Serbien – der große Bericht zum Kastrationsprojekt!

Der letzte Karton verschwindet im Laderaum des orangen Ungetüms, dann ist alles zum Mitnehmen verstaut. Wieder, nach einem etwas durchmischten Wochenend-Wetter, brennt die Sonne mit alter Kraft vom Himmel, die Temperaturen klettern langsam erneut in den roten Bereich und lösen zielsicher wie schon oft in diesem Sommer Hitzealarm aus. So wischen wir ein paar Schweißperlen von der Stirn, atmen durch und ab nun gilt die volle Konzentration dem vor uns liegenden.
Vor allem Kleidung haben wir geladen, aber auch praktische Hilfsmittel wie einen Rollator oder eine WC-Hilfe, aber dieses Mal nur wenig an Katzen- bzw. Hundefutter. Bloß ein paar Säcke sind irgendwo unter den vielen Taschen und Schachteln versteckt, was uns doch einigermaßen leidtut – es hilft nichts, geht es ja wieder in Richtung Serbien, und die dortigen GrenzbeamtInnen akzeptieren in aller Regel nicht, dass derartige Produkte in das immer noch einigermaßen isolierte Balkanland eingeführt werden.
Mit leichten Sorgen blicke ich dieses Mal auf den Sprinter. Die vielen, vielen Einsätze der vergangenen Jahre haben nun doch auch schon gewisse Spuren hinterlassen, beinahe 100 000 Kilometer in nicht einmal drei Jahren haben wir zusammen zurückgelegt. Langsam zeigt die stetig starke Sonneneinstrahlung Wirkung am Lack, der an einigen besonders exponierten Stellen bereits etwas dumpf wirkt und dem Fahrzeug damit etwas von seinem ansonsten jugendlichen Äußeren nimmt. Alter Junge, so flüstere ich dem Blechkameraden zu, ich versprech Dir, diese eine Fahrt noch, dann kommst Du in die Werkstatt und dein Arzt, welchen wir ‚Mechaniker‘ nennen, wird alle Deine kleinen Wehwehchen mit bestmöglicher Sorgfalt behandeln; danach wirst Du Dich wieder fühlen wie in Deinen besten Jahren!
Nun schließe ich endlich den Laderaum, nur um daraufhin bei einer Tasse duftenden Kaffees erneut den Gedanken nachzuhängen; wird alles gut gehen? Werden wir erreichen, was wir zu erreichen gedenken? Wird wieder Schreckliches unsere Seelen belasten, Dinge, die man besser nie gesehen hätte? Die kommenden Tage werden darüber auf ihre Art Auskunft geben, so viel steht fest!
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Foto: fast schon traditionell – Stau um Budapest!
Das kleine RespekTiere-Team macht sich also erneut auf den weiten Weg nach Djurdjevo, einer kleinen, aber ganz besonderen Ortschaft inmitten der Kornkammer Serbiens, der Provinz Vojvodina. Die Vojvodina ihrerseits ist ein autonomer Teil Serbien, hat aber seit dem Zerfall Jugoslawiens ebenfalls viel von seiner einstigen Souveränität eingebüßt. Mit einer Größe von rund 21 000 Quadratkilometern ist die Landesfläche mit jener Niederösterreichs durchaus vergleichbar, auch die Bevölkerungszahl, knapp unter 2 Millionen Menschen, übertrifft die des blau-gelben Landes an der Donau nur unwesentlich (1,7 Mill.). 
Djurdjevo selbst ist ein eher unscheinbarer Ort; fährt man durch ihn hindurch, weist nichts darauf hin, dass er einen der schönsten und wichtigsten Plätze des Planeten beherbergt – den so großartigen Gnadenhof der Frau Brukner! Sie, in den späten 80er-Jahren aus der Schweiz gekommen, hat eine ehemalige Müllablagestelle über die Jahrzehnte hinweg in mühevollster Kleinarbeit und gegen mannigfaltigem nationalen Widerstand in ein Paradies verwandet, einen Garten Edens inmitten einer harschen und unwirtlichen Umgebung.
 
Neben mir im Sprinter hat wieder einmal Christine Platz genommen; als Lehrerin in den Ferien wird sie den Ausklang deren nun mit am Balkan verbringen, in einer unfassbar wichtigen Mission: Sie erinnern sich bestimmt, vor wenigen Wochen hatten wir einen akuten Aufruf gestartet, weil die groß angelegten Kastrationsbemühungen von Frau Brukners Verein, dem Tierschutz Djurdjevo (www.tierschutz-djurdjevo.ch), in Gefahr geraten waren. Die Finanzierung vieler Eingriffe stand in der Schwebe, rund 700 Tiere harrten auf verschiedenen Stellen (Pflegeplätze, private Asyle, staatliche Heime, gefüttert auf der Straße) der weiteren Behandlung. Derartige Kampagnen leben aber von der Kontinuität, jede längere Unterbrechung ist ihr größter Feind; denn unfassbar schnell erreicht der Grad des Wahnsinns wieder vorangegangene Höhen, unterbleibt, wenn auch nur kurzfristig, der medizinische Fortgang.
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So war RespekTiere einmal mehr gefordert; und, wie stolz und glücklich, ja geradezu privilegiert, sind wir, tatsächlich fanden sich viele treue UnterstützerInnen, welche die weitere Finanzierung des unverzichtbaren Projektes fürs Erste sicherstellten!!! Der Hauptzweck der Reise war somit die Dokumentation des Fortbestandes der Kastrationsbemühungen, diese galt es möglichst eindrucksvoll zu belegen. Und ist man erst einmal in Serbien, Gott alleine weiß es, ergeben sich immer unweigerlich auch andere Thematiken, welche beleuchtet werden sollten!
 
Die Fahrt verläuft problemlos an diesem herrlichen Spätsommertag; einigermaßen moderate Temperaturen begleiten uns, vom wolkenlosen Himmel strahlt der Feuerplanet in all seiner Schönheit.
Noch gilt es für das Heute einige Termine an der ‚Nebenfront‘ einzuhalten. So steuern wir auf direktem Wege die Bundeshauptstadt an, wo wir uns mit den so liebgewonnenen FreundInnen von Pro Qen Albania treffen – ausgerechnet heute, und an keinem anderen Tag im sich verabschiedenden Sommers ansonsten – geht sich für uns alle der lange angekündigte Besuch bei der Albanischen Botschaft in Wien aus! Bereits zweimal mussten wir die Verabredung aufgrund unserer Schächtproteste und der folgenden so unfassbar traurigen Geschichte um die Käfighunde verschieben, nun aber ist es – wenn auch zu einem wegen der anstehenden langen Fahrt denkbar ungünstigen Termin – endlich soweit.
Erza und Karl warten bereits auf uns, und schon sitzen wir im prächtigen Beratungszimmer der Botschaft an der Prinz-Eugen-Straße. Idlir Kaba, unser Ansprechpartner, erwartet uns, im feinen Anzug und mit einer Brille, welche seinem ansprechendem Äußeren den letzten Schliff von Kompetenz verleiht. Sein Gesicht verziert ein etwas anspanntes Lächeln, denn Ganz sicher ist er sichwohl  nicht, was da auf ihn zukommt. So jedenfalls interpretieren wir den Gesichtsausdruck. Schnell aber entwickelt sich ein sehr interessantes Gespräch; Schwerpunkte dabei sind das neu zu erwartende Tierschutzgesetz Albaniens, sowie selbstverständlich die Käfigbären. Aufmerksam hört der Vermittler zu, notiert die Anliegen und vermittelt glaubhaft, dass ihm der Tierschutz ebenfalls sehr am Herzen liegt. Zusammen genießen wir noch eine Tasse Wiener Kaffee, während wir die Thematik vertiefen. Jedenfalls verspricht der gute Mann, er wird unser Begehren an seine Regierung weiterreichen, ein Schritt, welcher sehr begrüßenswert wäre: immerhin kämpft sein Land um den Beitritt in die EU, wann, wenn nicht jetzt, gibt es die Möglichkeit, solch dringende Agenda entsprechend zu platzieren?!
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Dann müssen wir auch schon wieder weiter; noch ist die Hauptstadt-Mission aber nicht abgeschlossen, denn am Vormittag hat uns zudem ein Anruf des Fernsehsenders Puls 4 erreicht: ob denn ein Interview zur Käfighunddebatte noch möglich wäre? Selbstredend sagen wir zu, und so finden wir uns in einem der Botschaft nahen Park wieder, verkabelt, im Angesicht der Fernsehkamera! Die Mühen sind es mehr als wert, denn so erhalten wir die Möglichkeit, ein breites Publikum bitten zu können, sich bei Tierschutzproblemen in der Nachbarschaft an den nächsten Tierschutz- oder Tierrechtsverein zu wenden, um damit jenen ohne Stimme bestmöglich zu helfen! Einfach nur cool, der Beitrag soll übrigens noch heute in einem Magazin und morgens im Frühstücksfernsehen ausgestrahlt werden – was dann auch tatsächlich so passierte!
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Dann hat uns endlich der Highway wieder; die streckenweise kerzengerade Ostautobahn führt uns zielstrebig zur Grenze des Magyarenlandes, eine Vignette ist zügig gekauft und viel zu spät, es ist nun schon gegen 15 Uhr, durchqueren wir die pannonische Tiefebene. Noch dazu kommt um Budapest herum, wie kann es anders sein, der Verkehr zum Erliegen. Stau! Der Infarkt kostet uns schließlich gut eineinhalb Stunden, und so ist es bereits dunkel, als wir die Grenze zu Serbien passieren. Glücklicherweise kontrolliert der Zöllner nur sehr sanft, und so überqueren wir mit den verschiedensten Gütern die sonst so hart überprüfte Grenzlinie, angefangen von medizinischen Artikeln, über die Kleidung bis hin zum Hundefutter… super!

