Metzgersprung 2019 – RespekTiere versus MetzgerInnung!

Metzgersprung in Salzburg, der Feiertag der Metzgerinnung. Wie in jedem Jahr strömten auch heuer hunderte Menschen herbei, um den Fleischhauer-Lehrlingen bei einem Bad in einem Becken mit angewärmten Wassers zuzusehen; warum das Interesse der Bevölkerung an diesem Akt jedes Jahr derart hoch ist, scheint ein Rätsel – warum wir die Veranstaltung zum Anlass nehmen, um gegen das Töten von Tieren zu protestieren, wohl eher weniger. Sei es wie’s sein, jedenfalls soll das halblustige Plantschen der Legende nach die künftigen Tiertöter von den Sünden der Lehrjahre reinwaschen.
Wieder wurde ein frömmlicher Gottesdienst in der Franziskanerkirche in der Salzburger Innenstadt abgehalten, wo bluttriefende Hände den Leib Christi empfingen. ‚Du sollst nicht töten’, sprach dieser einst, und er detaillierte jene Aussage niemals. ‚Du sollst nicht töten’, steht in den heiligen Gesetzen der Bibel, unverrückbar, ein Tatbestand, welcher keinerlei Spielraum für Auslegung hinterlässt.
Ein gutes Dutzend TierschützerInnen, RespekTiere und VGT-AktivstInnen, hatten sich zur Abwechslung einmal bei wirklich guter Witterung vor dem Haus Gottes versammelt um auf diese Tatsache hinzuweisen.
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Stoffbanner mit Aufschriften wie ‚Wir kreuzigen Jesus jeden Tag aufs Neue – in unseren Mastanstalten und Schlachthöfen‘, ‚Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben‘ oder ‚Highway to hell – Stoppt Tiertransporte‘ konnte da gelesen werden. AktivistInnen in Kuh-, Schaf- und Schweinemasken standen bald Spalier, um den Umzug der Metzger zu empfangen. Aber auch ‚Fleischer‘ selbst, allesamt (kunst-)blutbefleckt und mit Todesmaske, wollten es nicht missen, ihren BerufskollegInnen eine gebührende Ankunft zu bereiten.
Recht zahlreich war dann nebenbei noch die Polizei am ‚Tatort’ vertreten, die BeamtInnen allesamt, wie in Salzburg im Prinzip gewohnt, sehr freundlich und hilfsbereit.Danke an dieser Stelle hierfür!
Kaum hatten wir unseren Infostand erreichtet, konnten auch schon diverse so verzichtbaren dummen Sprüche wie ‚Geht’s amoi wos arbeiten‘ und Konsorten gehört werden. Doch ärgerlich, bedenkt man, dass wir – egal welche Einstellung zu solchen Protesten jemand auch haben mag – hier ganz eindeutig unsere Zeit für einen guten Zweck nützten, nämlich um auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen, während die Gegenseite in der Sonntagstracht, noch dazu oft genug mit dem Bier in der Hand, flanierte…
 
