18. „Kreuzzug für Tierrechte“ in München

Es sei vorweggenommen – auch 2024 konnten wir den „Kreuzzug für Tierrechte“ nicht in gewohnter Form durchführen; verschiedene Aspekte verhinderten die richtig große Veranstaltung. Das Gute aber: Wir machten aus der eingeschränkten Situation das Beste, präsentierten die von unserer Gesellschaft immer noch so gepeinigten „Nutz“tiere – und alleine der Wortgebrauch lässt die Größe des Verbrechens bereits ansatzweise erkennen – mit Dornenkrone und Kreuz, und im krassen Gegensatz dazu ein Sohn des Schöpfers in blutgetränkten Leinen. „Wir sterben täglich für DEINE (Ernährungs-)Sünden!“, stand da in dicken Lettern auf Stoffbannern geschreiben, ebenso wie „Denk daran – besonders zu den Feiertagen!“

Kreuzzug München

Ihr wisst, die Passion unsere ‚Kreuzzüge für Tierrechte’ ist es, die heilige katholische Kirche an den Auftrag ihres Gottes, der da Barmherzigkeit und Nächstenliebe an erste Stelle seiner Lehren setzt, zu erinnern und diesen endlich auch auf die Mitgeschöpfe auszudehnen. In Wahrheit nämlich hat genau jene Gemeinschaft stets Verrat an der christlichen Botschaft geübt, hat die Hölle, die sie so vehement mit erhobenem Zeigefinger als Drohmittel und zur Einschüchterung gegen die eigenen AnhängerInnen verbalisiert, selbst geschaffen – zumindest für die Tiere! „solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben“, als allumfassende Botschaft; und „Du sollst nicht töten“, ein sogenanntes Grundgesetz, gegen welches wir milliardenhaft verstoßen – in unseren Schlachthöfen!

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Fotos, oben: Ein meistfotografierter Punkt an diesem Nachmittag in der Münchener Innenstadt – letzte Hand wird am Kostüm angelegt, dann nimmt die gepeinigte „Nutztier“-Versammlung Platz – wie immer mit Kreuz und Dornenkrone!

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Jesus und die Tiere

Foto oben: Dornenkrone am Haupft des mesnchensohnes udn am Haupt des „Nutz“tieres, beide starben und sterben für unsere Sünden…

Jedenfalls, das Bild, welches sich den so zahlreichen PassantInnen an diesem Tag in der Münchener Innenstadt bot, erregte alsbald große Aufmerksamkeit. Das dornengekrönte Schwein – symbolbehaftet als eines der am meisten (aus-)genutzen Tierarten auf diesem Planeten, aber auch Kuh und Huhn und Schaf. Davor nahm alsbald „unser Jesus“ Platz, die Verzweiflung darüber, was wir des Vater’s Schöpfung angetan haben, ins Gesicht geschrieben. „Seht das Lamm Gottes“, sprach er, mit dem blutgetränkten Kopf des Besagten in den Händen…

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Jesus und die Tiere

Das Ziel der Veranstaltung ist – um im religiösen Wortgebrauch zu verbleiben – bei Gott nicht, von überallher Zuspruch zu erhalten, ganz im Gegenteil: Beabsichtigt wird vielmehr eine breite Diskussion, die sich anhand des gebotenen Bildnisses meist ohnehin von ganz alleine entwickelt – und genau das haben wir wohl einmal mehr erreicht. Ihr wisst, jene Kundgebung ist immer wieder im Laufe ihrer nun schon fast 20-jährigen Tradition von Ge- und Verboten betroffen gewesen, von Untersagung, von Anklage, von Beschlagnahmung; erst 2015, nachdem wieder einmal ein „Kreuzzug“ vor dem behördlichen „Aus“ gestanden war, haben wir unsererseits die Gerichte bemüht – und siehe da, ein letztinstanzliches Urteil des Verfassungsgerichtshofes entschied – ob des ständigen Widerstandes dann doch etwas überraschend – endgültig: Die RespekTiere-Kreuzzüge für Tierrechte stellen keine Herabwürdigung der christlichen Lehren da, keine Bedrohung und Beleidigung kirchlicher Instanzen. Sondern nur einen Versuch des Aufmerksam-Machens der Problematik… ein Sieg der Demofreiheit auf allen Linien.

