wie glaubwürdig sind die Tierwohl-Initiativen der Discounter (am Beispiel Silvester)?

Habt Ihr Euch die letzten Tage nicht auch immer wieder dasselbe gefragt? Dann nämlich, wenn Ihr die Prospekte sämtlicher Läden aufschlagt? Da dominiert zur Zeit tatsächlich ein einziges Thema: seitenweise Kracher, Böller und Raketen, in allen Variationen und Formen. Zum Superpreis. Zum super-Discount-Preis.
Niemand will sich das große Geschäft entgehen lassen, das Geschäft mit dem Wahnsinn. Wo erneut über Tage hinweg der Himmel getrübt sein wird vom giftigen Rauch. Lärm und Staub, Maschinengewehrfeuer, die ganze Welt wird zum Kriegsgebiet, und nicht nur am Jahreswechsel, heute fliegen uns die Feuerwerksraketen oft schon ab Weihnachten bis in den Jänner hinein um die Ohren. Spaßgesellschaft, nennen wir das. Wo der Spaß daran liegt, dass man in wenigen Sekunden dutzende Euros einfach so verbrennt, hat uns freilich noch niemand erklärt. Wir tuns aber dennoch, meist darum, weil es eben andere auch tun. Das ist die Logik unserer Zeit. Und für ein Selfie mit einem Feuerstrahl im Hintergund, dafür ist uns jeder Preis recht.
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Foto: alle Tiere leiden zum Jahreswechsel aufgrund der Knallerei schreckliche Qualen; für sie ist der erste Kracher wie der Startschuss zur Jagd, welche immer in einem Massaker an den ihren endet (Foto: Jagdgatter Antheringer Au)!
Dabei vergessen wir, wie die kommenden Tage für andere sind. Denn das Ausmaß ist für jene, die keinen Sinn hinter dem Unsinn verstehen, wohl ein epochales. Kein Unterschied zum Kriegsgebiet. Für ein paar Tage Syrien. Zumindest in den Köpfen der Tiere muss ein solcher Eindruck entstehen. Für sie sind die Zeiten um Silvester die absolute Katastrophe, voller Kummer, Grauen und Leid. Purer Horror. Begleitet von ständiger Angst, Todesangst. Viele, vor allem Vögel, werden auch deswegen sterben, einfach weil ihr ohnehin strapazierter (Winter-)Kreislauf aufgrund der Wetterbedingungen und des bescheidenen Angebotes von Nahrung ohnehin auf äußerster Sparflamme läuft. Kommt jetzt auch noch jener Stress hinzu, dann kippt die fragile Balance sehr schnell. Nicht einmal, nicht ein dutzendmal, nein tausendfach.
Wem dies noch zu wenig Grund sein sollte, um auf die Knallerei zu verzichten, dem/der sei gesagt, dass die allermeisten dieser Böller dann auch noch von Kinderhänden – eine jener diesbezüglichen Hochburgen ist beispielsweise Indien – hergestellt werden, oft und oft unter entsetzlichsten Bedingungen. Und noch eine ernüchternde Tatsache – alleine in der Silvesternacht kommt es zu denselben Emissionswerten, welche ansonsten während eines ganzen Jahres durch den Auto- und LKW-Verkehr erzielt werden (Quelle: Kronen-Zeitung)!
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Aber was hat das alles mit der Glaubwürdigkeit der Discounter zu tun? Die Antwort ist eine einfache, aber eine vielleicht umso niederschmetterndere. Denn geben die nicht das ganze Jahr über vor, besonders auf Natur und Umwelt, auf Tierwohl, bedacht zu sein? Verführen Sie uns nicht an Hand von hunderten verschiedenen diesbezüglichen Gütesiegeln zum Vertrauen, dass sie es ernst mit ihren Ansagen meinen? Dass ihnen das Leid der Tiere tatsächlich am Herzen liegt? Oder ist das alles wirklich nur bloße Strategie, Geschäftemacherei?!
Ich persönlich tendierte stark zu zweiter Antwort. Denn wo die Empathie bleibt, wenn man gute Geschäfte riecht, beweist sowas von eindeutig der Jahresauskang. Noch schlimmer, da geht es vielleicht sogar nicht einmal in jedem Falle darum, besonders viel zu verdienen – nein, es genügt schon, wenn man der Konkurrenz nicht das Feld überlässt. Gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Missgunst und Neid als Geschwister des Erfolges.
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Foto: Jedermann/frau weiß, wie Tiere aufgrund des Feuerwerkskults besonders zur Jahreswende leiden; dennoch, im genauen Gegenteil, ist das für die allermeisten Menschen letztendlich kein Grund Abstand zu nehmen von der immer mehr ausufernden Knallerei.
Deshalb habe ich beschlossen: ich für mich, ich werde jeglichen Tierwohl-Inititiativen solcher Konzerne erst dann überhaupt nur eine Beachtung schenken, wenn der erste beginnt aus dem Feuerwerks-Irrsinn auszusteigen. Weil eine solche Entscheidung, und nur eine solche, wäre ein echter Beweis, dass jener Konzern tatsächlich aus Tierschutzgründen handelt und nicht einen miesen Geschäftemacherei-Trick auf Kosten von hilflosen Mitgeschöpfen bedient. Der erste Aussteiger wäre für mich ein richtiger, ein echter Held. Aber die anderen – natürlich ist es wunderbar dem guten Beispiel zu folgen – ihr seid dennoch auch gewarnt: denn alle, die nachziehen, würden nur wieder in Frage gestellt werden: tun sie es, weil die positive Resonanz, und die wird eine solche sein, für ersteren eine großartige wäre? Sozusagen einmal mehr ein Aufspringen auf den Zug? Also, kurzum, ich freue mich riesig auf den Tag, wenn Aldi, Lidl, Penny, Netto und Co die Zeichen der Zeit erkennen; und wer dazu als erster den Mut hat, der darf auf mich fortan als Kunde zählen.
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