Einsatz in Mauretanien – Teil 1!

Der alte Mann aus dem Norden, der Totgeglaubte, hat in den letzten beiden Wochen ein echtes Lebenszeichen gesetzt. Ein Comeback, woran fast niemand mehr geglaubt hat. Er ist ausgezogen aus seinem Exil, mit einer Heerschar von kleinen Soldaten, gefrorenes Etwas, welche den Weg ebneten für die triumphale Rückkehr und weite Regionen unter einer wohligen Schicht weißen Flausches begrub. Und noch immer regiert er das Land, mit eiserner Faust, ganz so, wie er es über die Jahrtausende hinweg getan.

Dennoch ist seine Zeit eine ablaufende, nicht nur ob des wartenden Frühjahrs, viel mehr und viel umfassender deswegen, weil „Mensch“ unentwegt daran arbeitet, diesen unseren einzigen Planenten in einen Kochtopf ohne Ablassventil zu verwandeln…

Müde reibt sich das kleine Team den Schlaf aus den Augen. Mitten in der Nacht sind wir – einmal mehr ist „unser“ Dr. Matthias Facharani aus Bayerisch Gmain beim direkten RespekTiere-Einsatz dabei – aufgebrochen, und, so Gott will, sollte der Flughafen von München nun alsbald erreicht sein. Wo eine Maschine auf uns wartet, zuerst am Weg nach Istanbul, später von dort weiter hin ins westliche Afrika, Zielflughafen Nouakchott/Mauretanien. Dichter Schneefall macht die Fahrt bereits zum ersten Abenteuer, lange noch, bevor der Einsatz tatsächlich überhaupt nur startet! Jedenfalls, ein solcher steht bevor, und dann noch vielleicht einer der wichtigsten seit Gedenken – ja, wir werden die nächsten Tage über versuchen, im Wüstenland eine absolute neue Ära im Tierschutz einzuläuten: Das erste Kastrationsprojekt im 100 % muslimischen Mauretanien startet!

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Gedanken beschäftigen uns: Wird alles gut gehen? Wie werden die Menschen vor Ort reagieren? Gibt es Unterstützung und werden wir das Gewollte später ausbauen oder vielleicht auch als Undurchführbar canceln können bzw. müssen?

Jedenfalls, nie noch war es möglich, den wirklichen Ausgang einer Weltpremiere voraussagen – ganz besonders nicht in einem von Krisen, Hungersnot und Dürre geschütteltem Land. Mauretanien, wo zumindest für österreichische StaatsbürgerInnen eine Reisewarnung besteht (was heißt, im Falle von Problemen überlässt der Staat allfällige Reisende ihrem Schicksal, entzieht sich jeglicher Verantwortung), und welches in einem neuen Ranking der Hilfsorganisation „Care“ (mit dem Titel „Breaking the Silence“) über vergessene Krisenherde den Platz 5 unter allen Nationen der Welt belegt…

Dr. Facharani und ich sind trotz aller Problematiken guten Mutes; dazu, sei es wie es sei, noch einen unfassbar wichtigen Punkt gilt es in der fernen Sahara zu erledigen – und jener, so viel ist jetzt bereits verraten, wird ein wahrhaft umwälzender sein!

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Foto: Start über München, noch ist die Umgebung eine vom Winter beherrschte…

Schnee war die ganze Nacht gefallen; mit dem ersten Funken von Licht am östlichen Horizont stürzen die Temperaturen einmal mehr in den Keller. Es nützt aber alles nichts; viel zu früh müssen wir raus aus den Betten, die Straße wartet. Und die zeigt sich in dem den winterlichen Verhältnissen entsprechenden Zustand. Trotz der extrem widrigen Bedingungen aber kommen wir gut voran, erreichen das „Park&Fly-Service des Flughafen Münchens genau in der Zeit. Der Transfer zum Flughafen geht ebenfalls ungewöhnlich schnell, und die Sicherheitssperren am „MUC“ schreiben für keinerlei zusätzliche Probleme verantwortlich. Was für ein Anfang der Reise!

Doch die Glückssträhne wird jäh unterbrochen; der Flug der Turkish Air nach Istanbul hat Verspätung, und zwar mehr als eine halbe Stunde. Da die Umsteigezeit am größten Flughafen Europas aber ohnehin engst bemessen war, keine 50 Minuten sollten dafür vorgesehen sein, rückt der Weiterflug am selben Tag damit in weite Ferne. Gott sei Dank sind wir aber ohnehin zu müde, alsdass die Situation überhaupt nur Nervosität aufkommen lässt. Endlich sitzen wir dann im Flieger, jetzt einmal nach Istanbul zum Zwischenstopp, und zittern der Landung entgegen. Im Wissen all des Stresses, der da auf uns zukommen wird…

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Foto: Der Himmel beherrscht von der Turkish Air – manchmal scheint es tatsächlcih so!

