…und miteinander reden ist immer besser als streiten! :)

Eigentlich hätten wir heute einen ganz anderen Newsletter versenden wollen; tatsächlich liegt so einer bereits fertig in der Schublade (oder besser im Speicher des Computers), aber der wird wohl in gedachter Form nie veröffentlicht werden. Warum? Weil sich die Dinge ganz anders entwickelt haben, in viel besserer Form, in einer, welche letztendlich anstatt Frust auf allen Seiten vielmehr sogar einen echten Lösungsansatz in sich zu tragen wird imstande sein können! Denn nicht immer muss eine Konfrontation in Enttäuschung und Ärger auf allen Seiten münden – manchmal kann eine solche nämlich auch zu einer echten Chance genutzt werden; allerdings nur dann, wenn beide Parteien kurz durchatmen, sich auf das Wesentliche der Situation besinnen, das eigene Ego kurz zurückschrauben und mit konstruktivem Dialog auf die jeweilige Herausforderung antworten. Wir freuen uns deshalb umso mehr, dass wir in diesem Falle nun plötzlich eine derartige Konstellation vorfinden!
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Fotos: nicht immer passt die Schlagzeile (hier im dieswöchigem Bezirksblatt Flachgau) mit der Realität überein – das Aufhängen von Rabenvögel – artgeschützte Tiere!!! – zur Abschreckung von ArtgenossInnen ist eine Unart, welche wir endgültig zu unterbinden gedenken; im beidseitigem Interesse! Denn Faktum ist, solange Menschen solche Bilder von Bauernhöfen sehen, solange wird das Vertrauen in eine ökologische Landwirtschaft leiden.
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Fotos: das Aufhängen von toten Rabenvögeln ist keine österreichische Besonderheit – ob in Deutschland, Holland oder in Rumänien, überall haben wir den ‚Brauch‘ schon gesehen!
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Aber zurück zur Ausgangslage: zum einen ist es ein für uns – und wohl für sehr viele empathische Menschen – wirklich furchtbarer Anblick, wenn tote Rabenvögel an Stangen aufgehängt im Wind verrotten, zum anderen fühlen sich oft genug selbst jene, welche zu derartigen Mitteln greifen, nicht wirklich wohl dabei (tun sie es doch, was ohne jede Frage ebenso vorkommen kann, dann kann das Ganze auch niemals zu einem Dialog, wie wir ihn hier haben, führen). Obwohl also beide mit der Ausgangssituation sehr unzufrieden sind, besteht dennoch die enorme Gefahr, dass sich alsbald verhärtete Fronten bilden – trotz des Faktes, dass im Endeffekt alle eigentlich nur dasselbe wollen – nämlich eine Lösung der diesbezüglichen Problematik!
Fakt ist, jetzt im dritten Jahrtausend darf das Ausstellen der Kadaver getöteter Tiere alleine aus ethischer Sicht über keinerlei Akzeptanz mehr verfügen – würden wir es dulden, würden wir hinnehmen, dass sich unserer Kultur keinen Schritt vom Barbarentum entfernt hat.
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Fakt ist aber auch, dass große Rabenvögelschwärme ein Problem für die Landwirtschaft darstellen können. Das Fernhalten von ungewollten Plätzen gestaltet sich bestimmt schwierig, denn die wunderbaren Tiere sind hochintelligent, ihre Gehirnleistung übertrifft nach Ansicht mancher WissenschaftlerInnen sogar jene von Primaten. ‚Austricksen‘ lassen sie sich deshalb nur äußerst schwer, und selbstredend kann so eine Sachlage zu Frusthandlungen in der Bauernschaft führen.
Jetzt aber zu unserer Bedrängnis; wir hatten im Vorfeld von den toten Rabenvögeln bei einem Landwirten im Bezirk Vöcklabruck erfahren. Auch zwei Wochen nach der ersten Sichtung erreichten uns wieder Bilder, eine unveränderte Ausganslage. Nun aber waren die Getöteten bereits im starken Verwesungszustand. Wir beschlossen also, uns selbst von den Tatsachen zu überzeugen, und gegebenenfalls vor Ort ein Transparent zu entrollen. Die Erfahrung sagt, je spektakulärer man dabei agiert, desto mehr Bewegung gerät in die Sache. Wie gesagt, Bewegung ist es, was die Kampagne benötigt – denn endlich, endlich, endlich muss eine wirklich jederzeit und überall im gleichen Sinne anwendbare gesetzliche Grundlage geschafft und wenn unbedingt nötig auch erzwungen werden. Im Prinzip sollte das Aufhängen von toten Tiere, zu welchem Zwecke auch immer, verboten sein; besonders aus dem sogenannten Tiermaterialengesetz geht ganz eindeutig hervor, dass ‚nicht zum Verzehr geeignete Tiere oder Teile von solchen‘ umgehend entsorgt werden müssen. Und zwar fachgerecht. Andererseits, wir alle wissen es, die Praxis läuft oft mit der Theorie nicht gleich. Was heißt, ob letztendlich eine Beanstandung erfolgreich verläuft, hängt von den jeweiligen Amtspersonen ab, welche diese Fälle beurteilen. Einige deren verurteilen dann den Sachverhalt, andere aber wieder ignorieren oder akzeptieren ihn gar.
