Rumänienreise – Tragödien und Triumphe

Es gibt noch einen ganz wichtigen und umfassenden Nachtrag – den wir erst jetzt posten können, einfach, weil dazwischen so viel geschehen ist, dass es nie gepasst hat! Also, spät aber doch – der große Reisebericht!

Heute, am 2. Tag der Reise, beginnt die Fahrt nach einer schlaflosen Nacht in Niederösterreich; wir durften gestern abends auch noch Brot abholen, zur Verfügung gestellt von der weit über die Grenzen von Langenlois hinaus bekannten Bäckerei „Schalk“. So geht an dieser Stelle ein allerherzlichstes „Dankeschön“ an den traditionsreichen Familienbetrieb, 2 übervolle, riesige Schachteln mit Gebäck fanden noch im Laderaum Platz. Einfach super. Aus der Nähe von Tulln bekommen wir dann auch noch 2 Kisten Gemüse gespendet, über welches man sich in Rumänien wirklich riesig freuen wird. Wie schön!!!

Auch ein kurzer Zwischenstopp in Wien steht noch an, wo es mit den beiden so wunderbaren RespekTiere-AktivistInnen der ersten Stunde, Cosma und Alex, noch einen Plan für Vorhaben nach der Reise zu schmieden gilt… und Recherchematerial für Rumänien ins RespekTiere-Mobil zuzuladen! Doch davon später!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Foto: Das RespekTiere-Mobil ist selbstverständlich wieder bis oben hin vollbeladen!

Der Tag ist ein heißer. Zuerst noch, je weiter Richtung Osten, desto heißer. 30, 32, 33, schließlich 34 Grad zeigt das Thermometer. Wir kommen aber gut voran, kein Stau, nicht einmal eine größere Ansammlung. Kein Wunder, wer will schon am Feiertag, noch dazu bei ungetrübtem Sonnenschein, auf der Autobahn unterwegs sein? So überqueren wir alsbald die Grenze ins Ungarnland, wo sich aber ab Budapest langsam Wolken in den azurblauen Himmel schummeln. Mehr und mehr. Knapp vor der Grenze zu Rumänien beginnt es dann tatsächlich zu regen, die Temperatur fällt schnell um ganze 10 Grad. Beim Übertritt ins Karpatenland bemerke ich erst, durch den Stress der letzten Tage habe ich auf Wesentliches vergessen: Nämlich auf die Erstellung spezieller Übertrittspapiere, so wie sich sie für jede solcher Hilfsfahrten anfertige! Hilft nichts, jetzt muss es auch so gehen – im normalen kein Problem, wir sind ja alle in der Gemeinschaft. Aber mit einem gewerblichen Fahrzeug, vollgeladen bis unter die Dachkante, ist es dann doch noch einmal etwas anders, in ein Land jenseits des Schengener Abkommens einzureisen.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Foto: Grenze zu Rumänien!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Wir haben allerdings Glück; den Mann am Zoll interessiert unser Fahrzeug nicht einmal am Rande, ein kurzer Blick auf den Pass und wir werden durchgewinkt! Was doch ein kleines Aufatmen zur Folge hat. Denn, keine Frage, inzwischen sind wir auch ein bisschen müde, immerhin liegt bereits ein langer Reisetag hinter uns, der Uhrzeiger deutet bereits auf die 19 Uhr-Marke…

Jetzt hätten wir noch gut 100 Kilometer vor uns, bis zur – ich wiederhole mich zum hundertsten Male – so unvergleichlich großartigen Frau Doinar, wo wir seit vielen, vielen Jahren immer einen wohlbehüteten Zwischenstopp einlegen dürfen. Empfangen mit einer warmen Suppe, mit noch herzerwärmenderen Gesprächen und einem weichen Bett! Sie, der Engel in Menschengestalt, der unverrückbare Fels in jeder Brandung. Allerdings, heute gibt es noch eine Aufgabe zu erledigen – weil der morgige Tag so vollgepackt ist, wollen wir in Marius‘ Heim für beeinträchtigte Menschen die mitgebrachten Waren abliefen! Marius selbst ist aber gerade in Deutschland unterwegs, er telefoniert jedoch rasch und bald erhalten wir positive Nachricht: Es wird jemand in der unverzichtbaren Einrichtung auf uns warten. Und tatsächlich sind dort dann zwei Damen, mit welchen wir gemeinsam die Entladung beginnen.  Alsbald füllt sich der Zwischengang in der völligst unverzichtbaren Hilfseinrichtung mit dutzenden von uns gebrachten Kartons voller Kleidung, Kinderspielsachen, Decken, medizinischen Artikel, Rollatoren, etc.! Auch Hundefutter haben wir gebracht, für die hauseigenen zwei Vierbeiner. Und nach ausgiebigen Schmeicheleien mit diesen und einer festen Umarmung mit den beiden Frauen hat uns die Straße dann auch schon wieder.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Fotos: Ganz viele Sachen haben wir einmal mehr in die so wichtige Einrichtung von Marius gebracht, wo man sich mit ganzer Hingabe um körperlich und geistig beeinträchtigte Jugendliche kümmert!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Es regnet noch immer, aber langsam lässt die Intensität des Niederschlages deutlich nach. Im stockdunkeln erreichen wir dann Frau Doinar’s Heim – und es ist, wie es immer ist: als wären wir nie weggewesen! Ein Familientreffen. So wunderschön! Jetzt erfahren wir auch, dass das Land kürzlich von einer der schwerst erdenklichen Hitzewellen heimgesucht worden war – bis vor wenigen Tagen hatte es noch bis zu 45 Grad…