Und tatsächlich; es dauert nun auch noch ewig, bis wir die Maschine verlassen dürfen; bleiben tun dadurch nur Minuten bis zum Abflug nach Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens. Gate suchen, und laufen; nix anderes zählt jetzt mehr. Der Platz ist allerdings ein riesiger, unübersichtlich, und nur mit viel Müh und Not kämpfen wir uns voran. Völlig außer Atem lässt sich der verheißene Ort letztlich erreichen – und siehe da, nun hat auch die 2. Maschine ordentlich Verspätung! All der Stress, für nicht viel mehr als nichts! Wir sehen es mit einem lachenden Auge – denn geglaubt haben wir es nicht mehr, nun aber, tatsächlich werden wir die Maschine borden uns in der Zeit im heißen Mauretanien landen! 🙂

Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Foto unten: Wie kaum bei einer anderen Fluglinie klappt bei der Turkish Air das Vegan-Menü verlässlich – sogar noch von Do&Co! 🙂

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Gegen drei Uhr nachmittags geht das Abenteuer in die nächste Runde. Zusätzlich, ausgerechnet eine Boeing 8 Max soll uns nach Nouakchott bringen, Ihr wisst‘s bestimmt, jene Maschine, welche in den letzten Wochen und Jahren derart ins Kreuzfeuer geraten war. Immer wieder gibt es Probleme mit dem Flugzeugtyp, zuletzt sollte eine Tür während eines Alaska-Airlinefluges in über 10 000 Meter Höhe einfach aus dem Rumpf gerissen worden sein… woraufhin die USA sämtliche Max vorerst am Boden lässt, nicht so aber Europa… Das Vertrauen in das Model ist bei den KundInnen wenig verwunderlich dementsprechend gering.

Es ist ein langer Flug von Istanbul nach Nouakchott. Ganze 7,5 Stunden sind wir in der Luft, aber als ganz großen Bonuspunkt ist die Maschine im Gegensatz zu früheren Reisen weit unausgelastet; so bleiben wir auf den drei Sitzplätzen in der Reihe sozusagen unter uns, was den Aufenthalt im Rumpf des Chaosfliegers natürlich um ein Vielfaches bequemer macht. Dennoch tun dem alten Körper sämtliche Knochen weh, als wir dann, erneut mit deutlicher Verspätung, gegen 9 Uhr abends in Nouakchott landen. „Sounds of Freedom“, ein unfassbar ergreifenden Film, welcher auf einer wahren Geschichte beruht – wo ein US-amerikanischer Beamter fast im Alleingang unzählige Kinder aus den Klauen eines Milliarden-$-„Business“ eines hoch mafiösen Kinderhandelrings reißt – macht das Fliegen wesentlich kurzweiliger; später sehe ich noch „Sisu“, welcher die fiktive Geschichte eines finnischen Einzelgängers erzählt, der in der Wildnis seiner Heimat auf ein Bataillon von Nazi-Soldaten trifft, welche zum Ende des Weltkrieges noch einmal die Umgebung durchkämmen und dabei alles Angetroffene in Schutt und Asche legen. Bis sie selbst durch die Hand des Veteranen auf selbige Art und Weise enden.

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Und schon verkündet der Kapitän den Landeanflug. Bald sehen wir uns wieder den scheinbar so landestypischen Schikanen bei den Einreiseformalitäten ausgesetzt, alles dauert ewig und 55 Euro pro Person sind als „Visumgebühren“ zu verrechnen, bis wir gegen halb 11 den Flughafen verlassen dürfen. Ach ja, unsere Koffer haben es dann trotz allem nicht geschafft, und nicht nur die unseren, auch ein Dutzend andere Passagiere warten vergeblich auf das Gepäck. Es soll angeblich morgen gegen Mittag nachgereicht werden, was natürlich schon ein Problem ist – denn alles Benötigte, angefangen von der Unterwäsche bis zum Kaffee, aber auch sämtliches gut und gerne 2500 Euro teure Projektmaterialien befindet sich in den verschwundenen Behältern…

Es hilft alles nichts; der gute Dr. Dieng erwartet uns vor den Toren des sich stetig vergrößernden Flughafens, es gibt eine herzlichste Begrüßung! Zum letzten Mal hatten wir uns doch im vergangenen Mai gesehen, dann, als wir gemeinsam die Sache von „The Marker“ unterstützt und im fernen Algerien auf der Suche nach österreichischen Kühen waren!

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Foto: Erster Eindruck? Mauretanien mutet wieder ein Stück weit moderner an!

Die Fahrt hinein in die Stadt ist eine lange; mehr als eine Stunde nötigt sie uns ab, und obwohl es stockdunkel ist, eines ist augenscheinlich: Die Umgebung mutet wesentlich „farbiger“ an, es gibt viel Leuchtreklame und dergleichen, dichter verbaut, sogar ein riesiger Vergnügungspark für Kinder strahlt uns entgegen.

Es ist nicht heiß in Nouakchott, eher angenehm warm. Die Temperatur bewegt sich so gegen 20 Grad, jedenfalls kühler als erwartet. Sie wird sich in den nächsten Tagen bei ca. 33 Grad einpendeln, in den Nächten soll es vergleichbar mit dem Heute bleiben.