Erst gegen 22 Uhr erreichen wir unsere Herberge für diese Nacht. Erneut wird uns jenes Motel mit den riesigen Zimmern beherbergen, wo man für knapp über 10 Euro, genau sind es 11,63, geruhsamen Schlaf finden kann. Noch gilt es aber einiges an Arbeit nachzuholen, erst gegen Mitternacht fallen wir endlich müde und zufrieden mit dem Verlauf des Einsatzbeginns in das wartende Bett!

Der neue Tag beginnt viel zu früh; mit müden Augen sitzen wir schon wieder im Van, als die aufgehende Sonne die Kälte der letzten Stunden mit für die fortschreitende Jahreszeit nicht gekannter Kraft bereits wieder zu vertreiben versucht. 
Es geht raus aus der Stadt, entlang der Autobahn, bis der Wegweiser ‚Djurdjevo‘ anzeigt. Langsam verliert sich nun die Einöde der Landschaft, selbst das fahle Grün der Straßenränder, vom Feuerball gebleicht, scheint plötzlich in den saftigsten Farben zu tanzen – ein unweigerliches Zeichen: wir nähern uns Monika Brukners Gnadenhof, dem Garten Eden Serbiens! Tatsächlich, schon an der Zufahrt zieht die Umgebung den stillen Betrachter in den Bann; Pferde weiden auf den weitläufigen Wiesen, Krähen in dichten Schwärmen bevölkern die himmelhohen Bäume ringsum. Es ertönt ein Gezirpe und Gesumme, dazwischen das erste vorsichtig warnende Kläffen der Hunde, die nun so langsam auf uns aufmerksam werden!
Kaum haben wir den Schranken zur Seite geschoben, empfängt uns die Wunderwelt mit all ihren Reizen; ein blühendes Eldorado, gesegnet mit einem Artenreichtum, der Gottes Größe eindrucksvoll belegt 
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Frau Brukner erwartet uns mit frisch gebrühtem Kaffee, welche Freude sie wiederzusehen! Und nicht nur sie, all die vierbeinigen Lieblinge, wie schön sie wieder umarmen zu dürfen! Besonders der alte Hofhund hat es mir persönlich angetan, wie sehr ich ihn doch liebe; die Zeichen der Zeit nagen nun zusehends an seinem Körper, doch mit der ihm eigenen unfassbaren Würde begegnet er der Herausforderung scheinbar gelassen. Obwohl die Schritte offensichtlich schwerer und schwerer fallen, noch immer behauptet er als Fels in der Brandung seinen Rang als ‚Ansprechpartner Nummer 1‘. Wie lange noch, wir möchten nicht darüber nachdenken; ein Gesetz der Natur, seine Nachfolge wird alsbald auf der Agenda stehen, und hoffentlich, hoffentlich räumt er den Platz, die Speerspitze, ohne sich dabei auf einen Kampf einzulassen. Selbstredend, es wird Monika’s Autorität sein, die über die schicksalshafte Frage wohl mitbestimmt. Warum aber jetzt über das morgen nachzudenken, der Weg wird sich weisen; im Augenblick jedenfalls, darüber besteht kein Zweifel, nur wer den prüfenden Blick des Leithundes wiedersteht, der ist im Rudel wirklich aufgenommen 🙂
Heute haben wir leider nicht allzu viel Zeit für lange Gespräche; wie schade, denn der Austausch mit einer solchen Tierschutzgröße ist ein wahres Elixier. Aber es nützt nichts, bald schon müssen wir weiter, unsere Aufgabe ist doch die Dokumentation des Einsatzes Ihrer Kastration-Spendengelder!
Und so finden wir uns wieder in einem netten Arztzimmer, wo Dr. Nemanja Nikolic und seine Ehefrau Tamara Topalov, beide VeterinärInnen von ganzem Herzen in ihrer Praxis namens ‚Taurus‘, für Frau Brukners Organisation die Eingriffe sowohl an Straßentieren als auch an jenen von bedürftigen Personen übernehmen! Heute zum Beispiel ist ein älteres Paar gekommen, unglaublich nette Menschen, welche noch dazu perfektes Deutsch sprechen. Sie haben, so erfahren wir, viele Jahre in Deutschland, in Düsseldorf, gearbeitet, und was noch viel wichtiger ist, sie lieben Tiere. 20 Katzen beherbergen sie in ihrem eigenen kleinen Paradies, dazu noch fünf Hunde – allesamt von der Straße gerettete Schützlinge! Die heutige Patientin wurde vor Monaten mit einem zerschmetterten Bein aufgelesen, der Fuß, ein vorderer, nicht mehr funktionstüchtig, die irreparable Wunde bereits im Fäulnisprozess begriffen… Aller anderer Möglichkeiten beraubt, blieb dem Ärzteteam nur eine einzige Chance: die komplette Amputation!
Das arme Kätzchen hat sich seither blendend von dem Eingriff erholt; sie klettert Bäume genauso schnell wie ihre ArtgenossInnen, so hören wir, und trotz ihrer Behinderung meistert sie das tägliche (Katzen-)Leben nahezu perfekt. Auch eine Schwangerschaft plus der Geburt von 10 Kätzchen hat sie hinter sich, damals zu jung für eine Empfängnis gedacht – nicht zuletzt deshalb muss heute die Sterilisation folgen.
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Mit unglaublicher Sicherheit und mittels der Erfahrung tausender solcher Eingriffe machen die Veterinäre einen großartigen Job. Kaum ein Blutstropfen verlässt die Wunde, welche schließlich mit drei Stichen und dem Durchziehen sich selbst auflösender Fäden vernäht wird.
Im Wartezimmer finden sich Flyer verschiedener Tierschutz-Organisationen; auch Spendenboxen, wo die Mittel dann künftigen Kastrationsprojekten zugutekommen sollen. Das Schild über der Eingangstür ‚A house is not a home without a dog‘ vertreibt unsere letzten Zweifel – hier sind großartige Menschen am Werk, Menschen, welche dazu beitragen möchten, diese Welt zu einem besseren Ort zu gestalten!
Nun müssen wir uns aber auch schon wieder verabschieden; der Doktor, wie nett, begleitet (oder besser ‚geleitet‘) uns aber sogar noch zum städtischen Tierheim, wo wir für einen Kurzbesuch angemeldet sind! Super, ohne ihn hätten wir den Weg wohl nie gefunden – denn der führt, wie so oft in den östlichen Ländern, direkt zur städtischen Mülldeponie, hart am Rande zum Nirgendwo.
In einem Seitenbereich der stinkenden Anlage, fernab der nächsten Siedlungen, erblicken wir dann auch schon die unschönen, von den Elementen zerfressen Käfigreihen. Ein Mann begrüßt uns, sogar in sehr gutem Deutsch, er wird das kleine RespekTiere-Team durch die Herberge führen. Etwas mehr als 100 Hunde gibt es hier, manche davon leider in recht bedenklichem Zustand. Die Mannschaft zeigt wenig Interesse am Leid, selbst als immer wieder schreckliches Gebelle aus den Zwinger erschallt, Bellen gefolgt vom unterwürfigstem Winseln – ein sicherer Indikator, dass sich die Tiere untereinander anfallen und oft auch verletzen, manchmal sich sogar gegenseitig töten – rühren sich die fünf bis sechs zuständigen Männer nicht aus dem Mannschaftsraum. Ja, sie zeigen tatsächlich sogar Null Reaktion auf die drohende und potentielle Gefahr.
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Wer aber mag urteilen? Im Wissen, die so wichtige, so unverzichtbare Arbeit wird von der Gesellschaft mit Abscheu und vom Vater Staat mit wahren Almosen rück-bezahlt?! Angeblich verdienen die Müllmänner mehr als doppelt so viel, einen derartigen Stellenwert nimmt die Mühe um die Straßenhunde hier ein…
Es gibt einen Zwinger, wo die Welpen unterbracht sind; im Prinzip sind sie dort nur zum Sterben ‚hinterlegt‘, weder Wasser noch Futter wird offeriert; ‚die sind noch viel zu jung, ohne Mama‘, hören wir, ‚haben keine Chance‘. Das ist alles, was die Männer zu sagen haben; vielleicht das Schlimmste daran: die Endgültigkeit ihrer Aussage, sie scheint sie keine Sekunde zu bedrücken, wiederspiegelt nicht einmal eine verständliche Resignation, sondern nur bloße Realitätssinn…
Im hinteren Bereich des Asyls gibt es einen weitläufigeren Bereich, einst von Frau Brukners Organisationen errichtet. Sogar ein kleiner Beton-Badesee ist gebaut worden, der einzige Luxus für die Armen, und er wird tatsächlich viel benutzt. Dazu verfügt der ständig nutzbare Auslauf über relativ weite Wiesenflächen, schöne Hundebehausungen aus bemalten Beton vermitteln sogar so etwas wie Normalität. Nur, auch das müssen wir hören, mit dem Bau alleine ist es nicht getan; der Vorwurf an die Stadt: sie leistet keinerlei Instandhaltungsversuche, nicht die geringsten. Und das erkennt man auch, wohin immer seinen Blick wenden mag. Wie schade eigentlich…
Auf den kleinen Teich konzentrieren wir uns nun, diese einzige Erfrischung für die Augen: ein Bild von badenden Hunden – welches das ansonsten so Trostlose, ja Herzzerreißende der Situation für Momente wenigstens auszuklammern vermag…
Übrigens: Hunde werden von hier ‚praktisch nie‘ adoptiert. Obwohl sie geimpft, gechipt, kastriert und mit einem Hundepass ausgestattet, dazu kostenlos abgegeben werden würden, kommt die durchschnittliche Bevölkerung nicht auf den Gedanken, Tiere von hier wegzuholen. Erst einmal gefangen, bedeutet es in fast allen Fällen ein Leben bis zum Ende hinter den Gittern einer staatlichen Tierherberge. Wo dann sehr oft der Tod fast einer Erlösung gleichkommt…
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Foto unten: dieses Bild verdeutlich die Wichtigkeit von Kastrationsprojekten wie kaum ein anderes – Welpen, ‚entsorgt‘, ohne Mutter, weggeworfen; letzte Station ist das städtische Asyl, wo ihr Dasein nur mehr ein Warten auf den Tod bedeutet, weil sich die Stadt so gar nicht um die Tierbabys kümmern mag…
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Nach einer guten Stunde verlassen wir das ‚Asyl‘ vorsichtigen Schritts. Wissen wir doch, tausende und abertausende Hunde sind hier auf diesem blutgetränkten Boden qualvoll gestorben, eins geworden mit der Erde unter uns. Selbst der laue Wind scheint ein Klagelied an die Vergangenheit zu summen; früher, so erfahren wir, wurden Straßenhunde einfach in wartende Container gekippt, unweit von jener Stelle auf der wir gerade stehen, lebend, zu Dutzenden, ohne Wasser und Futter, bei 40 Grad im Hochsommer. Schnell zusammengeschmolzen zu einem einzigen, schmerzvollen Organismus, von Leid und Pein gezeichnet, eine Masse sterbender, toter und verletzter Tiere; bis die nächste Fuhre ankam, und einfach oben drauf hinein in den brodelnden Irrsinn geschüttet wurde; ein hoffnungsloser Überlebenskampf. Gevatter Tod hatte am Rande der nach oben offenen rostigen Todeszelle längst Platz genommen, im Warten auf das Aufgehen der Regenbogenbrücke; nach Stunden, nach Tagen des Unfassbarem unweigerlich folgend. Kein Entrinnen, kein Entkommen, eine Tragödie epischen Ausmaßes, eine unauslöschliche Schande der Menschheit…
 