Wir sitzen lange zusammen; später müssen noch einige Computerarbeiten erledigt werden, und so ist es wieder weit nach Mitternacht, bis wir endlich die vermeintliche Ruhe der Nacht genießen können.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

In selbiger wache ich allerdings immer auf. Es tobt ein heftiges Gewitter, starker Wind verursacht eine beträchtliche Geräuschkulisse. Das Gedankenkino läuft, lässt sich nicht abschalten. So lange nicht, bis sich gegen 6 Uhr morgens langsam wieder die Sonne am Horizont erhebt und erneut einen heißen Tag ankündigt. Welchen wir leider müde und ausgelaugt in Frau Doinar’s so gemütlicher Küche beginnen.

Der Weg führt später zuerst zu Dimitri, jenem jungen Mann, welchen wir bei der letzten Fahrt kennengelernt hatten; er und seine Familie nehmen seit vielen Jahren Straßenhunde bei sich auf und leisten dabei Großes. Im Schnitt 15 der Armen tummeln sich jeweils am weitläufigen Grundstück, welches liebevollst gepflegt ist. Dimitri vermittelt nach Deutschland, nicht viele Hunde, aber immer wieder findet einer deren das große Glück im Westen. Auch Hühner gibt es im Garten, und einen großen Greifvogel, welchen der Tierschützer vor fünf Jahren mit gebrochenen Schwingen und, durch einen Elektrounfall verursacht, halb amputierten Fuß am Straßenrand aufgefunden hatte. Nun versteht er sich prächtig mit den anderen BewohnerInnen, sowohl mit der Hundemeute als auch mit den Katzen des Hauses. Selbst die Hühnern sieht er eher als Freunde denn als Beute!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Fotos: Bei Dimitri; links unten zeigt er einen seiner Lieblinge, welche einen wundervollen Platz in Deutschland gefunden hat! Rechts: Seine selbsterbaute Kirche!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

100 Bäume wurden im Garten gepflanzt, um eine richtige grüne Oase zu schaffen; die meisten davon sind Linden, wo dann herrlicher Lindenblütentee entsteht. Und noch was: Erinnert Ihr Euch, Dimitri hat seiner Mutter vor gut 10 Jahren eine eigene Kirche gebaut, nach welcher die alte Frau gebeten hatte. Mutter Maria war ihr zuvor im Traum erschienen, mit exakten Anweisungen für Standort und Aussehen.

Der heilige Ort fasst rund 35 Personen und im letzten Jahr hat das Ehepaar ihn mitsamt 400 qm Grundstück an die Konfession überschrieben. Seither werden regelmäßig Gottesdienste durchgeführt – eine wirklich sehr imposante Sache. Tief beeindruckt widmen wir uns schließlich den Hunden. Und nach ausgiebigsten Streicheleinheiten sitzen wir dann noch in der Garage zusammen, in herzlichen Gespräche gefangen.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

So viele Sachen haben wir gebracht; angefangen von der Hundenahrung bis hin zum Tierheimbedarf, wovon Dimitri allerdings nicht alles selbst behalten wird. Er erzählt uns von befreundeten Menschen im Umkreis, meist alten, welche ebenfalls viele Tiere bei sich beherbergen und welche er immer wieder unterstützt – ab jetzt, so das Versprechen, mit unserer Hilfe!