Angekommen in der Herberge, erprobt seit einigen Jahren, erholen wir uns kurz, dann aber führt der Weg sogleich in einen der kleinen fast immer offenen Märkte – Wasser, das flüssige Gold, wird dringend gebraucht! Gegen 1 Uhr fallen wir in einen tiefen Schlaf, einen Schlaf, welchen der Verkehrslärm von der nahen Straße leider zu schnell unterbricht!

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Fot: Das erste Bild – zurück am boden der Tatsachen!

So sitze ich gegen halb 8 Uhr morgens schon wieder am Computer, in dunklen Gedanken gefangen – eine schwere interne Problematik lässt den schwarzen Schatten nicht lüften. Dr. Faharani holt ein frisches Brot – das einzig staatlich gestützte Lebensmittel, welches einen bestimmten Preis nicht übertreffen darf; das relativ große Stück Gebäck kostet deshalb seit Gedenken um die 25 Cent!

Mehr haben wir im Moment nicht zur Verfügung, und so ist das „Frühstück“ ein bisschen trostlos. Macht nichts, es passt sich einfach den seelischen Verhältnissen an.

Das Warten beginnt; werden die Koffer heute ankommen? Bis zur erneuten Flughafenfahrt bleibt Zeit; wir entschließen uns, einen ersten Blick in die Großstadt zu wagen. Und schnell wird eines gewisse; ja, es ist wieder ein bisschen moderner geworden hier, es gibt mehr Geschäfte, die kleinen davon verschwinden, ein Tribut an den Zeitgeist, zusehend. Einen einzigen Esel sehen wir – erinnert Ihr Euch, es gibt ein Innenstadtverbot für die Armen, welches aber im normalen kaum eingehalten wird – und der ist in halbwegs passablem Zustand. Viele Streunerkatzen, ein paar Hunde. Und leider noch immer jede Menge von Ab- und Verfall… dazwischen spielen Jungs Fußball, als Torstangen dienen ein paar Steine, Menschen ziehen nach einem Dasein bettelnd durch die Straßen, welche beherrscht von Rost und durch die Elemente verwitterten Blechkisten sind. Hie und da eine Luxuskarre, ja, das gibt es auch, aber der Rest? Keine zwei Meter würde man „zuhause“ damit fahren, weder sich trauen, noch unbehelligt bleiben können. Wie auch, ohne Scheinwerfer, ohne Lichter, ohne Stoßstangen, manchmal ohne Türen, mit zerborstenen oder gleich ganz fehlenden Windschutzscheiben. Dann ersetzt durch durchsichtige PVC-Planen…

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Kurz führt uns der Weg zum Markt, Schwarzafrika pur. Lärm und Getöse, Hektik, bitterste Armut. Alles vereint auf einem Platz.

Viele – an dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an die Technik!!! – WhattsApp-Anrufe gilt es zu erledigen. Das Team für einen morgigen Einsatz zu koordinieren. Die Tierärztin aus Frankreich, welche sich im Vorfeld über das Internet gemeldet und uns nun im Projekt helfen möchte, zu kontaktieren – sie leidet noch immer unter einer Corona-Infektion, aber ihr Zustand scheint ein wesentlich besserer zu sein als noch ein paar Tage zuvor. Und ja, ein junger Mann wird uns besuchen, der quer durch Afrika reist und dabei Tierschutzprojekte dokumentiert – super!

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Foto: Unsere Sachen sind da – und wieviel wir für das Projekt mitgebracht haben! Alleine aus den bei Dr. Facharani aufgestellten RespekTiere-Spendeboxen konnten wir Medikamente udn Zubehör im Wert von weit mehr als 2000 Euro besorgen!

Wir wären allerdings nicht in Nouakchott, wenn nun alles problemlos funktionieren würde. Ganz im Gegenteil; es lässt sich keine Auskunft ausmachen, ob denn die begehrten Gepäckstücke wie versprochen ab 13 Uhr mit der nächsten Maschine mitgekommen werden. Nein, die ist erstmal gar nicht gelandet, auch um 14 Uhr noch nicht. So zieht sich das Bangen, gegen 15 Uhr gehen wir nochmals zu Fuß in ein nahegelegenes Geschäft, um ein bisschen Obst zu kaufen. Dort fällt der Strom aus, und im Finsteren, nur mit Hilfe von dutzenden Handytaschenlampen, suchen die KundInnen das Gewünschte in den verstaubten Regalen. In Westeuropa unvorstellbar, wahrlich!

Wir sollen gegen 16 Uhr aufbrechen, dann heißt es 17 Uhr. Nochmals Verschiebung, 19 Uhr ist der neue Termin. So vergehen in Mauretanien die Stunden, ohne dass sich allzu viel ereignet… und es sind „Mensch“ die Hände gebunden, dem entgegenzuwirken. Sich anzupassen oder zu verzweifeln, nichts anderes bleibt übrig.

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Foto: Stromausfall im supermarkt – KundInnen leuchten mit dem Handy!

