Endlich, endlich, endlich – Boomer ist da! Rumänienhilfsfahrt, der Bericht!

Der Tag beginnt wolkenverhangen, düster. Es ist nach den ungewöhnlich hohen Temperaturen der letzten Tage doch wieder ziemlich kalt geworden, zudem lässt eine steife Brise den gefühlen Wert noch weitaus unangenehmer empfinden. Zudem zeichnet der Himmel eindrucksvolle Gemälde am mürrischen Firmament, an Opulenz kaum zu überbieten. Ob dies gute oder schlechte Zeichen sind? Wir sind jedenfalls voll motiviert, bereit es auf Biegen und Brechen herauszufinden.
Ja, jetzt ist es also wirklich soweit – wir, Inge und ich (die so unfassbar beherzte Tierschützerin war schon einmal vor vielen Jahren mit nach Rumänien gekommen) haben im Sprinter Platz genommen und sind am Weg nach Temeswar. Mit nur einer wirklichen Aufgabe dieses Mal, so zumindest dachten wir das am Beginn der Reise ( es sei vorweg genommen, tatsächlich sollten sich die Dinge wieder gänzlich anders entwickeln) , aber jene ist eine große, eine unglaublich wunderbare: der Einsatz gilt alleine Boomer, wir werden den Süßen zurück ins Dasein bringen! Er hat alle seine Papiere, ist sozusagen ausreisefertig und wartet auf den letzten Schritt in sein neues Leben! Wie haben wir diesen Moment herbeigesehnt, wie oft die Optionen durchgekaut; und nun, an einem Tag, der trotz des leichten Kälteeinbruches dennoch bereits ein Versprechen des nahenden Frühlings abgibt, wird die Theorie ganz schnell mehr und mehr zur Realität!
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Foto: der Van ist fast gepackt – jettz gilt es Inge abzuholen!
Wieder ist das orange Ungetüm voll beladen; im Unterschied zu sonst besteht das Gut aber – natürlich neben einer großen Menge an Hundefutter – vor allem aus medizinischen Bedarf. Was haben wir hierfür alles gesammelt, vom Verband bis hin zur Kanüle! Dazu gibt es Hundebetten in verschiedenen Ausführungen, Transportkörbe, Hundebedarf und viele, viele Leckerlis! Auch Kleidung, wie könnte es anders sein, bringen wir mit ins Karpatenland, ein Dutzend oder mehr große Umzugsschachteln finden Platz im Laderaum. Wo wir die abliefern werden, das wissen wir noch gar nicht wirklich, aber in einem Land wie Rumänien, da werden derartige Sachspenden sowieso immer und überall gebraucht.
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Foto: endlich, endlich ist es tatsächlich soweit – wir holen Boomer heim!
Wir kommen heute gut voran. Schnell erreichen wir die Bundehauptstadt, das Wetter stellt sich als geradezu ideal für die weite Reise heraus. Und auch der Verkehr ist diesmal kein Spielverderber, ganz im Gegenteil. Die Straße präsentiert sich frei auf weiter Ebene, eine Einladung an das Gaspedal, der wir nur schwer widerstehen können. So hat uns bereits knapp nach Mittag die Ostautobahn aufgesogen, und auch an der Grenze nach Ungarn gibt es keine Zeitverzögerung. Der Kauf der Vignette für die Durchfahrt durch das Magyarenland bietet uns schließlich die ideale Gelegenheit für eine erste Rast, die aber eine kurze ist. Und erneut führt uns der Weg in die pannonische Tiefebene, vorbei an den vielen ungarischen Tierfabriken, immer näher hin zum Ziel in den Osten. Der Wind bläßt uns eine steifen Brise entgegen, und obwohl das Thermometer ganze 8 Grad über Null zeigt, frieren wir ob des Luftzuges bei unserem nächsten Zwischenstopp, nun schon knapp vor der blau-gelb-roten Trikolore. Ein heißer Tee ist eingegossen, er erwärmt die Seele und spendet die notwendige Kraft für den letzten Teil der Reise.

Selbst die tatsächliche Grenze nach Rumänien stellt uns vor keinerlei Herausforderung; nicht nur, dass kaum Kraftfahrzeuge die immaginäre Linie passieren – ganze drei Autos stehen vor uns in der Warteschleife – auch der Zollbeamte zeigt sich eher desinteressiert. Er fragt nicht einmal nach der Ladung, will keine Papiere sehen, winkt uns einfach durch!