Aber dann müssen wir aufbrechen; so viel Arbeit erwartet uns noch! Als nächstes führt der Weg zu Silvia, jener begnadeten Tierschutzaktivistin, welche irgendwo im Nirgendwo dabei ist, ein wahres Paradies auf Gottes Erden aufzubauen. Tatsächlich, weit mehr als 1000 (!!!) Vögel versorgt sie dort. Ungewollte, verletzte, manchmal natürlich auch sterbende. Und solche, welche von Leuten gebracht wurden, weil beispielsweise aus dem Nest gefallen oder krank aufgefunden. Oder mit gebrochenen Flügel. Oder misshandelt; von Kreaturen, welche sich unverschämter Weise noch immer „Mensch“ zu schimpfen wagen.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Fotos: In Grundzügen bereits erkennbar – das künftige Paradies auf Erden!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Aber nicht nur Vögel gibt es an jenem wundersamen Ort, auch Schafe beispielsweise; und ein Schwein. Welches natürlich seine eigene „Schlafhöhle“ hat, aber dennoch frei am Gelände herumlaufen kann – auf ganzen 5 wunderschönen Hektar! Silvia und Ihr Freund haben Pläne, große Pläne. Noch erkennt man den im Kopf bereits existenten Entwurf nur schemenhaft, noch stapelt sich Gerätschaft am Gelände, noch ist vieles bloße Theorie. Eine Halle ist aber bereits am Entstehen, das Grundgerüst wurde zumindest bereits erreichtet. Ganze 200 000 Euro wird der Bau schließlich kosten, aber was alles darin unterkommen soll, der pure Wahnsinn. Angefangen von den Workshopräumen, bis zum Künstler-Atelier, über die Krankenstation bis zum Indoorgarten. Und irgendwie haben wir keine Zweifel daran, dass diese tatkräftige junge Frau all das vorgenommene umsetzen wird! Über 300 Bäume hat sie bereits gepflanzt, selbstredend nicht irgendwelche. Nur solche, welche speziell geeignet, da bestimmte Früchte tragend, Schattenspender, in verschiedensten Farben blühende. Oder Bienen Nahrung gebende, Hummeln, Käfern, Staren, Amseln und all jenen, welche das Glück haben, diesen Ort bewohnen zu dürfen. Ach ja, Hunde sind natürlich auch hier – gleich fünf davon. Und wisst Ihr noch, im April, beim letzten Besuch, da hatte ich mich in den großen Beigen namens „Dogo“ verliebt, ansatzlos. Der war eines Tages einfach erschienen, dort im Nirgendwo. Wo es weder fließendes Wasser gab, noch Strom. Der kommt heute übrigens aus Solarpanelnen oder aus dem Generator, das Wasser aus dem gegrabenen Brunnen. Rehe finden Unterschlupf, zu Dutzenden, im extra für sie stehengelassenem Gras. Schakale gäbe es zuhauf, die nach den Hühnern und dem Truthahn trachten, aber die Hundegruppe bietet prächtigen Schutz. Hunderte Tauben am Himmel, dutzende Rabenvögel quer über das Gelände verstreut. Soooo beeindruckend, so wunderschön!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Foto oben: ein paar hundert Bäume hat Silvia schon gepflanzt – und es werden noch eine Menge mehr werden!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Wir bleiben lange Zeit; lassen uns die Baumsprösslinge zeigen, bewundern den Mut, die Tatkraft. Später gibt es aber auch noch Arbeit zu tun, denn das Auto muss entladen werden. Auch hierher bringen wir viele Dinge, welche Silvia gleich Dimitri zuvor nicht behalten, sondern weiter verteilen wird. Zum Beispiel Welpenaufzuchts- oder Katzenmilch, gedacht für eine nahe Hundestation. Ein großer Kreislauf, von den wir Teil werden durften…

Eine Tasse Kaffee noch, eine feste Umarmung, und dann hat uns die Straße wieder. Leider müssen wir fahren, der Nachmittag neigt sich schon langsam dem Ende zu – und wir haben noch etwas vor!

Eine Stunde später sehen überraschte PassantInnen wieder einmal Gevatter Tod im Straßenverkehr, zusammen mit einer Aktivistin in Hundekostümierung schwenkt er ein großes Transparent: „Stop Killing Stray Dogs – NOW“ steht darauf geschrieben…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Jetzt wollen wir noch zu Vali. Eingefleischte RespekTiere-Newsletter-LeserInnen wissen es: Vali ist der Erbe von Frau Oprea, welcher wir einst ihre 140 Hunde versorgt, kastriert und behütet hatten. Bis zu ihrem Tod. Da zählte die einzigartige Frau 85 Winter; und ohne jede Frage ging sie viel zu früh, so gebraucht wie sie gewesen war…

Vali, der ehemalige Helfer, übernahm; und mit ihm begann die richtige Talfahrt. Von Mal zu Mal war das Grundstück mehr verkommen, anstatt Hunde häufte sich in der Umgebung der Müll. Wir brachten dennoch Futter, zuerst für bloß noch verbliebene 80 Vierbeiner. Dann waren plötzlich nur noch 50 da, dann dreißig. Dann eine Handvoll. Und dann hob Vali nicht mehr am Telefon ab.

Bei den letzten Fahrten konnten wir auch gar nicht nach den Rechten sehen – erinnert Euch, der Zufahrtsweg zum verschwindenden Asyl ist bei Regen unpassierbar. Und solcher war stets gefallen, wenn wir in Rumänien gewesen sind. Heute allerdings, nach Temperaturen über 40 Grad, sollte selbst der schwere Regen von Gestern nicht den wirklichen Unterschied ausmachen.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Fotos: Vali’s Platz versinkt im Müll… soooo schade!

Aber tatsächlich erwartet uns dennoch ein wilder Ritt. Obwohl es so heiß gewesen war, stehen trotz aller Umstände riesige Pfützen, das RespekTiere-Mobil muss 30 Zentimeter tiefe Schlammlöcher bewältigen. Und Äste, die tief in den Weg gewachsen sind. Dazu Müll überall, der begleitet uns über die ganze gut einen Kilometer weite Zufahrt hinweg.

