respekTIERE IN NOT: Tragödien der Rumänienreise – der Tod als ständiger Begleiter!

Wir sind schon wieder eine zeitlang zurück aus Rumänien. Es war eine aufregende Reise mit vielen Höhepunkten gewesen; einen ganz großen dürfen wir im Moment noch nicht veröffentlichen, aber spätestens im Herbst wird es da einen Paukenschlag geben – so viel kann bereits jetzt verraten werden! Der Reisebericht ist ebenfalls längst fertig; doch zuvor – damit die folgenden Episoden nicht in der Masse der anderen Reporte untergehen – möchten wir Euch noch drei herzzerreißende Ereignisse nahelegen. Dann, um der täglichen Opfer unserer Arbeit zu gedenken. In diesem Falle, ganz besonders dreien. Sie werden allesamt unvergessen bleiben.

Saatkrähe "Feder"

Wir waren wieder bei Vali gewesen, an jenem Ort, der einst von Frau Oprea mit allem Stolz der Welt geführt worden war. Inzwischen ist die ehemalige Hundeherberge – immer wieder bis zu 140 der Armen hatten dort ein zu Hause gefunden – zu einem Müllplatz verkommen, vom so aufopfernden Tierschutz der alten Frau ist nichts mehr geblieben. Und das ist DIE Tragödie in der Tragödie, der wir fast fassungslos gegenüberstehen.

Als wir die Triste dann bereits verlassen wollten, erblickten wir eine Krähe. Die sich sonderbar verhielt. So sonderbar, dass man ganz einfach auf sie aufmerksam werden musste. Und tatsächlich, die Arme saß dort inmitten der Berge von Abfall, herrenlosen Hunden und hoffnungslosen Momenten. Sie konnte sich kaum mehr fortbewegen, nur kurz auffliegen. Aber musste schon einen Meter weiter wieder landen.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Foto: Da sitzt sie, mutterseelenalleine, inmitten von Müll, streunenden Hunden, achtlosen Menschen und immer hungrigen Nagern…

Man soll nun Vali zugute halten, er half sofort und ansatzlos mit, „Feder“ – wie wir sie tauften – einzufangen. Ohne ihn hätten wir es in Fakt nicht geschafft, denn natürlich finden sich in einer solchen Umgebung tausende Schlupfwinkel. Letztendlich gelang der Einsatz,und schon im nächsten Moment fanden wir uns im RespekTiere-Mobil wieder, dann auf der Fahrt quer durch die ganze Stadt und hin zu Silvias Vogelparadies. Welche bessere Adresse hätte es für den Notfall wohl geben können? Keine, auf der ganzen Gottes weiter Erde nicht…

Tragödien Rumänienreise
Tragödien Rumänienreise
Tragödien Rumänienreise

Angekommen begrüßte uns zuerst Dogo, der unfassbar herzliche Haushund. Zusammen mit dem Schweinchen (!!!) war er gerade dabei gewesen das herrliche Land zu erkunden! 🙂 Silvia übernahm die Krähe; allerdings mit tiefen Sorgenfalten. Fieber hätte der Vogel, und dazu wäre er extrem abgemagert. Lasst uns sehen, was das Morgen bringt, meinte die beherzte Tierschützerin. In ihrer Stimme klang kaum Hoffnung mit.

Tragödien Rumänienreise
Tragödien Rumänienreise
Tragödien Rumänienreise
Tragödien Rumänienreise

„Feder“ wurde daraufhin mit Medikamenten versorgt. Und bekam einen wohligen Ruheplatz. Wie lange wohl schon hatte er zuvor die Hölle auf Erden erlebt? Im Müll, zwischen Ratten und Raubtieren.

Allein, es half alles nichts. Es bleibt als einzige Genugtuung, dass die Krähe zuletzt doch noch Friede gefunden hatte. Sie starb am nächsten Morgen. Vielleicht im Wissen, es gab es am Ende des Weges doch noch jemanden, der sich gekümmert hat…

Welpe "Ruma"

Im Zuge der so emotionalen Reise ins Karpatenland besuchten wir dann auch den niederösterreichischen Tierschutzverein „Robin Hood“ (www.robinhood-tierschutz.at) und Frontfrau Marion Löcker in Transsilvanien. Robin Hood betreibt dort seit vielen Jahren ein Vorzeige-Asyl, wo absolut unverzichtbare und wundervolle Arbeit geleistet wird. Im Zuge des Zusammentreffens lernte wir das Hundemädchen „Ruma“ kennen. Ein Brüderchen war kurz davor gestorben, und Ruma selbst musste in Quarantäne sein. Schwer krank waren die Geschwister vor kurzem ins Asyl gekommen, einfach an den Türen abgelegt. Entsorgt, wie Müll. Wir leben in einer grausamen Welt. Deren grausamtes Element „Mensch“ ist.

