Spar und seine Tierwohl-Glaubwürdigkeit- Protest in Kroatien!

Im Zuge einer neuerlichen Kroatienreise – wir berichten in einem folgenden Newsletter – war natürlich auch ein Besuch bei Interspar Zadar angesagt. Eifrige LeserInnen erinnern sich bestimmt noch – im letzten Jahr hatten wir in der Filiale des österreichischen Lebensmittel-Riesen Spar darauf aufmerksam gemacht, dass Tierschutz keine Grenzen kennen darf; ethisches Empfinden endet eben nicht an einem Grenzbalken, es ist ein ganzheitliches Konzept, über welches ein Konzern verfügt oder nicht verfügt. Hier wird Spar nun endlich Stellung beziehen müssen. Wie glaubhaft sein ‚Natur Pur‘- und ‚Tierwohl‘-Gedanke wirklich ist, zeigt sich nämlich sehr deutlich anhand der Reaktion betreffend Tierschutzthemen, mit welchen der/die heimische KonsumentIn nicht konfrontiert wird.

Aber was war eigentlich passiert?
In seinem Mega-Markt in Zadar entdeckten wir mitten im Geschäft ein Becken mit lebenden Hummern, angeboten für rund 45 Euro pro Individuum. Alleine beim Betrachten dieser Bilder fällt es schwer zu glauben, dass genau jener Konzern sich gerne mit einem besonders biologischen Odor umgibt, seine Tierschutzbemühungen – wofür wir übrigens sehr dankbar sind, alleine dafür, dass im Konzern über diesbezügliche Verbesserungen ständig nachgedacht wird – bei jeder Gelegenheit in die Welt hinaus verbreitet.
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In besagtem Markt in Kroatien aber fällt das anscheinend doch fragile Kartenhaus solcher Anstrengungen brutal und unvermutet in sich zusammen. Mit gefesselten Scheren – in Österreich, wo wie bereits erwähnt, Interspar beheimatet ist, ein strafbares Tierqual-Delikt!!! – harren die sensiblen Meerestiere in einer strukturlosen Welt ihres Endes; ein Ende, wie es grausamer nicht sein könnte: gekauft bloß für den Gaumenkitzel, als unabwendbares Schicksal der Tod im kochenden Wasser folgend, beobachtet von einer Familie, die sich am Leid des Tieres ergötzt – oder es zumindest nicht, entgegen allen wissenschaftlichen Untersuchungen, als solches erkennt…
Wir haben Interspar wieder ein Mail geschrieben und gebeten, auf Praktiken die im Heimatland verboten sind, auch im Ausland zu verzichten. Es kann wohl nicht sein, dass man sich hierzulande mit ‚Natur Pur‘ und Tierwohlgeschwafel ein Mäntelchen des Umwelt- und Tierschutzbewusstseins umhängt, dieses aber sobald man die Grenze verlassen hat, genauso schnell wieder auszieht! Geschäftspolitik nennen es die einen, Verrat die anderen… Auf jeden Fall läuft die Geschäftsführung anhand dieses einen Beckens in einem Markt in einer kroatischen Touristenmetropole in ernste Gefahr, seine Glaubwürdigkeit in Punkto Tierschutz restlos zu verlieren. Dunkle Flecken auf weißer Weste machen sich nicht so gut, und sie sind auch schwer wieder zu entfernen, darüber sollten die Verantwortlichen tunlichst nachdenken. KundInnen könnten sich plötzlich fragen, wie ernst es dem Konzern wirklich ist mit seinen Werbestrategien zugunsten des Tierschutzes – oder ob diese nicht weniger Wert sind als das Papier, auf welchem sie geschrieben sind! Und KundInnen, sie haben ein langes Gedächtnis!
 
Ist es Spar tatsächlich dieses Risiko wert? Für den Verkauf einiger lebender Tiere, das Markt-Image schwer zu beschädigen, gar auf’s Spiel zu setzen?
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Jedenfalls, RespekTiere setzte dieses Mal eine direkte Aktion mitten im Markt. KundInnen konnten vor dem Becken einen Aktivisten sehen, der ein Schild ‚Being Boild hurts‘ für jedermann/frau sichtbar von sich streckte. Keine Frage, wir werden solche Einsätze wiederholen, dass muss Interspar sehr wohl bewusst sein.
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Vielleicht finden auch sie ein paar Minuten Zeit, um Spar erneut nach den Gründen seiner Geschäftspolitik zu fragen? office@spar.at
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Fotos: der Werbestratege scheint an einer Schizophrenie zu leiden, bildet er doch Hummer zu Werbezwecken in halbwegs natürlicher Umgebung und ohne zusammengebunden Scheren ab, während er sie nur einen halben Meter oberhalb in völliger Triste zum Verkauf anbietet. Einfach nur traurig! Lassen sich Menschen wirklich so leicht täuschen, oder können und wollen sie die Wahrheit und das Leid gar nicht mehr erkennen?
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Aus unserem Brief an Interspar:
 