Um halb 7 ist Dr. Dieng bereit; es geht jetzt in der beginnenden Nacht hinaus in Richtung Flughafen. Die Fahrt ist eine unwirkliche; vorbei ziehen ärmste Siedlungen, unterbrochen immer wieder von eben erst aus den Boden gestampften, brandneuen Regierungsgebäuden. Riesige Bauwerke, spektakuläre, von Palmen umgeben. Unfassbar. 40 Kilometer sind es zum Flughafen, auf ebenster Straße, immer kerzengerade wie mit dem Lineal gezogene Asphaltbahnen. Der leichte Wind macht die Luft diesig, voller Sand. Dadurch entsteht der Eindruck, die Umgebung wäre im Nebel gefangen, ja, fast gruselig wirkt die Atmosphäre. Die letzten Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Staubwolken, allerdings schaffen sie es nur mehr das Land an der Bruchkante, am hintersten Horizont, in fahles Gelb zu tauchen. Was den apokalyptischen Eindruck nur verstärkt.

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Auf halber Strecke treffen wir erstmals unsere neue französische Mitstreiterin, Anna. Mittels der sozialen Medien klappte der erste Kontakt, die Tierärztin ist in Mauretanien gestrandet, weil sie bei einem Kurzaufenthalt das Leid der Tiere nicht losgelassen hat! Wo sie aber letzte Woche an Corona erkrankt ist, und wir haben von zu Hause Corona-Kits mitgebracht, sozusagen zum Frei-Testen. Anna würde uns nämlich gerne die kommenden Tage beistehen, alleine, falls sie noch positiv wäre, ginge es selbstredend nicht – es wäre schlichtweg zu gefährlich für die dann versammelte Mannschaft… Mit ungewohnt viel Abstand übergeben wir die wichtigen Utensilien, wechseln ein paar Worte und schon sind wir wieder auf der Fahrt. Wir müssen uns leider beeilen, die Zeit drängt. Jetzt bemerke ich auch, ich hab‘ den Pass im Hotel vergessen. Shit! Ob mir so die Koffer ausgehändigt werden? Eher nicht, meinen meine beiden Begleiter…

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Dem Himmel sei Dank, Dr. Dieng kennt ein paar Leute am Airport. Letztendlich, ohne viel Gerede und dafür etwas mehr Bakschisch, bekommen wir alle vier Koffer – wie wunderbar! Super, Dr. Dieng, einmal mehr ist der gute Mann der Retter der Stunde! Tatsächlich aber, ohne jemanden mit einigen Verbindungen, man wäre in einem Land wie Mauretanien wirklich aufgeschmissen. Es hat sich wieder genauso bestätigt und bewiesen.

Am Weg zurück ist es richtig spannend; der Verkehr nimmt mehr und mehr zu, je weiter wir uns Richtung City bewegen; für einen Sonntag herrscht geradezu ein Gedränge auf den zerfurchten Straßen. Viel interessanter aber ist, nahezu belustigend zu sehen, wie die Menschen nun mit roten Ampeln umgehen. Ihr wisst es vielleicht noch, in früheren Tagen gab es keine Ampel in der Millionenstadt (!!!), dann eine Handvoll. Welche immer und ausnahmslos unbeachtet blieben, egal welche Farbe sie auch anzeigten. Selbst wenn die Polizei unmittelbar davor den Verkehr beobachtete. Dies ist nun ein bisschen besser geworden, aber nur im beschränkten Ausmaße: Folgendermaßen dann: Es ist rot, die Fahrzeuge werden langsam. Rollen zur Kreuzung. Schaffen es aber durch die jeweilige undurchbrechliche geistige Barriere ihrer Fahrer nicht, gänzlich zu stoppen; viel mehr, ganz so wie ungeduldige Kinder, treten die Fahrenden langsam auf das Gas. So wie sie es gerne tun, wenn bei „uns“ erwartet wird, dass die Ampel in nächster Sekunde umschlägt. Das tut sie aber nicht, und so rollen die Autos weiter, ganz langsam, aber doch stetig, mitten hinein in die Kreuzung. Es ist selbstredend noch immer rot, was dem Ganzen keinerlei Abbruch tut. Nicht einmal eine einzige Hupe ertönt deswegen, der Gegenverkehr nimmt’s gelassen wie eh und je, nein, man erwartet ein solches Verhalten geradezu. Weil man es selbst nicht anders tut, nicht anders kennt. Unglaublich… wenn es nicht ernst wäre, es wäre wirklich amüsant. Tetrisspiel in Echtzeit!

Erst gegen 10 sind wir zurück im Motel. Jetzt gilt es noch die Sachen sortieren, und so soll es erneut weit nach 12 sein, als wir in einen unruhigen Schlaf fallen.