Rumänien, zumindest der westliche Teil, breitet sich – doch einigermaßen überraschend – gleich wie zuvor schon Ungarn völlig schneefrei vor uns aus. Hier, wo noch bei der letzten Fahrt vor grade mal drei Wochen Berge von glitzerndem Weiß den Straßenrand säumten, ist die Pracht inzwischen gänzlich geschmolzen, föhniger Wind trocknet die Erde auf. Die Autobahn, wie fast immer hier, ist für den letzten Teil der heutigen Tour im Ermessen von MitteleuropäerInnen nahezu beängstigend leer, die Fahrspuren fast autofrei. Es beginnt nun leicht zu regnen, doch selbst diese Tatsache kann nichts mehr daran ändern, dass wir die gut 1000 Kilometer zwischen Heimat und Ziel heute in Rekordzeit bewältigt haben! Schon gegen 20 Uhr stehen wir vor dem Haus der so wunderbaren Frau Doina, welche uns wie schon so oft zuvor bei sich aufnehmen wird. Nicht nur das, die Gute wartet bereits mit Gekochtem, und so genießen wir zu so ungewohnt früher Zeit einen Moment später bereits ein herrliches Abendmahl. Auch Raluka, Frau Doina’s Tochter, sowie Anna, die Enklin, sitzen mit uns am Tisch und alle gemeinsam erfreuen wir uns an immer unfassbar netten Erzählungen aus den jeweiligen Alltagsleben. Wie oft habe ich es bereits erwähnt, aber es muss einfach gesagt sein: Rumänienfahrten, sie sind ausnahmslos auch ein Heimkommen! Ja, tatsächlich, neben der Tierschutznotwendigkeit sind sie im Laufe der Jahre auch immer mehr zu so etwas wie ‚Familienbesuch‘ geworden. Unglaublich gemütlich, unglaublich herzerweichend, unglaublich nahegehend. Einfach nur toll. Wir unterhalten uns lange, die vier Hunde des Hauses um uns, am Heizkörper streckt sich eine Katze, die andere am Stuhl nebenbei, wieder eine andere schläft Rücken an Rücken mit Struppi (eifrige RespekTiere-Newsletter-LeserInnen erinnern sich bestimmt, Struppi ist jene Hündin, welche wir vor zwei Jahren aus dem Kastrationsprojekt bei Frau Oprea in die unvergleichliche Obhut von Frau Doina übergeben durften)!
So fällt es schließlich direkt schwer ‚Gute Nacht‘ zu sagen; aber die Müdigkeit verlangt nun doch schon ihren Tribut, und so finden wir uns gegen Mitternacht in den warmen Betten wieder.
Noch ein schnelles Gebet gen Himmel, mögen morgen ein guter Tag sein, möge Boomer bald im Van mit uns Platz nehmen, dann fallen die überanstregenden Augen langsam zu und der strapazierte Geist wandert verdient ins Land der Träume.   
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Fotos: oben: Industriepark Windkraftwerk; unten: wir bedanken uns vom ganzen Herzen bei Hanni Nagl und ihrer Tochter: so viel hatten die Beiden an Sachspenden gesammelt! rechts: die wunderhübsche Struppi bei Frau Doina!
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Foto: häufiges Verkehrsmittel in Rumänien: das Kutschengespann!
Der Tag beginnt regnerisch, später wird das Nass in leichten Schneefall übergehen. Die engelsgleiche Frau Doina erwartet uns bereits mit einem herzhaften Frühstück, duftender Kaffe belebt die angeschlagenen Lebensgeister.So viel gilt es heute zu tun, deshalb bleibt leider wenig Zeit um das Zusammensitzen länger genießen zu können!
Schon finden wir uns im Sprinter wieder, auf dem Weg zur von NetAP (www.netap.ch) unterstützten Klinik von Animals First (https://www.facebook.com/AnimalsFirst1/). Der Verkehr ist heute kein so überbordender wie meist sonst, besonders zur führen Stunde, wo die Stadt – ihres Zeichens die drittgrößte Rumäniens – regelmäßig geradezu im Stau erstickt. So erreichen wir die Behandlungräume zügig; dort erwartet uns bereits Alina, die gute Seele der Hunde Timisoaras. Wie wichtig die Ordination am Stadtrand der boomenden Metropole ist, wir brauchen es nicht extra zu betonen. Schon im Falle unseres ‚Großen‘ ist nur allzudeutlich geworden: eine Anlaufstelle wie jene ist einfach überlebensnotwendig! Und dann noch ein Fakt: alleine letzte Woche wurden hier weit über 200 Hunde kastriert!!! Unvorstellbar, nicht?
Wir öffnen die Tür, dann erblicken wir auch schon Boomer!!! Der strahlt uns mit seinen großen Augen an, ob er uns wohl wiedererkennt? Völlig nebensächlich, er schaut jedenfalls gut aus und scheint zu wissen: ab heute wird sich sein Leben nochmals völlig verändern!
