete, staatlich geprüfte Hufschmiedin aus Salzburg, versucht neben mir verzweifelt, dem beginnenden Tag wenigstens noch ein paar Minuten Schlaf abzutrotzen. Sie wird den Einsatz begleiten, und ihre Aufgabe ist eine große: wir möchten eine zusätzliche Arbeitskraft für unser Team vor Ort finden, diese einlernen und so künftig einen fixen Hufschmied mit der Mannschaft mitschicken. Im Gepäck haben wir übrigens mehr als 30 kg an medizinischem Materials, angefangen von der Kanüle bis hin zum hochwertigen OP-Besteck. Auch für Hufarbeiten haben wir jede Menge an Werkzeug mitgenommen; mehrere Stück Zwickzangen, Hufraspeln, Messer, Wetzsteine und natürlich feste Arbeitshandschuhe!

Wir möchten uns an dieser Stelle ganz besonders herzlich bei der Firma Lohmann und Rauscher (www.lohmann-rauscher.de) bedanken, die uns immer wieder mit Verbandsmaterialien aller Arten unterstützt, welche wir in den weltweiten Einsatz senden; ebenso bei Herrn Prof. Hamper aus Deutschland, welcher hunderte Arztpraxen sowie Spitäler angeschrieben hatte und so eine große Menge an medizinischem Hilfsmaterial zusammensammeln konnte, Material, dass uns nun unendlich wertvolle Dienste leistet!

Was wären wir ohne Ihre Hilfe? Wir könnten nichts ausrichten, so aber ist unsere Familie eine schlagkräftige geworden, und wir möchten nochmals im Namen der Tiere vom Herzen Danke dafür sagen!!

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welch ein Unterschied: Paris von oben, Sahara – eine Landschaft wie auf dem Mars

Alles läuft perfekt; am Weg nach Paris lassen wir uns in Gedanken fallen, zwar noch mit müdem Geist mangels Schlaf, doch bereits erfüllt von unbesiegbarem Tatendrang. Der Weiterflug von der französischen Metropole in jene Mauretaniens hat dann aber erhebliche Verspätung, weil sich im Laderaum zwei Gepäckstücke finden, welche keinen mitfliegenden Personen zuzuordnen sind. Strenge Sicherheitsvorkehrungen verhindern ein Starten der riesigen Maschine und erst nach langen eineinhalb Stunde hebt der riesige Airbus 330 ab in Richtung Afrika. Der neueste Hit aus der Traumfabrik Hollywoods ‚Snowwhite and the Huntsman’ im Kinoprogramm, gezaubert auf die kleinen Bildschirme an den Rückseiten der Sitze verkürzt die Lufthoheit erheblich, und im Nu taucht unter uns eine Landschaft auf, welche frappant die soeben zur Erde gesendeten Bilder der Marssonde widerzuspiegeln scheint. Eine unendliche Weite rötlichen Sandes verkündet den Überflug über die Westsahara und den Eintritt in mauretanisches Staatsgebiet. Eine tausende Kilometer weite fast unzugängliche und höchst lebensfeindliche Leere, so empfindet es der/die EuropäerIn; Heimat, nennen es hunderttausende Nomaden!

Angekommen am Flughafen von Nouakchott; schon beim Aussteigen gibt uns der heiße Wind eine Antwort auf die Frage, ob uns denn nun auch hier langsam  – zumindest gedämpfte – herbstliche Temperaturen erwarten. Das Quecksilber des Thermometers aber spricht eine andere Sprache, es pendelt sich weit jenseits der 35 Grad ein. Die starke Militärpräsenz am Flughafen holt den/die BesucherIn schnell in die Wirklichkeit, verdrängt den anhand der Gerüche und fremdartiger Umgebung kurz aufkommenden Anflug von 1000 und einer Nacht-Romantik – wir haben es hier mit einer Demokratie zu tun, aber mit einer militärisch straff geführten; was immer das zu bedeuten hat, verrät ein Blick in die Geschichte des jungen Staates (Mauretanien erreichte erst 1960 die Autonomie, war bis dahin französische Kolonie)…

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Noaukchott von oben; aus dem Sand gewachsen, auf Sand gebaut