… der Grund unseres Schreibens ist leider erneut ein trauriger; vor wenigen Tagen mussten wir in ihrer kroatischen Interspar-Filiale in Zadar mit großem Erstaunen feststellen, dass Sie dort noch immer lebende Hummer verkaufen, mit zusammengebundenen Scheren in ein strukturloses Becken gesetzt. Wir hatten Sie schon im letzten Jahr darüber informiert, dass ein Gerichtsurteil des Unabhängigen Verwaltungssenates eine derartige Haltung in Österreich untersagt. Jahrelang hat RespekTiere für diesen Entscheid gearbeitet, nur um jetzt feststellen zu müssen, dass ausgerechnet österreichische Firmen genau diese Tierqual nun im Ausland fortsetzen?! Internationale Studien beweisen übrigens längst ein Schmerzempfinden des Hummers, auch das wissen Sie bestimmt, ebenso seine völlige physische sowie psychische Überforderung in genannten Becken, wo Sie Ihnen dann nicht einmal die geringste Annehmlichkeit bieten, wie Sand am Boden oder Steine, hinter welchen sich die Armen verstecken könnten. Nichtsdestotrotz bilden Ihre Werbestrategen aber auch noch am zugehörigen Plakat den Hummer – selbstredend ohne zusammengebundenen Scheren – in seiner natürlichen Umgebung ab, wie um vom Grauen, welchen diese Tiere ausgesetzt sind, abzulenken. Diese Tatsachen gereichen der Spar-Gruppe wohl nicht zu Ehren!
Fakt ist, jedermann/frau, egal mit welcher Ausbildung, mit welchem Interesse, mit welcher Empathie auch immer ausgestattet, kann diese Tiere einfach in Ihrem Geschäft erstehen und zu Hause den ‚Versuch‘ machen, sie lebend zu kochen. Denken Sie darüber nach – nun, da man weiß, Hummer leiden Schmerzen, und selbst wenn der größte Kochprofi am Werke ist, tut lebendkochen bestimmt unfassbar weh – was alles passieren kann, wenn absolute Amateure die Krustentiere in siedendes Wasser werfen? Wie lange ein folgender Todeskampf dauern wird?
Für all solch denkbare Szenarien übernimmt Spar die volle Verantwortung? Für ein paar Euros an Verdienst nehmen Sie schreckliches, nebenbei völligst unnötiges Tierleid in Kauf? Wir glauben es nicht, ganz im Gegenteil; wir sind uns sicher, noch immer, dass Sie den Weg ändern und zu Ihrem österreichischen Konzept zurückkehren, wo Tierschutz ein bestimmender Faktor ist.
 
Wir bitten Sie, uns diese Diskrepanz zu erklären: eine offiziell als tierquäerisch eingestufte und daher in Österreich verbotene Hälterung muss auch 700 Kilometer entfernt noch als tierquälerisch erachtet werden; bitte klären Sie uns auf, liegen wir mit der Annahme etwa falsch?! Besonders die Spar-Gruppe bemüht sich doch, dankenswerterweise, hierzulande, die Tierschutzstandards in der ‚Nutztier‘-Haltung zu heben, dem Konzern mit ‚Natur-Pur‘-Produkten und dem Bemühen um artgerechte Tierhaltung‘ einen ‚grünen‘ Anstrich geben. Nicht zuletzt deshalb können wir ein solches Vorgehen so ganz und gar überhaupt nicht verstehen. Auch Ihre Reaktion, nachdem bereits viele Proteste diesbezüglich bei Ihnen im vergangenen Jahr eingelangt waren, Sie aber kaum auf die Wünsche und Anregungen Ihrer KundInnen eingegangen sind – verzeihen Sie uns es drastisch auszudrücken – war eine gelinde gesagt schwer enttäuschende.
Gut, dachten wir, Sie werden sich schon Gedanken über Ihre weitere Strategie gemacht haben. Vielleicht benötigen Sie einfach etwas Ruhe, etwas Zeit, um die Sachlage danach neu zu beurteilen und zu einer Entscheidung zu kommen.
Ein ganzes Jahr Ruhe müsste aber für allfällige Überlegungen gereicht haben; und siehe da, nicht nur, dass Sie keinerlei Änderungen bewerkstelligten, wie etwa eine Aufbesserung des strukturlosen Beckens, ein paar Steine zum Verstecken, wenigstens eine Abdeckung der Scheiben, nein, nun ist das Behältnis auch noch vollgepackt mit den armen Meerestieren. Bitte verzeihen Sie uns, aber mit solchen Schritten unterstreichen Sie Ihre Glaubwürdigkeit im Bereich Tierschutz nicht. Wie es den Anschein macht, ist der bei Ihnen doch nur als Schlagwort für Werbezwecke gut. Dort, wo niemand protestiert, wird Ihr Tierschutzherz offenbar von Wirtschaftsinteressen schnell begraben. Was uns schrecklich leidtun würden, wir wollen es einfach nicht glauben.
 
Wir bitten Sie deshalb nochmals und inständig von ganzem Herzen, bitte überdenken Sie den Lebendhummerverkauf in allen Ihren Filialen, wo auch immer angesiedelt. Überraschen Sie uns mit einer Ankündigung, den Umgang mit Hummern künftig in andere Bahne zu führen. Leben Sie Ihre Überzeugung von Tierwohl, schreiten Sie als Vorbild für MitbewerberInnen voran. Überraschen Sie uns mit Ihrer Gesprächsbereitschaft.
Wir werden übrigens noch im September wieder in besagter Filiale sein, denken sie, wie gut es bei den KundInnen ankommen könnte, wenn wir dann bereits von entsprechenden Schritten Ihrerseits berichten könnten?
Vergessen Sie bitte nicht – eine Tierquälerei bleibt eine Tierquälerei, und wenn Sie vielleicht auf ‚kroatische Verhältnisse‘ oder Gesetzeslagen pochen, dann müssen wir Ihnen sagen: wenn Unrecht zu Recht wird, dann wird Widerstand zur Pflicht! …
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