Vali ist dann aber tatsächlich vor Ort; und wir begrüßen uns auch freundlich. Hunde jedoch – ja, die gibt es, aber offensichtlich nicht mehr die seinen. Sondern solche, welche in den umliegenden Büschen leben, von ihm wenig bis kaum beachtet. Hinter der Umzäunung sind keine fünf mehr verblieben. Ein Ort beherrscht von Abfall. Von Verderbnis und Verfall gezeichnet. Der Geruch von Tod und Verwesung hängt über dem ehemalige Asyl und verstärkt zusätzlich den ohnehin düsteren Eindruck. Ein sterbender Ort. Tragisch, herzzerreißend.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Und plötzlich sehen wir einen Raben sitzen. Irgendwo am Weg. Krank, auf den ersten Blick lässt sich die Diagnose stellen. Wir versuchen ihn zu fangen, doch ein paar Meter schafft es der Vogel dennoch immer wieder weg zu fliegen. Nein, fliegen ist es nicht, eher ein Humpeln, ein Straucheln. Ein Versuch, abzuheben und dabei immer dasselbe Ergebnis einzufahren: nämlich unsanft zu laden. Fast schon müssen wir die Hoffnung aufgeben, dann aber im letzten Moment gelingt es Vali den Flüchtenden zu fassen. Der daraufhin schnell in einer Kiste „verpackt“ mit uns mitkommt. Nochmals zurück zu Silvia, eine Stunde quer durch die Stadt!

Wir verabschieden uns von Vali; vielleicht ist es ein Abschied für immer. Ob wir nach dem Schock jemals wieder hierherkommen, wir wissen es noch nicht. Aber der „Abstecher“ hatte dann doch etwas Gutes, nach all dem Deprimierenden. Wir haben einen Raben im Auto, der zum Tode verurteilt gewesen ist. Chancenlos. Jetzt hat er wenigstens eine solche.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Foto: Die Geschichte dieses Raben endet leider nicht gut. Wir berichteten im Extra-Newsletter über die Tragödien dieser Reise…

Als wir Silvias Paradies erreichen, ist es bereits nach 18 Uhr. Regenwolken ziehen auf, es beginnt zu stürmen. Was „Dogo“, der übrigens gerade mit dem Schwein zusammen auf Entdeckungstour gewesen war, nicht davon abhält, uns mit allen Liebkosungen dieser Welt zu empfangen. Soooo schön…

Silvia verspricht, sie wird alles tun – ob der Rabe überleben wird, es steht jedoch in den Sternen. Hoffnung ist es, die uns am Nachhauseweg nährt…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Fotos: Ankunft des Rabenvogels bei Silvia…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Das Gewitter wird erneut stärker, am Abend regnet es in Strömen. Was uns gar nicht stört; wir sitzen dann schon längst in der Küche, genießen frisches Gemüse und unterhalten uns über Gott und die Welt. Dazwischen eine WhattsApp-Nachricht: Der Rabe hat Medizin bekommen, sich beruhigt und schläft friedlich.

In dieser Nacht lässt sich endlich auch für uns etwas mehr Schlaf finden. Die Temperatur ist deutlich zurückgegangen, und die Müdigkeit tut ihr übriges, um die alten Knochen und noch mehr den Geist ein wenig zur Ruhe kommen zu lassen; was sie leider nicht davon abhält, gegen 4 Uhr morgens langsam wieder zu verschwinden…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Foto: Straßenbau in Rumänien – es wird überall gebaut und langsam verwandelt sich die einstige Weite des Landes in eine bloße Kopie Mitteleuopas. Ob man auf den richtigen Weg setzt? Die Zukunft soll es weisen, aber eines steht fest: Das Verlangen nach ursprünglichen Gebieten wird in nicht allzu ferner Zeit zum ausschlaggebenden Faktor im Tourismus werden…

Am 7 stehen wir auf; dazwischen lagen dann doch noch neben den Gedankenspielen wenigstens 2 Stunden Ruhe. In der Küche überrascht uns dann Frau Doinar’s Tochter; sie war ja leider die letzten Tage krank, aber heute geht es ihr Gott sei’s gedankt besser! So finden wir uns in nettesten Gesprächen verfangen wieder, was aber in Folge auch die Abreisezeit nach hinten schiebt. Dabei steht uns eine weite Fahrt bevor, mindestens 5 Stunden soll es Richtung Osten gehen, wo wir in Transsilvanien Marion Löcker von Robin Hood (www.robinhood.at) besuchen werden. Zusammen wollen wir in sogenannten „Nutztier“farmen recherchieren, aber dazu später.

Erst gegen 10 Uhr sitzen wir dann im Van. Zu Frau Doina’s Hort werden wir am Samstag wieder zurückkehren; dazwischen liegen bestenfalls 2 Tage, welche mit großer Spannung gefüllt sein werden…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Rumäniens Autobahnnetz hat sich weiter verdichtet. Auch der Verkehr auf den Highways ist ein deutlich dichterer geworden; zwischen den bereits fertiggestellten Abschnitten der Interstate gibt es jedoch noch immer Stückwerke von Landstraßen, welche das wahre Land zeigen. So wunderschön. Ein solches „Bindeglied“ befahren wir dann unfreiwillg, nicht deshalb, weil die Autobahn noch nicht fertig, unterbrochen ist – warum dann also? Weil wir die letzte Tankstelle übersehen und schließlich nur mit Müh und Not eine abseits der Schnellstraßen erreichen, buchstäblich mit dem letzten Tropfen Sprit! Und nur durch die Hilfe eines netten Mannes, welchen wir mit seinem Fahrzeug stoppen mussten, um nur ja keinen Kilometer mehr aus Unwissenheit falsch zu fahren.

