‚Nacht des Fuchses – Aufregung in Scheffau

Am Wochenende fand sie also wieder statt, die unselige ‚Nacht des Fuchses‘ der Salzburger Jägerschaft; zum ‚Erntedankfest‘ hatten sich die Grünberockten in Scheffau, inmitten des wunderschönen Tennengaues, versammelt, um dort in einer mittelalterlich anmutenden Zeremonie die Opfer der vergangenen Tage vor ihren Häschern auszubreiten. Passierte selbige Veranstaltung bis vor wenigen Jahren noch direkt vor der Ortskirche, war dieser Frevel an den Lehren der katholischen Gemeinschaft vielleicht selbst den Tätern zu augenscheinlich, deshalb änderte man den Standort, hin zu einer freien Fläche neben dem Dorfhotel – wo sie nun, oh wie praktisch, nicht mehr auf öffentlichem Grund abgehalten wird, sondern auf privatem. Warum das für die Versammlung von Wert ist? Weil der Veranstalter so über das ‚Hausrecht‘ verfügt, unliebsame Gäste zur eigentlichen öffentlichen Leichenbeschau nach Gutdünken einfach ausschließen kann…

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Foto: noch im Tod malträtiert? Mit dem Fuß wird der Leichnam zurecht gerückt…

In diesem Jahr, nach einer Dekade von direkten Kundgebungen, entschieden wir uns für einen anderen Weg – wir wollten das Grauen in Bildern festhalten, nicht abgelenkt wie ansonsten vom aufwändigen Protest, das Grauen pur und unverstellt später der Öffentlichkeit präsentieren. Noch dazu, nun, nachdem die Jägerschaft ihre Todesfeste nicht mehr auf der eigenen Homepage ankündigt (warum wohl), hatten wir leider auch zu spät von der Veranstaltung erfahren, nur 24 Stunden davor, ein zu kurzer Zeitraum, um einen großen Protest anzumelden (das neue Gesetz sieht eine Frist von mindestens 48 Stunden vor)…

Kurzum: wir wollten das beste aus der Situation machen. Dr. Bernd Haberditzl, ‚unser‘ so unfassbar wertvoller und engagierter Rechtsbeistand, entschied mitzukommen ins Salzburger Hinterland, denn aus der Erfahrung vergangener Jahre – immer, ausnahmslos, ist es in der Scheffau zu heftigen verbalen Schlagabtauschen, gar zu Rempeleien und zu Versuchen, uns vom Fotografieren abzuhalten, gekommen – wussten wir, dass unser Erscheinen dort keine Freude auslösen würde…

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Fotos: Opfer um Opfer wird aneinander gereiht… wo für ’normale‘ Menschen das Erträgliche endet, beginnt für die Waidmänner und -frauen wohl erst die Lust…

Angekommen am Tatort parkten wir das Fahrzeug, schon mit einem etwas murmeligen Gefühl, einer gewissen Vorahnung, im Bauch. Und tatsächlich sollten sich die Dinge von der ersten Sekunde weg in eine falsche Richtung entwickeln!

Kaum Zeit war geblieben überhaupt aus dem Auto auszusteigen, als auch schon eine Gruppe von PolizistInnen direkt auf uns zusteuerte.  In (nach subjektiver eigenen Empfindung) ziemlich harschen Ton wurden wir nun aufgeklärt, wie wir uns denn zu verhalten hätten; natürlich, die BeamtInnen machten auch nur ihre Arbeit. Bald sollten Ausweise verlangt werden, es gab ein Verbot, die Füchse direkt zu fotografieren – weiters wurde uns untersagt, eine Absperrung zu überschreiten, so konnten Bilder nur in Entfernung und ohne Perspektive gemacht werden. Tatsächlich sollte jeder unserer Schritte von nun an ein begleiteter sein.

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An dieser Stelle muss ich mich persönlich an der Nase nehmen, aufgrund aufgestauten Ärgers (zum Beispiel hatte die benachbarte Polizei erst vor wenigen Wochen im Zuge der Kundgebung gegen den nur unweit entfernten ‚Rösslmarkt‘ eine Strafe gegen mich ausgesprochen, die, ohne Vorlage von Beweisen, für mich so ganz und gar nicht nachvollziehbar war und ist), des oft so herrischen Auftretens der Behörde und der unfassbaren Selbstgefälligkeit der Jägerschaft waren meine Nerven höchst angespannt… und ich ließ mich daraufhin auf für die Sache selbstredend völlig sinnlose Streitgespräche ein; ein wirklich unverzeihlicher Anfängerfehler, der so nicht passieren darf. Niemanden ist nämlich damit geholfen, um wie viel besser ist es wohl, den Ärger hinunterzuschlucken und einfach das zu tun, was die Situation ermöglicht?

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Foto: über 40 tote Füchse und rund 20 tote Marder… wofür?

So aber wurden die Regeln für uns noch enger angepasst, und letztendlich gaben wir das Dokumentieren ganz auf; selbstredend, besonders ein Jäger, wohl der Leiter der Veranstaltung, hatte zuvor jeden meiner Schritte am Absperrband entlang begleitet, immer darauf bedacht, den Blick auf die Masse des Leides zu verstellen – weniger mir selbst, als den der der Fotolinse.

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Foto: Fotografieren für TierschützerInnen nur hinter der Absperrung erlaubt, wo dann noch ein Jägersmann versucht, die Linse zu verdecken…

Einer Aktivistin, welche sich nicht ausweisen wollte – in Österreich besteht dazu keinerlei Pflicht – wurde die Verhaftung angedroht, und der Anwalt hatte bald alle Hände voll zu tun, um die sehr angespannte Situation wenigstens etwas zu beruhigen; eine Aufgabe, die er wenig überraschend wie immer mit größter Bravour löste.

Welche Vorteile Unaufgeregtheit gebracht hätte, stellte sich bald heraus; nachdem wir uns zum Fahrzeug zurückzogen, kehrte langsam wieder Ruhe ein in die von Rauchschwaden der Verdammnis vergiftete Umgebung; tatsächlich konnten wir nun doch noch einen sehr wichtigen Schritt setzen: die Positionierung eines in das Todeskostüm gehüllten Aktivisten, ‚bewaffnet‘ mit dem Schild ‚Ich bin Dein Spiegelbild‘, direkt vor den Zugang zur Gastwirtschaft, wo die Grünberockten später ihre Schmach mit reichlich Alkohol begießen würden…

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Und alle musste an Gevatter Tod vorbei; ja, es folgten viele Sticheleien, manche dummen Sprüche und sinnentleerte Beleidigungen, aber vielleicht, vielleicht ist dann doch ein Funke von Erkenntnis in den Reihen der Lusttöter hängengeblieben – inshalla, so gott will!

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Um wie viel besser sich die Situation mit der Polizei gestalten hätten können, in gemäßigter Wortwahl, bewies dann auch unsere Verabschiedung; das allgemein gültige Sprichwort ‚wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück‘ bewahrheitete sich einmal mehr – und das sollte aber vielleicht, im besten Falle, allen Seiten zu denken geben…    

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Achtung, Achtung!!! Passend zur Thematik: Am kommenden Samstag veranstaltet RespekTiere eine Kundgebung zum Jägerball in Linz!!!! Treffpunkt 18 Uhr, Ecke Landstr. 49/Bismarckstra. 1-3! Sei dabei!!!

 
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