Hubertusmesse in Salzburg – Eklat, und dann riiichtig lauter Protest!

Am Sonntag war es also wieder mal soweit – in Salzburg fand wie jedes Jahr im Oktober die Hubertusmesse der hiesigen Jägerschaft statt. Hierfür rückten die ‚Heger und Pfleger’ unserer Wälder mit einem wunderschönen Hirschen an, der kurz zuvor für die erbärmliche Prozedur sein Leben hatte geben müssen. Aufgebahrt wie ein Opfertier, eine Szene, die frappant an eine Zeit erinnerte, wo ‚Mensch’ kaum aufrecht gehen konnte, mit einem Zweig im Mund und toten Augen, wurde der ‚König des Waldes’ zum Salzburger Dom getragen, wo eine feierliche Messe stattfand. Ein ‚Erntedankfest‘, welcher Hohn. Andererseits, das Leben-nehmen als ‚Ernte‘ zu deklarieren, das ist es, was die JägerInnen schon immer gut konnten – eine Sprache zu benutzen, welche ihre Ekeltaten und Lustmord-Fantasien in einem weichen, ja nahezu barmherzigen Licht erscheinen lässt. Der katholischer Pfarrer sprach dann beim Gottesdienst ganz sicher auch von Liebe und Güte, von den ‚schwierigen Zeiten‘, vom Krieg in der Ukraine – und vergaß dabei, dass ein solcher Krieg jeden Tag auch bei uns, dann gegen die Tiere in den Wäldern und auf den Feldern, stattfindet.

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Fotos: Der tote Hirsch wird zum Dom gekarrt; die Jagenden meinen wohl, er war ‚erntereif’…

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Wie aber konnte er darauf vergessen, so die Frage, wenn er doch während der ganzen Messe vor sich ein Lebewesen liegen sah, welches jene, die sich nun eine Segnung wünschten, kurz zuvor völlig ohne irgendwelche Notwendigkeit einfach so ermordet hatten. Ja, auch das ist ein besonders diffiziles Ärgernis: Die katholische Kirche versucht seit jeher die Hände in Unschuld zu waschen – ein ins Absurde geführter Versuch an dieser Stelle, zumindest an jenem Sonntag bloß dazu da, um jenen, die tagtäglich ein Blutbad in Au und Feld und Wald veranstalten, wenigstens das Gefühl zu geben, doch keiner Lustmord-Gesellschaft anzugehören, sondern im Gegenteil, der Gemeinschaft einen guten Dienst zu tun. Nur, welchen, stellt sich die Frage?! Warum musste beispielsweise dieser Hirsch sterben? Weil er gefährlich war, auf Menschenjagd? Weil er an einer schrecklichen Krankheit litt? Weil er den Wald zerstörte? Oder vielleicht doch nur, weil sich sein Geweih gut in einer Wohnung macht?! Die Kirche beschreitet in solch schizophrenem Verhalten wahrlich einen schmalen Pfad, an beiden Seiten ein Abgrund, der sie früher oder später verschlingen wird.

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Fotos: der erste Standort der Demo – ok, der war vielleicht diskussionswürdig. Wie weit geht der Kapitelplatz, wo fängt der Domplatz an? Weiß anscheinend niemand so genau. Darum verließen wir den Ort auch ohne größere Debatten…