Alim, einer unserer treuen Mitarbeiter vor Ort,  erwartet uns bereits, in Fakt hat er wegen der Verspätung seit gut 90 Minuten in der brütenden Hitze vor dem Gebäude nach uns Ausschau gehalten. Dann geht es in unser Heim für die nächsten 8 Tage, auf direktem Wege zu Barbara und Sidi, ihrem Mann. Das so herzliche Paar wird uns bei sich aufnehmen und uns dabei ständig das Gefühl geben zu Hause zu sein. Barbara, aus Tirol stammend und seit eineinhalb Jahren ständig zwischen Nouakchott und Innsbruck pendelnd, ist inzwischen zur unverzichtbaren Hilfe im Projekt selbst geworden; in Fakt ist sie seit einigen Wochen fix in das Team integriert, ein unverzichtbarer Bestandteil dessen. Sie ergänzt die Mannschaft auf wunderbare Art und Weise, und zusammen mit Saleck, der rechten Hand von RespekTiere und Präsident des  RespekTiere Mauretanie :), übernimmt sie die Koordination und allfällige administrative Aufgaben.

Früh am nächsten Morgen beginnt unser erster Arbeitstag. Wir fahren zur der für den Sonntag zugeteilten Wasserstelle. Keine 100 Meter trennen uns noch vom Zielort, als plötzlich ein Esel auf der Straße auftaucht, taumelnd. Er fällt nieder, bleibt am Asphalt liegen. Wir können ob des erdrückenden Verkehrs nicht sofort stehen bleiben, erst  an der Wasserstelle selbst, jedoch dann springen wir ohne zu zögern aus dem Wagen um zu dem Verletzten zurückzukehren. Dorthin war allerdings unser Dr. Dieng schon unterwegs, und zusammen mit drei Helfern stützt er den Esel und führt ihn langsam in unsere Richtung. Das arme Tier wird untersucht; ein Auto hatte ihn angefahren und der Zusammenprall ließ furchtbare Wunden an beiden Beinen zurück. Dr. Dieng findet aber wenigstens keine weiteren Verletzungen, deshalb beginnen wir den Esel ruhig zu stellen, heißt, er bekommt eine Betäubung. Sekunden später schläft er tief und fest; wir schützen seine offenen Augen vor dem Sand und dann beginnt Dr. Dieng die Wunden zu vernähen; auf der linken Körperseite funktioniert das auch ganz gut, jene sind zwar tiefer, auch der Muskel selbst ist gerissen, jedoch ist die Stelle eine bessere, weil beim Aufstehen keine direkte Belastung auf die frischen Nähte kommen wird; rechts sieht die Situation dann schon anders aus – genau in der Beuge, jede Bewegung wird höllische Schmerzen verursachen, ob die Fäden der Belastung überhaupt standhalten werden, ist nebenbei dahingestellt.

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Der Esel scheint aufzuwachen, seine Bewegungen werden stärker; Dr. Dieng versucht die umherstehenden Menschen zum Weggehen zu bewegen, um das arme Tier nicht zu erschrecken, ein Versuch, der leider misslingt; wie in Panik springt der plötzlich auf, knickt ein, alle Belastung auf der vernähten Stelle, und im selben Augenblick reißen die Fäden…furchtbar! Sofort ist unser Team wieder zur Stelle; erneut dringt der kalte Stahl der eilig aufgezogenen Kanüle in die Adern und fast im selben Augenblick entspannen sich die Bewegungen des Esels. Er knickt wieder ein, findet abermals Erlösung im tiefen Schlaf. Dr. Dieng näht nun an gesunder Haut, zieht die Wunde weit zusammen; so müsste es eigentlich halten, meint er, eine Versicherung dafür gäbe es aber nicht. Inzwischen ist ein Junge vorbei gekommen, mit einer ganzen Schachtel Bananen nur für den frisch operierten! Das ist es was wir meinen wenn wir davon sprechen, dass es uns langsam gelingt die Mentalität zu ändern!

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Nun gibt es einige  Minuten zu verschnaufen – uff, das war ein Arbeitsbeginn! Genauso läuft jeder Tag für das Team, schießt es durch meinen Kopf, ständig neue Herausforderungen, immense Belastung, immer am Puls des Geschehens  – die Arbeit ist eine harte, dazu unter brennend heißer Sonne, doch andersrum: die Belohnung ist eine sofortige; die Dankbarkeit der Menschen für die so oftige Rettung ihrer Tiere ist eine buchstäbliche, Dr. Dieng und unser Team sind hoch angesehen unter der Bevölkerung. Gefeierte Helden, bedankt mit freundlichster Mimik von jedermann (Frauen findet man an diesen Orten nur ganz selten), und sie haben sich diesen Status wirklich verdient…

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Jetzt erst begrüßen wir uns zum ersten Mal wirklich; wir fallen uns in die Arme und Dr. Dieng stellt zwei neue Team-Anwärter vor: beide sind hier um den Beruf des Hufschmiedes zu erlernen, der eine ein bisschen älter, namens Diallo, der andere ein junger, kräftiger Mann namens Zappa. Einer davon wird ab nächster Woche unserem Team angehören.

