‚Wohlfühl-Stall‘? die traurige Wahrheit! plus: Protest in Salzburg!

Heute möchten wir uns einmal mit einem Fall befassen, der eigentlich die gesamte Diskrepanz unserer Zeit aufzeigt. Es geht dabei um eine Schweinehaltung in Niederösterreich, genauer im Weinviertel. unweit von Wien.
So eine ist an und für sich nichts Ungewöhnliches für diese Region, im Gegenteil, hier in einer der Hochburgen der Schweinehaltung stößt man an ‚jeder Ecke‘ auf eine derartige Farm. Das ungewöhnliche im besagten Fall ist aber die Ausrichtung: an jenem Platz wurde ein sogenannter ‚Wohlfühl-Stall‘ errichtet, ein speziell auf die Bedürfnisse von Schweinen zugeschnittener. Schön, oder?
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Ja, das wäre es vielleicht. Nur, leider hält die Vorgabe nicht, was sie verspricht! Fakt ist, die Anlage kommt dem Wohl der Schweine näher als andere, zumindest näher als rein konventionelle. Keine Frage. Sie ist so gebaut, dass an der Frontseite durchgehende, verstellbare und durchsichtige PVC-Platten-‚Vorhänge‘ montiert sind, die das Innere des Stalls mit Licht durchfluten. Was natürlich für die Eingesperrten schon ein Fortschritt ist, verglichen mit den sonstigen Verliesen. Aber damit sind wir auf der ‚Plus-Seite‘ auch schon wieder durch. Denn die Buchten sind mit Vollspaltenboden ausgelegt, eine Qual für die Tiere, das wissen wir heute längst. Und nicht nur wir, die TierschützerInnen, selbst den TierausbeuterInnen ist das im Prinzip völlig klar. Auch wenn sie es nach außen hin natürlich nicht so kommunizieren.
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Der letzte kleine Teil der Buchten ist dann mit einem durchgehenden Boden versehen. Als Liegefläche für die Tiere gedacht. Auch das wäre an und für sich gut, zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Jetzt jedoch kommt erneut das große ‚Aaaaber‘: denn genau diese Flächen sind extrem verkotet, die Schweine daher über und über verschmutzt. Warum? Wohl, weil es nicht zuletzt durch die großflächigen, südseitlich ausgerichteten Fensterbereiche zu einer starken Hitzebildung im Stall kommt; die Armen suchen daher Abkühlung. Im normalen würden sie sich nun im Schlamm wälzen. Aus Mangel an Alternativen ist ihnen dieses Möglichkeit verwehrt, und so bleibt nur das eine: sie suhlen sich in den eigenen Fäkalien…
Erinnern Sie sich? Wir hatten im letzten Jahr einen ganz ähnlichen Fall. Einen Stall in nahezu identer Bauweise. Gar nicht weit vom jetzigen Tatort entfernt. Nach unserer Anzeige musste der Betreiber eine Art Sprinkler-Anlage einbauen, welche die Schweine seither regelmäßig mit kühlendem Nass besprüht. Im Zuge einer Nachfolge-Recherche stellten wir fest, die Investition hatte sich mehr als gelohnt, die Tiere waren nun viel sauberer, offensichtlich dadurch auch zufriedener, weniger nervös.
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Das Problem: genau eine solche Anlage dürfte hier bereits installiert sein. Nur – die Bilder entstanden dem Vernehmen nach an einem der heissesten Tagen im Jahr – war sie nicht eingeschaltet. Die Frage ist, wann wird sie es sein, wenn nicht jetzt?
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Ein weiterer Punkt, der uns mehr als sauer aufstößt: die viel zitierten Beschäftigungsmöglichkeiten! In ‚unserem‘ Stall gibt es solche – in den Buchten hängt jeweils eine Kette mit einem Scheit Holz daran! Unfassbar! Damit soll der Anforderung genüge getan sein? Das ist es, was die latente Langeweile in so einer Buch vertreibt, den Tieren Abwechslung bietet? Ein Stück Holz, noch dazu eines oft für ein Dutzend und mehr Schweine? Das kann doch bitte nicht ernst gemeint sein. Ist es aber; eine inzwischen völlig herzlos gewordene Agrarindustrie versucht uns diesen Schwachsinn auch noch als ‚Luxus-Ausstattung‘ zu verkaufen. Da stellt sich schon die Frage: denkt man, KonsumentIn ist tatsächlich minderbemittelt???
Noch dazu, ganz nebenbei, fehlt in den meisten Buchten das Holz; die Tiere dürften dort so lange gezogen haben, bis es zu Boden fiel. ‚Nachbesetzt‘ wurde es dann nicht – wahrscheinlich wegen der Kosten…
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Fakt scheint also, all die verschiedenen, so ‚modernen‘ Tierwohl- und Tierglück-Initiativen halten in der Realtiät ganz selten auch nur ansatzweise dass, was sie in schönen Fernsehwerbebildern versprechen; die dort gezeigte Idylle, die gibt es in einer bis in die hintersten Winkeln durchindustrialisierten Landwirtschaft leider längst nicht mehr – wir können uns dieses Urteil erlauben, mit all den Erfahrungen der letzten Jahren, welche wir mit dem ‚Bauern von nebenan‘ gemacht haben. Das ist die traurige Wahrheit.
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Diese Woche beteiligten wir uns auch an einer vom Verein gegen Tierfabriken (www.vgt.athttps://vgt.at/presse/news/2020/news20200814mn.php) angemeldeten und organisierten Kundgebung gegen einen weiteren Vollspaltenboden-Betrieb in Salzburg. Zu Ende des Protestes kam es dabei zu einem Eklat inklusive Polizei-Einsatz, als aufgebrachte LandwirtInnen die Versammlung störten, später sogar die AktivistInnen mit dem Auto zu verfolgen versuchten!
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Foto: Quelle vgt.at!
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