Um 8 Uhr morgens beginnen wir auch schon, endlich Kaffeegranulat aus dem Gepäck in der Tasse heißen Wassers, die mitgebrachten medizinischen Artikel entsprechend zuzuordnen. Es ist unfassbar, was wieder alles dabei ist – Waren im Wert von mehreren tausenden Euros, von den Betäubungsmitteln bis hin zum OP-Besteck. Aber auch für jene Eselhalter, welche ihre Tiere offensichtlich besser behandeln, gibt es da jede Menge – Sonnenbrillen, Warnwesten, Mützen …

Zappa, der so fantastische RespekTiere-Hufschmied, soll uns abholen. Sein Kollege Mohamed erscheint als erstes, dann Ali, der Fotograf, welcher uns schon beim letzten Einsatz ganz hervorragende Dienste erwiesen hatte. Nur Zappa fehlt – ein Anruf klärt schließlich auf: Er steht beim Mechaniker, die Elektronik seines Autos macht Probleme! Und so verbringen wir eine gute Stunde in herzlichen Gesprächen gefangen, die Jungs sind uns längst richtig ans Herz gewachsen. Und zusammen, da sind wir ohne jede Frage ein prächtiges Team!

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Foto: Willkommen im Käfig! 🙂 so sieht der Laderaum des kleinen Opels aus, wir sitzen auf selbstgezimmerten Holzbänken – in Deutschland wäre das eine Ordnungswidrigkeit allererster Klasse! 🙂

Zappa kommt dann doch noch, was ein allgemeines Sich-in-die-Arme-fallen zur Folge hat, und es geht los! In seinem kleinen Kastenwagen, der hinten eigentlich keine Sitze hat, sind solche grob aus Brettern selbst gezimmerte. Unbefestigt, einfach reingestellt. Hin zum „Fahrerhaus“ gibt es als Abtrennung ein Gitter, an welchen wir uns alsbald festhalten. Wie Gefangene in ihren Zellen. Ja, hinten zu sitzen, umgeben von rostigem Metall, auf selbstgebastelten Sitzen, ausgeliefert einer Höllenfahrt durch Sand und zentimetertiefe Schlaglöcher, das ist… alleine schon ein echtes Abenteuer für sich! J Aufpassen muss man allerdings schon, manche Beule war das Resultat von einem Augenblick an Unachtsamkeit.

Es geht durch ärmste Viertel, teilweise von Wasser überschwemmt. Manche unter Ihnen, liebe LeserInnen, erinnern sich vielleicht, Nouakchott ist wahrlich auf Sand gebaut. Unterspült zunehmend vom Meer, welches immer öfters an immer mehr Stellen ins Freie tritt und das Bewohnen solcher Plätze künftig und für alle Zeiten unmöglich macht. Langsam bilden sich kleine Seen überall in den betroffenen Gebieten, stark salzhaltig und gröbst verschmutzt. Es riecht nach Tod und Verderben. Orte der Verdammnis…

Mauretanien-Einsatz

Unser heutiger Arbeitsort ist eine meiner persönlichen Lieblingswasserstellen. Inmitten eines der ärmsten Bezirke, zu abseits von jeglichem Strom der Geschichte, sodass niemand auch nur einen funkten Notiz nimmt, von der immerwährenden Katastrophe. Eine Katastrophe für Mensch und Tiere, bestimmt durch Armut und Hoffnungslosigkeit. Genau hier werden wir gebraucht, genau hier greift das RespekTiere-Projekt mit unfassbarem Unterschied zum Davor.

Bald sind wir wieder umringt von einer Dutzendschaft von Kindern, was besondere Freude bereitet. Es ist zwar nicht immer einfach, auch darum nicht, weil es stets welche gibt, die stark schnupfen und Nießen und es dabei nie gelernt haben, beim Husten die Hand vorzuhalten oder in den Ellenbogen zu nießen, was natürlich eine nicht zu unterschätzende Infektionsgefahr mit sich bringt. Aber der Preis dafür ist ein riesiger – hier sehen die Kids erstmals in ihrem Leben Tierschutz mit eigenen Augen. Die Zuneigung zum Mitgeschöpf, ohne Umschweife und unverstellt vor Augen geführt. Die Hilfe, welche auch die Vierbeiner so dringend benötigen, die für diese sonst immer zu kurz kommt. Nicht mehr seit dem Erscheinen der mobilen Klinik; plötzlich stehen die Ärmsten der Armen, die Stimmlosen, im Mittelpunkt!

Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Foto oben: Dr. Facharani bringt die mitgebrachten Rückstrahler am Eselkarren an – ein ganz wichtiger Einsatz, denn diese sind in der Dunkelheit völlig unbeleuchtet!

Es gibt soooo viel zu tun; Matthias und ich konzentrieren sich auf das Entwurmen, dazwischen verabreichen wir Augensalben und –tropfen. Wunden werden behandelt, Ivamectin gespritzt, Zappa hext an Hufen und macht die allermeisten davon – egal wie verwachsen auch immer – wieder „wie neu“! Es ist erschütternd, aber gleichzeitig so ergreifend; Hunde zwischen den Karren, Hunde, welche offensichtlich tiefe Freundschaften mit ihren Eseln geschlossen haben; Kinder zerren Welpen herum, wo wir einschreiten müssen – allerdings, einen Lerneffekt erzielen wohlgemeinte Worte kaum, zu oft und zu selbstverständlich haben die Kleinen einen anderen Umgang mit den Tieren gesehen. Der zur Normalität geworden ist. Nicht erst heute. Todtraurig.