Ringsum versuchen einige Menschen mit dunkler Hautfarbe dem Gebirge aus Müll Verwertbares zu entreißen; ebenfalls Ausgestoßene der Gesellschaft, einverleibt in die dritte Welt, mitten im Herzen des reichsten Kontinentes der Erde, geboren in die Geburtswehe der Zivilisation.
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Foto unten: der unvermeidbare Protest, diesmal bei Belgrad!
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Wir kaufen Wasser und Brot beim Greissler nebenan, gönnen uns eine kurze Pause im bewaldeten Park, umgeben von Graffiti-bemalten, aber ansonsten völlig schnörckellosen Plattenbauten. Gedankenverloren, niedergeschmettert, ein nahezu wortloser Austausch.
Doch was hilft’s; noch ein Programmpunkt steht an, ein solcher, der uns abermals fordern wird!
Wir dürfen ein Heim einer Nachbargemeinde sehen, ebenfalls irgendwo im Nirgendwo. Dragan, der Chef-Mitarbeiter, zeitweilig auch der einzige, er muss sich um 150 und mehr Seelen kümmern, erwartet uns dort bereits. Schon die Zufahrt ist ein Abenteuer, die Anlage verborgen im Gestrüpp, welches aufgrund der starken Wucherung an südamerikanische Urwaldregionen erinnert. Von der Sumpfpflanze bis hin zur Liane, von mächtigen Bäumen bis zu Wäldern aus Schilf, alles scheint hier zu sprießen. Ganz so, als wolle die Fauna die Wunden an der Natur verschließen, den Wahnsinn ausklammern, zumindest den direkten Blickwinkel verschließen.
Das Asyl ist so sauber, wie es unter den Umständen wohl nur sein kann; man merkt die Bemühung, aber selbstredend auch das Fehlen der Mittel. Dennoch, selbst hier hat Frau Brukner Wunder bewirkt – aus einem einzigen, weitläufigen Zwinger sind inzwischen wohl ein Dutzend geworden. Wasser, für uns etwas überraschend, gibt es überall in den Gehegen, obwohl der Tierpfleger nur über wenige Entnahmehähne verfügen kann, das Gelände sich aber über eine Strecke von gut 200 oder mehr Metern erstreckt! Das Tragen der Kübel bei der enormen Hitze über unwegsamen Boden, es ist ohne jede Frage wahre Schwerarbeit, und nur solche, welche Hunde auch wirklich mögen, werden sie unter gegebenen Umständen auch wirklich versorgen. Anderswo, unter gleichen Voraussetzungen, würden die Tiere ganz sicher von schrecklichem Durst geplagt sein.
Es gibt einen Bereich wo die heute gebrachten Notfälle untergekommen sind; der Anblick ist eine Prüfung für die Seele, die vielleicht noch immer an die Menschlichkeit unserer Rasse glaubt… Hunde zu Skeletten abgemagert, haarlose, solche mit völlig verklebtem Fell, mit tränenden Augen, mit gebrochenem Blick. Einer davon, in extrem ausgezehrtem Zustand, versucht sich in einem Loch in der steinharten, sonnengedörrten Erde zu verstecken (Morgen, so wird sich herausstellen, wird er nicht mehr unter den Lebenden wandeln Foto unten).
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Foto: Rest in Peace – wir werden Dich nie vergessen! 🙁
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Foto: von den elementen zernagt; Impression aus Zrenjanin
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Ganz am Ende des Asyl gibt es vier oder fünf Zwinger, jeweils nur etwa einen Quadratmeter groß, wo sogenannte ‚Kampfhunde‘ in Einzelzellen untergebracht wurden, untergebracht werden mussten; sie alle lieben Menschen, aus einem obskuren Grund – war es nicht derselbe, der sie zu dem gemacht hat was sie jetzt sind, nämlich lebende Zeitbomben ihren ArtgenossInnen gegenüber – können aber nicht mit den Angehörigen ihrer Spezies zusammengeführt werden; sie würden sofort brutalste Angriffe starten, ein Massaker anrichten. Einen Kampf anstreben, bis zum bitteren Ende, egal, wer unterliegt. Man selbst oder der Gegner, kein anderer Ausgang einer Auseinandersetzung wird akzeptiert. Lebende Tote sind sie, verdammt dazu, ihr restliches Dasein auf kleinster Fläche auszusitzen, ohne jede Chance auf Resozialisierung. Eine Träne wegwischen, oh Gott, das ist das einzige, was mir dazu einfällt. Selbstmitleid, angesichts des erschütternden Dramas ist es zu wenig an Regung, zutiefst beschämend. Um eine Antwort verlegen, diese Einsicht ist der Konkurs des Geistes.
Letztendlich sind wir froh, als wir wieder aufbrechen. So viel Information für ein menschliches Gehirn, zu viel an Bildmaterial. So viel Leid, so viel Kummer, so … wenig Hoffnung.
 