Attila, der großartige Tierarzt der Herberge, kümmerte sich daraufhin  aufopferungsvoll um sie; wir durften einer Behandlung beiwohnen. Das Problem: So schwer erkrankte Welpen, noch dazu bereits im fortgeschrittenen Krankheitszustand aufgefunden, deren Überlebenschancen stehen schlecht.

Tragödien Rumänienreise

So auch hier. Und tatsächlich kam leider drei Tage später die längst befürchtete, todtraurige Nachricht – Ruma hat die letzte Nacht nicht überlebt. Möge sie nun endlich Ruhe finden, dort, wo sie zusammen mit ihren Geschwistern auf endlosen Weiten dem Wind nachjagd… wir werden sie nie vergessen.

Kätzchen "Inger"

„Inger“ ist das rumänische Wort für „Engel“. Und genau so einer war die Süße. Ihr sollte nur eine kurze Zeit auf Erden bestimmt sein, ganz sicher, weil sie woanders dringender gebraucht wurde.

Inger wurde irgendwo in Temeswar in einem Gebüsch aufgefunden. Eine Freundin von Raluka hat sie dort endeckt, unterkühlt, hungrig, und ganz alleine. Unbeachtet vom Rest der Welt. Raluka übernahm die kleine Patienten, die wohl kaum älter als fünf Wochen sein konnte. Gab ihr mütterliche Wärme, Geborgenheit. Gemeinsam machten wir uns schließlich auf den Weg, um Baby-Katzenmilch zu besorgen. Solche hatten wir nämlich gebracht, aber wohin? Zu Dimitri, war der erste Gedanke. Dort angekommen musste jedoch feststellt werden, dass wir das begehrte Gut anderswohin verfrachtet hatten – zu Silvia nämlich, die noch sagte, sie hätte Freunde, welche immer wieder Kätzchen versorgen würden!

Tragödien Rumänienreise

Zu ihr wäre es aber weit gewesen, denn die Zeit eilte. Dimitri kam mit der Idee zuerst – heute, Sonntag, finden wir zwar keinen Tierarzt, aber ein Tierbedarfsgeschäft im Einkaufszentrum! Wo wir schließlich tatsächlich die Milch kaufen konnten! Zurück zu Frau Doina, die lebensrettende Flüssigkeit erwärmen. Und wo sie alsbald mithilfe des ebenfalls gekauften Fläschchen im Magen des keinen Engels landete.

Tragödien Rumänienreise
Tragödien Rumänienreise

Fotos: Zuerst bei Dimitir, dann im Supermarkt, letztendlich bei der herzensguten Frau Doina zu Hause – Inger konnte endlcih versorgt werden!

Tragödien Rumänienreise
Tragödien Rumänienreise

Mehr konnten wir im Moment nicht tun. Noch dazu, wo wir gerade mitten in der Abreise gewesen waren. Raluke würde sich bestens um die Maus kümmern, so viel stand fest. Besser, wie wir es wohl je schaffen könnten. Und morgen wäre der erste Weg zum Tierarzt, gleich ganz zeitig in der Früh.

Doch da war es dann bereits zu spät. Die Unterkühlung trotz der Wärmeflasche, sie war bereits zu weit fortgeschritten, die Krankheit zu tief in das Kätzchen eingedrungen. Gegen 11 Uhr am nächsten Tag machte „Inger“ den letzten Atmenzug. Ganz still ist es dann geworden, berichtet Raluka.

Tragödien Rumänienreise

Warum wir diese so tieftraurigen Geschichten erzählen? Damit die Opfer unserer Tage in Erinnerung bleiben. Nicht immer geht jedes Abenteuer im Tierschutz gut aus, oft, viel zu oft, enden die Vorkommnisse in furchtbaren Tragödien. Das ist die bittere Wahrheit. Leztendlich ist aber unfassbar wichtig, immer wieder aufzustehen, und selbst, wenn die müden Knochen kaum mehr gehorchen wollen. Wenn der Geist gebrochen scheint, kraftlos nach Ruhe schreit. Nach noch ein paar Minuten, einfach liegen.

Denn es gilt, die Verstorbenen in Erinnerung zu behalten und in ihrem Andenken weiter voranzuschreiten. Unbeirrbar und für sie. Das ist das beste, was wir aus solchen Tragödien lernen können. Immer wieder nur eine Richtung einzuschlagen – nach vorne, ohne anzuhalten oder zurückzublicken. Im Wissen, für wen wir all dies tun. All diesen Schmerz ertragen, all dieses Leid bezeugen. Damit es Andere einmal besser haben. Damit Andere gerettet werden können. Diese Aussicht ist sämtlichen Kummer, alles Leid, allen Wahnsinn dieser Welt wert. Rest in Peace, Feder! Rest in Peace, Ruma! Rest in Peace, Inger!

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