Alina, im Stress wie immer, überreicht uns eine Leine, und dann dürfen wir die erste Runde mit dem Riesen drehen! Er hat deutlich zugenommen, sein Fell beginnt nachzuwachsen. Wie groß er später erscheinen wird, lässt sich nun bereits erahnen. Erst mit einem ihm gebührenden dicke Hütehund-Pelz versehen, eine wahre Schönheit sondergleichen wird er sein! Aber unübersehbar sind auch seine gesundheitlichen Probleme: seine Gelenke schmerzen, offensichtlich. Besonders das rechte vordere Knie ist malträtiert, dick angeschwollen. Sein Schritt ist zwar federnd, aber unsicher. Dazu tun sich Schwierigkeiten beim Wasserlassen auf. Eine größere Schwellung beim Bauchraum sowie weitere um die Ausscheidungsorgane lassen nichts Gutes vermuten. Aber darum muss man sich später kümmern; im Augenblick zählt, seine äußeren Wunden sind wenigstens nun mal fast verheilt und es gleicht einem echten Wunder, dass er so unglaublich freundlich Menschen gegenüber sein kann! Boomer, wie verständlich wäre es, wenn Du uns alle hassen würdest, denn tatsächlich unfassbar ist, was unseresgleichen ihm angetan. Ob er in seinem vergangenen Leben überhaupt nur einen einzigen guten Tag unter Zweibeinern verbracht hat, einen Tag ohne Schmerz, ohne Leid? Wahrscheinlich nicht. Und dennoch, so gelassen gibt er sich, selbst die unter allen Gartenzäunen hervorknurrenden Hunde der Umgebung bringen ihn nicht aus der Ruhe. Nur einmal reagiert er wirklich emotional – dann, als er sein Spiegelbild in einer Glasfläche erkennt und dieses wild anbellt! Wie aber sollte es sonst sein, denn Spiegel oder dergleichen, mit etwas Derartigem war er in seinem dreckigen Verlies natürlich nie konfrontiert! So viel gilt es nun erstmals zu entdecken, zu lernen…

Schweren Herzens müssen wir ihn dann aber auch schon wieder zurück bringen; wir haben nun nämlich beschlossen erst morgen die Rückfahrt anzutreten, einfach weil die Fülle der Aufgaben die Verspätung geradezu erzwingt…
Nun geht es zu Frau Oprea; durch das Tauwetter der letzten Tage ist der Weg zum Asyl eine echte Herausforderung; schon im Trocknen sollte man tunlichst ein guter Autofahrer sein, will man dorthin gelangen. Jetzt aber, besonders der finale Kilometer durch die Einöde, gleicht die Fahrbahn nahezu einem fließenden Gewässer, durchbrochen von ein paar Inseln schlammiger Erde. Diese aber versprechen keinen Gripp, ganz im Gegenteil: gerade jene Stellen präsentieren sich als die gefährlichsten, der Sprinter braucht alle Kraft, um sich und uns aus dem jeweiligen Morast zu ziehen. 130 Pferde, fast zuwenig. Un- un- unglaublich! Nicht auszudenken, würden wir hier hängenblieben…
Dann das Asyl; Wali ist da, der neue Besitzer der Anlage. Er empfängt uns freudig, wie immer – dieses Mal vielleicht noch mehr, weil unser Kommen kein geplantes, ein völlig unerwartetes ist! Schon entladen wir den Van, umgeben von der Hundeschar. Weit über 100 dürften es sein, darunter all die liebgewonnen FreundInnen. Ganz viele Alte sind hier in Obhut, und dem Himmel sei Dank ist die Schar durch unseren mit NetAP gemeinsam durchgeführten Einsatz hoffentlich möglichst lückenlos kastriert!
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Fotos: Boomer genießt jeden Meter des Weges!
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Foto: Zufahrt zur Herberge – Bremsen verboten!
Auch Frau Oprea ist anwesend. Wie sie mit ihren 85 Jahren all die täglichen Strapazen noch immer mit einem Lächeln bewältigt, ich werde es nie verstehen können! Auf einen Stock gestützt zwar, steht sie gerade wie eine mächtige Eiche, stark und unerschütterlich auf ihrem Platz im Leben. Jede Falte in ihrem wettergegerbten Gesicht verrät die fast hunderjährige Erfahrung einer Frau, die ihr ganzes Dasein den Vierbeinigen gewidment hat. Eine Festung im Sturm, ein Gigant der Nächstenliebe! Mutter Theresa für Hunde. Heute möchte sie dass ich mit ihr in ihr kleines, karges Zimmer komme. Dort bittet sie mich Platz zu nehmen, erzählt dabei lange Geschichten. Dass ich davon kein Wort verstehe, ist von untergeordneter Bedeutung, es scheint sie nicht im Mindesten zu stören! 🙂
Inge und Wali drehen unterdessen eine Runde durch die Herberge, welche natürlich auch, wie die gesamte Umgebung, im Augenblick von Matsch und Pfützen beherrscht wird.