Vorbei geht es alsbald an wunderschönen Seen, die Pferdefuhrwerke auf den Straßen werden langsam häufiger, dann allgegenwärtig. Es ist auch wieder heiß geworden, das Thermometer zeigt am Nachmittag erneut 33 Grad.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Irgendwo im Nirgendwo halten wir; eine Schaf- und Ziegenherde erweckt unser Interesse, der Ort widerspiegelt die pure Idylle. Der Hirte zeigt sich zudem ur nett, winkt uns freundlich zu. Bewacht werden die Tiere von zwei Hunden, so perfekt, wie man es sich in den buntesten Gedanken nicht ausmalen könnte. Und dass, obwohl die beiden selbst nicht mehr als 20 Zentimeter Schulterhöhe aufweisen.

Weiter geht es ins Land hinein, Reghin als Ziel. Wir fotografieren einen passierenden Tiertransport. Der Fahrer bemerkt die Intervention, hupt böse. Fährt uns schließlich davon. Eine Kurve später parkt er am Straßenrand, wir bleiben ebenfalls stehen. Ich steige aus, versuche noch ein Bild zu machen. Der Gute reagiert mit Schimpfen, ruft schließlich gar einen Polizisten, der auf der anderen Straßenseite die Szenerie beobachtet hatte. Diskutiert aufgeregt. Der Uniformierte scheint zu sagen: „Und was soll ich tun? Sie verhaften, weil sie Fotos gemacht haben?“ Wir warten das Ende des Gespräches nicht ab, steigen ins Auto und brausen grußlos davon.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumaenien Hilfsfahrt 10
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Bald sind wir nun in Marion’s Tierheim. 350 Hunde sind dort untergebracht, und nach einer ausgiebigen Begrüßung führt uns die Tierschützerin durch das Areal. Ich war ja schon einmal hier, allerdings sind inzwischen 10 ganze Jahre vergangen. In welchen offensichtlich Großartiges geleistet wurde. Jedenfalls präsentiert sich die Anlage den Gegebenheiten entsprechend bestmöglich, wir sind wirklich begeistert. Der Tierheim-Tierarzt kommt auch noch vorbei, er untersucht und behandelt einen Welpen. Wären wir nicht so müde gewesen, wir hätten Stunden an jenem Ort verweilen können…

Marion hat sich vor einiger Zeit tatsächlich ein Haus in Rumänien gekauft. Dorthin fahren wir nun; am Weg passieren wir eine riesige Hühnerfarm, welche sogleich inspiziert wird. Eigentlich war vorgesehen, sie auch gleich zu recherchieren, allerdings gibt es da mehrere Hütehunde, welche das Vorhaben verhindern. Auch eine verlassene Pelzfarm untersuchen wir, aber auch dort sammeln sich mehrere Herdenschutzhunde – freilaufend! Dennoch, einen Kuhstall sehen wir uns an, aber schließlich gebietet das Hundeknurren sowie die einbrechende Dunkelheit die Weiterfahrt.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Fotos: Im Tierheim von „Robin Hood“ – hier wurde wahrlich Großes geleistet!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Gegen 9 Uhr abends erreichen wir das wunderschöne Häuschen. Nach ein bisschen Arbeit am Computer sitzen wir schließlich auf der einladenden Terrasse, genießen den Abend. Ob der Dunkelheit erkennen wir die Umgebung jetzt nur mehr schemenhaft. Aber fest steht, das Land ist großartig. Fast 6 000 qm davon gehören zum Grundstück. Wo sich nicht Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagen, aber oftmals Bären. In einem Land, welches eine der höchsten Braunbärendichten der Welt aufweist.

Am folgenden Tag heißt es früh aufzustehen. Eine lange Fahrt steht uns bevor, welche tief hinein ins transsilvanische Hinterland führen wird. Schnell haben wir die nötigen Vorkehrungen getroffen und dann sitzen wir auch schon im Van von Robin Hood, die Motorhaube nun immer Richtung Osten gewandt. Vorbei geht es an wunderschönen Dörfern, an dem teilweise noch ursprünglichen Rumänien. Viele Romasiedlungen liegen am Weg, dementsprechend passieren wir auch viele, viele Pferdefuhrwerke; was oft in gefährliche Situationen führt, denn eines ist gewiss – wirklich verkehrstauglich sind die Fahrzeuge oft nicht… besonders dann Nachts, wir werden auf der Rückfahrt ein Lied davon singen können, wenn sich diese – übrigens genau wie die der Eselhalter Mauretaniens – völlig ohne Beleuchtung bewegen.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Foto, oben: im Garten des „Robin Hood“-Häuschens – wunderschön! Unten und ganz unten: ein paar der Tierfabriken, welcher wir uns widmeten…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Es ist heiß, die Sonne erhitzt das Land auf gut 35 Grad. Ganze viereinhalb Stunden nötigt es uns ab, bis wir dann endlich das Ziel erreichen. Es sei vorweggenommen – eine riesige Farm, wo tausenden Tiere unter unfassbaren Umständen leben müssen. Allerdings können wir an dieser Stelle noch nicht auf die Thematik eingehen, denn wir möchten im Herbst eine weitere Recherche tätigen, dann inklusive des Einsatzes von versteckten Kameras.

