Hohe Jagd 2017 mit großer Medienpräsenz

Gedanken zur Jagdmesse ‚Hohe Jagd‘
Die Fachmesse ‚Hohe Jagd‘ am Salzburger Messegelände präsentierte sich auch heuer wieder als DER Publikumsmagnet. An jedem Tag der Veranstaltung konnte man zur vollen Stunde in den Verkehrsnachrichten hören, dass sämtliche Zufahrten überlastet und die Parkmöglichkeiten erschöpft waren. Aus allen Teilen Europas sollten sie wieder in ihr Mekka kommen, jene, die den Krieg gegen die Tiere bis in die hintersten Winkel unseres Planeten weiterführen…
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 Foto: ein würdiges Empfangskomitee…

 

Einen großen Anteil an den Messeständen nehmen, jedes Jahr noch mehr, Anbieter ein, welche Auslandsjagden offerieren. Für 50 000 Euro kann man dann in Namibia einen Elefanten töten oder für wenige tausend einen Bären irgendwo in Russland. Tendenz dieser ‚Angebote‘ ist stark steigend, denn in Zeiten des Wohlstandes ist die Großwildjagd längst nicht mehr nur den Reichen und Mächtigen vorbehalten. Im Prinzip kann heute fast jedermann/frau eine solche Mordreisen buchen und dabei in die Abgründe der eigenen Seele tauchen…
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Ist dem nicht schlimm genug, verstecken die Grünrücke die wahren Beweggründe (und die sind nun mal zu 100 % die Tötungsabsicht, also die Mordlust) auch noch hinter einer erbärmlichen Fassade von vermeintlichem ‚Tierschutz‘; sie würden mit dem Abschuss gar Artenschutz betreiben, da damit zum Beispiel Schutzgebiete für bedrohte Tierarten finanziert würden (für jene Tiere also, welche sie kaltblütigst abknallen); die Frage ist, wenn man der Errichtung solcher Schutzzonen so wohlwollend gegenübersteht, warum geht man dann nicht den direkten Weg und überweist die Summe einer Organisation, welche genau diese Arbeit macht? Ähnlich verhält es sich mit dümmlichen Aussagen wie ‚ich schieße Fleisch für die arme Bevölkerung‘ und dergleichen; das Kotzen könnte einem kommen, hört man derart tolldreiste Floskeln. Auch hier gilt: wäre es nicht besser, wenn man schon diese Intention verspürt, eine Menschenrechtsorganisation zu unterstützen oder selbst vor Ort Lebensmittel einkaufen zu gehen und an bedürftige Menschen zu verteilen? Diese sind ja – trotz der Trophäenjagd, welche doch angeblich den Einheimischen so viel Geld bringt – nicht schwer zu finden! Bitte überlegen Sie: glauben sie tatsächlich, dass auch nur eine arme Familie in diesen Ländern von der mörderischen Großwildjagd profitiert? In Ländern mit obskurer Rechtslage, mit horrender Korruption, mit oft diktatorischen Regierungen, wo die ganz wenigen Reichen in Gold baden und wo den ganz vielen Armen kaum einen Bissen zum Essen bleibt?
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Foto: es scheint gut zusammenzupassen – die Prostitution und die Jagd; jedenfalls sind alle Bordellbesitzer mit ihrer ‚Werbung‘ an gut platzierter Stelle präsent…

Fazit ist: für was immer wir in diesem Zusammenhang Rechtfertigendes aus Jägersmunde hören, gibt es in der schönen deutschen Sprache auch einen gebührlichen Ausdruck: Jägerlatein! Manchmal scheint es, nun, da die Öffentlichkeit immer mehr zum Feind der JägerInnen wird, dass in deren Reihen einige Menschen extra dafür abgestellt sind, um sich den ganzen lieben Tag lang mit nichts anderem zu beschäftigen als mit dem Nachdenken darüber, was man ins Felde führen könnte, um die Jägerschaft wieder beliebter zu machen. Leider hat man sich, wahrscheinlich aus Mangel an möglichen Gutpunkten, dazu entschieden mit Polemik und Halb-Wahrheiten, bzw. gezielt gestreuten Unwahrheiten zu arbeiten.
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Obwohl die Bärenjagd in Rumänien verboten ist, lockt dieser Anbieter mit einem ausgestopften Tier KundInnen an; auf usnere Frage, ob denn die Bärenjagd im Moment möglich sei, antwortet der Mann verschmilzt lächelnd: ‚Bald wieder…‘

 

Was bleibt zur Thematik in unseren Ländern zu sagen?

