Masthuhnfabrik – 39 999 Leben,7 mal im Jahr…

Am Rande von St. Valentin, einer knapp an der 10 000 EinwohnerInnen-Marke vorbeischrammenden Stadt im westlichsten Niederösterreich, hart an der Grenze zum oberösterreichischen Nachbarn, soll nach den Plänen eines Landwirtes eine brandneue Hühnermastfarm errichtet werden.

Der Bauer wünscht sich an dem am Siedlungsrand liegenden Standort, rund 200 Meter von den nächsten Wohnhäusern entfernt, eine 100 mal 20 Meter große Halle auf seinem Grund und Boden, wo man ab der Fertigstellung in 7 Durchgängen pro Jahr jeweils ca. 39 000 Hühnervögel zu mästen gedenkt (ab 40 000 Tieren hätte der Gesetzgeber eine Umweltverträglichkeitsprüfung verlangt…). Der Abstand zu den Häusern wäre groß genug, um lästige Gerüche von den AnrainerInnen fernzuhalten, so die behördliche Meinung zum geplanten Konzentrationslager, wo dann neben dem Tierleid auch noch ca. 800 Tonnen Hühnermist pro Jahr anfallen werden.

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Foto: hier soll die besagte Hühnermastanlage gebaut werden; 7 mal im Jahr werden dann nach den Wünschen des Betreibers in einer 100 mal 20 Meter großen Halle fast 40 000 Lebewesen ein kurzes Dasein in absoluter Triste führen…

Angeliefert werden die Küken, falls der Monsterstall Realität wird, mittels 2 LKW’s, die Tierkinder werden dann ein Gewicht von je ca. 45 g haben; nach der Mastperidode von ca. 35 Tagen und nun gut 1,5 kg schwer, holen sie 3 LKW’s ab zur letzten Fahrt (beachten sie bitte, während sich das Gewicht der Tiere mehr als verdreiundreißigfacht hat, sie also auch dementsprechend um diese 3333,33 %-Zunahme (!!!) mehr Platz als bei der Anlieferung benötigen würden, ‚passen‘ sie jetzt ohne Probleme auf nur 50 % zusätzliche Ladefläche…); zusätzlich muss natürlich auch die Futteranlieferung gewährleistet sein, wo das Hühnernahrungsmittel in 2 Silos gepuffert und vollautomatisch nach der Wachstumskurve verfüttert wird (an den letzten Lebenstagen der Hühner rund 6000 kg pro Tag). Dennoch, mit den wenigen und noch dazu nur an ausgewählten Tagen im Jahr benötigten Schwerfahrzeugen, so der Betreiber, wird neben der Geruchs- auch die Lärmbelastung eine nur unwesentliche, minimale sein.

Von der geplanten Mastanlage erfuhren die angrenzenden BürgerInnen übrigens überhaupt mehr oder minder nur durch Zufall; niemand hatte sie in das Vorhaben eingeweiht, wozu auch, schien sich der Ansuchende sowie die Behörde gefragt zu haben. Dass Widerstand drohen würde, war wohl jedermann/frau bewusst, so wollte man die Betroffenen wohl einfach vor vollendete Tatsachen, möglichst knapp vor Baubeginn, stellen.

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Fotos: das Leiden in der Masthölle ist ein vielfältiges; ‚Ausfall‘ vorpgrogrammiert…

Was die Projektbefürworter befürchteten, ist nun allerdings eingetroffen; es hat sich nun nach Bekanntwerden der Pläne schnell eine tatkräftige Bürgerinitiative gebildet!  Auf Rückfrage bei der Bürgermeisterin wurde dieser jedoch gesagt, das Bauvorhaben sei in der Endphase, und selbst wenn die Stadtvorsitzende gegen das Projekt wäre (was Sie offensichtlich nicht ist), würde das keinen Unterschied machen.  Denn: „Es geht um ein laufendes Bauverfahren, bei dem ich als Bürgermeisterin als Baubehörde erster Instanz verpflichtet bin, rein nach baurechtlichen und gesetzlichen Vorgaben zu prüfen und zu beurteilen.“ Aus rechtlichen Gründen dürfe Fr. Suchan-Mayr, wie könnte es anders sein, keine weiteren Auskünfte geben, aber alleine anhand der Ausdrucksweise scheint klar, die ‚baurechtlichen und gesetzlichen Vorgaben‘ stehen dem Baubeginn nicht mehr im Wege…

Die InitiatorInnen denken allerdings nicht ans Aufgeben, der Widerstand wird im Gegenteil sogar zunehmend massiver. Inzwischen haben sie in mühevoller Kleinarbeit eine sehr interessante Internetseite eingerichtet, die sich ‚Gegen Massentierhaltung – Bürgerinitiative St. Valentin‘ nennt. Unter www.wollen-wir-nicht.at sind fein säuberlich alle Daten und Fakten aufgelistet, natürlich findet sich auch die Möglichkeit zur Unterstützung der Initiative mittels einer Unterschrift, sowie der beherzte und so richtige und wichtige Aufruf zum regionalen Einkauf.

