Im Raum Krems an der Donau konnte nun einmal mehr Gevatter Tod am Rande der Bundesstraßen gesehen werden; der Auftritt des Sensenmannes hat dort im Zusammenhang mit artgeschützten Tieren eine lange Tradition! Tatsächlich schon seit gut 10 Jahren kann man ihn immer wieder an selben Orten antreffen – mit einem Schild wie „Zieselschutz jetzt – weil Aussterben für immer ist“ in den knochigen Händen…
Fotos: Tatsächlich erregte „Gevatter Tod“ auch in der Vergangenheit immer Aufmerksamkeit!
So war Besagter auch dieser Tage wieder in derselben Mission unterwegs; das Kremser Umland, mit seinen unzähligen Weingärten, bietet einen idealen Lebensraum für die Ziesel, jene kleine Nagetierart, welche aufgrund des besonders posierlichen Erscheinungsbildes sämtliche Herzen berührt – außer jenen so mancher Landwirte, welche Spermophilus citellus, so der lateinsiche Name der Gattung, gerne als „Schädling“ sehen…
Fotos: Wieder starteten wir eine Zieselprotest-Serien im Raum Krems, um die Menschen daran zu erinnern, dass es da einen Schatz der Natur zu behüten gibt!
Was dann bestimmt it ein Grund dafür ist, dass sich die Süßen auf der Liste der „stark gefährdeten Tierarten“ wiederfinden. Ein Eintrag in jener Kategorie bedeutet dann nicht mehr und nicht weniger als Folgendes: Es ist mit einer zumindest 20%igen Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Art bei gleichbleibenden Bedingungen in den nächsten 20 Jahren ausstirbt!
Die Gefährdungslage ist also eine dramatische. Viel zu oft übersehen das die Menschen, welche in „Zieselgebieten“ leben – weil dort, wo sie auftreten, sie das immer in größeren Gruppen tun und somit der irreführende Eindruck entsteht, die Anzahl wäre eine hohe. Allerdings, es gibt nur mehr ganz wenige Verbreitungsgebiete, in Österreich dann im Burgenland, Wien und Niederösterreich, und auch dort handelt es sich bei den Zieselkolonien zumeist um isolierte Populationen; was wiederum bedeutet, ein einziger allzufeuchter Sommer, eine Epedemie, ein übermäßiger Blutzoll an den Straßen genügt, und das Ziesel ist für immer verschwunden! Auch Inzucht aufgrund besagter Isoliertheit ist natürlich ein Thema. Ein Austausch kann nämlich kaum stattfinden, weil aufgrund derzunehmenden Straßendichte einer Ausbreitung enge Grenzen gesetzt sind.
Auf Tour, um Ziesel in freier Natur zu beobachten – hier, in der Gegend um Hollabrunn, leben sie auf einem Gelände zusammen mit Bisons!
Foto unten: Findest Du alle drei Ziesel?
Früher gab es Ziesel zu Abertausenden; so viele davon, dass manche Gemeinden in den 60er oder 70er-Jahren sogar eine sogenannte „Schwoaferlprämie“ ausgesetzt hatten, heißt, für jeden gebrachten Zieselschweif gab es ein paar Groschen „Taschengeld“. Warum? Weil man die süßen Nager verdächtigte, die Wurzeln der Weinstöcke anzuknabbern. Ein Mythos, obwohl längst widerlegt, der sich bis heute in den Köpfen Ewiggestriger hält. Und so sind wir beim nächsten riesigen Problem, welchem sich die kleinen Populationen ausgesetzt sehen: der wiederrechtlichen Verfolgung! Und gegen die Dummheit, man kann es nicht anders nennen, gibt es scheinbar kein Mittel. Obwohl verboten und daher selbstverständlich mit Strafen belegt, tut dies der Schande keinen Abbruch – immer wieder hört man von Fällen der „Selbstjustiz“, die Dunkeziffer von Verbrechen gegen die Tiere ist zweifelslos eine enorm hohe. Fatal ist auch, viele Menschen, obwohl sie selbst den Einsatz von Gift und anderen Mitteln (Baue überfluten, beispielsweise) verabscheuen, melden solche Vergehen nicht, aus Angst dann in Streit mit den Tätern zu geraten. Allerdings: Das Schweigen zu einer Untat, von der man weiß, ist die allgemeinste Art unserer Mitschuld, wusste schon der Schweizer Schriftsteller Max Frisch…
Dabei würde alleine die Vermarktung des so posierlichen Tierchens enorme Möglichkeiten bieten. Der Nager würde sich beispielsweise ohne jede Frage als Maskottchen für eine ganze Region bestens eignen. „Zieselland“ könnte eine gängige Formulierung sein und extra angelegte Zieselbereiche zur Beobachtung würden dem Tourismus einen extremen Gefallen tun können. Warum man dieses Potential nicht zu erkennen scheint, es bleibt ein Rätsel.
Jedenfalls, um zum Anfang der Geschichte zurückzukehren, dieser Tage war der Sensenmann erneut auf Tour. Neben jenen Straßen, wo vermehrt Ziesel beim Überqueren überfahren werden, wies Gevatter Tod dabei auf die unwiederbringliche Einzigartigkeit des Ziesels hin. Hoffentlich nützt die Initiative – denn wir können uns nur wiederholen: Aussterben ist für immer!