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Auf jeden Fall haben unsere vielen, vielen diesbezüglichen Anzeigen bereits zu einem starken Umdenken geführt – was beweist, Hartnäckigkeit zahlt sich letztendlich immer aus.

Vor Ort trafen wir auf den Landwirten; der ist sogar ein Landwirtschaftsmeister, in einer Position also, wo er auch Vorbildwirkung für seine Zunft ausstrahlen sollte. Das Aufhängen toter Tiere trägt aber dazu gewiss nicht bei; es entwickelte sich ein Streitgespräch – wie könnte es auch anders sein – und letztendlich verließen wir doch etwas frustiert den Ort; beim Gegenüber stellte sich bestimmt selbige Gefühlslage ein.
Am nächsten Tag kam ein Anruf – die Frau des Bauern war am Apparat. Wieder verstrickten wir uns schnell in Vorurteile und gegenseitige Beschuldigungen.
In Folge allerdings setzte beiderseitiges Nachdenken ein; Fakt ist, alte ‚Traditionen‘, früher ‚Gebräuchliches‘, ist manchmal hilfreich, oft mit Idylle versehen, gar romantisiert, aber vieles davon ist einfach von der Zeit überholt. Hat ausgedient, ist mit modernen Anschauungen, ethischem Fortschrittsdenken nicht mehr vereinbar. Das wissen sämtliche Beteiligten. Was in Großvaters Zeiten gut war, auch noch in Vaters, ist es nicht unbedingt auch noch in jenen des Sohnes – und für dessen Nachwuchs kann es bereits unvorstellbar sein! Das soziale Leben hat sich weiterentwickelt, so auch die Landwirtschaft. Neue VertreterInnen deren gehen neue Wege, Bio ist bald ein Mindestmaß, auf das vielzitierte ‚Tierwohl‘ zu setzen immer mehr ein absolutes Muss. Es wird ein Ausleseprozess stattfinden, der vielen vieles abverlangt. Nur, am Ende des Tages könnten die Dinge besser werden – besser für Mensch, besser für Tier. Denn zufrieden wie gesagt, ist mit der Situation, dem Druck, der ständigen Gewinnspannenberechnung, überhaupt niemand mehr.
Aber auch wir TierschützerInnen werden dazulernen müssen. Unsere so wichtige Bewegung, sie entwächst langsam den Teenagerjahren. Wir sind erwachsen geworden und müssen dem Tribut zollen. Bloßes Ankreiden wird nicht mehr reichen, wir müssen uns mehr und mehr in Lösungsfragen miteinarbeiten. Wozu wir mehr als bereit sind, was die meisten von uns ohnehin längst beweisen.
Und letztendlich müssen wir beide, die Landwirtschaft und der Tierschutz, aufeinander zugehen. Denn es ist an der Zeit einzusehen, nur im Miteinander werden wir bessere Lebensbedingungen für die Tiere schaffen können. Und genau das, so sagen wir doch alle, ist unser vorrangiges Ziel. Die Zeiten sind vorbei, wo uns die Bauernschaft auslachen konnte; sie hat es versucht und ist kläglich gescheitert. Auch das Ignorieren hat nicht funktioniert. Diese Stufen haben wir längst überschritten. Sie muss unsere Forderungen deshalb mehr und mehr ernst nehmen!
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Doch jetzt sind wir TierschützerInnen gleichermaßen gefordert; denn dass die LandwirtInnen in vielen Bereichen mehr Ahnung haben als wir, das muss uns schon klar sein. Schließlich arbeiten sie jeden Tag mit der Thematik. Da sammelt sich Erfahrung an, auf welche wir nicht zurückgreifen können. Ob wir das wollen oder nicht, es ist Faktum. Deshalb, auch wir – nun erwachsen – dürfen nicht zu stolz sein entsprechende Fragen zu stellen, und Dazulernen, das schadet niemanden. Denn letztendlich, und das ist aber auch gleichzeitig die angesprochen große Chance, sind wir allesamt in einem Kreislauf gefangen. Wir brauchen uns gegenseitig (ja, es soll nicht vergessen werden, ohne jede Frage haben TierschützerInnen zu vielen Verbesserungen in der Landwirtschaft den entscheidenden Impuls gegeben; ohne uns hätten wir beispielswiese heute noch Legebatterien, und wer Gegenteiliges behauptet, dem sage ich ins Gesicht, Du bist entweder ein Ignorant oder ein Lügner. Oder beides. Die verbesserte Situation, der erhöhte Bio-Anteil, die Tier’wohl’programme, dies alles, so sicher wie das Amen im Gebet, verbessert die gesellschaftliche Wahrnehmung des Bauernstandes erheblich. Hat ihm also, ob man das nun zugibt oder nicht, ebenfalls geholfen). In diesem Sinne haben wir unseren entscheidenden Beitrag geleistet, dass nun jedermann/frau mit ‚Tierwohl‘ wirbt; dass die Landwirtschaft ihr Gesicht behalten hat, ganz einfach, weil sie nicht zuletzt aufgrund unseres Druckes neuen Gesichtspunkten hin zum Tier schaffen musste und weiterhin muss.