Einsatz für die Esel in Mauretanien
Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Aber wir konzentrieren uns auf unsere Arbeit – und da können wir helfen, unglaublich viel helfen. Die Esel, obwohl sich manche doch wehren, beißen versuchen, hochsteigen, ausschlagen, scheinen aber dennoch zum allerüberwiegenden Teil zu erahnen, dass ihnen hier nur Gutes wiederfährt. All die Wunden, die ansonsten unbehandelt geblieben wären. Danke, Gott, dass wir hier sein dürfen!!!

Viele Menschen kommen hinzu, beobachten; bringen andere Tiere, Schafe und Ziegen. Um welche wir uns ebenfalls kümmern. Ein Kind umfasst ein Lamm, drückt es ganz fest, küsst es auf die Stirn. Es ist so wunderschön, dies mit eigenen Augen zu sehen!

Einsatz für die Esel in Mauretanien
Mauretanien-Einsatz - Teil 1
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Fotos oben: Noch immer nicht konnten wir das Grausame unterbinden – zur Kennzeichnung ritzen Menschen immer wieder Erkennungszeichen in den Esel, ohne jegliche Betäubung selbstredend…

Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1
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Foto oben: Zappa, der Hufmeister! Auch die Schafe und Ziegen bekommen wenn nötig einen neuen Schnitt!

Mohamed hat es im Gespräch davor schon angekündigt, und Dr. Dieng gestern ebenfalls – die Einstellung zu den Eseln ist generell eine bessere geworden. Die Wunden sind meist nicht mehr so schwer, es wird im Vergleich zu früher viel weniger geschlagen, und wenn doch, dann setzt es Ermahnungen von den eigenen Leuten – dazumal eine Unmöglichkeit! Wer aber hat diesen Unterschied bewirkt? Egal wie gedreht und gewendet, wir sind seit fast 20 Jahren ein bestimmender Teil dieser Entwicklung. Gar keine Frage. Und diese Einsicht, sie macht richtig stolz!!! So schön… bei allem Schrecklichen, so schön kann Leben manchmal sein. Und wenn wir morgen gehen müssen, wir wissen, wir haben Fußabdrücke hinterlassen!

Nach getaner Arbeit verteile ich Süßes – nicht nur für die Kinder, auch für mich, für mein Seelenleben, denn was erfreut ein menschlich Herz mehr als Tiere, denen geholfen werden konnte und dazu strahlende Kinderaugen?

Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1
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Gegen 3 Uhr nachmittags sitzen wir wieder im kleinen Lieferwagen, erneut durchgerüttelt von der Unverhältnismäßigkeit des Fahrweges. Der gar nicht als solcher bezeichnet werden dürfte. Nun aber lächelnd, was für ein toller Auftakt!

Es ist heiß in Nouakchott. Sand in der Luft verdunkelt die Sonne, was wenigstens ein klein bisschen Unterschied bringt. Ansonsten würde die Umgebung völlig in Hitze erstarrt zurückbleiben. Der Klimawandel hat auch Afrika fest im Griff, nur hier ist jede Erwärmung ein Schritt näher zum totalen Desaster. Wir sprechen zuhause davon, dass bald selbst Olivenernten in der Heimat möglich sein werden, hier heißt es vielmehr, dass man schon in naher Zukunft von unbewohnbaren Wüstenfeldern in Richtung Norden wegziehen muss; aber wohin? Klimaflüchtlinge, so real wie nie zuvor. Und so viel Potential zu bisher nie gekannten Gewaltausbrüchen liegt wie ein drohender Schatten über allem, nicht nur hier, dem ganzen Planeten steht eine unfassbare Veränderung bevor.

Am Abend ziehen wir noch eine Weile durch die Straßen, auf der Suche nach Trinkwasser und Brot. Dann sitzen wir auf der kleinen Terrasse des Motels und beraten bis knapp vor Mitternacht das anstehende Programm.

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Foto: Fahrtüchtig? Na immer doch!

Der nächste Tag beginnt so wie fast jeder andere auch. Es ist diesig, so als ob Regen kommen würde. Alleine, die begehrte Flüssigkeit, lebensrettend wie sie ist, kommt fast nie. Auch heute wird alsbald die Sonne durchbrechen und den Backofen erneut anheizen.

Dr. Dieng holt uns ab; auch Ali, der Fotograf ist wieder dabei. Wir fahren zur notorischen Mail-Wasserstelle, ein vielbeschriebener Ort. Dort arbeiten vor allem junge Männer aus Mali, Gastarbeiter, welche ein Kurzzeitvisum von im normalen 6 Monaten haben. Für diese 6 Monate mieten sie sich Esel, was für die Tiere fatalste Auswirkungen hat – denn selbstredend wollen die Jungs die Zeit nützen, und so holen sie ohne Rücksicht auf Verluste das meist mögliche aus den geliehenen Tieren heraus. Einen Arzt wollen und können sie sich nicht leisten, dementsprechend präsentierte sich in der Vergangenheit der Zustand der Esel. Allerdings, selbst an jenem gnadenlosen Ort haben sich die Verhältnisse in den letzten Jahren verbessert; ganz eindeutig. So blicken wir dem heutigen Einsatz mit besonderem Interesse entgegen – was wird uns wohl erwarten?