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Langsam neigt sich der aufwühlende Tag dem Ende zu; wir treffen uns in einem alten Gastgarten mit Frau Brukner, wie schön; wundervolle Gespräche lenken ein bisschen von der Misere ab, eine Misere, welche die unfassbar starke Frau seit 3 Jahrzehnten Tag für Tag über sich ergehen lassen muss. Wie kann ein Mensch so etwas schaffen? Sagte ich Mensch? Nein, Frau Brukner ist mehr als das, sie ist ein von Gott gesandter Engel für die Tiere!
Wir unterhalten uns noch lange über das Kastrationsprojekt, Ihre Spenden sind, so viel steht fest, bestens angelegt. Über das ganze Land verstreut hat Frau Brukner ein Netz von TierärztInnen aufgebaut, wo die operativen Eingriffe an Straßentieren vorgenommen werden. Überall dort, an weit mehr als 50 Plätzen, gibt es lokale TierschützerInnen, welche die Streuner der Umgebung hegen und pflegen, von der Straße holen, notdürftige Asyle errichtet haben. Und überall dort ist die helfende Hand von Frau Brukner’s Tierschutz Djurdjevo nicht weit, springt mit Rat und Tat ein, wenn Hilfe gefordert ist – und das ist leider praktisch immer der Fall.
Unfassbare Dinge hören wir; zum Beispiel: an der einfachen Gaststätte führt eine Straße vorbei, welche zwei Hauptorte der Umgebung verbindet. Ein Fluss liegt dazwischen, und so haben sich die jeweiligen BewohnerInnen heimtückische Tricks angewöhnt, um die Straßentierpopulationen in ihren Wohnorten einzudämmen. Regelmäßig bringen Menschen Tiere jenseits der Brücke, im Wissen, die Hunde können das breite Gewässer nicht mehr rück-überqueren; da aber hüben wie drüben zu solchen Methoden gegriffen wird, erhöht sich der Argwohn untereinander, während die Anzahl der Straßentiere überall ungefähr gleich bleibt… andere, viel bessere Strategien, fallen vielen ZeitgenossInnen nicht ein, um der Problematik Herr zu werden…
 
Fakt ist, der sprichwörtliche ‚Hund‘ liegt auch darin begraben, dass verschiedene Städte trotz eigentlicher Verbotsgesetze, mehr oder weniger offiziell Hundefänger-Firmen beauftragen, um allfällige Streuner einzufangen; was mit diesen passiert, es weiß niemand so genau, aber der Schluss liegt nahe, dass man die Tiere dann an bestimmten, weit entlegenen Plätzen tötet und entsorgt. Bezahlt werden angeblich 100 Euro pro Kopf, was die Hundemafia (Realität!!!) dazu bringt, selbst Hunde aus privatem Gelände einzufangen, aus Gärten zu holen, sie des Nachts zu stehlen. Warum die Städte das tun? Weil für angebliche Bissverletzungen durch Straßenhunde viel Geld an vermeintliche ‚Opfer‘ zu bezahlen ist; Belgrad beispielsweise, so sagen manche Quellen, muss pro Jahr alleine für einen solchen Zweck rund 7 oder 8 Millionen einplanen. Ja, Menschen, die gebissen werden, verklagen die städtischen Autoritäten, und so ist ein Netz aus mafiösen Strukturen zwischen Anwälten, Hundefängern, angeblichen Opfern usw. entstanden, ein sehr lukratives nebenbei. Gerüchten zufolge passiert es immer wieder, dass Hunde getötet werden, der Kopf abgetrennt, gekocht, vom Fleisch befreit, nur um später das Skelett dazu zu verwenden, sich selbst eine Wunde zuzufügen – welche daraufhin lebenden Straßenhunden zugeschrieben wird. Oder, wenn der eigene Hund beisst, ob im Zuge einer an ihm begangenen Tierquälerei oder aus anderen Gründen. 1500 Euro Schmerzensgeld vom Staat sind keine seltene Reaktion, der Geldfluss lässt Menschen erfinderisch werden – auf Kosten der Ärmsten der Armen. Genau deshalb sind die Städte sehr daran interessiert, möglichst wenige Hunde zu beherbergen, genau deshalb zahlen sie solche Summe, um möglichst viele der Tiere loszuwerden, egal auf welchem Wege…

Am späten Abend treffen wir in unserer heutigen Herberge ein; in einem Kloster, nahe der Kirche (wo der Kirchturm zu unserem Leid jede Viertelstunde einen lauten Gong von sich gibt…), wartet ein Zimmer auf uns. Kostenpunkt nur 10 Euro, aber Schlaf finden werden wir heute Nacht nicht viel, egal wie man es auch immer drehen mag. Zu sehr ist das Innere im Kampf der Gefühle gefangen, und so sehnt man schon vor dem Schlafgehen das Aufstehen herbei. Auch die vielen Mücken werden die Stunden bis dahin zu langen machen, sie in unsere Erinnerung einprägen…
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Schon in der ersten Morgenstunde, die Sonne ist gerade im Versuch begriffen aufzugehen, türmen sich dicke Gewitterwolken am düsteren Horizont. Gegen 6 Uhr früh öffnen sich die Schleusen mit einem Gedonner und Getöse, Blitze erhellen die zaghafte Dämmerung. So sind wir schon bald auf, reiben uns den Schlaf aus den Augen und sitzen auch schon wieder im so verlässlichen Mercedes-Van. Die Straße hat uns fest im Griff, und es soll ein langer Tag werden; 360 Kilometer liegen vor dem heutigen Zielort, 360 Kilometer, welche uns tief ins Landesinnere führen werden, in Fakt bis knapp vor die bulgarische Grenze! Dort, in einer Arbeiterstadt namens Bor werden wir wieder Tierärzte treffen, welche uns ihre Arbeit vorstellen möchten. Auch ein Besuch in einem privaten Asyl steht an.

Das Wetter beruhigt sich schnell. Noch zeigt der Himmel dramatische Farben, doch irgendwo im hintersten Winkel bereitet sich die Sonne bereits erneut auf ihren Siegeszug über das Firmament vor. Ein netter Tankwart schenkt uns nach der Befüllung des Transporters zwei Tassen starken Balkankaffee ein, ganz begeistert ist er, seinen Englisch-Wortschatz prüfen zu können.
Bald erreichen wir nun die Autobahn, sie führt uns über gut 200 Kilometer hinweg in schnellem Tempo in Richtung Süd-Osten. Nur die nötige Durchquerung der Serbien-Metropole Belgrad nötig uns etwas Zeit ab, hier gerät der Verkehr auch schon mal gänzlich ins Stoppen. Der Highway in den Süden hingegen präsentiert sich demgegenüber fast fahrzeugleer, vorbei geht es an wunderbaren Landschaften; zuerst noch weite Felder, wo kaum eine menschliche Ansiedlung zu sehen ist, urplötzlich wird das Land hügeliger, nahezu bergig. Es erinnert hier stark an daheim, weite Wälder wechseln mit prächtigen Flusslandschaften. Nur das asphalterne Band, an manchen Stellen gebrochen und durchfurchten wie das wettergegerbte Gesicht des vereinzelten Hirtens, stört die beinahe Idylle. Herden von Kühen weiden an ursprünglichen Wiesen, später sind es viel mehr Ziegen; bei näherer Betrachtung verliert die vorsichtige Romantik schnell ihren rosa Schleier, die allermeisten der Tiere fristen ihren Tag nämlich an verrosteten Ketten, angepflockt in der Leere. Für sie gibt es kaum Schatten, ein schweres Schicksal, zeigt das Thermometer doch bereits wieder über 30 Grad.
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Jetzt verliert sich die Autobahn, die Straße wird schmaler und schmaler, der Weg führt nun stetig bergauf. Wilde Mülldeponie entweihen das Land, abgetragene Hügelketten, wo intensiver Bergbau betrieben wird, tragen ihr übrigens zu einem doch etwas deprimierenden Gesamteindruck bei.
Gegen 14 Uhr erreichen wir unser heutiges Ziel, die Bergbaustadt Bor. Der industrielle Charakter ist hier übermächtig; vor allem die Kupferabbau-Firma ‚Rakita‘ – in Fakt gibt es hier eine der größten Kupferminen Europas – ist der wichtigste Arbeitgeber. Tatsächlich war der Standort ein dezidiertes Angriffsziel Hitlers im 2. Weltkrieg. Nach dem Überfall auf Serbien schufteten sich ab 1943 unzählige verschleppte ungarisch-jüdische Kriegsgefangene in den umliegenden Bergwerken zu Tode, Deutschland schöpfte aus Bors Minen immerhin rund 50 % des für die Rüstungsindustrie benötigten Kupfers. Heute liegt die Stadt zu Füßen der vergewaltigten Berge. Kahl und zerstört rahmen sie die Ansiedlung ein, ein mahnendes Denkmal an vernichteter Natur. Eines Tages, hierfür braucht es keinen Propheten, werden die folgenden Generationen mit Recht Fragen stellen, wie unsere Großväter, Väter und wir selbst eine solch überbordende Darstellung menschlicher Zerstörungskraft zulassen haben gekonnt…
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Es nötigt uns einiges an Mühe ab, die Ordination ‚unserer‘ TierärztInnen zu finden. Dort angekommen, in der Klinik ‚Veterinarska Stancia Bor‘, werden wir für alle Mühen mehr als entschädigt und auf das Großartigste empfangen. Tatsächlich ist die Ankunft beinahe ein Heimkommen zur Familie, schießt es uns durch den Kopf. Tüten mit Chips und allerlei anderen Snacks werden geöffnet, kaltes Cola serviert, Fruchtsäfte und Kaffee runden die herzliche Begrüßung ab.
Und dann sind wir auch schon im OP-Saal, wo gerade eine Familie ihre allerliebste Hündin bringt. Dr. Tamara Topalov und ihr Team operieren hier neben den Tieren ihrer KundInnen auch Straßenhunde, sowie solche, welche zwar ein zu Hause haben, wo aber deren HalterInnen sich die OP nicht leisten können oder manchmal leider auch nicht wollen. Was hilft es, solange ‚private‘ Hunde unkastriert aus den Gärten entweichen, wird sich das Straßenhundeproblem niemals lösen! Deshalb ist ein solches Angebot von übergeordneter Wichtigkeit; wie wir aus Bulgarien und Rumänien wissen, nehmen es trotzdem viele Leute nicht an, kostenlos hin oder her, einfach weil sie sich nicht um die daraus entstehenden Thematiken kümmern. Gibt es Nachwuchs, wird er in eine Schachtel gepackt und landet irgendwo im Straßengraben, fernab von zu Hause…
Positiv stimmt aber die Tatsache, dass sich mehr und mehr Menschen ihrer Verantwortung bewusst werden und nicht länger staubigen, nein, in diesem Falle schäbigen, Verhaltensweisen folgen. Ist der Eingriff frei, ist die Nachfrage dann umso größer. Also darf nicht lange über das Wenn und Aber nachgedacht werden, Handeln ist die Devise der Stunde.
Die HundehalterInnen ziehen sich bald zurück, und schon beginnt die OP. Mit großer Routine wird sie durchgeführt, höchsten Standards verschrieben. So dauert der Eingriff eine ganze Stunde, dann ist es geschafft – die Herzallerliebste wird nie mehr Kinder in die Welt setzen, Kinder, welche der ohnehin tieftraurigen Situation eine weitere Addition zufügen würden…
Pro Tag operiert das Team im Schnitt rund drei Hunde, ob direkt von der Straße oder von HalterInnen mit finanziellen Engpässen vorbeigebracht. Ein großes Plakat verspricht die kostenlose Unterstützung, nur ein Termin muss hierfür telefonisch geordert werden!
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Foto: Bor-panorama/wikipedia!
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Foto: die Zeichen der Zeit sind in Bor nicht zu übersehen; spätestens dann, wenn der Bergbau nicht mehr rentabel sein wird, steuert die Stadt wohl oder übel einem großen Problem bezüglich Abwanderung entgegen…
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Draußen wartet nun schon Miljana, eine gar wunderbare Frau in den besten Jahren, welche sich um rund 60 bis 80 Hunde kümmert! Sie wird uns ihr kleines Asyl am Stadtrand zeigen.
Wir haben keine Zeit zu verlieren, der Tag schreitet voran. Ein herzliches Dankeschön an das Ärzteteam für die hervorragende Arbeit und die Möglichkeit, sich von den Fertigkeiten der Veterinäre persönlich zu überzeugen, und dann folgen wir auch schon Miljanas alten Fiat Panda, der uns direkt in die Herberge führen wird (das für ihre Arbeit so praktische Fahrzeug war einst eine Spende von – wie kann es anders sein – Frau Brukners Tierschutz Djurdjevo)! Eine weitere junge Tierschützerin ist mitgekommen, sie spricht wunderschönes Englisch – so gibt es auch keinerlei Verständigungsschwierigkeiten!
Miljanas Asyl wurde mit Einverständnis des Besitzers am Gelände einer verfallenen Ziegelfabrik erreichtet. Der gute Mann verlangt dafür keine Rente, würde er es tun, wäre eine Hilfe wie die gegebene von vornherein unmöglich. Man darf nicht vergessen, die Menschen verdienen in Serbien im Schnitt höchstens ein paar hundert Euros, bei ähnlich hohen Lebenserhaltungskosten wie wir sie aus Österreich oder Deutschland kennen.