Immer wieder hören wir: die Jagd ist wichtig, sie schützt die Landwirtschaft. Außerdem helfen die JägerInnen den Tieren, zum Beispiel durch Zufütterung im Winter. Fakt ist, dass die jagdliche Hege in erster Linie dazu dient, eine möglichst große Anzahl möglichst prächtiger Tiere zum Abschuss zur Verfügung zu haben. Unter solchen Voraussetzungen leiden selbstredend jene Tiere am meisten, die diesem Ziel zuwiderlaufen – besonders Beutegreifer wie Fuchs und Mader, welche als Konkurrenz gesehen und erbarmungslos verfolgt werden. Darüber hinaus werden durch Jägershand die Lebensbedingungen in der Natur gezielt zugunsten jagbarer Tiere verändert. Tiere, die nicht gejagt werden dürfen und deshalb für die Jägerschaft uninteressant sind, werden teilweise oder vollkommen verdrängt.
Oder in anderem Falle, dann, wenn sich Arten auch als Trophäen gut machen, brutal ermordet – siehe Luchse in den OÖ-Kalkalpen, wo im Zuge eines Wideransiedlungsprojektes innerhalb kürzester Zeit kein einziges männliches Tier übrig geblieben ist; einige der Mordopfer sind wohl für immer verschwunden, andere wieder aufgetaucht – in Kühlvitrinen, vorbereitet zum Ausstopfen!
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JägerInnen fördern die Artenvielfalt? Aha, bitte denkt an die Entwicklung in den letzten Monaten, an unsere Proteste vor dem Parlament und dem Landhaus in Niederösterreich – egal ob Biber, Fischotter, Krähen, Kormoran – allesamt eigentlich streng geschützte Tierarten – es wird wieder zum großen Halali geblasen…
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Fotos, Reihe 1: viele Fuchsfelljacken sind im Angebot; hier eine Jacke, deren Innenleben einzig aus Fuchspfoten besteht; rechts: es ist schon sehr spassig, mit einem Mordopfer zu posieren; Reihe 2: seltsamer Jägerhumor… Reihe 3: Unterwäsche mit Pelzapplikationen, rechts: fahrbarer Jagdstand, damit auch der Unbeweglichste noch zum Ansitz kommt… Reihe 4: Fuchsfell scheint sehr begehrt; Reihe 5: Jagdreisen speziell für Paare; rechts: Gewehrfach im Pickup!
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 Fotos: bizarrer Jägerhumor…
JägerInnen behaupten: Wildfleisch wäre ein besonders gesundes Nahrungsmittel. Dem kann man erwidern: 1. Um es in der Jägersprache zu formulieren, alleine ein ‚weidgerechter‘ Schuss, also ein ‚Blattschuss‘, verbunden mit einem raschen Ausbluten des getöteten Tieres, ist die unabdingbare Voraussetzung, um eine einwandfreie Fleischqualität zu garantieren.  Werden aber Organe des Verdauungstraktes verletzt, was meistens passiert, treten Keime aus, die zur Gesundheitsgefahr führen. 1 Gramm Mageninhalt enthält bei Rotwild 30 Mill. Keime! Bei ‚Weidwundschüssen‘ ergibt sich daraus, dass das Fleisch innerhalb weniger Stunden in Fäulnis übergeht. Ein verspätetes Aufbrechen der Tiere, wie es bei krankgeschossenen dann die Regel ist, führt demnach dazu, dass das Fleisch für den Verzehr nicht mehr geeignet ist. Wenn man nun bedenkt, dass nur ca. 25 % der Tiere tatsächlich einen Blattschuss erhalten, also 75 und mehr % aller erschossenen Wesen lebensgefährlich verletzt werden und oft noch stundenlang unter extremsten Schmerzen weiterleben, ergibt sich ein geradezu desaströses Bild in Bezug auf Fleischqualität. Ebenso ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass bei der Jagd die ansonsten so strengen Lebensmittel-Hygienevorschriften nicht eingehalten werden, es muss für eine saubere Unterlage gesorgt sein, für saubere Messer – diese dürfen zum Beispiel nicht auf die Erde gelegt werden – für ein Ausspülen der Wunden mit Wasser und eine schnellstmögliche Kühlung. Weiters dürfen erlegte Tiere nicht offen oder gar übereinandergestapelt transportiert werden. Wer je eine Treibjagd gesehen hat, weiß, dass diese Anordnungen nur seltenst eingehalten werden.
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 Foto: schwere Waffen für kleine Geister…
2. Auch interessant: die Jägerschaft behauptet doch immer, sie würde vor allem alte und kranke Tiere schießen – wie verträgt sich eine solche Aussage mit dem plötzlichen Wunsch nach ‚gesundem‘ Fleisch‘?
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Auch in diesem Punkt gibt es ein Fazit: Wenn jemand wirklich gesund essen möchte, sollte er oder sie doch einfach zum nächsten Bio-Gemüsebauern einkaufen gehen, anstelle dafür Tiere zu töten. Wenn Fleisch unbedingt benötigt wird, dann sollte es zumindest aus möglichst artgerechter Tierhaltung stammen; und hier sind wir schon wieder bei der Entlarvung einer Jäger-Mär: Wildfleisch wäre ja so gesund, den Tieren würde es so viel besser gehen als jenen in den Fleischfabriken; das stimmt auch so, aber die Frage ist halt nur: muss man sie deshalb töten, wäre es, wenn man auf diese Weise argumentiert, nicht ebenfalls empfehlenswert, sich für bessere Bedingungen der ‚Nutz’tiere einzusetzen, anstatt sich über die derzeitigen zu mokieren und in den Wald raus zu gehen und zusätzlich völlig Unschuldigen das Leben zu rauben? Und: können wir also davon ausgehen, dass JägerInnen, die dann doch zum überwiegenden Teil – ich gehe von 100 % aus – auch Kühe, Schweine, Puten und Hühner essen, deren Fleisch nur und ausschließlich aus Bio-Haltung kaufen? Weil alles andere wäre dann bloße Heuchelei!
 