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Leider versinkt das Asyl aber, und auch das muss erwähnt sein, zur Zeit nicht nur im Schlamm, sondern vielmehr auch im Müll. Wali ist unheimlich gut darin, Essensreste aus Restaurants und abgelaufene Nahrungsmittel aus den Supermärkten zu bekommen. All diese sind meist eigepackt, Wurst und Fleisch zum Beispiel, und das Verpackungsmaterial liegt nun überall herum. Ihn schient es nicht zu stören, die Hunde wahrscheinlich auch nicht, aber uns doch. Deshalb, so beschließen wir vor Ort, wir werden im Frühjahr mit einem kleinen Team kommen, um dann großflächig aufzuräumen. Man möge jetzt einwenden, das soll der gute Mann doch selber machen, aber Sie wissen ja: wenn sich Mentalität und Althergebrachtes vereint, dann kann das Ergebnis daraus eine optimale, aber leider auch genausogut eine wenig optimale Richtungen einschlagen. Wie schwer ist es für Menschen, ihre tief verwurzelten Angewohnheiten zu ändern! Es nützt nichts den mahnenden Zeigefinger zu erheben, anpacken ist die bessere Devise – und mit gutem Beispiel vorangehen!
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Foto: da durchfahren, gut 1 Kilometer hinein ins Ungewisse? Neeee… ist wohl der erste Impuls!
Am frühen Nachmittag sind wir in der Innenstadt. An einer belebten Kreuzung befestigen wir unseren Banner und schon können die Vorbeieilenden Gevatter Tod sehen, die blau-gelbe Sternenfahne um die Schultern gewickelt, aber auch die blutige rumänische nebenan, der sein altgedientes Transparent ‚Stop Killling Stray Dogs – NOW!!!‘ zeigt!
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Eine kurze Ruhepause folgt, eine Tasse Kaffee, eine schnelle Zigarette. Dann hat uns die Straße wieder, es ist nun bereits früher Abend. Nochmals wollen wir zu Boomer, er soll noch eine Runde ‚Gassi‘ gehen! Frau Doina ist mit uns, wollen wir doch später noch zur Obdachlosen-Schlafstelle, um dort unsere mitgebrachten Schätze in Form von Kleidung, Decken, Schlafsäcken, Schuhen und dergleichen abzugeben!
Wieder genießt der Große die Runde – und wir genießen sie noch viel mehr! Was für eine Persönlichkeit da am anderen Ende der Leine läuft…
Zurück in der Klinik erwartet uns eine weitere Aufgabe: ein Hund wurde operiert, die Box des Patienten passt aber nicht in das Auto seiner Halterin. Herausnehmen kann sie den alten Gefährten aber nicht, weil er im Halbbewusstsein um sich beißt! So stellen wir uns zur Verfügung, der Van wird kurzerhand zum Krankentransporter! Wie schön ist Folgendes zu sehen: als wir den Verletzten, ihm musste leider eine Pfote amputiert werden, ins Haus tragen, wartet bereits die Oma und die vierjährige Tochter auf den Weggenossen, in tiefer Sorge um sein Wohlergehen!
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Alles ist bis jetzt gut gelaufen. Nur eine Sache wollte bisher nicht so ganz klappen: Inge hatte überlegt – ihre große Liebe ‚Gonzo‘ war vor einigen Wochen im Alter von 13 oder 14 Jahren nach langer Krankheit verstorben und hat dabei eine tiefe Wunde in ihr leidendes Herz gerissen – vielleicht ein Hundemädchen im Zuge der Reise zu adoptieren. Bis jetzt aber waren wir erfolglos, und sie nahm sich vor nur dann tatsächlich eine neue Mitbewohnerin aufzunehmen, ‚wenn es das Schicksal so wollte‘. Und genau so passierte es auch – gerade als Alina im Begriff war die Ordination zu schließen, wir uns bereits von Boomer verabschiedeten, meinte die Liebe: ‚Tom, schau mal, wie süß diese Hündin in der Box da hinten doch ist!‘ Oh ja, sie sieht tatsächlich wunderhübsch aus, allerdings, so erklärte uns Alina nun, hat das Schätzchen große gesundheitliche Probleme; noch dazu solche, die man bisher nicht in den Griff bekam. So zum Beispiel kann sie den Mund nicht wirklich öffnen, eine Sperre verhindert dies; demzufolge ist es ihr unmöglich zum Beispiel Trockenfutter zu sich zu nehmen, sie kann nur Weiches essen. Auch ist sie deshalb nicht sterilisiert, weil das Risiko einer Operation in diesem Zustand ein hohes ist – gesetzt nämlich der Fall, es treten bei einem Eingriff Schwierigkeiten irgendeiner Art auf, könnte die Hündin nicht intubiert werden. Weiters, als folge all dessen, sind ihre Zähne schlecht, die unteren fehlen trotz des jungen Alters fast zur Gänze. Warum, weil sie beim Essen eben die besagten Mühen hat, dabei die unteren wahrscheinlich – trotz des jungen Alters, sie dürfte nicht viel älter als 2 Jahre sein – viel zu stark abgenutzt werden. Weshalb das alles so ist, ist bisher ein Rätsel geblieben. Selbst eine CD-Aufnahme brachte keine Lösung. Auch eine latente Verletzung am Fuß macht der Armen zu schaffen, zudem dürfte ein Auge nahezu blind sein. Die Kombination aus all diesen Problematiken stellt dann die Grundlage her für die praktische Unvermittelbarkeit des Hundemädchens. Kein Mensch in Rumänien wird sie je adoptieren, sagt es Alina frei heraus. Sechs volle Monate ist sie nun schon in der Klinik, und es werden wohl noch viele mehr werden.