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Seither beschränken sich die Probleme bei den Anmeldungen auf Unwesentliches, zumindest aus Sicht der Behörden. Natürlich, „in freier Wildbahn“, sieht die Sache dann immer noch ganz anders aus. Bemerkenswert ist, genau jene, welche uns Aggession und dergleichen unterstellen, eskalieren dann im Angesicht des Schmerzvollen selbst, oft auf wirklich völlig ungebührliche Art und Weise. Denn natürlich stellt die Auseinandersetzung mit der Wahrheit – Beispiel „Du sollst nicht töten“ – mit der weiterhin sehr verbreiteten „Scheinheiligkeit“ innerhalb des Religiösen, mit der trotz aller vermeintlichen Nächstenlieben tiefmöglichensten Verachtung der Schöpfung in den Tierfabriken und Schlachthöfen, eine Herausforderung dar, wie sie größer kaum sein könnte. All diese Dinge sind schwer mit den geschriebenen Worten im Heiligen Buch der Christenheit zu vereinbaren. Und Manche tun sich mit der Diskrepanz offensichtlich ganz schwer; vielleicht aber, so der schwache Trost, sind es diese, welche uns immer wieder in Wort und Tat tatsächlich bedrohen, in welchen die Botschaft Christi – oder das, was die Gesellschaft daraus gemacht hat – letztendlich am meisten arbeitet. Die sich so augenscheinlich schwertun mit der Differenzierung zwischen Sein und Schein.

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So auch dieses Mal, wo beispielsweise ein Mann mittleren Alters, eigentlich konservativ und „anständig“ wirkend, völlig die Fassung verlor. Sich gar nicht mehr einzukriegen gedachte; oder, noch verwunderlicher, einige Jugendliche, die Phrasen bedienten, welche bereits Ansätze von Fundamentalismus beinhalteten – trotz deren junger Jahre. Mit all diesen Auswüchsen lässt sich allerdings gut leben – denn ohne jede Frage strahlen die Bilder auf die allermeisten der übrigen PassantInnen ganz anderes aus; sie bewirken ein Nachdenken, Stille, eine spürbare Betroffenheit. Mehr können und wollen wir dann auch gar nicht bezwecken. Einfach wichtig. Einfach schön. Frohe Ostern, hoffentlich möglichst tierleidfreie. Das ist der Grundgedanke. Der Menschlichkeit gehört die Zukunft. Und dem Veganismus, der ein unverzichtbarer Teil deren ist. Besonders in der heutigen Zeit. Das gleichzeitig Schwierige sowie Schöne daran, Dinge zum Besseren zu gestalten: Es liegt an uns allen, an jedem und jeder von uns. Machen wir diese Welt zu einer besseren. Wir haben es in der Hand. Im Angesicht der Kriege überall ist Gewaltfreiheit die Losung der Stunde. Der Lösungsansatz schlechthin. Aber nicht nur jene gegen Menschen gerichtete steht im Fokus, besonders auch jene gegenüber dem Mitgeschöpf. Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben. Wie wahr. Wie wunderbar aber auch. Denn alleine in diesem Satz haben wir doch schon die Lösung des Problems isoliert. Nicht nur die PolitikerInnen entscheiden, die Militärs. Die Religion oder die ethischen Gruppierungen. Jeder und jede Einzelne von uns tut es in Wahrheit. Mit der Wahl der Gestaltung des persönlichen Menüs. Im Angesicht all dessen: Gibt es eine Osterbotschaft, dann muss diese heißen:  Werde vegan und rette Leben – jeden Tag!

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