keine Ausreden – Kühe so zu halten geht einfach nicht!

Haben Sie es vielleicht gehört? Der oberste Veterinär aus Salzburg, Dr. Josef Schöchl, sagte zu den von uns erneut aufgedeckten Fällen dem ORF gegenüber im gezeigten Zusammenhang eigentlich untolerierbare Sätze: ‚Wenn sich Missstände dort feststellen lassen, dann wird natürlich denen auch nachgegangen. Aber oft ist es halt auch so, dass es eine Fehleinschätzung des Anzeigers ist, der natürlich gerne aus den Berichten der Werbung ein anderes Tierbild hat, das den biologischen Realitäten nur wenig entspricht. ‚ Dieser Satzgebrauch hat uns dann doch sehr überrascht! Abgesehen davon, dass die Wortwahl eine Verharmlosung der Vorkommnisse gegenüber dem Mitgeschöpf Tier darstellt, musste er ein Schlag ins Gesicht für jeden empathischen Menschen sein. Was wir da so verstanden, ist, dass Anzeiger, wir, meist maßlos übertreiben, weil selbe, wir, ein falsches Bild von Tierhaltung haben! Und weiters, wenn auch indirekt, die Werbung belügt uns alle! Vorsicht! Ob sich dieser Sichtweise wohl auch die WerbemacherInnen und ihre AuftraggeberInnen beugen, dachten wir sofort. Nebenbei, wer sind dann solche überhaupt? In den meisten Fällen, wo es um Kühe in der Werbung geht, selbstredend Milchfirmen. SalzburgMilch etwa wird sich deshalb wohl nicht über die Worte des Oberlandesveterinärs gefreut haben, der da ziemlich unverblümt eine KundInnentäuschung ihrerseits andeutete!
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Ob und welche Schritte die Betitelten dagegen setzen, obliegt nicht uns darüber nachzudenken. Es ist allein deren Sache. Aber um zurückzukommen, was dann tatsächlich uns betrifft, da gibt es ebenfalls ein mächtiges Problem: es existiert doch von all den Höfen, welche wir zur Anzeige bringen, wirklich eindeutiges Bildmaterial. So aussagekräftig, dass außnahmslos alle Personen, welche es zu Gesicht bekommen, die bezeugten Vorfälle sowas von eindeutig als Missstände erkennen, solche Zustände in den Ställen als reine Tierqual einordnen. Und abgestellt wissen möchten. Nehmen wir das als Faktum an. Wie aber haben wir dann Dr. Schöchl’s Aussagen zu deuten? Es gab im ersten Moment nach der Ausstrahlung nur zwei Möglichkeiten – entweder meinte er, so dachten wir, die Bilder seien von uns ‚verändert‘, oder aber die gesetzlichen Bestimmungen wären so auszulegen, dass wir derartige Zustände einfach als gegeben anzusehen hätten. Sie wären dann seinen Worten nach eben nur ‚die biologische Realität‘!
Wie man es dreht und wendet, letztendlich wären beide Varianten in ihrer Konsequenz ein unhaltbarer Affront gewesen, der so nicht hingenommen werden konnte. Nach solchen Aussagen könnte man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Wir erwarteten uns deshalb zumindest eine ehrliche Entschuldigung und noch viel wichtiger, ein striktes, direktes Auftreten mit allen Konsequenzen für die Tierhalter! Das Amt des Veterinärdirektors darf nämlich keine politische Bühne sein. Kein Platz, um Wählerstimmen zu horten, indem man es sich besonders mit jenen gutstellt, von welchen man sich später auch das Votum erwartet. Ach so, wir hatten zu Erwähnen vergessen, Dr. Schöchl ist Abgeordneter zum Landtag. Für welche Partei? Nach den getätigten Aussagen meint man es unschwer zu erraten – für die ÖVP natürlich.
Allerdings, die Angelegenheit nahm eine unvorhergesehene und durchaus erfreuliche Wendung; gleich am nächsten Tag schrieb uns der Landesveterinär von sich aus, und er beteuerte, seine Aussagen waren aus dem Zusammenhang gerissen. Viele Menschen hatten sich bereits an ihn gewandt, durchgehend wütend (was uns andererseits aber wirklich sehr freute, beweist diese Tatsache doch, dass sich die Öffentlichkeit durchaus viele Gedanken zur Thematik macht).
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Foto: bitte schauen Sie das Video auf unserer Facebook-Seite; es zeigt selben Stier, wie er im Schmutz zu seinen Füßen ausrutscht. Ein gefährlicher Umstand, der so nicht sein darf… oder ist er doch nur ‚biologische Realität‘?