Der erste Eindruck ist, so ehrlich muss man sein, ein niederschmetternder, zugegeben und ohne jede Frage. Mit einfachsten Mitteln haben eine Handvoll Frauen rund um Miljana, unter der Mithilfe eines herzensguten Tierschützers, welcher sich inbrünstig um die Schützlinge kümmert, möglichst zweckmäßige Hundebehausungen errichtet. Selbstredend, mit mitteleuropäischen Standards darf man nicht rechnen, jeder Vergleich ist mehr als müßig. Bedenken Sie bitte, diese Menschen hier geben den größten Teil ihres ohnehin schrecklich geringen Einkommens für die Tiere. Nebenbei, anders wie bei ‚uns‘, droht TierschützerInnen in Ländern wie Serbien, Rumänien oder Bulgarien neben der unfassbar aufwühlenden Arbeit auch noch das soziale Unverständnis, sie werden schnell zu bestenfalls Außenseitern abgeurteilt, öfters sogar als offensichtlich Verrückte betrachtet und gemieden. Hilfe für Hunde, den Tag mit einer derartigen Aufgabe zu ‚vergeuden‘, ist tiefstes soziales Abseits, wird als asoziales Verhalten disqualifiziert. Eine Isolation droht, zusätzlich zu der immer präsenten enormen seelischen Belastung. Dennoch versuchen diese Menschen das Beste aus der trostlosen Situation zu kreieren; hier in Bor, so viel können wir jetzt schon bestätigen, gelingt ihnen die Zielsetzung auch eindrucksvoll! Nichts anderes gibt es hierzu zu sagen.
Da werden alte Bauteile verwendet, Holzbretter angeschraubt, eigentlich kaputte Gitterzäune zweckmäßig verarbeitet. Rostiges Eisen ist eingesetzt, Paletten werden als Unterlagen genützt, aber auch als Sichtschutz oder gleich als Ersatzwand verbaut. Ja, das Ergebnis sieht vielleicht nicht immer schön aus, aber wer Besseres schaffen kann, der/die möge nicht zögern und bitte sofort zu diesem oder an hunderte andere, ähnliche Plätzen kommen und mithelfen. Es ist keine Frage, ungeteilte Bewunderung ist es, die wir diesen Leuten schulden! Ja, der Anblick der Baracken mag verwirrend sein, irritierend, aber die Anlage erfüllt ihren Zweck – und der ist in erster Linie darauf gerichtet, das Überleben zu gewährleisten; ein Überleben, welches – zumindest momentan – so ganz und gar nicht auf irgendeinem anderen Wege sichergestellt werden kann!
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Der so nette Mitarbeiter lässt täglich die einzelnen Gruppen aus den Zwingern, wo sie sich wenigstens für eine halbe Stunde frei bewegen können, aber nach einer Weile müssen sie wieder in die Verbaue zurück. Die Hunde würden sonst in die Siedlung laufen, wo ihnen große Gefahr aus diversesten Quellen droht.   
Manche der Hunde, aus Mangel an verfügbaren anderen Unterkünften, leben aber leider auch an Ketten. Sie bekommen zwar ihren Freilauf, aber dennoch ist das ihre wohl nicht jenes Leben, welches man sich für einen Vierbeiner wünscht. Wie immer, überall in der Welt – und das ist das Beschämende – verhindert das fehlende Geld eine bessere Lösung; wären mehr finanzielle Mittel verfügbar, um wieviel besser könnte man das Dasein für die Armen gestalten!
Gott, so viel gäbe es zu tun für unsere Mitgeschöpfe; wie können wir je Ruhe finden, im Wissen, dass so viel Übles passiert, an so vielen verschiedenen Orten. Und immer sind die Mitgeschöpfe, die Wehr- und Rechtlosen, die unmittelbarst Betroffenen.

Der nahende Herbst macht sich mehr und mehr bemerkbar. Die Sonne, brennheiß während der Tagesstunden, büßt bereits unendlich viel an Kraft mit dem beginnenden Abend ein. Es wird Zeit für uns zu gehen; ob wir diese so tapferen und so unverzichtbaren MitstreiterInnen wiedersehen werden? Wie wird die Zukunft sein, ihre und die ihrer Schützlinge? Vielleicht werden wir ein bisschen mithelfen können, sie zumindest ein bisschen besser zu gestalten als es im Moment vielleicht möglich ist.