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Wie jedes Jahr hatten TierschützerInnen eine Kundgebung angemeldet, und heuer erschienen besonders viele Protestierende der Vereine RespekTiere und des VGT’s (www.vgt.at), welche zusammen gegen den fortgesetzten Lustmord in unseren Wäldern ihre Stimme erheben wollten; gemeinsam empfing die Gruppe die Jägerschaft dann auch wahrhaft gebührlich, und dass, obwohl uns Vater Staat wieder nur einen Platz im eigentlich völligen Abseits – nur ja weit genug entfernt vom Geschehen – zugeordnet hatte. Denn tatsächlich, ungeachtet des absoluten demokratischen No-Go, sollten die Grünröcke erneut tief in die Trick- (oder besser Schmutz-)Kiste gegriffen haben und nahezu die gesamte Altstadt im Vorfeld für eine eigene (natürlich in der Realität als solche niemals wirklich stattfindende) Demo auserkoren haben – denn man weiß, sobald eine Protestaktion angemeldet ist, darf kein Gegenprotest in unmittelbarer Nähe passieren (zur Ehrenrettung sei erwähnt, diese angeblichen ‚Kundgebungen‘ bestehen dann jeweils aus einer oder zwei Personen, die irgendwelche Jägerschafts-Flugblätter verteilen; an jeder Zugangsecke zum Dom, wenn schon, denn schon)… Dem Tierschutz wäre ein derartiges Vorgehen nie gestattet, es würde sofort durchschaut und dementsprechend schnell unterbunden; warum hier mit zweierlei Maß gemessen, es ist ein Rätsel. Besonders auch deswegen, weil doch so manche Mitglieder der schießenden Gesellschaft auch immer wieder wegen Gewaltexzessen gegen Menschen mit anderer Meinung vor Gericht stehen (natürlich, die allermeisten davon tun das nicht. Sind sie dennoch gewalttätig? Selbstredend nicht. Andererseits, wenn man das Töten fühlender Lebenwesen mit ‚Gewalt‘ bezeichnen möchte – wie es ‚Wikipedia‘ sicher tut – dann vielleicht doch wieder…). So viel zum ‚ehrbaren Bürger‘ also – ein Ausdruck allerdings, der, wie in jeder Gemeinschaft, vielleicht dann nicht auf alle angewendet werden kann…

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Foto: der zweite allerdings, der war sowas von ‚am Kapitelplatz’…

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Fotos: aber auch der passte nicht, wahrscheinlich, weil man von dort aus noch immer einen kurzen Blick auf den Domplatz – und umgekehrt – erhaschen konnte…

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Und die Stimmung brodelte langsam über; wohl, weil wir unsere – die einzig echte an diesem Abend – Kundgebung am vermeintlichen Ende des zugewiesenen Platzes aufbauten, die Polizei dies aber anders beurteilte – an jener Grenzlinie stießen sich die Geister, hier sahen die Uniformierten wiederum bereits den Übergang zur ‚verbotenen Zone‘. Es folgten Streitgespräche, versuchte Richtstellungen beiderseits; so manche Entgleisung, die man so nicht im Raum stehen lassen mochte, ebenfalls (zum Beispiel sagte ein übereifriges Amtsorgan  zu mir: ‚Vielleicht solltest Du dir einmal eine Arbeit suchen! Dann wärst Du mehr ausgelastet und würdest nicht am Sonntag Abend Stress machen versuchen‘. Da blieb im ersten Augenblick schon die Luft weg. Eine derartige Aussage, die erwartet man vielleicht beim Bierfest, dann, wenn der Alkohol die schwächsten Seiten zum Vorschein bringt; aber ein Exekutivbeamter im Dienst, der sollte tunlichst gegen derartige Unterstellungen gefeit sein. In Wahrheit hat ein solcher (zumindest) im Außendienst nichts verloren, denn mit solcher Einstellung ist Stress oder gar Eskalation vorprogrammiert. Ob der gute Mann die Größe hat sich nachträglich dafür zu entschuldigen? Wenn, es wäre uns allemal einen Bericht wert! P.S.: Es sollte dennoch nicht ungesagt bleiben: ‚So sind wir nicht‘, dass dürfen die meisten PolizistInnen und ihre Vorgesetzen, besonders in der Mozartstadt, von sich sagen – und auch dieses Mal gab es viel Gespräch und, wenn schweigsam, dann wenigstens nach außen hin neutral. Wir erwarten auch überhaupt keine Freundschaften – aber zumindest einen gewissen Respekt). Unter lautem Getöse räumten wir schließlich ‚Standort 1‘; im Gegensatz zur Meinung des Staatsdieners wollten wir nämlich alles andere als Stress an jenem Abend.

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Foto oben: Polizei überrennt die ‚Stellung’…

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Aber auch dieser Rückzug passte nicht, ‚geht, noch weiter weg‘, lautete die Losung! Was wir nun wirklich nicht mehr tun wollten, wir waren den BeamtInnen inzwischen wohl mehr als entgegengekommen.

Die Polizei rief schließlich nach Verstärkung, bildete eine Mauer – und maschierte tatsächlich vor! Überrannte dabei den neuen Demostandort, rückte ihn nochmals gut 25 Meter nach hinten. Gelebte Demokratie, made in Austria?