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Demnach wurde Dr. Schöchl gefragt, ob es denn viele Anzeigen in diesem Bereich geben; was er bejahte, um dann die umstrittenen Sätze hinzuzufügen. Dass eben sehr viele dieser Anzeigen kaum Hintergrund hätten, weil es sich dabei um diverse Streitigkeiten, Fehleinschätzungen oder oft auch persönliche Animositäten handelt (was leider wirklich häufig passiert). Dr. Schöchl: ‚…mit einer dazu gar nicht passenden Bildfolge unterlegt. Dies kann bei einem Zuseher den Eindruck erwecken, dass sich diese meine Aussage auf die gezeigten Bilder bezieht. Das ist jedenfalls falsch! Es ist nämlich unzweifelhaft, dass die gezeigten Bilder nicht der sogenannten „guten landwirtschaftlichen Praxis“ entsprechen. Ich habe diese Aussage der möglichen Fehlbeurteilung auch nicht auf den Vertreter des Tierschutzvereins bezogen, da ich Herrn Putzgruber, der mir schon lange auch persönlich bekannt ist,  in diesem Bereich ein Expertise zugestehe.‘
Wir wissen wie schnell es geht, dass Interviewsätze – nicht im selben Kontext wiedergegeben – zu Verwirrungen führen. Schuld daran hat niemand, denn es muss aus oft langen Ausführungen ein nur minutenlanger Kurzbericht entstehen; wo dann die wesentlichen Aussagen Platz finden sollen. Da genügt bereits eine schnelle Kameraeinstellung, und das Problem ist fertig. 
Deshalb: alles gut! Wir freuen uns über die Klarstellung des Landesveterinärdirektors und werden unseren Weg, der einer der Kommunikation ist, weiter so fortsetzen; und wenn dies auch im Interesse anderer, hier der Behörde, geschieht, dann umso besser. Machen wir gemeinsam das Beste daraus!
Stellen Sie sich vor, es würde sich in den besagten Fällen nicht um Kühe, sondern um Hunde handeln, welche wir einem Tierheim anvertrauten. Recherchen würden zeigen, dass sie dort an kurzen Stricken angekettet in ihren eigenen Exkrementen vegetieren, im Urin und Kot liegen, mit gerade einmal genügend Platz zum Aufstehen und Niederlegen. Was denken Sie wie groß wäre der Aufschrei?
Wo aber frage ich mich wäre der Unterschied? Dort wären es Hunde, hier sind es Kühe. Wunderbare, hoch leidensfähige Wesen, welche auf nassem, harten Beton zu leben haben, auf einer Fläche, die kaum größer als ihr Körperausmaß ist, kotverschmiert. 24 Stunden am Tag, ohne Ausnahme. Sollten wir diese Umstände akzeptieren, nur, weil wir die Leidenden nicht als ‚Haustiere‘ sondern, unfassbar direkt, als ‚Nutztiere‘ bezeichnen? Was ganz nebenbei ohnehin eine im höchsten Grad grausame Wortschöpfung darstellt, deren Stellung nur allzu deutlich verinnerlicht.
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Hier ist der Gesetzgeber gefragt. Endlich. Es nützt nichts, wenn man sich mit dem angeblich ‚besten Tierschutzgesetz der Welt‘ brüstet, wenn dieses dann mit Ausnahmeregelungen gespickt ist. Wissen Sie, wie einfach es ist, eine solche zu erhalten? Sie füllen in wenigen Minuten on-line ein einseitiges Formular aus, die Bauernkammer gibt auf ihrer Homepage auch noch die entsprechende Unterstützung, schreibt ihnen bei Bedarf sogar den entsprechenden Wortlaut vor. Dann genügt beispielsweise der Umstand, dass sie, so furchtbar das klingt, Angst vor ihren Tieren als Grund anzugeben, schon erübrigt sich für Sie die lästige Pflicht das Kühe-auf-die-Weide-lassens. Oder bauliche Gegebenheiten, dazu fällt bestimmt auch jedermann/frau etwas ein. Oder Sicherheitsaspekte. Oder eine Lage mitten im Dorf. Die Frage ist halt nur, wenn der Gesetzgeber die physiologischen Bedürfnisse der Tiere erkennt, warum darf es dann überhaupt Gründe geben, dass man solche, obwohl man nicht einmal besagte Mindestanforderungen einzuhalten gedenkt, überhaupt halten darf? Darf ich ein Auto lenken, wenn der Amtsarzt bestätigt, ich bin dazu aus verschiedenen Gründen nicht befähigt? Kein Problem, ich suche um eine Ausnahmeregelung an. So absurd ist das ganze!
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Wissen Sie, unter welchem Druck die Milchkühe stehen? Wissen Sie, dass die Milchleistung der Kühe seit 1950 jedes Jahr um ca. 70 Liter gesteigert wurde? Dass eine Milchkuh in Österreich heute im Durchschnitt rund 7700 kg Milch im Jahr zu geben hat? Dass sind fast 700 kg im Monat, bei einem Eigengewicht von ca. 600 bis 800 kg!!!! Wissen Sie, was das für den Körper der Tiere bedeutet?
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