Die beiden beherzten Frauen bringen uns zurück zur Arztklinik. Durch Frau Brukners unmittelbare Hilfe, und das ist ein wesentlicher Fortschritt, nicht aufzuwägen, können sie hier zumindest die Verletzungen ihrer Hunde versorgen lassen, die so notwendigen Kastrationen in Auftrag geben. Ein erster Lichtblick, in einer Welt, die tagtäglich so vieles an Sorgen bereithält, dass es außenstehenden BetrachterInnen schier den Atem raubt…
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Es folgt eine herzliche Verabschiedung, eine feste Umarmung gepaart mit den allerbesten Wünschen für das Kommende.
In der Klinik wartet bereits ein junger Mann auf uns; er wird uns in die Herberge begleiten, ein Motel, welches außerhalb an einem Stausee liegt. Dort angekommen, empfängt uns der typisch postkommunistische Charme solcher Anlagen, in diesem Falle in seiner positivsten Form! Ein idyllischer Platz, zwar von den Elementen bereits gezeichnet, der Zerfall angekündigt und unaufhaltsam wie das herbeieilen der nächsten Jahreszeit. Wenige Menschen hat es hierher verschlagen, obwohl die Umgebung eine so nette ist. Das Motel hat die besten Jahre lange hinter sich, für die Zukunft wird es wenig gerüstet sein. Doch für den Moment ist es ein wundersamer Ort, eine Wohlfühloase, welche uns Ruhe und ein bisschen Entspannung von all den Eindrücken der vergangenen Stunden verspricht. Unfassbar – die neugewonnenen FreundInnen haben die Rechnung für die Übernachtung bereits beglichen, eine Tatsache, welche uns etwas verschämt zurücklässt. Wie schön, wie berührend, wie wundervoll; ganz sicher werden wir diesen Tag als einen ergreifenden, einen hoffnungsversprechenden, in unseren Erinnerungen behalten!
Selbst hier, etwas entlegen vom Strom der Zeit und mit Melancholie behaftet, gibt es mehrere Hunde ohne zu Hause. Sie warten, warten auf bessere Momente, die wahrscheinlich nie mehr kommen dürften. Leider haben wir nur ein bisschen Brot mit uns, aber dieses nehmen sie dankbarst an.
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Früh am nächsten Morgen brechen wir auch schon wieder auf. Wir wollen so schnell als möglich die Stadt Paracin erreichen, ca. 80 Kilometer entfernt, wo ebenfalls ein mit Frau Brukner zusammenarbeitender Tierarzt eine Praxis betreibt. Der Weg dorthin führt uns über weite, menschenleere Landschaften, abwechslungsreiche Flora erfreut das Auge. Plötzlich wird das Land bergiger, die doch recht enge Straße schlängelt sich stetig hinauf und schließlich über einen Pass, auf immerhin 650 Meter Höhe. Dunkle Wälder, so weit der Blick reicht, erfreuen das Gemüt. Auf all diesen Strecken sehen wir dem Himmel sei Dank nur sehr wenige tote Tiere auf der Straße, aber leider bezeugen wir auch den Tod einer Katze, welche von einem Auto angefahren worden war.
Serpentinen leiten uns nun in flachere Gefilde, und gegen 10 Uhr vormittags sind wir am Ziel der Reise; vermeintlich, denn es stimmt zwar die Straßenbezeichnung, aber leider nicht der Ort selbst. So halten wir kurz an einem Supermarkt, um dort ein paar Lebensmittel, in Fakt Wasser, Brot und Margarine, einzukaufen. Über Granulat-Kaffee in kleinen Fertigpäckchen freuen wir uns besonders, das Pulver werden wir später im kleinen Wasserkocher zubereiten.

Beim Verlassen des Geschäftes werden wir auf klägliches Miauen aufmerksam – tatsächlich, zwischen der Wand des Geschäftes und einem davor abgestellten Eiscontainer, kommen zwei winzige Kätzchen zum Vorschein, mit blauen Augen noch, wohl erst wenige Wochen alt. Eine Frau gibt uns zu verstehen, es wird sich um die Kleinen gekümmert, aber sicher sind wir uns der Sache nicht. Allerdings, beim Versuch sie an uns zu nehmen, flüchten sie sofort unter die schwere Kühlbox, und so vertrauen wir auf die Worte der Passantin.
Nun gilt es besagte Adresse aufzusuchen; das ‚wie‘ ist allerdings die große Frage. Wir halten deshalb an einer Tankstelle, eine junge Angestellte, leider spricht sie kein Englisch, sie versteht aber trotzdem unsere Zwangslage. Da wir eine Telefonnummer notiert haben (aber unser Telefon nur ungern in Serbien benützen, einfach weil die Gebühren hier für österreichische Handys immens sind) ruft sie wie selbstverständlich die Zahlenanordnung; Minuten später ist der Arzt auch schon vor Ort und holt uns höchstpersönlich ab!

Er, Dr. Nikola Radovic, so viel verspricht schon der erste Eindruck, ist ein unfassbar herzlicher Mensch; er geleitet uns in seine Ordination, wo seine Frau, ebenfalls Tierärztin, bereits auf uns wartet. Mit kühlen Getränken und heißem Kaffee heißt sie uns willkommen.
Vor den Türen, der Veterinärpraxis – im Übrigen die erste private Tierarztpraxis der Stadt, sie öffnet heute am Samstag extra für uns – hat bereits eine Kundin mit ihrer herzallerliebsten vierbeinigen Begleiterin auf den einfachen Stühlen Platz genommen. Sie wird uns später erzählen, seit vier Jahren lebt die tierliche Begleiterin bei ihr, sie hat sie einst von der toten Mutter, vergiftet von einem Wahnsinnigen, weggenommen…
 
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Foto: Dr. Nikola Radovic überzeugt uns mit großem Fachwissen, einer völlig anderen OP-Art als sie die allermeisten seiner KollegInnen verwenden, sowie seiner überragenden sozialen Kompetenz sowie Intelligenz!
Dr. Nikola Radovic bereitet den Eingriff vor; jede Bewegung strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, jede Gestik verspricht, hier ist jemand am Werk, der genau weiß was zu tun ist! Nun ist auch die Tochter des Hauses gekommen, sie hilft beim Übersetzen mit perfektem Englisch. Und so erfahren wir jede Einzelheit, zum Beispiel, dass diese Stadt spezielle Programme für Straßenhunde, aber auch jene im privatem ‚Besitz‘, entwickelt hat. In einem speziellen Stadtplan sind sämtliche Straßen eingetragen, alle Häuser mit Hunden mit einem X vermerkt. Die Menschen werden gebeten, ihre Tiere in die Veterinärpraxen zu bringen, dort werden sie geimpft, gechipt und mit einem Pass versehen. Die anfallenden Kosten übernimmt die Gemeinde, die der Kastrationen Frau Brukners großartiger Verein (im gegebenen Falle dann zum Teil auch Sie, liebe SpenderInnen). Nicht nur das, zudem werden die gesammelten Daten notiert, und wie selbstverständlich informieren die Stadtverantwortlichen alle Hundehalter rechtzeitig zum Ablauf des Impfschutzes, gepaart mit einem Bon, der die kostenlose Wiederholung garantiert! Einfach nur großartig! Schade nur, dass Rest-Serbien von einer derartigen Vollkommenheit nur träumen kann…
Nun beginnt die OP; anders als üblich fixiert der Veterinär die Hündin nicht mit gespreizten Hinterbeinen, er bringt sie vielmehr in Seitenlage. Dies sei eine spezielle Technik, welche viel Erfahrung benötigt, aber die allerbesten Resultate bringt. Der Schnitt ist wesentlich kleiner als normal, minimalst mögliche Menge an Betäubungsmittel wurde zuvor verabreicht; gerade genügend, um die Hündin für die nächsten 15 Minuten tief schlafen zu lassen. Der unbezahlbare Vorteil: die Nebenwirkungen werden deshalb ebenfalls auf niedrigstem Niveau gehalten, den Hündinnen geht es nach Angabe des Arztes spätestens zwei Stunden nach dem Eingriff schon wieder sehr gut! Tatsächlich, wir können uns von den Versprechungen überzeugen!
Nach knappen zwölf Minuten ist die OP getan (es hat ein wenig länger gedauert als sonst, weiß der Arzt, aber das liegt daran, weil wir einfach sehr viele Fragen hatten, welche allesamt ausführlich ge- und erklärt worden waren). Die Hündin erwacht langsam und zeigt keine der sonst so oft beobachteten Symptome von Schmerzen, Übelkeit oder Überreaktion auf das gängie Betäubungsmittel Ketamin. Dr. Radovic, nach einigen tausenden erfolgreichen OP’s ist, so scheint es, wirklich eine wahre Koryphäe auf seinem Gebiet!
Schon wird die Patientin wieder abgeholt. Noch soll sie in die mitgebrachte Decke gewickelt werden, aber bald schon wird sie ihren ganz normalen Tagesablauf fortsetzen!
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Foto: zurück bleibt eine unfassbar kleine Wunde – großartig! Übrigens: Dr. Radovic bietet sein Wissen interessierten TierärztInnen an; wenn es jemanden gibt, der/die mit ihm kommunizieren oder von ihm lernen möchte, bitte schreiben Sie an: nradovic@gmail.com!
Nun sitzen wir mit der wirklich unfassbar gastfreundlichen Familie zusammen; wir hören Geschichten von schrecklichen Tiertragödien, von der legendenhaften Brutalität, mit welcher Straßenhunde am Balkan oft behandelt werden. Zum Beispiel gab es einen Mann, der seine Hündin im nahen Fluss ertränkte, bloß, weil sie zuvor einen Schuh zerbissen hatte; das furchtbare Verbrechen filmte der Täter am Handy mit und teilte es voller Stolz mit einer breiten Öffentlichkeit; auf Youtube konnte das Martyrium mitverfolgt werden. Aber anders als vielleicht in früheren Zeiten erfolgte daraufhin ein heftigster Aufschrei, welcher schließlich in die Verurteilung des Mörders mündete. Eine empfindliche Strafe, rund 1500 Euro, wurde ausgesprochen – kurz darauf erlitt die Bestie in Menschengestalt einen Schlaganfall, von welchem sich der Mann nicht mehr erholte. Kurz darauf ereignete sich ein ähnlicher Fall; ein Nachbar vergiftete mehrere Hunde eines Züchters, wurde überführt, verurteilt (nur, weil die Hunde aufgrund des sofortigen Intervenierens Dr. Radovic‘ überlebten, blieb eine viermonatige Gefängnisstrafe erspart) und mit hohem Bußgeld belastet. Auch dieser Unmensch konnte dem gerechten Schicksal nicht entfliehen – Tage später verstarb er an zwei schnell hintereinander folgenden Schlaganfällen. Seit diesen Tagen, so die Legende, hat sich kein solches Verbrechen mehr ereignet – vielleicht, weil potentielle Täter nun an einen Fluch glauben?!
Vor kurzem brachte ein Farmer ein Reh; das arme Tier litt an einem offenen Beinbruch. Auch hier leistete der Veterinär, mit Handyfotos belegt, großartige Arbeit; heute sieht man das Waldtier des Öfteren an einer Lichtung stehen, ganz so, als ob es sich nochmals für die geleistete Hilfe bedanken würde…
Es scheint, als gingen manche Tiere betreffende Einstellungen ein bisschen bergauf in Serbien; das Gesetz spricht eine eindeutige Sprache, die an und für sich harten Regelungen werden aber leider – ähnlich wie bei uns – bei weitem nicht immer übereinstimmend umgesetzt.
Erst am frühen Abend verlassen wir unsere Gastgeber; so viel haben wir über Tierschutz am Balkan gelernt, so viel über die typisch serbische Mentalität – und zumindest drei echte Freunde haben wir ganz nebenbei dazugewonnen! Ach ja, der so beherzte Tierarzt hat nebenbei auch noch ein Buch geschrieben, über die richtige Ernährung unserer besten Freunde! Reich bebildert ist die Lektüre eine besonders kurzweilige, wir bekommen sogar jeweils ein signiertes Werk überreicht. Es ist in Kyrillisch verfasst, aber schon sehr bald, in ca. einem Monat, wird es eine englische Fassung geben, welche man als Kindle-Book über Amazon downloaden kann. Sobald es soweit ist, ein Versprechen, werden wir den Link weiterleiten!
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Foto: kurze Rast; in meiner Hand sehen Sie das wunderbare Buch des Dr. Radovic über artgerechte Hundeernährung – wobei das Hauptaugenmerk darauf gerichtet ist, dass fast sämtliche Mahlzeiten zusammen mit den eigenen fabriziert werden können!
Jetzt müssen wir aber dringend aufbrechen; schon zieht sich die Sonne zurück, und eigentlich hätten wir es wirklich eilig. Aber das schlechte Gewissen lässt den ohnehin müden Geist keine Ruhe zukommen: die beiden Kätzchen wollen uns nicht aus dem Kopf gehen! Ein kurzer Anruf: Frau Brukner würde sie tatsächlich in ihrem Paradies aufnehmen…
So finden wir uns vor dem Markt wieder; zuerst können wir die Kleinen nicht finden, wollen schon weiterfahren, als wir schließlich doch noch im Laden nachfragen. Eine nette Verkäuferin freut sich offensichtlich über unser Ansinnen, folgt uns vor das Geschäft – und findet die wunderhübschen Geschwister tatsächlich gut verstreckt hinter einer Kiste!
Schnell gelingt es uns die Kätzchen einzufangen; sie scheinen ganz froh über die Aufmerksamkeit, jedenfalls legen sie sich im mitgebrachten Karton schnell zur Seite und scheinen Sekunden später eingeschlafen!
Wir verabschieden uns, die Reifen graben sich in den heißen Asphalt und schon hat uns der Highway wieder! Noch etwas gilt es zu erledigen: nie eine Fahrt ohne Protest, so lautet die RespekTiere-Devise. Und deshalb können erstaunte Menschen am beginnenden Abend Gevatter Tod und eine Aktivistin in Hundemaske sehen, welche an einer Mautstelle ein Transparent ‚Stop Killing Stray Dogs‘ hissen!