Foto unten: Geister der Nacht – Big Brother is watching you? 🙂 Übrigens: die leeren Flecken dazwischen, da stehen jene Beamteten, welche die Rück- oder je nachdem die Vorderseite absichern.

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Die Mordmannsbrüder und –schwestern zogen inzwischen eilig hin zum Dom. Etwas angespannt, immer im Versuch, die verlorene Würde mit einem arroganten Lächeln wieder zu gewinnen, lauschten sie später der (schein-)heiligen Ansprache  des Geistlichen, packten danach den Hirschen auf einen Anhänger und zogen von dannen, um das Opfertier irgendwo im versteckten ‚fachgerecht’ zu enthaupten und seinen Kopf später in der Wohnung einer/s ihrer verwirrten Leichensammler/in auszustellen – Mordmanns-Heil!

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Währenddessen waren wir aber mit ganz anderen Problemen beschäftigt. Es ist wahrhaft entwürdigend, derart behandelt zu werden. Wie Unruhestiftende, wie Pöbel, wie jene, die die Bühne des Fußballs zu Schlachtfeldern degradieren. Und ja, es gibt ein Urteil dazu, nämlich, dass Protestierende einen Standort zugewiesen bekommen müssen, wo sie in Sicht- und Hörweite der zu Be-Demonsrierenden bleiben. Alles andere wäre ja absurd, denn auf die gezeigte Art und Weise klammert man den Protest doch einfach aus.
Bringt ihn dorthin, wo in keiner bemerkt, keiner sieht – und bereitet derart – in unserem Falle den Tiertötenden – einen unangetasteten Freifahrtsschein. In Zeiten wie diesen, wo sowieso jegliches Vertrauen von Seiten der Bevölkerung in die Staatsmacht ein verschwindend geringes ist, ein besonders fatales Zeichen. ‚Die da oben, die dürfen einfach alles‘, so umschreibt sich das flaue Gefühl am besten, welches aufgrund dessen in der Magengrube zurückbleibt. Nicht mehr und nicht weniger. Blaues Blut, es darf nicht mehr so genannt werden wir früher, aber behandelt anscheinend schon. ‚Blaues Blut‘, das damals, verkörpert als ‚Herr Baron‘ oder ‚Frau Gräfin‘ noch Bedeutung innehatte; besonders hier in Österreich. Und das ist die eigentliche Schande des Tages!

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Foto: Sprechverbot? So sieht es leider manchmal aus! Foto unten: sogar Polizeihunde kamen zum Einsatz (Achtung Fake News)! 🙂 🙂 🙂

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Foto unten: TouristInnengerecht!

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Erschwernd kommt hinzu: die Polizei hat besonders den 2. Standort mit ziemlicher Gewalt geräumt, hat die aufgebauten Demo-Utensilien einfach niedergeschmissen – wobei zumindest einige Masken gebrochen sind. Dann formierten sich die Einsatztruppen, bildeten eine Menschenmauer und waren wohl ganz zufrieden mit sich. Allerdings, das ist nicht der Weg, wie man Probleme aus der Welt schafft – das ist einfach das pure, bloße Recht des Stärkeren. Und sowas sollte im Jahre 2022 längst ausgesetzt sein!

Ob man der Versammlung der Grünröcke damit etwas Gutes schaffte? Eher weniger, denn nun wurde der Protest richtig laut; Sprechchöre wie ‘Jäger raus – raus aus unsren Wäldern‘, ‚Die Jagd gehört – ABGESCHAFFT‘ oder ‚Waidmann’s Mord, Waidmann’s Heil! Was Ihr seid? Trophäengeil!‘ hallten megaphonverstärkt durch die Nacht, ununterbrochen, über eineinhalb Stunden hinweg. Gut hörbar bis zum Dom, und in ihm drinnen wohl auch. Somit hielt man sich zum Ende zumindest doch noch an eine Vorschrift: die der ‚Hörweite‘! Das mit der Sichtweite, das sollte aber dennoch nochmals besprochen werden, um beim nächsten Mal – das folgt so sicher wie das Amten im Gebet der kirchlichen Würdenträgers zu der ‚Blut, Blut, Blut an Euren Händen‘-Gesellschaft – vielleicht sogar dem Gesetz zur Gänze genüge zu tun…

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und noch ein paar Eindrücke...

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