Überhaupt, sollten für den Fleischverzehr langsam nicht viel eher moralische Werte herangezogen werden, anstatt ständig nur triviale Gründe wie ‚Geschmackserlebnis‘ zu nennen?
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Foto: ist das der richtige Ort für Kinder???

Vielleicht auch ganz interessant: alleine im kleinen Salzburg gibt es mehr als 10 000 JägerInnen! Österreichweit sind es dann mehr als 120 000 – ergibt pro Quadratkilometer in etwa 1,5 JägerInnen – flächendeckend, also auch die Großstädte miteinbezogen; lässt man solche Orte weg, kommt man schnell lauf mehrere Jäger pro Einheit, fühlt man sich von den Grünröcken geradezu umzingelt! Diese ermorden dann auch rund 780 000 Tiere im Jahr, darunter 350 000 Reh-und Rotwild, rund 120 000 Hasen und 66000 Füchse (Salzburg: 21 000 Rot- und Rehwild, dazu 2900 Gamswild, 2400 Hasen, 3300 Füchse), so zumindest weist es die Statistik Austria für das Jagdjahr 2015/2016 aus. Rechnen wir um, sind das 91 Tiere jede Stunde, 1,5 pro Minute, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr…
In einer kürzlichen Diskussion erläuterte der Landesjägermeister von Salzburg uns gegenüber: Zur Jagd gehört auch die Freude am Erlegen – jetzt eine wichtige Frage: die Jäger repräsentieren rund 1,5 % der Bevölkerung. Wenn für die restlichen 98,5 % aber ein Töten unvorstellbarer Wahnsinn ist, wessen Einstellung ist dann zu hinterfragen?
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Jagd ist Leidenschaft, hören wir oftt – Leidenschaft kann höchst positiv besetzt sein, zum Beispiel wenn man von Liebe spricht oder im Sport etwa; wenn Leidenschaft aber darin gipfelt, dass ein Lebenswesen getötet wird, so disqualifiziert sie sich wie im Falle der Jagd auf bloße Blutgier und Mordlust.
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Foto: auch das schöne Geschlecht ist vor der Mordlust nicht gefeit…
Abschließend möchten wir noch den weltbekannt Bestsellerautor und Förster Peter Wohlleben zu Wort kommen lassen. Der gute Mann meinte unlängst in einem Interview mit dem ‚Schweriner Volksblatt‘: ‚Wenn man die Regulierung der Bestände der Natur überlassen würde, müsste unter Umständen gar nicht mehr gejagt werden, und das Töten hätte ein Ende.‘ Auf die Frage ‚Sie möchten die Jagd abschaffen?‘, antwortete er: ‚Die Jäger wären darüber sich nicht glücklich. Da würde es wohl große Widerstände geben. Aber einen Versuch wäre es wert.‘
Dem können wir uns nur anschließen.
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Über die Messe selbst möchten wir in diesem Jahr gar nicht so viel erzählen, wir lassen viel lieber die Bilder sprechen. Sehr positiv war die Tatsache, dass sehr viele der JägerInnen unseren Stand besuchten, und dass sich dann oft auch äußerst gesprächsbereit zeigten. Immer wieder kam Kritik an den Jägers-GenossInnen, an verschiedenen Jagdpraktiken. Ein Mann, aus Tschechien, meinte nach unserem Gespräch sogar: ‚Ich töte nie wieder ein Tier!