RespekTiere besuchte dieser Tage auch den weithin bekannten Kleintiermarkt in Vitis im Bezirk Waidhofen/Thaya im Waldviertel; dort hat es früher immer wieder Anzeigen von erbosten TierschützerInnen gegeben, bis die Behörde schließlich reagierte und strengere Kriterien einführte. Wir wollten uns nun davon überzeugen, ob die Maßnahmen Wirkung erzielten. |
Foto: Tatort Kleintiermarkt – eine Welt der Gitter und der Traurigkeit! |
Es war ein windiger Tag in Norden Österreichs, und das Waldviertel wurde seinem Ruf gerecht, einer der Kältepole des Bundes zu sein; trotz Sonnenschein und fast sommerlichen Temperaturen etwa im unweit entfernten Krems zeigte der Herbst hier seine Zähne, zumindest jene, die in Zeiten des Klimawandels allgemein als solche wahrgenommen werden können. Der Wind tat sein Übriges, um ein leichtes Frösteln auf der Haut zu erzeugen. Überraschend war die Anzahl der ‚Aussteller‘; obwohl angeblich weniger als früher, präsentierte sich das weitläufige Areal voll besetzt. Autos an Autos reihten sich dort aneinander, allesamt mit offenen Kofferräumen, darin und davor platzierte Käfige verrieten viele hunderte Tiere, welche zum Verkauf angeboten wurden. Auch wenn es vielleicht etwas klischeehaft klingen mag, aber die Erinnerungen an die unseligen Verkaufsplätze in Rumänien und Bulgarien wurden beim Anblick dieses Umfeldes unweigerlich wachgerufen. Während ‚Mensch‘ jedoch, sieht man Bilder von dort, die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, scheint selbige Aussicht im Waldviertel als ’normal‘ empfunden. Ist sie aber nicht, ganz im Gegenteil! Wie im Mittelalter, mag da jemand beim Betrachten der Fotos einwenden, und genauso empfanden wir die Szenerie. Kaninchen, ‚echte‘ Hasen, manche davon riesig, Hühner, Tauben, Enten, Gänse, Truthähne, ja, sogar Chinchillas oder Papageien mussten wir bald entdecken. |
Fotos: Zeitgemäß? Entscheiden Sie! |
Es fehlt uns persönlich nun zwar der Vergleich, aber eine lokale Tierschützerin bestätigte den Eindruck: trotz all der für tierschutzaffine Menschen absoluten NoGo’s derartiger Veranstaltungen als Ganzes mussten die Rahmenbedingungen nun dennoch bessere sein als vor wenigen Jahren. Zumindest waren viele der Käfigböden mit Heu oder Stroh unterlegt, und manchen der Tiere wurden auch Nahrungsmittel angeboten; die meisten verfügten zudem bestimmt über den gesetzlich verpflichteten, bei derartigen Veranstaltungen geforderten und trotzdem beschämend knappen Platz. Damit sollte die vorsichtig veranschlagte ‚Positiv-Liste‘ dann aber auch schon wieder ausreichend bedient sein. |
Wasser zum Beispiel zeigte sich spätestens aber der zweiten Hälfte des Events als knappes Gut, und besonders die Wasservögel hinterlassen in ihren Kisten und Käfigen verständlicherweise einen gar bemitleidenswerten Eindruck. Hühner sind viel zu oft regelrecht zusammengequetscht, und ob Wachteln und insbesondere ‚Ziervögel‘ wie Finken und Papageien der steifen Waldviertler Brise viel entgegenzusetzen haben, darf zutiefst bezweifelt werden. Kaninchen werden zur ‚besseren Ansicht‘ auf das Gitter des Käfig’daches‘ gesetzt, wo sie sich offenkundig äußerst unwohl fühlen und sich kaum zu bewegen trauen. Angesprochen auf diese Tatsache erfahren wir von einer Verkäuferin, dass sich die Kleinen im Käfig zu sehr zusammenkauern und so von allfälligen KäuferInnen ‚übersehen‘ werden. |
Überall greifen Hände nach den Tieren, und es ist die Normalität, das Tierbabys einfach so an Kinder übergeben werden, oft ohne jede Beobachtung. Ein zufällig belauschtes Gespräch zwischen zwei Tierhändlern verrät, das einem Kollegen ein ‚Missgeschick‘ passiert war; er hätte Küken zu lange im Auto gelassen, durch die direkte Sonneneinstrahlung wären alle verendet. Unfassbar, nicht? |
Ein ‚Stand‘ erregte unsere besondere Aufmerksamkeit; dort wurden Hühner beworben, in Käfigen, wie man sie aus der Legebatterie kennt. Der gewerbliche Anbieter hatte eine große Anzahl ihrer aufgeboten, dürfte demnach wahrscheinlich gute Verkäufe tätigen; würde er ansonsten so viele der Vögel mit hierher bringen? Dem Personal allerdings traut man selbst optisch die entsprechende Behandlung der armen Vögel nicht wirklich zu. Und tatsächlich, besonders unsanft werden die Hühner bei Bedarf aus den Käfigen geholt, ein Umstand, welcher ein Nachspiel haben wird! Solche Negativ-Beispiele gab es viele und genau jene haben uns letztendlich veranlasst, beim zuständigen Veterinäramt eine Beschwerde einzulegen. Der hat dann auch ganz schnell geantwortet und sofort entsprechende Veranlassungen getätigt – wir werden uns von deren Umsetzung natürlich persönlich überzeugen! |
Tierschutz-AktivistInnen konnten im Anschluss noch mit einem Transparent an der Zufahrtsstraße zum Markt gesehen werden; Coronabedingt – das Waldviertel ist im Moment leider ein Hotspot – wurde der Protest mit ein bisschen Abstand zum Event-Eingang gewählt und der Maskenpflicht nachgekommen :). |
Fazit: Kleintiermärkte, wo Tiere in Käfigen wie Ware angeboten werden, sind im 21. Jahrhundert einfach nicht mehr zeitgemäß. Leben zu verkaufen, ohne jeglichen Hintergrund, ohne zu wissen, an wem und für welchen Zweck man die zu Verkaufenden übergibt, sollte im Herbst 2020 eigentlich bereits undenkbar sein. Die Assoziation zu Sklavenmärkten ist eine gegebene und mit dem Hintergrund eines Bewusstseins für das Mitgeschöpf sind derartige Veranstaltungen grundsätzlich für wahre TierfreudInnen einfach nur strikt abzulehnen. |