Gueye ist ebenfalls anwesend – seit gut drei Monaten begleitet der tierärztliche Student  die Mannschaft jeden Tag, macht bei uns sein Praktikum. Gueye studiert in Rosso, einer gut 200 Kilometer entfernten Stadt im Süden Mauretaniens. Wie er zu uns kam? Auf der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz erzählte ein anderer Arzt von der RespekTiere-Klinik, welche so erfolgreich sei und so viele Esel behandeln würde;  das wäre der geeignetste Platz für einen angehenden Arzt und kurzerhand fand Gueye Dr. Dieng’s Nummer heraus, um diesen dann schon am nächsten Tag zu begleiten! Wir freuen uns riesig; erstens dafür, ihn hierzuhaben, denn Gueye macht sich wirklich hervorragend, zeigt Einsatz und Tierliebe, Verständnis und den Mut neue Wege zu gehen; und zweitens weil wir dies als neuerlichen Beweis erachten, wie gut der Ruf der mobilen Klinik inzwischen geworden ist, wie weit deren Bekanntheit nun riecht – einfach nur großartig!

Wir lassen den verletzten Esel alleine zurück; er soll friedlich und ohne Stress aus der Narkose erwachen und sich langsam von der doppelten Menge Anästhetikum erholen können; während Irmi ihre Arbeit mit Diallo und Zappa beginnt, wandern Barbara und ich immer wieder zum Verletzten zurück um ihm Wasser aus einer Flasche zu reichen. Die Sonne ist heute besonders gnadenlos, vielleicht auch nur für weißhäutige Menschen, welche gerade aus Europa angekommen sind; jedenfalls gefällt uns die Lage des Esels nicht, er sollte Schatten haben. So rufen wir die Mannschaft und schon in nächster Minute tragen wir den Armen zu fünft über die Straße, in die schattenspendende  Sicherheit einer Hausmauer; deren Besitzer regt sich nun auf, aber Dr. Dieng kann ihn überzeugen – es ist Gutes, was hier passiert, und der Esel braucht nichts mehr als Ruhe und Erholung…

Doch die Zeichen der Zeit sprechen bereits eine andere Sprache; während der Esel sich noch krampfhaft am Leben festhält, ist dieser Versuch dennoch längst der Irrrationalität preisgegeben, denn der Geruch Gevatter Todes ist bereits deutlich zu vernehmen. Tatsächlich, geübte Augen können die vermummte Gestalt in wallenden Kleidern deutlich vernehmen,  lehnt der Knochige schon an der zerbröckelnden Mauer gegenüber und beobachtet fast gelangweilt den verlorenen Kampf des Armen. Er hätte keinen passenderen Ort wählen können, das Ziegelwerk selbst ist ein Mahnmal der Vergänglichkeit, Wind und Wetter haben dem Wall stark zugesetzt, die Elemente nagen an seinem Dasein und er wird wohl in absehbarer Zeit zu dem zurück kehren, wo wir alle letztendlich unsere Bestimmung finden werden – in den Staub zu unseren Füßen…

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Der Tod hat keine Eile; er beobachtet den Sterbenden, keine Hast in seinen Bewegungen; in Kürze wird er wohl zu ihm rüber gehen, seine im Sand hinterlassenen Fußstapfen im Augenblick des Moments wie von Geisterhand vom Wind verweht, um ihm tief in die Augen blicken; er wird an seinen Nüster saugen, nur einen Wimpernschlag, und wird sich Nähren vom Atem des Lebens. Er wird den Esel mit sich nehmen, mit sicherer Hand führen auf die Straße ins Nirgendwo. 