Wir lassen sie nun aus der Schlafbox, und plötzlich ist sie im selben Augenblick auf Inges Schoß, rollt sich ein, möchte schlafen. Ab und zu streckt sie den Kopf, hin zu Inges Gesicht, nur um sie abzulecken, dann genießt sie die Ruhe am neuen Liegeplatz wieder. Herzzerreißend. Wie anders kann so eine Geschichte ausgehen als: Alina, bitte, Lucy (so heißt die Süße), sie wird morgen mit nach Hause kommen!!!
Was für eine wunderbare Wendung. Tränen laufen, solche der Rührung, solche der Freude!!!!
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Fotos: Inge mit Lucy, die sie später auf Luna umtaufen wird! Oben im Foto rechts: die so wunderbare Frau Doina! Unten links: Alina mit Boomer!
Es ist dann schon stockfinster, als wir unsere nächste Station anfahren: die Obdachlsoen-Notschlafstelle, wo rund 90 Personen pro Tag eine warme Mahlzeit, ein Bett, eine Dusche und frisches Gewand vorfinden. Ein Ort der Nächstenliebe, genau so stellt man sich die Verkörperung des Christentums vor! Frau Doina macht uns mit dem Verwalter der Herberge bekannt, der gute Mann war früher selbst Gast in der so unfassbar wichtigen Einrichtung. Nun ist er ein lebendes Beispiel für eine gelungene Wiedereingliederung in die Gesellschaft, inzwischen sogar verheiratet und mit 2 Kindern gesegnet. ‚Unsere‘ Kartons mit den Sachgütern tragen wir in den Lagerraum im Keller, unter Mithilfe von zwei jungen Männern, die hier für die Nacht ein sicheres und vor allem warmes Quartier gefunden haben. Die Freude über die mitgebrachten Kleidungsstücke ist natürlich eine große, besonders die Schlafsäcke werden ihren Zweck mehr als erfüllen! Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals allerherzlichst bei Euch für all die Sachspenden das ganze Jahr über bedanken – an Plätzen wie jenen erkennt man deren unvergleichlichen Wert!
Später sind wir noch am Weg zum Hospiz, wohin wir viel, viel medizinisches Material, angefangen von der Spritze bis zum Verband, bringen dürfen. Auch hier, allerherzlichsten Dank an alle SpenderInnen dieser so dringend benötigten Dinge. Ohne jeden Zweifel, an Wichtigkeit kaum zu überbieten, helfen sie unendlich…
Übringes: beide diese wunderbaren Orte wurden vom so großartigen Pater Berno gegründet, der im letzten Jahr, leider viel zu früh, von uns gegangen ist. Knapp 82 Jahre waren ihm vergönnt, wo er wahrlich großartige und wunderbare Dinge verbrachte. Schon zu Lebzeiten konnte man, beobachtete man ihn genau, zumindest einen Schimmer über seinem Kopf erkennen, und wo immer er wandelte, da war es gut zu sein. Ein wahrer heiliger Mann, von Gott direkt zur Erde gesandt. Jeden Tag müssen wir dem Schöpfer danken, diesen schon zu Lebzeiten legendenumwobenen Salvatorianerpriester persönlich gekannt haben zu dürfen. Pater Berno, wenn Sie uns von da oben zusehen, Sie sind unvergesslich, für alle Zeiten.
Gegen 9 oder halb 10 Uhr Abends sind wir zurück in Frau Doinas Heim. Wir sitzen noch eine Stunde am Küchentisch, lassen den so ereignisreichen Tag Revue passieren. Wir essen, reden, denken nach. Ergriffen. Noch viel mehr dankbar…
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Fotos: oben, im Hospiz, einem Ort der Stille und des Abschiedes. unten: Inge beim Ausladen vor der Obdachlosen-Verköstigungsstelle, rechts der Verwalter in seiner Küche beim Zubereiten des Abendessens!
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soooo süß – Pater Bernos’s Lady!
Der neue Tag beginnt bitter kalt. Dennoch, die Sonne wagt sich bereits in den frühen Morgenstunden zaghaft hervor, wie ein Versprechen, sie wird heute das Firmament erneut erobern. Es hat leicht geschneit, ein Flaum von Weiß, erstarrt in der Winterluft, bedeckt die noch frierende Landschaft. Wunderschön.