Jedenfalls, trotz mannigfaltiger Sicherheitsvorkehrungen, schaffen wir den Zutritt und finden uns in der Hölle wieder… welcher wir auch wieder entkommen können, selbst die meterhohen Bollwerkzäune und die dutzenden Kameras können dies nicht verhindern.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Später, nach nochmals einer guten Stunde Fahrzeit, erreichen wir einen weiteren solchen Betrieb. Erreichbar ist die Einrichtung nur über hunderte Meter lange Feldwege, von den Elementen tief zerfurcht. Nur auf Grund der Trockenheit sind sie für uns überhaupt nur zu bewältigen, die Fahrt gleicht einem wilden Ritt mit dem Motorcross-Bike über die anspruchsvolle Trainingsstrecke. Wir begegnen einer Kuhherde, welche von zwei Hirten und noch mehr Hunden bewacht sich den Weg irgendwo hin bannt. Ich steige aus um zu fotografieren, allerdings, als die Hunde mich bemerken, machen sie sehr schnell verständlich – der Eindringling hat hier nichts zu suchen. Während sich aber die kleineren im Hintergrund halten, zeigen die großen ihre überragende physische Präsenz. Keine Frage, hier hat selbst der Bär kaum eine Chance, sich ein Menü anzueignen. Der Herdenschutz, wie er gehört, wird uns also direkt vor Augen geführt. Es wäre eine Lehrstunde für all die Jammerer im eigenen Land gewesen, welche zwar lamentieren, aber andererseits offensichtlich an keiner anderen Lösung als den Abschuss von Wildtieren interessiert sind. Warum das so ist? Weil nicht nur Extrakosten, sondern alleine schon Extramühen völlig verpönt sind. Da hilft auch das Argument, dass die EU bis zu 100 % der anfallenden Kosten übernimmt, nicht.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Der gesuchte Tierhaltebetrieb taucht schließlich vor uns auf; allerdings, schon auf den ersten Blick wird schnell klar, er lässt uns kaum Chancen offen; die Vorkehren für – besser gegen – „ungebetenen Besuch“ werden dort eine Intervention hoch wahrscheinlich verhindern. Tatsächlich gibt es mobile Security, dazu fixe Wächter, einen doppelten Zaun – ersterer mehr als 3 Meter hoch und unter Strom gestellt – dann einen eisernen Wall. Dazwischen patrouillieren Hunde.

Es ist bereits dunkel, als wir den Nachhauseweg antreten. Nun zeigt sich erst die richtige Herausforderung rumänischer Landesstraßen. Eng, viel Verkehr, oft scheinbar beliebig unterteilt und die Fahrspuren durch Betonsockel getrennt, auf der Beifahrerseite durch tiefe betonierte Gräben (!!!) begrenzt. Dazu setzt nun leichter Regen ein, was das Ganze nicht angenehmer macht.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumaenien Hilfsfahrt 36

Horrende Überholmanöver sind allgegenwärtig, eine Situation, die wir aus fast allen Ländern Osteuropas kennen. Welche dann auch immer wieder zu schrecklichsten Unfällen führt, und in viele, viele völligst unnötigen menschlichen Katastrophen mündet. Wegen ein paar Minuten vermeintlicher Zeitersparnis.

Weit nach Mitternacht erreichen wir endlich Marion’s Ortschaft. Allerdings, da wird an der Zufahrt gerade an einem Elektromasten hantiert, der Weg gesperrt. Ein junger Polizist kommt, meint, es wäre jetzt eine Stunde zu warten. Ohne der Möglichkeit umzukehren, denn eine Ausweichroute gibt es nicht. Shit…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Die sich schnell vermehrende Ansammlung von Fahrzeugen, die wütenden Autofahrenden, lassen die Behörden aber schließlich umdenken. So werden dann nach einer viertel Stunde immer wieder einzelne Autos durchgelassen, unseres gleich zu Beginn.

Todmüde erreichen wir das Heim gegen 1 Uhr morgens. Ein kaltes Getränk noch auf der Terrasse, in der kühleren Abendbrise, aber dann fallen wir ansatzlos in einen tiefen Schlaf.

Es ist heiß in der Nacht. Mit mehreren der Hitze geschuldeten Unterbrechungen wird es dennoch 8.30 Uhr bis wir aufstehen. Später sitzen wir zusammen, genießen Kaffee, lassen die dramatischen Ereignisse von gestern Revue passieren. Und entschieden, wir werden trotz der puren Emotionen mit der Veröffentlichung des Recherchematerials noch zuwarten. Warum? Ein weiterer investigativer Tag sollte eingeplant werden, und zwar im Spätherbst. Bis dahin gilt es stillzuhalten, so schwer es uns auch fällt.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Marion zeigt uns noch die Stelle im weitläufigen Garten, wo immer wieder ein Bär denselben betritt; wohl, um sich an den vielen Früchten der Bäume zu laben, angefangen von der Kirsche, über die Nuss bis hin zu den Birnen und Äpfeln. Dabei drückt das wunderbare Tier aber leider auch immer wieder das Geflecht ein, um sich Zutritt zu verschaffen. Es sei im gegönnt, meint die Tierschützerin augenzwinkernd. Später diskutieren wir noch einmal die Zukunftspläne, welche die beiden Organisationen für kommende Aufgaben bindet.