Und tatsächlich, trotz aller Fürsorge überlebt er Gepeinigte die Nacht nicht; früh am nächsten Morgen kommt die erschütternde Mitteilung: der Esel hat den Kampf verloren, ist seinen Verletzungen erlegen. Wir sind unsagbar traurig, aber Mauretanien ist ein hartes Land; jeder neue Tag ringt nach neue Herausforderungen, und Menschen und Tier erliegen diesen nur all zu oft. Was bleibt, ist die Hoffnung; und der feste Vorsatz, trotz aller Rückschläge immer weiter zu gehen, keine Sekunde zurück zu blicken, dem Tod in die Augen zu sehen und das Leben zu umarmen. Was dieses bringt, steht in den Sternen, manche nennen es Schicksal – aber unserer Aufgabe ist es, eben dieses möglichst positiv zu beeinflussen! Möge er in Frieden ruhen, wir werden ihn nie vergessen….

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ein Bild der Hoffnung – ein Umdenken findet statt!

Irmi’s Arbeit ist eine essentielle; der Beruf des Hufschmiedes war in Mauretanien bisher nahezu unbekannt, an den Eseln, egal des Zustandes des Horns, wurde keinerlei Hufpflege gemacht. Wir wollten, mussten, den untragbaren Zustand ändern und haben schon im Zuge der letzten Reise mit der Einführung des so wichtigen Teilbereiches begonnen. Die Biologin Sylvia Reiter wählte dabei die Hufbehandlung zum Schwerpunkt ihres Beitrages, sie blieb mehrere Monate für uns im Land und konzentrierte sich dabei auf diese Arbeit.
Nun konnten wir mit Irmi Forsthuber eine staatlich geprüfte Hufschmiedin mit nach Nouakchott bringen und ihr zwei ‚Lehrlinge‘ unterstellen. Irmi arbeitete mit unfassbarem Einfühlungsvermögen, fast als ‚Eselflüsterin‘; tatsächlich hielten selbst die unruhigsten Tiere nach kurzer Zeit völlig still, und zu allermeist musste dann auch niemand den Esel festhalten. Sie erklärte ihr kompliziertes Handwerk auf beeindruckend verständliche Art und Weise und verschmolz im Nu mit der Mannschaft und den umstehenden Beobachtern zu einem Team – wunderschön! Selbst die Sprachbarriere verschwand im Nu und so konnten wir einen riesigen Erfolg feiern: ab sofort wird ein angelernter Hufschmied das Team begleiten, sich dabei allein auf das Hufeschneiden beschränken! Wir füllen damit endgültig eine enorm wichtige Lücke und vervollständigen unsere Hilfe auf neuer Ebene! 

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letzte Reihe: vorher – nachher 🙂

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Irmi erklärt Dr. Dieng die Berufs-Handgriffe!

Ein weiterer Esel wird behandelt; an seinem Rückenende ist eine riesige Wunde entstanden, offen; sie klafft zentimeterweit auseinander, lässt Einblicke in das Innenleben des Körpers frei – ganz entsetzlich anzusehen. Dr. Dieng desinfiziert, versucht zu nähen, gibt aber bald auf – zu groß ist der Abstand, zu tief ist die Verletzung;  es bleibt nur eines: der Eselhalter bekommt ein Mittel zur Desinfektion und wird angehalten, die Wunde ständig zu säubern. Dr. Dieng will den Esel in ein paar Tagen wieder sehen, dann entscheiden, was weiter getan werden kann.

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Ein paar Jungs erschienen; sie haben auf ihrem Karren einen Esel gebunden, in liegender Stellung, die Beine fest verknotet; er wäre von einem Auto anfahren worden, erklären sie, und da sie wussten, dass das RespekTiere-Team heute an jener Wasserstelle ist, seien sie sofort aufgebrochen.

 

Dr. Dieng untersucht den Verletzen, Gott sei Dank kein Bruch! Er stellt den Fuß ruhig, kühlt die Schwellung und spritzt dem Esel Schmerzlinderer mit abschwellender Wirkung, dazu Vitamine, und behandelt ihn gegen Parasiten. Dann können ihn die Kinder wieder mitnehmen, nicht aber ohne zu erfahren, dass sie auf den Esel ganz gut aufpassen müssen – und ihn lieb haben müssen! 🙂

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RespekTiere behandelt inzwischen weit mehr als 1 000 Esel im Monat; ein immenser Aufwand, doch gemessen an der Anzahl von geschätzten 80 000 Tieren in der ganzen Stadt wird uns immer wieder bewusst, welches Stück Arbeit wir in diesem Land noch vor uns haben! Zurücklehnen gilt nicht, nicht für uns, nicht in den nächsten 20 Jahren, so viel steht fest!