Gegen 9 Uhr abends erreichen wir Monika Brukner Wunderwelt. Sofort übernimmt die Gute die beiden Kätzchen, zaubert ganz nebenbei noch eine Mahlzeit für uns auf den Tisch! Dann lauscht sie gebannt unseren Erzählungen der vergangenen Abenteuer, dabei hätte sie viel Interessanteres zu sagen gehabt – 2 Hunde, UNVORSTELLBAR, waren am Nachmittag bei ihr abgegeben worden, ein Mann hatte sie, in den Kofferraum seines Wagens gesperrt, vorbeigebracht. Da sie aber weder über Kapazität noch die finanziellen Mittel verfügt, sämtliche Notfälle – davon gäbe es jeden Tag Dutzende – aufzunehmen, verneint sie zuerst. So wie sie es immer tut, anfänglich, dann aber nicht über den Schatten springen kann, möchte sie die Beiden schließlich doch sehen. Der Mann öffnet den Kofferraum – und da liegen zwei Plastiksäcke, fest verschnürt, mit nach Luft schnappenden Wesen in sich!!! So, und jetzt wissen Sie endgültig, welches tägliche Martyrium diese Frau durchzumachen hat!
‚Ich habe jetzt ein Baby‘, sagt der Mann, da kann ich die Hunde nicht mehr brauchen‘. Deshalb sind sie auch im Kofferraum, weil sonst Haare auf die Sitze kommen‘, ergänzt er, ohne auch nur einen Anflug von schlechtem Gewissen. Ja, und hätte Frau Brukner die nach ‚unseren‘ Kätzchen nächsten Geschwister nicht aufgenommen, sie wären, so sagt sie uns, im Graben an der Brücke am Ortsende gelandet, dort, wo die Menschen ihre lästig gewordenen Vierbeiner immer entsorgen – natürlich in den Säcken, elendiglich erstickt.
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Foto: Unfassbar: in diesen Säcken kommen die Hunde bei Frau Brukner an! Würde sie sie nicht aufnehmen, sie würden einfach genauso entsorgt werden!
Wie zum Unterstreichen der Dramaturgie kommt plötzlich heftiger Wind auf, der Himmel dröhnt, ein mächtiger Gott schleudert Blitze zur Erde. Ein mächtiger Gott, der ohnmächtig der Bestie Mensch harrt, und wohl längst nach Wegen sucht, die grausamste Kreatur seiner Schöpfung auszumerzen…
 
Wir dürfen die Beiden sehen; hilflos schmiegen sie sich an uns, ganz fest, wohl im Wissen, wie knapp sie der Katastrophe entronnen waren. Wie, so frage ich mich, können sie noch derartiges Vertrauen zu Mitgliedern unserer Art haben, nach all dem was ihnen zugestoßen war? Der Hund, das Wunderwesen…
Und Frau Brukner, der nur eine Beschreibung gerecht wird: Lebenden Personen wird eine derartige Huldigung normalerweise noch nicht zuteil. Aber wenn sie nur zuletzt deshalb vielleicht noch keine offiziell Heilige ist, ist sie zumindest schon jetzt registriert, eines Tages eine zu werden…
 