‘ Natürlich und selbstredend gab es aber auch andere Diskussionen, mit voller Inbrunst geführt von beiden Seiten. Das Wetter spielte nicht immer mit, besonders am Freitag standen wir von 9 Uhr früh bis 17 Uhr abends im strömenden Regen, dafür entschädigte der Sonntag etwas. Großartig war, dass der ORF viel berichtete, so zum Beispiel wurden wir zu einer Radiosendung geladen und dann auch direkt vor Ort für das Fernsehen interviewt – vielleicht ist diese Medieninteresse ein Indikator, dass die Menschen zunehmend die Jagd hinterfragen und an Gegenargumenten wissbegierig sind?! 🙂
Unrühmlicher Abschluss waren dann wieder einmal die letzten beiden Stunden – Sie erinnern sich, im Vorjahr war eines unserer Transparente angezündet worden, dieses Mal zückte ein Passant ein Messer und konnte erst im letzten Moment gehindert werden, eine solche Stoffbahn zu durchschneiden. Sonderbar: gerade in diesem Augenblick kam zufällig ein Polizeiwagen vorbei – auf die erboste Meldung eines Aktivisten, der Mann hätte mit dem Messer gedroht und wollte ein Zerstörungswerk setzten, meinte der Beamte lapidar: ‚Es ist 5 Minuten nach 5 – Ihr müsst doch sowieso längst abbauen…‘
Zuvor schon war es zu sehr grenzwertigen Erfahrungen gekommen, nachdem angetrunkene Messebesucher (und -innen genauso!) teils unfassbare Äußerungen von sich liesen und immer wieder auch einzelne AktivistInnen sehr bedrängten.
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Dennoch schließen wir gerne mit poitiven Aspekten: selten zuvor hat es so gute Gespräche gegeben, und manchmal schien es gar als ob die Jägerschaft sich von innen zu reinigen beginnt – dann nämlich, wenn mehr und mehr der ihren sich angeekelt zeigen von den Taten von Grünröcken! Und das ist ja schon mal ein erster Schritt!!! 🙂 🙂 🙂

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Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei der Messeleitung, welche uns einmal mehr sehr entgegen kam. So zum Beispiel ist die Reed-Messe natürlich ‚Hausherr‘ am Gelände, müsste eine derartige Kundgebung – welche sie bestimmt auch immer wieder in Erklärungsnot erzürnten JägerInnen gegenüber bringt – überhaupt nicht gestatten. Dass sie es dennoch tut, zeugt von hohem demokratischem Verständnis!
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Fotos: nachdem wir schon im Vorfeld zu Radio Salzburg geladen worden waren, kam der ORF dann auch zu unserem Stand bei der Messe! Das Interview wird in eine Doku über die Jagd, welche ihrerseits im April auf ORF ausgestrahlt werden wird, mit einfliessen! Unten: unverzichtbares und großartiges pro iure animalis-Infomaterial – einfach super!!! rechts: Haustiere sagen: Ich habe Angst vor JägerInnen – sehr berechtigt: nach Schätzungen sterben in Österreich gut 40 000 Katzen und 3 000 bis 4 000 Hunde von Jägershand…

Bedanken möchten wir uns dann auch innig bei unserem Partnerverein aus der deutschen Pfalz, bei pro iure animalis (www.pro-iure-animalis.de), welche uns ständig so großartiges Informationsmaterial bezüglich der Jagd zur Verfügung stellt!
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Foto: Babsi 🙂

 
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