Dennoch , ein Faktum, eine Tatsache, macht uns mehr als stolz: es ist augenscheinlich, wir haben seit Jahren nicht nur unser Niveau gehalten, nein, wir haben uns ständig verbessert, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt,  und mit riesigen Schritten sind wir vorangeschritten; heute können wir mit Fug und Recht behaupten: wir helfen nicht nur den Eseln, wir sind dabei eine ganze Gesellschaft zu verändern!  KennerInnen dieser Breitengrade wissen wohl wie sich die Situation noch vor wenigen Jahren präsentierte; damals konnte kaum ein Esel gesehen werden, dessen Körper nicht mit schweren Wunden, Geschwüren, Verletzungen, überzogen war und auch heute noch gibt es solche Fälle: aber im Unterschied zu damals sind sie wesentlich seltener geworden, und an jenen Wasserstellen welche wir betreuen, bleiben sie fast völlig aus! Warum? Weil wir IMMER auf Aufklärung gesetzt haben und dies auch weiterhin tun, der behandelnde Arzt ist angehalten jedes einzelne Gespräch mit dem Hinweis auf die Folgen des Schlagens zu beginnen. Und dieses Vorgehen zeigt Wirkung! Den allergrößten Erfolg brachte uns wahrscheinlich die Aussendung eines extra produzierten Radiospots, der vor einigen Jahren für Furore sorgte; es war der erste Tierrechtsspot Mauretaniens, vielleicht sogar ganz Afrikas, wo ein heiliger Mann, ein Imam, Stellen aus dem Koran erklärte, welche dezidiert das Schlagen von Tieren verbieten. Mauretanien ist eine islamische Republik, ein sogenannter Gottesstaat; nur vergessen die Menschen, allzu oft nicht zuletzt auf Grund der Armut und vielleicht noch viel mehr wegen des Nicht-mächtig- seins des Lesens und Schreibens, auf die Worte des Allmächtigen!

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Fotoserie, erste Reihe: RespekTiere-Wasserstelle, mit den ‚Nicht-Schlagen-Plakaten‘, designed bei Caro Riener; Arztkoffer im RespekTiere-Design des Dr. Dieng; Reihe zwei: Barbara, Dr. Dieng und Mohammed bei der Arbeit; Esel im Müllmeer auf Nahrungssuche; Reihe drei: Mohammed gibt eine Injektion; tote Esel findet man überall; letzte Reihe: wir vergeben wieder Geschenke für Esel in besonders schönem Zustand; Dr. Dieng montiert einen Dreiecksstrahler (die Wagen sind in der Nacht völlig unbeleuchtet) an einen Esellkarren – diese  so enorm wichtigen Rückstrahler wurden übrigens vom großartigen Stephan Urlhart aus Pocking gespendet!

Wir besuchen das bekannteste Kommunikationszentrum der Stadt; dort produziert man Radiosendungen, Werbeclips, veranstaltet Konzerte, führt Impf- und Aids-Kampagnen, geht auf die Drogensucht ein und vertritt Menschenrechte im Allgemeinen.  Ein wunderbarer Ort, ein Ort des Friedens, des Fortschritts, der Bildung und des Gemeinsamen – ein Ort wie geschaffen für uns! Nedwa heißt der Schirmherr dahinter, und genau hier wurde schon unser erster Radiospot produziert – wir sitzen mit den Sendungsverantwortlichen zusammen und überreichen unser neuestes Plakat zum Aushängen – ‚Wer Gnade am Tier übt, an dem wird Allah Gnade üben‘ – mit überwältigendem Ergebnis: der Direktor Moussa Kante, ein äußerst liebenswerter, weiser Mann, vergießt eine Träne, eine Träne der Achtung und des Respektes, so sehr ist er vom Gesehenen einvernommen! Er erzählt danach, seit unserer ersten Begegnung spricht er jeden Tag auf ein Neues mit seinen Söhnen über das Eselprogramm, die Eselproblematik, und er liebt bis heute den Spot – kann es kaum erwarten ihn wieder und wieder auszustrahlen!