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Die Umgebung der Wasserstelle mutet ganz nach Kriegsgebiet an; zerfurchtene Verkehrswege, Pisten ohne jeden Asphalt, dafür mit 20 Zentimeter tiefen Schlaglöchern durchsetzt, manchmal mit richtigen Kratern. Die dann aber mit Müll gefüllt sind, was sie vielleicht noch gefährlicher macht, weil man deren Ausmaß nicht erkennt. Trotz Montag sind viele Kinder auf der Straße, unterwegs ins Abenteuer. Auf der Suche nach Spielsachen, meist werden sie mit alten Autoreifen fündig. Oder mit irgendwelchen Metalltrümmern, welche sie kunstvoll gestalten. Besser als Schule zu gehen? Ganz sicher nicht…

Die Mali-Gastarbeiter erwarten uns freudig; es sind durchwegs nette Menschen, aber leider schließt dieser grundlegende Charakterzug viel zu oft nicht die Tiere mit ein. Es sei vorweggenommen – auch heute bestätigt sich die Einsicht, es ist besser geworden. Einige Esel zeigen sich sogar in ganz gutem Zustand, andere haben die typischen Verletzungen, aber nicht im großen Ausmaß. Mit Entwurmen und Augenverarzten ist viel getan, auch Vitaminspritzen oder Schmerzmittelspritzen werden eingesetzt.

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Dann gibt es auch Ausnahmen; der schlimmste Fall ist jener, wo ein Esel einen tiefen Riss in der Aftergegend aufweist, dort extrem schmerzempfindlich ist. Für Außenstehende mutet die folgende Prozedur heftig an, aber was bleibt in solch direktem Feldeinsatz anderes übrig? So wird ein Betäubungsmittel verabreicht, welches den Esel allerdings nicht völlig außer Gefecht setzt. Dann springen die Männer ein; der Arme wird von den Beinen gezogen und in Folge liegend festgehalten. Ich bin schwer beschäftig, seine Hinterbeine nicht loszulassen, während andere die weiteren Gliedmaßen irgendwie stillzuhalten versuchen. Dr. Dieng und Dr. Facharani reinigen die Wunden, schließlich muss genäht werden. All das geschieht in wenigen Minuten; bald ist der Eingriff vorbei und der Esel wieder auf den Beinen. Wären wir nicht hier, die Wunde wäre morgen schrecklich infiziert und der Esel ein paar Tage später mit hoher Wahrscheinlichkeit tot. Natürlich ist der Eingriff, Sie sehen es, nicht angenehm, aber er ist unumgänglich und lebensrettend.

Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Es gibt einen schweren Abszess; so etwas entsteht durch beständiges Schlagen, was dem Tierhalter eine Standpauke durch Dr. Dieng einbringt. Ob der daraus lernt? Wir hoffen es! Dann beginnt auch dieser Eingriff, der mit sehr viel austretendem Blut und anderen Körperflüssigkeiten einhergeht.

Eine Hündin liegt im Schatten; immer wieder steht sie auf, um die Gegend akribisch nach irgendetwas Essbarem abzusuchen. Später wird mir ein Eselhalter das Versteck ihrer Kinder zeigen. Vier wunderschöne Welpen, verborgen in einem zerfallenen Keller, eingehüllt im Müll. Zukunftsaussicht? Äußerst ungewiss… was wir dagegen tun können? In den nächsten Tagen das allererste Kastrationsprojekt im Wüstenland starten!

Mauretanien-Einsatz - Teil 1
Mauretanien-Einsatz - Teil 1

In der Nachbarschaft entdecken wir einen jungen Mann, der einen Luxus-Geländewagen wäscht. Mit fließendem Wasser aus dem Schlauch. Was ja eigentlich nichts Besonderes wäre, allerdings, hier, inmitten der Wüste? Die Luft voller Staub, die Pisten eine einzige Ansammlung von Schmutz und Abfall? Rundherum verdursten Lebewesen, und hier werden hundert Liter der so kostbaren Flüssigkeit einfach so vergeudet? Dekadenz pur.

Was auffällt: An kaum einem anderen Ort wo wir arbeiten zeigen die Esel derart nervöse Tendenzen. Derartige Unsicherheiten, derartige Skepsis. Derartiges Misstrauen Menschen gegenüber. Auch das kommt wohl nicht von ungefähr. Jedenfalls, manchmal entgehen wir nur knapp den Bissen, Dr. Dieng hat heute weniger Glück und zeigt mit schmerzverzerrtem Gesicht alsbald eine Wunde an der Wade. Mehr als einmal steigt ein Esel hoch, und man hat Mühe den blitzschnellen Tritten auszuweichen. Trotzdem, oder gerade deswegen, lieben wir diese Tiere uneingeschränkt. Weil sie all das ausstrahlen, was sie bedrückt. Die Schwere des Daseins, sie wird nie deutlicher als hier bei diesen Eseln an der Mali-Wasserstelle.

