Metzgersprung Salzburg 2016

Metzgersprung in Salzburg, der Feiertag der Metzgerinnung. Wie in jedem Jahr strömten auch heuer tausende Menschen herbei, um den Fleischhauer-Lehrlingen bei einem Bad in einem Becken mit angewärmten Wassers zuzusehen, welches die künftigen Tiertöter von den Sünden der Lehrjahre reinwaschen soll.
Wieder wurde ein frömmlicher Gottesdienst abgehalten, wo bluttriefende Hände den Leib Christi empfingen. ‚Du sollst nicht töten’, sprach dieser einst, und er detaillierte jene Aussage niemals. ‚Du sollst nicht töten’, steht in den heiligen Gesetzen der Bibel, unverrückbar, ein Tatbestand, welcher keinerlei Spielraum für Auslegung hinterlassen hat.
Ein gutes Dutzend TierschützerInnen, zur Abwechslung einmal nur lauen Wind und mäßig kalten Temperaturen trotzen müssend, hatten sich vor dem Haus Gottes versammelt um auf diese Richtigkeit hinzuweisen.
Recht zahlreich war auch die Polizei am ‚Tatort’ vertreten, fast schon wie gewohnt sehr freundlich und hilfsbereit.
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Schon im Vorfeld der Kundgebung, bei den Aufbauarbeiten, kam es unter gegebenen Umständen zu vielen Diskussionen, fruchtbaren und weniger fruchtbaren; und dennoch überwiegte ein durchaus optimistische Eindruck – langsam aber sicher scheint der Tierschutzgedanke verankert und auch noch so vehemente Verfechter der so angestaubt anmutenden Theorie ‚Der Mensch isst ja schon immer Fleisch’ geben sich inzwischen wesentlich gesprächsbereiter – es ist eine Basis vorhanden, eine Brücke, welche den Übergang zur ‚veganen Revolution’ transportiert! Es sind keine Hirngespinste von ewig gestrigen Weltverbesserern mehr – längst schon waren Experten und Wissenschaft vor den Gefahren des Fleischkonsums für das Weltengefüge – vegetarische Ernährung rettet Leben, nicht nur tierliches, wie z. B. folgendes Faktum beweist: würde allein in den USA der Fleischkonsum um 10 % gesenkt, könnten 100 Millionen Menschen mehr auf dieser Welt vegetarisch ernährt werden – 100 Millionen!!! Und, für all jene, die da meinen mögen, ‚Ja, für Tiere setzt Ihr Euch ein, aber wer tut was für all die armen Kinder?’, vergessen wir nicht: 6 Millionen Minderjährige sterben Jahr für Jahr einen schrecklichen Hungertod! Angesichts dieser so traurigen Tatsache muss erwähnt werden, auch wenn die folgende Einsicht nicht in jedermann/frau angenehme Gefühle auslösen wird: Fleischessen, es ist so wie es ist, tötet somit auch einen Teil diese Kinder…
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Laute Musik der Kapelle verkündete schließlich den Einmarsch der neuen Gesellen der Fleischerzunft – diese hat schon rosiger Zeiten erlebt, ganze 6 Mädchen und Burschen hatten heuer ihre Lehrjahre des Tötens abgeschlossen und den Weg durch die Zuschauermenge angetreten!
Ein kunstblutüberströmter Aktivist im Lendenschurz, ein schweres Holzkreuz vor sich her schleppend, mit Schafmaske und Dornenkrone, verlangsamt an vorderster Front den Zug der Festgesellschaft, begleitet von der Polizei. Nach den Angriffen vor einigen Jahren, als Franziskanermönche den eigenen ‚Berufsethos’ verletzten und dem Kreuzträger gegenüber handgreiflich geworden waren, zeigte man sich auch heuer wieder vorsichtiger.
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‚Lamm Gottes’ verkündet ein Schild am Kreuz, 2 Metzger in Totenkopfmasken vervollständigen die bizarr anmutende Szene, ein Transparent mit der Aufschrift ‚Wir kreuzigen Jesus jeden Tag – in unseren Schlachthöfen und Mastanstalten‘ mit sich tragend. AktivistInnen in Huhn- und Kuhmaske zeigen einen Banner, der ‚Wir sterben jeden Tag für Eure Ernährungssünden’ verkündet. Dicke Buchstaben auf leuchtend weißen Stoffen schreien den BesucherInnen zusätzlich ‚So lange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben!’ entgegen. Die TierschützerInnen, gekleidet in Kuh-, Schweine-, Hühner-, Hasen- und Schafkostümen bilden einen Spalier, der ganze Festzug muss durch dieses Aufgebot an mahnenden Worten und Bildtafeln, welche das Grauen in der Österreichischen Massentierhaltung zeigen.
