Kröten’saison‘ – DU wirst gebraucht!

Die alljährliche Krötenwanderung hat heuer früh begonnen – seit gut einer Woche haben wir wieder alle Hände voll zu tun, um möglichst viele der so wunderhübschen Amphibien sicher über die Straße zu geleiten! Auf den beiden RespekTiere-Krötenstrecken im niederösterreichischen Haitzendorf sowie in Scheibenhof herrscht bereits Hochbetrieb, einige hundert der braunen Gesellen gilt es tagtäglich vor den Gefahren des Autoverkehrs bestmöglich zu schützen. Alleine am Sonntag sollten es gut 500 gewesen sein, und auch gestern – trotz des erneuten Kälteeinbruches – bemühten wir uns in Haitzendorf wieder um die 150 Tiere (Scheibenhof liegt wesentlich höher, dort kam der Wanderzug bei Temperaturen unter 5 Grad erneut fast zum Erliegen). Kröten’sammeln‘ ist eine harte Arbeit, gar keine Frage – wenn andere sich bereits für den Abend einstimmen, geht hier der Einsatz erst los; von 7 Uhr abends bis 22 oder 23 Uhr folgt dann ein ständiges Sich-Bücken, über zumindest drei Wochen hinweg – das ist auf die Dauer anstrengend, gar keine Frage. Aber es ist unerlässlich, eine der direktesten Arten wie man Leben retten kann. Und die ‚Belohung‘ für die Strapazen ist eine große – ohne unser Eingreifen würden die Straßen nämlich einem Schlachtfeld gleichen, nur zu präsent ist der Gedanke an früher, wo die Fahrbahn mit einem glitschigen Film totgefahrener Kröten überzogen war.
Außerdem: was gibt es Schöners als nach getaner Arbeit ins Bett zu fallen, müde zwar, aber im Wissen, nur durch den eigenen Einsatz wurden heute wieder viele Leben gerettet? Es gibt kein vergleichbares Wohlgefühl! 🙂
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Foto: wir haben diesem Pärchen sicher über die Straße geholfen – ohne den Einsatz von KrötenretterInnen hätten sie es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht geschafft! Kröten’sammeln‘ rettet Leben – jeden Tag!!!
Die Probleme sind aber dennoch vielfältige; unvorstellbar, wie manche AutofahrerInnen trotz aufgestellter Hinweisschilder, dutzenden Reflektoren am Straßenrand und Geschwindigkeitsbeschränkungen mit weit überhöhter Geschwindigkeit daherbrausen, auf den engen Straßen ungebremst an den KrötenretterInnen in halbmeterbreite vorbeizischen –  selbst kleine Kinder unter den AktivistInnen hindern diese ZeitgenossInnen nicht daran das Gaspedal durchzudrücken – ja, in solchen Momenten verliert man doch den ohnehin bereits schwer angeschlagenen Glauben an die Menschheit. Dumm ist ein falscher Ausdruck für solche Personen, es ist vielmehr pure Ignoranz, Überheblichkeit, lebensgefährlich (für Tier sowieso, in diesem Falle aber auch für Mensch) und eine absolute Hirnrissigkeit… das Schlimmste daran: meist passieren in den kleinen Orten ohnehin bloß AnrainerInnen, und diese wissen ja, dass es sich an jenen Stellen um die uralten Wanderwege der Kröten handeln. Ja, selbst das Bewusstsein, hier kämpfen stark bedrohte Tierarten ums Überleben, ist kein ausreichender Grund, ein übergroßes Ego zurückzunehmen und ein bisschen Menschlichkeit walten zu lassen. Den Wahnsinn ausblenden. Es ist einfach nur traurig…
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Fotos: KrötenretterInnen im Einsatz – der jüngste: Klein Louis, der von den Amphibien völlig fasziniert ist! 🙂
Am zweiten Einsatzort betreibt ein Heurigenwirt jedes Jahr genau zur Wanderung sein gutgehendes Lokal. Für wenige Wochen. Die Straße dorthin wäre eigentlich eine Sackgasse, endet mehr oder weniger nach dem Dorf. Würde der Betrieb also erst nach dem Krötenzug seine Pforten öffnen, die Problematik wäre eine überschaubare; da die Tierchen erst mit dem Einbruch der Dunkelheit zu laufen beginnen, wo die meisten der ohnehin nur wenigen AnwohnerInnen schon zu Hause sind, würden kaum Kröten sterben müssen; dennoch, das alles ist schienbar kein Grund für den Gastwirten, die Situation zu überdenken. Nicht anders ist es um viele HeurigenbesucherInnen bestellt; sie könnten ihre Fahrzeuge am Ortsanfang parken, müssten dann 200 Meter zu Fuß gehen; zu viel verlangt, da nimmt man lieber das große Töten in Kauf. Denn es ist fast unmöglich, die Kröten im Dunkeln rechtzeitig zu sehen. Hat das Scheinwerferlicht sie erst erfasst, ist es meist schon zu spät. Ein anderes Besipiel: ein älteres Pärchen ist, dafür gilt ein herzliches Dankeschön, doch zu Fuß durch das Dorf gegangen; Als die Frau uns erblickt, meint sie: ‚Hinter der nächsten Kurve, da laufen gerade einige Kröten über die Straße!‘ Warum sie sie nicht selbst aufhob? Weil sie keine Handschuhe dabei hatte (warum sie dann aber nicht wenigstens wartete, bis es die Kröten über den Asphalt geschafft hätten, ist eine andere Frage; weil das 15 Sekunden dauert? Andererseits aber, ein, zwei Stunden im Lokal zu sitzen, das geht dann schon ohne Zeitnot…). Was passierte? Genau als wir, im Laufschritt, die Kurve erreichten, kam ein Auto – 2 ausgelöschte Leben, weil jemand ‚keine Handschuhe dabei hatte’…oder keine 15 Sekunden Zeit… Aber weil die Menschen nun mal so sind wie sie sind, werden die Listen der aussterbenden Mitgeschöpfe immer länger. Zu unser aller Schande!
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Wir bitten von ganzem Herzen: Krötenwanderungen gibt es fast überall – wenn Ihr von einer Strecke wisst, bitte schließt’s Euch den KrötensammlerInnen dort an! Schau nicht weg, Deine Hilfe ist überlebenswichtig! Die Kröten brauchen DICH – JETZT!!!!
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