Nun gilt es aber aufzubrechen; wir haben eine weite Fahrt vor uns, Marion dann am Abend ebenfalls – sie muss wieder für 2 Wochen in die Heimat. In die alte, denn die neue, die ist längst hier. In diesem herrlichen Land. Zumindest dort ist es das fortwährend, wo der Mensch noch nicht alles vernichtet hat…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Was für 2 ereignisreiche Tage wir erleben durften; mit festen Umarmungen verabschieden wir uns nun, und im nächsten Moment schon wird die Silhouette der Robin-Hood-Frontfrau im Rückspiegel immer kleiner, verschmilzt schließlich mit der urigen Landschaft. Welch wunderbare Erfahrungen wir wohl alle zusammen neu gemacht haben.

Das Navi spricht von gut 4,5 Stunden für die Rückfahrt nach Temeswar. Die Sonne brennt erneut vom Himmel, wir kommen jedoch gut voran. Immer wieder allerdings stoppt das RespkTiere-Mobil, sehr zeitaufwendig, nur, um an besonders markanten Stellen Proteste durchzuführen. Vor Kirchen, an stark befahrenen Straßen, an Stadtplätzen. Vor Imbissläden. Sehr cool!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Eine schier unfassbar Anzahl totgefahrener Tiere findet sich auf den Straßen. Vor allem junge Füchse sind die Opfer, aber auch alle anderen Tiere wie Mader, Katzen oder Hunde liegen stumm und unbeweint am Aspahlt oder knapp daneben.

Alleine, die Stunden schreiten zügig voran. Und die Müdigkeit nimmt zu, steigert, potenziert sich. Mit Einbruch der Dunkelheit geraten wir dann auch noch in einen riesen Stau. Warum? Weil, wie schon beschrieben, ganz viele Menschen hier einen unfassbaren Fahrstil huldigen. Inklusive des Überholens in Kurven, wo die Aussicht gleich null ist. Schwere Verkehrsunfälle stehen daher an der Tagesordnung. Oft passieren diese auf den Überlandstraßen, dann mitten im Nirgendwo. So auch in diesem Falle, wo wir schließlich aufgrund der Folgen fast 2 Stunden Zeit verlieren. Andere aber noch viel mehr als nur solche. Und das unfassbar Schlimme daran – auch völlig Unschuldige.

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Wie unglaublich schön das Land abseits der Highways sein kann, ich mag es nicht oft genug ansprechen; doch die Verkerhswege fressen sich unentwegt mittendurch. Unaufhaltsam. Dort, wo sich das breite Asphaltband noch nicht in die Natur ergießt, wird schon an ihm gebaut. Mit nimmersatten Appetit wird das Karpatenland langsam zur Kopie Westeuropas. Dazu die überall vorhandenen, sich wie Karzinome ausdehnenden Konzernbauten, Monsterhallen, viele bereits wieder verlassen. Wo nur mehr die Gerippe von einstigen Träumen zeugen. Kreisverkehre so groß, dass man darin Formel-1-Rennen veranstalten könnte. Ein Land, vergewaltigt vom Beton. In der Geiselhaft des Fortschritts. Der sich ausbreitet schlimmer wie die Pest. Natürlich, man muss es dem Osten zugestehen, auch dort gibt es das Recht, „alles zu haben“, genau wie im Westen. Aber anstelle vielmehr aus den Fehlern zu lernen, daraus, dass „alles“ aus Kaufland, Penny, Lidl und Co besteht, aus Verbauung und „macht Euch die Erde untertan“, wird man leider ein Abbild dessen. Die Ursprünglichkeit ist es, welche das alles ringsum so einzigartig macht; nimmt man diese, ist es wie mit der Unschuld – sie kehrt nie zurück…