Geschuldet der späten gestrigen Nachtstunde des Schlafengehens, es sollte nach 2.30 morgens gewesen sein bis sämtliche Arbeiten abgeschlossen waren, schaffen wir es heute erst gegen 8.30 Uhr aus den Betten. Das nette Motel bietet ein veganes Frühstück an, um ganze 2 Euro (!!), welches keine Wünsche offenlässt. Weil heute auch der Tag der Abreise ist, genehmigen wir uns den Luxus, um dann aber umso eiliger aufzubrechen – eine Recherche muss uns noch gelingen, bevor wir zufrieden mit dem ERgebnis der Reise den Bus in Richtung Westen lenken!
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Das Ziel ist der wöchentliche Markt von Novi Sad, wo leider auch immer viele Tiere unter katastrophalen Umständen zum Verkauf angeboten werden. Die ganze Stadt scheint an den Markttagen auf den Beinen, die Wege zwischen den aberhunderten Ständen sind von der Menschenmasse dicht bevölkert. Alles gibt es hier zu kaufen, angefangen von der Kleidung bis hin zu jeglich denkbarem Werkzeug, dazwischen Dutzende Essensstände; VerkäuferInnen von Mais und Limonaden schieben ihre mobilen Wägelchen durch die verstopften Gassen, Kinder, die sich an Süßigkeiten wie Zuckerwatte laben; die Veranstaltung bietet alles, was als Gesamtes dann doch nett anzusehen ist. Fündig kann man auch werden, Dinge, welche man aus der Kindheit kennt und welche bei uns zu Hause gar nicht mehr erhältlich sind, werden angeboten. Und alles zu wirklich guten Preisen, eine ‚echte‘ Ray Ban-Sonnenbrille beispielsweise, hergestellt wahrscheinlich in einem verlassenen Hinterhof in Vietnam oder sonst wo in Asien, für ganze 2,50 Euro.
Aber leider sind eben auch Tiere zu finden, und dann noch wirklich viele davon. Vor allem Hunde, gedrängt in winzige Käfige, selbstredend immer nur Welpen, verschiedenster Rassen. Ein alter Mann hat ein Dutzend Kaninchen in einen Käfig gestopft, ein anderer bietet Wasservögel in winzigen Drahtverliesen feil. Dazwischen sitzt ein Junkie, zitternd und offensichtlich krank, der versucht, Kätzchen und Straßenhund-Welpen aus Pappkartons anzubieten. Sein Blick ist gehetzt, er kann kaum eine Sekunde ruhig sitzen. Die Hände bewegen sich fiebrig, wie in Trance, ständig wippt er mit den Beinen. 500 Dinar kostet ein Stück Leben, nicht mehr als 4 Euro. Die armen Tierkinder sind in denkbar schlechtem Zustand, kümmern tut die Zurschaustellung von Leid und Elend die vorüber schlendernde Menschenmenge wenig. Hunderte Kinderhände langen nach den Kleinen, welche wiederum nur eines möchten – diesen für sie so schrecklichen Platz schnellstmöglich zu verlassen. Ab und zu versucht ein Kätzchen aus dem Karton zu klettern, ein Vorhaben, welches der selbst so Hilfsbedürftige mit einem Schlag auf den Kopf quittiert. Was wohl passiert mit jenen, welche er hier nicht verkaufen wird, und dies werden sehr wahrscheinlich fast alle mitgebrachten sein? Man wagt nicht darüber nachzudenken… Abkaufen kann man sie nicht, zum einen würde der Mann nächste Woche wohl noch mehr Tiere anschleppen, ein Geschäft witternd. Zum anderen wüsste man aber auch gar nicht wohin damit; die Grenze ist dicht, die wenigen Asyle im Land brechend voll – es ist eine schier ausweglose Misere.
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Aber auch die anderen Hundeverkäufer kümmern sich nicht um ihre Schützlinge; sie alle sind der prallen Sonne schutzlos ausgeliefert, Essen oder Wasser? Fehlanzeige! In engsten Käfigen sitzen sie, zwei Schäferhundwelpen beispielsweise, so knapp aneinandergedrängt, dass ihnen die Luft zum Atmen fehlt. Oder drei Sarplaninaz, serbisch-mazedonische Hirtenhunde, wo der Verkäufer unsere gestellten Anfragen mit unfreundlicher Gestik quittiert. Es ist einfach nur fürchterlich anzuschauen, was hier passiert; Entenkinder, Hasen, Kaninchen, Hühner, allesamt in engste Gitterverschläge versperrt, nach Luft ringend, vor Durst nahezu ohnmächtig. Serbien, es strebt die Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft an. So nicht, nicht unter diesen Umständen, möchte man meinen. Andererseits, die Behandlung von Tieren war hierfür noch nie ein Kriterium für die feinen Herren und Damen mit ihren geschleckten Haaren und in den aalglatten Anzügen, in riesigen temperaturklimatisierten Büros irgendwo in Brüssel sitzend, Lichtjahre entfernt von der Realität der Straße. 
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Eines steht fest – wir werden uns in naher Zukunft, sobald etwas an Zeit bleibt, eingehend mit der Thematik beschäftigen!
 
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Nun ist es bereits wieder weit nach Mittag. Ausgesetzt einer gleisenden Sonne treten wir den Rückweg zum Motel an, wo unser Fahrzeug sicher parkt. Passieren müssen wir dabei einige Roma-Ansiedlungen, pure dritte-Welt-Orte inmitten Europas. Unfassbare Mengen an Müll säumen den Weg, verunstalten den ansonsten so netten Gesamteindruck Novi Sad’s. Warum die Stadtverantwortlichen hier nichts unternehmen, stellt sich die Frage. Seit einigen Jahren kommen wir jetzt schon hierher, und immer ist die Situation gleich. Wird ein Müllberg neben der Straße einmal doch entfernt, entsteht unweit davon am folgenden Tag der nächste.

Der letzte Weg der Reise soll uns nochmals zu Frau Brukner führen. Wir möchten uns gerne verabschieden, von der so wunderbaren Tierschützerin, aber auch von den liebgewonnenen Hofhunden. Ebenso würden wir gerne nochmals die Kätzchen besuchen, welche wir gestern abends hatten bringen dürfen.
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Dann aber geht es Richtung Heimat; durch landwirtschaftlich stark genutzte Landschaften, durch die Kornkammer Serbiens, bis hin zur ungarischen Grenze. Das Thermometer steigt einmal mehr auf gut 33 Grad, was uns einen dankbaren Blick in Richtung Klimaanlage werfen lässt!
Alles geht gut, die Sonne beginnt sich nun bereits zu verabschieden; selbst die serbische Grenze bereitet keinerlei Probleme, doch bevor wir noch durchatmen können, stehen wir, bereits unmittelbar nach dem Grenzbalken – im absoluten Stillstand! Nichts mehr geht plötzlich, warum, werden wir wohl nie erfahren. Jedenfalls, die nächsten 1,5 Stunden sollen wir uns kaum 100 Meter weiterbewegen, ein Umstand, der uns doch etwas zusetzt. Zum einen wäre es wirklich schön gewesen, einmal früher die Heimat zu erreichen und dadurch noch ein bisschen ruhigere Zeit zum Nachdenken genießen zu können, zum anderen lässt uns die starke Sonneneinstrahlung am nunmehrigen Mega’parkplatz‘ Autobahn wirklich leidend zurück.
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So ist es bereits dunkel, bis wir in das Magyarenland einreisen. Dort brauen sich mit mächtigem Getöse Gewitterwolken am westlichen Horizont zusammen, und bald durchzucken hunderte Blitze die beginnende Nacht. Starker Regen setzt ein, welcher unsere Fahrt zusätzlich verzögert. Richtig geisterhaft wird es gar, als wir in das Windrad-Land kommen; die roten Lichter auf den 1oo-Meter-Masten starren wie Drachenaugen auf uns herab, einzelne Blitze machen dazu die rotierenden Rotorblätter immer nur für Augenblicke sichtbar. Dazu der strömende Regen, gepaart mit peitschendem Wind, welcher uns zu einer Maximalgeschwindigkeit von nicht mehr als 50 km/h zwingt.

Erst in Österreich beruhigt sich das Wetter wieder. Eine kurze Pause noch, ein paar herzerwärmende Anekdoten, schon hat uns die Autobahn wieder im sicheren Griff. Die letzten 100 Kilometer werden erneut von Regenfällen begleitet, und so ist es dann tatsächlich mehr frühmorgens als noch Nacht, als wir endlich das Zuhause erreichen.
 
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Hier, nach so vielen erlebten Geschichten, welche der Geist erst verarbeiten muss, ist Einschlafen aber trotz der Anstrengungen auch nicht gleich möglich. So viel Neues haben wir erfahren, so viel Todtrauriges, aber auch so viel Hoffnungsversprechendes.
Vor allem aber haben wir die Überzeugung gewonnen, Ihre Spenden für die Kastrationen sind eine unfassbar wichtige und unverzichtbare Investition in eine möglichst leidfreie Straßenhunde-Zukunft. Leid verhindern, noch bevor es entsteht, so muss die Devise sein, und genau das passiert mithilfe Ihrer Unterstützung – wir sind Ihnen von ganzem Herzen dankbar dafür!!
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Foto: Leid vermeiden, bevor es entsteht, das muss die Devise sein! Nur Kastrationsprojekte, so viele wie möglich, können unfassbares zukünftiges Tierleid verhindern!
Abschließen möchten wir diesen Bericht mit dem Gelöbnis, alsbald wieder nach Serbien aufzubrechen und dann wieder an den verschiedensten Orten zu agieren. Die Problematik mit dem Tierverkauf auf den Märkten lässt uns nicht zur Ruhe kommen, auch der unfassbare Umgang mit den Hunden, vorgezeigt wieder einmal auf das Schmerzlichste von jenem Mann, der Frau Brukner die zwei Wunderhübschen in Plastiksäcken überbrachte, muss auf politischer Ebene überdacht werden. Die Pferdemärkte, die Bären in den Käfigen, die Normalität von Tierquälerei, all das sind Dinge, welche eine jeweils eigene Kampagne mehr als nur rechtfertigen würden. Mal sehen, was die Zukunft bringt, aber eines ist sicher – ungeachtet der Worte Kaiser Wilhelm’s, der schon 1912 wohl nicht ganz grundlos behauptete, ‚Jeder, der seine geistige Gesundheit bewahren will, soll einen großen Bogen um den Balkan machen‘ – Serbien wird uns alsbald wiedersehen!
 
Fotos: Impressionen der Reise!
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Foto: erkennen Sie die Wunderhübsche? Das ist Taly, die wir bei der letzten Serbienreise aus dem Blumentrog gerettet haben!
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Foto unten: ob sich die bösen Jungs vor einer Verfolgungsjagd fürchten?
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Bitte helfen sie uns helfen – ohne Ihre Hilfe sind wir hilflos! Die Hunde brauchen uns – und wir brauchen Sie!
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