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Foto unten: auch der ORF war wieder vor Ort, filmte uns; ob er es dieses Mal wagt, die Stimme der Tiere in seine Berichterstattung miteinfließen zu lassen? In der Vergangenheit hatte er es ja aus welchem Grunde  immer stets versäumt… und so sollte es dann auch dieses Mal sein…
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Fotos unten: Metzgersprung-Demo Impressionen (Bilder: @Elisabeth)…
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Nach der Messe marschierte der Festzug feingezwirnter Gäste direkt aus der Kirche zum Rundgang durch die Innenstadt; Blasmusikgruppe voran, dahinter die neue MetzgerInnengarde (14 Lehrlinge, 13 männliche und ein weiblicher, sollten es diesmal sein, allesamt gekleidet in jungfräulich weißer Arbeitskleidung), dann das Publikum. Vom Domplatz aus muss nun durch die Dombögen gewandert werden, wo wir schon auf das direkte Aufeinandertreffen warteten. In den letzten Jahren ist nun, sobald der erste Musiker wieder auf ‚freies Feld‘ gelangt, ein Aktivist mit dem großen Holzkreuz auf den Plan getreten, im Lendenschurz, blutbefleckt und mit Schweinemaske, um den Zug bis zum Eingang in den Stiftshof zu begleiten. Jedes Mal aber hat die Polizei schnell dafür gesorgt, dass der Tierschützer abgedrängt wurde; deshalb sollten dieses Mal ‚echte Metzger‘ – nicht reingewaschene, sondern blutbefleckte, ganz so wie sich die Berufsgruppe wohl während ihrer eigentlichen Tätigkeit im normalen präsentiert – diesen Part übernehmen.
Allerdings, die BeamtInnen hatten diesen Schritt wohl vorausgeahnt, denn noch bevor der Zug nun den Torbogen durchschritt, positionierten sie sich vor den ‚üblichen Verdächtigen‘, bereit, jederzeit einzugreifen. Nichtsdestotrotz starteten im selben Augenblick zwei AktivistInnen los, im Versuch, die Führung des Festzuges zu übernehmen; während ersterer noch zurückgehalten werden sollte, schaffte es zweiter tatsächlich, sich vor der Musik einzuordnen und – umgeben von Polizisten – den Weg bis zum Hofdurchgang voranzuschreiten – einfach nur ’sehr cool‘!
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Während all dies passierte, ‚entkam‘ aber auch noch ein dritter ‚Metzger‘ unseren Reihen, und der gesellte sich nun direkt zwischen seine Brüder und Schwestern in weißer Tracht, die ihn anstandslos gewähren ließen – allerdings, er fiel dort doch sehr auf, kunstblutbeschmiert, mit einem triefenden (Plastik-)Schneidemesser, am Kopf die Gasmaske (ja, hier ‚stinkt‘s nach Tierquälerei‘)! Der Wehmutstropfen: der Tierschützer war sogar für die Fotokameras zu schnell, so können wir von der Aktion leider nur erzählen…
‚Tiere haben Rechte – Fleisch ist Mord‘, tönte es nun durch die ehrwürdigen Gassen, und ‚Tiere fühlen, Tiere leiden – stoppt, stopp das Tiere töten‘; ‚es hat gelebt, geatmet so wie wir – Fleisch ist ein Stück ermordetes Tier‘, hallte nach, solange, bis die Prozession letztendlich doch im Hof verschwunden war.
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Später konnte man dann noch einen Metzger inmitten seiner Opfer liegen sehen; der Fleischer sollte sich selbst gerichtet haben, den Lauf des Gewehres in seinem Mund, eine dicke Blutspur bahnte sich den Weg über den Bart bis auf seine Schürze; einen kurzen Abschiedsbrief hatte er hinterlassen, worauf ‚Ich konnte die Schande nicht mehr ertragen ein Tierschlächter zu sein!‘ geschrieben stand… hinter sich hatte längst Gevatter Tod, sensenbewehrt, Stellung bezogen!

Für manchen mag diese Zur-Schau-Stellung von Leid und Gewalt vielleicht überzogen wirken, doch verlieren diese Menschen wohl auch nur einen Gedanken an all das Elend in den Ställen, auf den Transportwegen, in den Schlachthöfen? Unbeweinte Mitgeschöpfe, einer gnadenlosen Tötungsindustrie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert! Entrissen ihren Eltern, ihrer Kindheit beraubt, in Lastkraftwagen getrieben, einen schrecklichen Tod erwartend. Beschäftigt man sich mit deren unermesslichen Qualen, dann bekommt der Begriff ‚Überzogen’ sehr schnell eine andere Bedeutung, wird im Nu in die Bedeutungslosigkeit gestampft!
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Wir können es nicht oft genug betonen, wir wollen niemandes persönliche Ansichten verletzen, aber sind im Reinen mit uns, wenn wir solche Aktionen starten. Es tut uns leid, fühlt sich jemand abgestoßen von derartigem Aktionismus – doch: es ist die einzig wirklich erfolgsversprechende Möglichkeit, auf gegebenes himmelschreiende Unrechtsein hinzuweisen. Aktionen wie diese veranlassen die Menschen zu diskutieren, sei es nun im positiven wie auch im negativen Sinne – so oder so, ist einerlei, völlig egal. Jemand mag da sagen: ‚Was die da tun, das ist mir zu viel, lauter Idioten, …aber natürlich, die Tiertransporte müssen aufhören…’ –  schon ist dem Anlass genüge getan!

Zurück bleibt ein großer Stolz auf die so engagierten und mutigen AktivistInnen – und große Vorfreude auf den nächsten Einsatz, der dann nur eine Frage der Zeit sein kann!!!
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