Lady, die Katze von Pater Berno, hat die Nacht in meinem Bett verbracht. Sie, die Frau Doina nach des Unvergessen Ablebens aus dem Kloster zu sich geholt hat, war bis jetzt immer recht scheu gewesen. In sich zurückgezogen schien sie in einer Trauerphase gefangen, sie, die letzte große Liebe des wohl alsbald Heilig zu sprechenden. Irgendein Knoten muss sich die letzten Stunden bei ihr gelöst haben, jedenfalls hat sie mich kaum schlafen lassen, so voller Zuneigung und andauernder Liebesbekundungen, selbst noch im Schlaf, wo sie mich mit ihren Küssen immer wieder weckt. Trotz der damit verbundenen andauernd unterbrochenen Ruhephase genoss ich dann ihre Nähe ganz besonders. Tatsächlich fühle ich mich fast geehrt, jedenfalls tief gerührt!
Peter, der Sohn Frau Doinas, ist zum Frühstück gekommen, Seine Anwesenheit ist immer eine wahre Freude, einfach weil er ein Mann ist, der sein Herz am rechten Fleck trägt. Geprägt von Lebenserfahrung. Leider aber bleiben diesmal für die Gespräche kaum Zeit, wir müssen Boomer und Lucy aus der Klinik holen und dann den Heimweg antreten. Ja, es fällt schwer sich von den Lieben hier zu verabschieden, denn, und wenn ich es tausendfach sage, deren Gegenwart ist so unendlich erbauend… eine zweite Familie, ohne jeden Abstrich!
Feste Umarmungen und viele Wangenküsse später geht es los; Alina erwartet uns bereits. Zum Glück ist auch Dr. Noemi Kiss da, so gehen sich doch noch ein paar Worte zum wechseln aus. Die Tierärztin, eine der besten ihrer Zunft, operiert schon wieder, ebenso eine Kollegin am Tisch nebenbei. 10 000 Hunde hat sie schon kastriert, erzählt sie nicht ganz ohne (zutiefst berechtigten) Stolz. Wieder zwei Hunde, die keinen Nachwuchs mehr in eine Welt setzen, welche für sie so rein gar nichts zu bieten hat. Wieder zwei Hunde mehr, welche nicht zum furchtbaren Elend auf der Straße addieren…
Ein kurzer Spaziergang noch mit den Lieben, rein ins Auto, ein fester Drücker an die wunderbaren Tierschützerinnen, dann hat uns die Straße auch schon wieder fest in ihrem Griff. Ich will es kurz machen; die Heimfahrt verläuft nun ebenfalls problemlos, Inge als Glückspfand, die Hunde allerbravest im Laderaum. Dreimal halten wir, in Ungarn und dann länger im Burgenland, um Boomer und Lucy ein bisschen die Beine vertreten zu lassen. Unfassbar süß, alle beide!
Gegen Abend treffen wir noch, wie bei jeder Ostfahrt – nur diese Mal in umgekehrter Richtung – Doris und ihre Tochter Anna, sowie Monika und Jasmin. Erneut haben die großartigen Frauen jede Menge an Waren für die Fahrten gesammelt, aber der Hauptaugenmerk liegt heute ganz woanders, ist ein ganz klarer: unseren beiden BegleiterInnen gebührt alle Aufmerksamkeit! Schon wandern wir zwischen burgenländischen Weingärten, die so fantastischen TierfreundInnen allesamt mit Tränen in den Augen. Tief ergriffen, wissen sie doch über Boomer’s Geschichte Bescheid, haben sein Schicksal von Anfang an mitverfolgt, tatkräftigst unterstützt; und da ist jetzt auch noch Lucy, mit ihrer ebenfalls so unfassbaren Story: wir haben es zuvor nicht erwähnt, der Grund ihrer körperlichen Versehrtheit ist ein schrecklicher, leider nur allzugut bekannter, viel zu oft passierter: ein Mann hatte sie einst so schwer geschlagen, dass ihr Kiefer brach. An mehreren Stellen. Zudem ihr Beinchen, zwar schon länger her, aber ebenfalls ist die Verletzung bloß unzureichend verheilt. Dennoch zeigt sie ein solches Liebesbedürfnis, sucht die Nähe von uns Menschen, dass es einerseits das Herz zerreißt, andererseits die eigenen Wunden an Körper und Seele im Augenaufschlag vergessen lässt. Ihres ist die Gabe des Verzeihens, von ihr können wir lernen; tun wir das, und alles wird gut!
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Fotos: Abschied nehmen! Alina vergießt bittere Tränen, hat sie doch für Lucy und Boomer wochen- udn monatelang bestens gesorgt! Reihe 2: Boomer bellt einmal mehr den Lieblingsfreund im Spiegel an. rechts: die wunderhübsche Lucy! unten: Boomer kommt nun endgültig in seine Box!
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in der Animals First-Klinik gibt es immer viel Arbeit – und soooo wichtige!!!
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Foto: bei Frau Donia hält ihr Sohn Peter auch Schweine – diesem armen hier hat der Nachbarhund die Ohren abgebissen…. solche Dinge werden in Rumänien in die Kategorie ’normal‘ eingeordnet…
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kurzer Zwischenstopp in Ungarn, Zeit für Liebkosungen!