Fazit zur Mali-Wasserstelle: immer noch ein furchtbarer Platz, keine Frage. Aber im Vergleich zu früher, nur wenige Jahre zurück, ist er des Allerschrecklichsten beraubt. Wir können nur hoffen, dass es nicht nur so bleibt, sondern vielleicht nicht besser wird!

Mauretanien-Einsatz - Teil 1
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Foto obnen: Für die Kinder sind alte Autoreifen viel zu oft das einzige Spielzeug…

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Am Nachmittag treffen wir Salek; er, Sie erinnern sich bestimmt, war bei den Anfängen von RespekTiere maßgeblich dabei, hat uns viele Türen und Tore geöffnet und nebenbei das Projekt vor Ort geführt. Sein Einfluss nahm zu, so stark, dass er irgendwann keine Zeit mehr hatte für uns; aber er war es auch, der für Ersatz für sich selbst sorgte. Und nun ist er Vizebürgermeister, hat die letztjährliche Wahl nur knapp verloren. Und er ist weiterhin tierschutzambitioniert – was uns: TRARAAAAA – direkt zu einer echten Weltpremiere bringt: RespekTiere wird morgen ganz offiziell das allererste Kastrationsprojekt Mauretaniens beginnen!!! Unfassbar, wer hätte vor Jahren gedacht, dass so etwas überhaupt nur möglich sein könnte; und jetzt ist es Realität!

Denn am Nachmittag sind wir zur Sitzung geladen; Dr. Dieng, Dr. Facharani und ich treffen via Salek die Stadtobersten des Bezirkes Thefra Zina! Thema: Kastration – der Bürgermeister verspricht: Ein Pilotprojekt, wenn es klappt, dann werden die Tötungskampagnen eingefroren! Ist das nicht unfassbar, unglaublich? RespekTiere schafft als Organisation neue Tatsachen in einem so fernen Land – und ermöglicht damit, wenn alles klappt, tausenden Hunden ein weiterleben!!!

Gut eine Stunde dauert das Meeting; dann verabschieden wir uns händeschüttelnd. Beginnen werden wir morgen, auf einem Gelände etwas außerhalb, aber noch in den Grenzen des obersten Bezirkes der Hauptstadt; zur Verfügung gestellt vom Bürgermeister ist ein Wagen, ein Fahrer, ein Container mit fließendem Wasser und Licht – was braucht man mehr, um erste Erfahrungen auf diesem für Mauretanien völlig neuem Gebiet zu schöpfen???

Mitgebracht haben wir im Gepäck übrigens einen Fangstab für Hunde; hier bei der enormen Tollwutrate ein absolut unumgängliches Utensil. Allerdings, der Stab war viel zu lang für das Gepäck; so haben wir ihn im Vorfeld kurzerhand auseinandergesägt. Und jetzt sitzen wir im Fahrzeug der Kommune, ein Fahrer fährt uns und ein weiterer Mann ist extra abgestellt, um wohl den richtigen Handwerker zu finden.

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Was sich leicht anhört, wird zur Tortur; es hat heute gut 36 Grad, vorbei geht es an Armut und Elend; am Fischmarkt in der Stadt, wo hunderte Frauen tausendfaches ehemaliges Leben zu verkaufen versuchen. Wie die vielen Fische auch nur eine Stunde haltbar sind unter strahlender Sonne, ich werde es nie verstehen! Eigentlich müsste sich jedermensch mit Grausen abwenden, aber die Geschäfte gehen trotzdem offensichtlich gut. Kinder inmitten des Schmutzes, des Abfalls, Kinder die betteln, die lethargisch am Straßenrand sitzen; behinderte Menschen, welche mit offenen Handflächen nach ein bisschen Dasein flehen. Schrecklich.

Nach einem halben Dutzend Absagen finden wir eine Werkstatt. Zuerst noch etwas skeptisch übernimmt schließlich ein junger Mann die Arbeit und schweißt das gute Stück zusammen. Ob es halten wird? Morgen wissen wir wohl mehr…

Mauretanien-Einsatz - Teil 1

Foto oben: Der Fangstab wird repariert – super! In einem Land, wo Tollwut allgegenwärtig ist, ein unbedingtes Muss, will man Hunde einfangen!

Es ist bereits dämmrig, als wir wieder im Motel sind; schnell noch in das nahe Geschäft ein paar Lebensmittel kaufen und dann die selbstgekochte chinesische Suppe genießen – wie jeden Tag sonst auch! 🙂

Mauretanien-Einsatz - Teil 1
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Foto: Dr. Dieng legt zusammen mit Moussa einen Verband an – die Kante zum Huf war hier stark infiziert!

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