Wir haben uns dieser Tage mit einer Vertreterin der Bürgerinitiative getroffen, um zusammen das für die Massentierhaltung vorgesehene Grundstück zu besichtigt und uns dabei einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Mit breitem Grinsen sind uns die großen Plakate an der Stadteinfahrt von St. Valentin aufgefallen, wo in dicken Lettern ‚Tierschutz sollte uns allen ein Anliegen sein‘ geschrieben steht.

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Ob die Hühnerquälanstalt noch verhindert werden kann, das steht in den Sternen. Einen Versuch aber ist es allemal wert; eine Frage allerdings sollte in dem Zusammenhang gestellt werden dürfen: wird die Anlage tatsächlich hier nicht gebaut, wird sie dann anderswo errichtet? Wird das Tierleid in diesem Falle bloß ‚ausgelagert‘? Auch darüber sollte man nachdenken. Keine Frage, es ist wunderschön, wenn sich BürgerInnen plötzlich gegen Tierleid stellen, es kann gar nicht genug derartige Initiativen geben und wir wollen mehr und immer mehr davon sehen! Ein Gedankengang muss aber erlaubt sein – essen jene, welche die Masthalle verhindern möchten, auch selbst ‚Brathendl‘ und Co vom Diskonter, von Großindustriellen ‚produziert‘ (wo die bunte Werbung ‚glückliche‘ Tiere, echte ‚Landhendl‘, zeigt…), nur, weil diese um eine lächerliche Summe verkauft werden, für einen Preis, der alleine für sich schon einen Judaskuss an das Leben selbst darstellt? Tun sie dies nämlich, ist der Protest zwar noch immer gerechtfertigt und nachvollziehbar, hat in solchem Falle aber relativ wenig mit ‚Tierschutz‘ zu tun; ja, dann läuft der Grundwert sogar in Gefahr bloß instrumentalisiert zu werden. Man schiebt ihn vor, weil man weiß, damit werden die vielleicht eigennützigeren Motivationen (die in diesem Falle natürlich sehr verständlich sind, verstehen Sie uns nicht falsch) übertüncht, das Problem von AnrainerInnen wird über den Mitleidsfaktor hinweg auf medien- und damit gesellschaftsfähig getrimmt.

Es gibt genügend solcher Beispiele – man stellt sich quer, weil eine Massentierhaltung in eigener Nähe errichtet werden soll; wird das Vorhaben später zum Glück verworfen, jedoch wenige Kilometer weiter weg neu geplant, verstummen plötzlich die Gegenstimmen, ganz so, als würden die Tiere am neuen Standort, trotz exakt derselben Voraussetzungen, weniger leiden, ein weniger inakzeptables Schicksal erfahren. Das ist selbstverständlich keinesfalls so, aber ‚dort‘ wird man wenigstens nicht durch etwa üblen Geruch oder des Einbüßens von Grundstückwerten umso schmerzlicher an unseren Verrat am Mitgeschöpf erinnert; eine rein ‚menschliche‘ Reaktion also.

Selbstredend vermuten wir nichts dergleichen hinter der Bürgerinitiative St. Valentin; sollte es Sinn machen und Möglichkeiten geben, werden wir das Begehren mit aller Kraft und, wenn gefragt, auch mit Kundgebungen vor Ort unterstützen!

Ganz in diesem Sinne: Achtung, Achtung, Pressekonferenz mit MMag. Dr. Madeleine Petrovic vor Ort! Samstag, 21.04., ab ca. 10 Uhr!

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Fotos: Sie entscheiden!


Bewusst sein muss es jedermann/frau: wir alle können in selbige Lage kommen, dass nämlich Großbauern vor unseren Türen eine derartige Tierfabrik planen und umsetzen. Verhindern können wir solche Entwicklungen allerdings schon im Ansatz: indem wir umsteigen auf vegetarische/vegane Ernährung, denn wenn es keine Nachfrage nach tierlichen Produkten gibt, dann wird es auch keine Nachfrage zur Errichtung von derartigen Tier-Konzentrationslagern geben, so viel steht fest, und so einfach ist die Schlussfolgerung!

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