Langsam zieht sich die Sonne nun hinter den Horizont zurück; blutrot versinkt sie irgendwo tief im Westen. Es wird jetzt wirklich Zeit aufzubrechen; im Rückspiegel sehen wir noch die unfassbar großartigen burgenländischen TierschützerInnen kleiner werden, ob deren immerwährenden Engagements, ob deren so inniger Tierliebe, spüre ich eine Träne sanft über die Wange laufen. Verschämt wische ich sie weg, eine Handbewegung, der mich danach fast ärgert – denn vielmehr steht Stolz auf diese MitstreiterInnen auf der Agenda, purer Stolz, und nichts anders…
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Fotos: der burgenländische Tierschutzstolz: Doris und Tochter Anna, zusammen mit Birgit, Monika, Jasmin und den anderen wunderbaren HeferInnen bilden sie ein gar großartiges Team!
Gegen 8 Uhr abends erreichen wir das Elternhaus am letzten Zwischenstopp. Hier werden wir die Nacht verbringen, zusammen mit den Lieblingen! Wie großartig meine Eltern wieder vorgesorgt haben, einzig mein Sunny dürfte ein klein bisschen enttäuscht und beleidigt gewesen sein. Warum? Gut verständlich, denn nach tagelanger Abwesenheit erscheint der Gefährte endlich wieder, dann aber in tierlicher Begleitung! Und den ‚Neuen‘ gilt jetzt auch noch große Aufmerksamkeit… ich hoffe Sunny verzeiht rasch! 🙂
Nach einem mundenden Essen wird Boomer heute die vielleicht erste Nacht seines Lebens ohne Enge verbringen, in einem weichen Bettchen. Wie wunderschön!!! Um ihn nicht noch mehr zu verwirren, aufzuregen, lassen wir ihn alleine ruhen. Zuerst aber bekommt er noch eine ausgiebige Mahlzeit, die er nicht isst, sondern inhaliert. Wohl aus Angst, sie wird ihm weggenommen, oder es kommt keine mehr nach. Ur-Ängste aus vergangenen Tagen; ob er diese je wird ablegen können? Die Zeit muss es weisen. Gegen Mitternacht komme ich nochmals nach ihm sehen. Er bemerkt meine Anwesenheit dann gar nicht, liegt im Bettchen und scheint zu träumen. Schnarcht, wirkt durch und durch zufrieden. Bitte, bitte, lieber Gott, lass ihn in eine gute Zukunft gehen!!!
Lucy hat es noch besser erwischt, denn sie geht mit Inge zu Bett. Und wird, wie ich die Wegbegleiterin kenne, nicht im Körbchen sondern mit ihr auf der Matratze Platz nehmen!!!
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Fotos: Boomer braucht Ruhe; deshalb verbringt er die Nacht alleine, wohl zum ersten Mal in seinem Leben auf wirklich weicher Unterlage!
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das erste Geschenk an Lucy – ein neues Bettchen!
Der neue Tag beginnt wieder mit viel Sonne. Obwohl das Schlafbedürnis ein hohes wäre, einige Stunden wollen nachgeholt sein, gilt es relativ früh aufzustehen. Viel muss vor der Abreise erledigt werden! Zuerst natürlich, nach einem schnellen Kaffee, gilt alle Aufmerksamkeit den Hunden. Meine Eltern haben Boomer schon vor 6 Uhr früh besucht, doch er hatte noch immer tief geschlafen, sie, genau wie mich 6 Stunden zuvor, nicht einmal bemerkt; und Lucy, welche Überraschung, scheint stubenrein zu sein – jedenfalls hat sie die ganze Nacht bei Inge im Bett verbracht und nirgends Hinterlassenschaften zurückgelassen! 🙂
Wie wunderschön es ist Boomer auszuführen; er zieht zwar recht an der Leine, aber andererseits: wie ein Kind beschnuppert er dies und jenes, ausgiebigst, zeigt sich hingerissen von den Pflanzen, von Gräsern, von den Strohballen, oder auch nur von aufeinander gehäuften Steinen. Fast kindlich anmutende Glücksgefühle darüber, Neues zu erfahren, erfühlen, betrachten zu dürfen. Ja, der Vergleich passt, wie ein kleines Kind, dass das Dasein unbeschwert in sich aufsaugt, keine Sekunde verlieren möchte im Erkundungstaumel. Ich beobachte ihn fasziniert, kann es kaum ergründen, was wohl mehr wiegt: die Wut darüber, dass ihm all die Jahre hinweg all das entzogen worden war – oder doch die Freude, dass er so ein riesen Glück hatte und jetzt vielleicht noch erfahren wird können, was es überhaupt bedeutet zu leben?! Nie mehr hungern oder frieren wird müssen?! Mein großer Junge, möge alles Glück der Welt über Dich kommen, mögen Deine Wunden an der Seele verheilen, mögen Deine Krankheiten, die leider ganz sicher präsent sind, nicht zu schwer sein. Mögest Dir noch so viel an Zeit vergönnt sein, mögest Du so vieles was Dir bisher verwehrt war nachholen können – und mögest Du ‚Mensch‘ verzeihen…
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Lucy/Luna genießt ihr neues Leben!