Erst gegen 22 Uhr erreichen wir Frau Doinas Heim. Die Gute, die wunderbare, der Engel in Menschengestalt, wartet schon mit einer heißen Gemüsesuppe auf uns! Noch ein herzliches Gespräch, aber dann zwingt die Müdigkeit zum Gang ins Zimmer. Wo das Bett wartet. Es soll bereits wieder weit nach Mitternacht sein, bis wir endlich zur Ruhe kommen…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Die Uhr zeigt 7 Uhr morgens. Heute ist der Tag der Abreise. Zuerst gilt es aber noch die Computerarbeiten von gestern Abend abzuschließen. Dann aber sitzen wir schon wieder bei einer Tasse duftenden Kaffee. Bald kommt nun auch Raluka dazu; auch bei ihr vergeht kaum ein Tag, wo sie nicht im direkten Einsatz für die Tiere ist. So auch heute – eine Freundin hat ein kleines Kätzchen gefunden und zu ihr gebracht. Allerdings ist der Gesundheitszustand – die Süße ist wohl kaum fünf Wochen alt – ein höchst prekärer. Dazu hat die kleine Maus seit mindestens gestern nichts mehr gegessen, fühlt sich schon etwas kalt an und scheint dazu mit Magenproblemen zu kämpfen. Jetzt gilt es schnell zu handeln – wir sitzen alsbald im Auto, aber anstelle am Weg nach Hause geht es nun zurück zu Dimitri. Weil wir doch Katzenkindermilch gebracht hatten! Die wollen wir nun holen, denn einen Tierarzt findet man heute nicht. Dimitri und seine Frau empfangen uns voller Freude; auch sie sind erschüttert vom Zustand des Kätzchens, und noch dazu findet ich die vielleicht lebensrettende Milch nicht. Sie muss bei Silvia, der Vogelfrau, sein. Schon wollen wir dorthin aufbrechen, als Dimitri eine andere Idee hat – in einem nahen Supermarkt-Center gibt es auch einen Tierbedarfsladen. Vielleicht findet sich dort der überlebenswichtige Artikel? Das wären nur ein paar Minuten Fahrt… Und schon sitzen wir wieder im Mobil. Vorbei geht es an den unfassbar großen Kreisverkehren – einer ist tatsächlich derart riesig, dass es eine eigene Umfahrungsstraße (!!!) benötigt! Entlang des Weges sieht man überall Prostituierte ihrer Arbeit nachgehen. Das wäre illegal im Prinzip, allerdings dürfte es das Risiko des Entdeckt Werdens wert sein, oder die Not ist eine derart große. Viele der Mädchen haben, so das Vernehmen, keine andere Wahl. Wollen sie ihre Kinder ernähren, müssen sie den eigenen Körper verkaufen. Rumänien ist immer noch ein bitter armes Land…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Foto oben: Schilderwald – und wie jetzt? Vorgeschriebene Fahrtrichtung oder doch „Einfahrt verboten“?! 🙂

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Fotos: wir versuchen alles für das Kätzchen; auch Dimitri und seine Frau unterstützen uns dabei!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Schließlich finden wir das begehrte Gut. Zurück geht es zu Frau Doina, wärmen Wasser und mischen die Milch im angegebenen Verhältnis. Ich versuche zuerst zu füttern, viel der Flüssigkeit schafft es nicht in den Magen. Dann übernimmt Raluka. Ein Stoßgebet gen Himmel – bitte, kleine Maus, schaff es…

Wir können im Moment nicht mehr tun; Raluka wird sich kümmern, alles in ihrer Macht Stehende unternehmen. Und morgen als erste Tat in der Früh einen Veterinär aufsuchen.

Wir müssen nun aufbrechen. Die Verabschiedung fällt schwer, so liebgewonnen sind die Menschen hier. Und so oft wurden dabei klammheimliche und auch offene Tränen verdrückt. Ganz wie heute…

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Foto oben: Der Abschied naht! Raluka und Frau Doina, die beiden so großartigen Engeln in Menschengestalt, begleiten usn zum auto; so auch Struppi, welche wir einst zu Frau Doina brachte, geradewegs weg von der Straße. Das war vor 8 Jahren!

Dann hat uns die Straße wieder. Es ist brennend heiß, als wir später die Grenze zu Ungarn überschreiten. Dort hat sich ein Stau gebildet, welcher uns gut eine dreiviertel Stunde an Zeit kostet. Aber es soll schlimmer werden – viel schlimmer! Im Magyarenland stehen wir kurz nach Budapest, dann gleich weit mehr als eine Stunde. Und bald darauf nochmals, wieder verlieren wir mindestens eine halbe Stunde an Zeit. So ist es dann bereits stockdunkel, als wir die Heimat erreichen. Wo wir uns zu allem Unglück und zur Schande nochmals verfahren. Im Haus der Eltern angekommen schlägt die Uhr dann schon die zweiundzwanzigste Stunde. Und Christine hat noch einmal 2 mehr dazu zu bewältigen – sie fährt ja noch von hier bis nach Gallneukirchen.

Eine wunderbare Reise geht zu Ende. Unfassbar, mit welchen Emotionen gespickt. Mit Tragödien, Triumphen garniert und bis zur Unvergesslichkeit in den Gedanken eingenistet. Neben all den kleinen und großen Hilfen sollte auch das Hauptthema zumindest dann, wenn es behandelt wird, ein vielleicht sogar umwälzendes sein. Gespannt ist der Blick in die Zukunft, so viel steht fest! Und wie dankbar wir sind, solche Fahrten überhaupt nur durchzuführen zu dürfen, es ist Legende. Die Wichtigkeit deren, sie ist unbeschreiblich. Nie werden wir damit aufhören, solange die Beine tragen und der Körper nicht versagt. Denn die Belohnung ist eine übergroße; eine solche, die mit keinem Geld der Welt zu bezahlen wäre…

Rumaenien Hilfsfahrt 3
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere

Impressionen

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumaenien Hilfsfahrt 20

Fotos oben: In Frau Doina’s Heim; Tiberius, der Mann von Raluka, zeigt uns im linken Bild eine Katzenmutter, welche ihre Babys in einer Schachtel in der Werkstatt versteckt!

Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Rumänien Hilfsfahrt RespekTiere
Nach oben scrollen