Andererseits, natürlich brauchen wir die Bauernschaft. Im wahrsten Sinne so dringend wie das täglich Brot. Natürlich aber – sonst wären wir in unserer Bestimmung schlecht aufgestellt – wünschen wir uns eine künftig mehr und mehr vegane Agrarkultur. Und die wird auch kommen, dazu braucht man nicht einmal der/die große ProphetIn zu sein. Bis es aber soweit ist – denkt daran, der Mensch betreibt seit Jahrtausenden Tierwirtschaft; eine in sich gewachsene, hoch traditionelle Struktur lässt sich nicht in einer oder zwei Dekaden komplett aus den Angeln haben – müssen wir alles unternehmen, dass der sinkende Kahn der ‚Nutztierhaltung‘ zu neuen Ufern aufbricht. Und das kann nur im ‚Zusammen‘ geschehen.
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Foto: wir wollen Bilder wie diese – aufgenommen im Winter bei Salzburg – nie wieder zu Gesicht bekommen! Und auch die meisten Landwirte sehen das wohl ähnlich: drum lasst uns gemeinsam dieses grausame ‚Brauchtum‘ abschaffen!!!
Zurück zur eigentlichen Geschichte; am folgenden Tag suchten wir nochmals das Gespräch. Denn alleine die Tatsache, dass nicht sofort ein Anwalt (Besitzstörungsklagen passieren in solchen Fällen regelmäßig) eingeschaltet, sondern im Gegenteil, sogar miteinander kommuniziert worden war, versprach doch Hoffnung. Und tatsächlich, letztendlich entschieden wir uns für einen konstruktiven Austausch. Wo sich schnell herausstellte, und da schließt sich der zu Beginn angesprochene Kreis, dass sich die HofbesitzerInnen selbst nicht wirklich anfreunden konnten mit dem bezeugten Lösungsversuch (die toten Krähen stammten von einem Jäger, der wohl eine Abschussgenehmigung für die Vögel hatte. Dies ist wieder ein anderes Thema, aber ebenfalls ein sehr brisantes; denn artgeschützt sollte artgeschützt bleiben, und keine typisch österreichischen Ausnahmeregelungen dürfen geltende Gesetzte einfach so aushebeln). Die toten Raben sind nun entfernt, und es werden auch ganz sicher keine weiteren folgen. Ganz nebenbei: die schwarzen Vögel sind sowieso viel zu klug, um sich längerfristig von den Plätzen abhalten zu lassen, verriet uns die Landwirtin. Aber was künftig tun?
Weil jetzt ein Landwirtschaftsmeister nun mal ein Meister seines Faches ist, gibt er sich auch nicht mit einfachen Kompromissen zufrieden – und so gestaltete sich die Idee, vielleicht gemeinsam eine Lösung zu finden, die tierfreundlich ist! Es ist natürlich auch in seinem Interesse innovativ vorzugehen, aufzuzeigen, neue Wege zu beschreiten.
Deshalb möchten wir den Raum nützen und nach Eurer Meinung fragen; gibt es jemand, der/die Ideen oder sogar eigene Erfahrungen hat, wie man die Rabenvögel von Futtermitteln und dergleichen fernhalten kann, ohne ihnen dabei eine Feder zu krümmen? Kennt jemand eine/n LandwirtIn, der/die hierbei erfolgreich ist?
Wir werden auch die AmtstierärztInnen anschreiben und die Tierschutzombudsmänner und –frauen, um dem Rätsel einen Schritt näher zu kommen. 
Der Landwirt wird ebenfalls seine Verbindungen ‚anzapfen‘, und unsere in Folge zusammengefassten  Hinweise könnten ein Bild ergeben – ein Bild, welches dem Tierschutz, der Landwirtschaft und vor allem den Tieren selbst in Zukunft gerecht wird – wäre das schön!!!  Also, lasst uns diese Aufgabe anpacken!!!
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Achtung, Achtung! Am Montag, 1. Juni, pünktlich um 18 Uhr, geht das RespekTiere-Radio wieder on-air! Thema der Sendung wird unser Einsatz gegen den Wilderer, der zur Zeit den Flachgau heimsucht, sein! Zu Empfangen ist das Programm über die Welle der Radio-Fabrik 97,3 und 107,5; über Cablelink 98,3 oder über den Livestream der Radiofabrik (www.radiofabrik.at)! Wenn Du den Termin verpasst, keine Sorge! Wiederholungen werden am Dienstag, 2. Juni, um 7.30 Uhr, und am Samstag, 06. Juni um 9 Uhr auf selbiger Welle ausgestrahlt!!!
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