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Foto: Boomer, zum letzten Mal ‚verladen‘!
Das Auto ist dann schnell noch etwas aufgeräumt, wenigstens vom Müll befreit, nur um dann doch noch mehr eingeräumt zu werden – meine Eltern konnten ebenfalls erneut viele Flohmarktsachen zusammentragen, die wir nun gleich nach Salzburg mitnehmen sollten. Die Transportboxen müssen gereinigt und eingerichtet werden, und dann müssen Lucy und Boomer wieder rein. Gerne tun sie es nicht, bestimmt erinnern sie sich noch an die lange und bestimmt nicht immer ganz bequeme Fahrt von gestern; zu Anfangs protestieren sie auch, sogar Sunny, der wie immer am Rücksitz Platz nimmt, stimmt ein ins Klage-Konzert! Aber bald ist Beruhigung angesagt, und so gehen wir ihn an, den allerletzten Teil der durch und durch emotionalen Reise. Meine Eltern sind umarmt, das Auto voll beladen, die Sonne scheint; und der Verkehr – ist es wirklich Inge als Glückbringer?! – einmal mehr ruhig! Ab bald nach Linz etwa wechselt der Frühling wieder in den Winter über, zwar nicht am Himmel, wo die Sonne den ganzen Tag in all ihrer Pracht strahlt, aber am Boden: das Land noch immer schneebedeckt, wenn auch wohl wohl nicht mehr lange – die Temperatur steigt am Laufe des Tages auf gut 10 Grad über Null!
Gegen 15 Uhr erreichen wir die Pflegestelle für Boomer in Oberösterreich. Die Lieben wollen nicht genannt werden, was uns in der Seele weh tut. So gerne hätten wir ausführlichst über sie geschrieben. Herzensgute Menschen sind es nämlich, die ihren unermesslichen Beitrag nicht an die große Glocke hängen möchten. Jedenfalls, der ganze Dank gilt auch der unfassbar großartigen Pfotenhilfe aus Lochen (www.pfotenhilfe.org), welche den Zwischenplatz für Boomer vermittelt hat. Wie immer unser Fels in der Brandung, wir sind wirklich unheimlich stolz auf den Partnerverein – der so vieles Unmögliche möglich macht, wieder und wieder!!! Danke, Ihr Lieben!!!

Oh, welche Traurigkeit in der Verabschiedung von Boomer liegt; ich weiß, man darf nicht immer solche emotionale Bindung zulassen, weil es einfach mit der Zeit das Herz zerreißt. Aber bitte, schaut ihm in die Augen, wie kann man anders bei ihm?  Ja, wir werden den Großen baldigst besuchen, so viel steht fest, und wir werden noch viele Tränen für ihn weinen. Das ist ebenfalls sicher, wie das Amen im Gebet. Weil wir ihn lieben, von ganzem Herzen.

 
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Inge muss jetzt auch nach Hause; ihre Katzen, von der Tochter und Freundinnen zwar bestens versorgt, aber dennoch im Trennungsschmerz, warten wohl schon ungeduldig auf ihre Mama! Was sie wohl zur mitgebrachten neuen Hausbewohnerin sagen werden? 🙂 Zuvor geht es noch zu Fressnapf, ein neues Hundegeschirr soll das Einstandsgeschenk sein! Und dann aber verabschieden wir uns, mit fester Umarmung und dem Wissen, wir sind Freunde für Leben, immer füreinander da, komme was wolle! Danke dafür, liebe Inge!!!
Ja, und so endete das (vor-)letzte Kapitel in der Rettung von Boomer. Eigentlich müssten wir sooo glücklich sein, aber noch geht die Angst vor: die Angst vor der endgültigen Diagnose seine Gesundheit betreffend. Müde und angespannt ziehe ich den Zündschlüssel aus dem Schloss, die Lieben zu Hause erwartend, und dann das Bett, für einige Stunden Ruhe. Zuerst, als allerletzte Tat, gilt es aber noch das Auto auszuräumen, Ordnung zu schaffen. Die Flohmarktsachen irgendwo im heimeligen Chaos zu verstauen. Und dann wird es kommen, das lange Warten. Auf die Nachricht vom Tierarzt, nicht nur Boomer betreffend, sondern gleichermaßen Lucy. Beide Diagnosen könnten schreckliche sein. Werden sie aber nicht. Bitte, bitte nicht.
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Foto: Lucy/Luna ist zu Hause! Vorne Sunny, hinten Kerstin (Inges Tochter) mit ihrer Leika (die von unserem Kastrationsprojekt im bulgarischen Breznik stammt) und der Süßen!
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