Am einzigen Zugang zum Klosterhof, wo der Sprung der Metzger dann tatsächlich stattfand und wo alle BesucherInnen durch eine enge Gasse hindurch mussten, standen rings und rechts neben den Säulen Gevatter Tod – mit einem Schild mit der Aufschrift ‚Welcome to my paradise‘ – sowie eine Aktivistin im Schweinekostüm, deren Tafel ‚Welcome to my hell‘ verriet… 
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Später konnte man einen Metzger inmitten seiner Opfer liegen sehen, allesamt (kunst-)blutübergossen; der Fleischer sollte sich selbst gerichtet haben, den Lauf des Gewehres in seinem Mund, eine dicke Blutspur bahnte sich den Weg über die Wangen bis auf seine Schürze; einen kurzen Abschiedsbrief hatte er hinterlassen, worauf ‚Ich konnte die Schande nicht mehr ertragen ein Tierschlächter zu sein!‘ stand… hinter sich hatte längst Gevatter Tod, sensenbewehrt, Stellung bezogen!
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Für so manchen mag diese Zur-Schau-Stellung von Leid und Gewalt überzogen gelten, doch verlieren diese Menschen wohl auch einen Gedanken an all das Elend in den Ställen, auf den Transportwegen, in den Schlachthöfen? Unbeweinte Mitgeschöpfe, einer gnadenlosen Tötungsindustrie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert! Entrissen ihren Eltern, ihrer Kindheit beraubt, in Lastkraftwagen getrieben, einen schrecklichen Tod erwartend. Beschäftigt man sich mit deren unermesslichen Qualen, dann bekommt der Begriff ‚Überzogen’ sehr schnell eine andere Bedeutung, wird im Nu ins Nichts gestampft!
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Wir können es nicht oft genug betonen, wir wollen niemandes religiöser Ansichten verletzen, sind im Reinen mit unserem Gott, wenn wir solche Aktionen starten. Es tut uns leid, fühlt sich jemand abgestoßen von derartigem Aktionismus – und dennoch: es ist die einzig wirklich erfolgsversprechende Möglichkeit, auf gegebenes himmelschreiende Unrechtssein hinzuweisen. Aktionen wie diese veranlassen die Menschen zu diskutieren, sei es nun im positiven wie auch im negativen Sinne – es ist völlig egal. Jemand mag da sagen: ‚Was die da tun, das ist mir zu viel, lauter Idioten, …aber natürlich, die Tiertransporte müssen aufhören…’ –  schon ist dem Anlass genüge getan!
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Sie sind noch nicht überzeugt? Dann bitte ich Sie um folgende Überlegung: wir alle werden eines Tages vor einem Schöpfer stehen – was denken Sie, worüber wird das Göttliche mehr erzürnt sein – über jene, die für unsere Mitgeschöpfe eintreten, Gewalt ablehnen und von Frieden (mit sich und der Umwelt) sprechen, ab und dann vielleicht damit religiöses Empfinden irritieren, oder über jene, die mit bluttriefenden Händen, vor Leichensaft in den Mundwinkeln sabbernd, in einer Pfütze aus Eingeweide waten und als Entschuldigung vorbringen: ‚Es hat halt so gut geschmeckt…’?
Wird Jesus selbst jenen eher verzeihen, die sein Leiden auf die Sache der Tiere übertragen haben und in deren und in Gottes Namen symbolisch ein Kreuz mit Dornenkrone und dem Antlitz eines gequälten Wesens, geschaffen von seinem Vater, um Aufmerksamkeit für die unsagbare Pein der Stimmlosen gefleht haben, oder jenen, die töteten oder in ihrem Namen töten ließen und damit sein Schaffen in einem Blutmeer ertränkt haben? Noch dazu aus so triviale Gründe, für’s Schnitzel und für die Bratwurst?
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