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Auch er weiß davon, die Menschen hier beginnen langsam über  das Schicksal der Tiere nachzudenken – und wir sind zur Konstante, zum Bindeglied für diese Entwicklung geworden…

Es stimmt, RespekTiere hat in Nouakchott mit einem reinen Tierschutzprojekt begonnen und hat in sehr kurzer Zeit direkt zu den Tierrechten gefunden, ein Plan, der eigentlich wider Erwartens unfassbar schnell funktioniert hat!

Wir dürfen jetzt nicht nachlassen, auch wenn die Kosten, sie werden wohl an die 8 000 Euro für die Ausstrahlung betragen, überwältigend scheinen; aber das dabei gesagte, es sind mehr als Worte, diese Sätze sind dabei eine neue Ära einzuläuten – welche wichtiger Botschaft gäbe es? Deshalb bitten wir Sie vom Herzen – überdenken Sie unsere Worte, auch wenn der Preis ein hoher ist, und wenn Sie unserer Meinung sind: helfen Sie uns den Traum weiter zu leben, den Traum vom Umbruch einer Gesellschaft, der zuerst über die Erkennung der Tierquälerei als Tatbestand führte, und nun drauf und dran ist die Täter auszugrenzen, aus der Anonymität zu holen und sie auf sanften Wege zurück zu den Wurzeln der Menschheit zu führen, zum Anbeginn der Beziehung Mensch/Tier, dorthin, wo  wir noch Brüder und Schwestern waren…

Das ‚gnadenbringende Plakat‘ thront nun in einem der wichtigsten Kommunikationszentren der Stadt, allein dieser Faktum hat unseren Besuch geadelt; ein Plakat welches die RespekTiere-Philosophie wie kein zweites widerspeigelt, handelt es sich dabei doch um eine Zusammenarbeit auf so vielen Ebenen, nur durch die Mithilfe einer so wunderbaren Designerin Frau Uschi Apelt, des Gelehrten Adel El Sayed, unseres Freundes Ing. Habib, Saleck, des unverzichtbaren Mitarbeiters, sowie der Initiative unserer Unterstützerin Gerlinde Rupp entstanden…  

Im Sinne einer übergreifenden Zusammenarbeit, von Freundschaft und Liebe: eine mehr als erzählenswerte Episode spielt sich am Strand ab und wir wollen, dürfen Sie Ihnen nicht vorenthalten; direkt beim Fischmarkt, in der Nähe des Hafens,  behandeln unsere Ärzte inzwischen auch, die dortigen Esel werden für die Fischverladung und den Transport deren in die Stadt eingesetzt. Wir sehen einen Esel, angebunden an seinem Karren, in der Sonne ruhend; neben ihm: ein Hund! Und dieser schmiegt sein Gesicht ohne Unterbrechung sanft an den Gefährten, immer und immer wieder! Der Anblick lässt selbst harte Männeraugen ein bisschen feucht werden, und eine einsame Träne sucht alsbald ihren Weg über sonnenverbrannte Haut…

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Einige Tage später sind wir wieder am Fischmarkt; Mohammed, einer unserer Mitarbeiter, erklärt uns die Tücken dieses Behandlungsplatzes, zeigt verschiedene Esel und deren Problematiken, Schwachstellen; da kommt jenes Gespann auf uns zu, vollbeladen mit den so typischen Eisboxen mit Fischen drinnen – und neben dem Esel läuft der Hund, immer im Schatten des Transportes – unser Paar! Tatsächlich reden wir mit dem Esellenker, und der erklärt die Beiden wären unzertrennlich, schon seit langer, langer Zeit. Freundschaft über die Arten hinweg – wie wunderschön, wir  Menschen sollten uns ein Beispiel daran nehmen!

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Lesen Sie in wenigen Tagen den Teil 2 des Reiseberichtes! Zeilen voller Überraschungen, Worte, die Sie traurig machen, aber auch solche, welche Sie zutiefst erfreuen werden, erwarten Sie – so viel sei versprochen!  Lesen Sie von wichtigen Begegnungen, erfahren Sie über die Menschen vor Ort, von Künstlern, von MenschenrechtsaktivistInnen, vom Fortschritt unserer Arbeit – und der unverzichtbaren Wichtigkeit deren! ‚Esel in Mauretanien‘, ein Projekt so einzigartig wie nur möglich – und Sie sind ein Teil davon!

we proudly present – das RespekTeire-Team in Nouakchott: v.l.n.r. Barbara, Saleck, Tom, Moussa, Mohammed, Dr. Dieng, Irmi!

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