Heute war es wieder mal soweit – der alljährliche Metzgersprung, eine Veranstaltung, wo werdende Metzgergesellen durch einen Sprung in ein Wasserbecken von den Sünden ihrer Lehrzeit frei gewaschen werden sollen, wurde von der Fleischerzunft ‚gefeiert’.
Wieder hatten sich unzählige Menschen eingefunden, um der Traditionsveranstaltung beizuwohnen. Begonnen dabei wird der Vormittag mit einem Besuch einer Heiligen Messe, daraufhin stapft der ganze Zug in den Stiftshof, gefolgt von einer Musikkapelle und in Reih und Glied die Metzgerlehrlinge.
Durch die Vorfälle im letzten Jahr, wo es TierschutzaktivistInnen im Zuge einer kühnen Aktion gelang das Wasserbecken zu erstürmen und zu besetzten, Transparente neben den Zunftfahnen zu hissen, wurden dieses mal Einschränkungen festgesetzt; so durften wir nicht in den Stiftshof, der Zutritt war von den Geistlichen untersagt worden. Ein wie immer sehr um Deeskalation bemühter Polizei-Vertreter arrangierte auf Grund dessen dankender Weise ein ‚Aussprachetreffen’ mit dem Innungsmeister, worauf drei TierschützerInnen der Zutritt bis zu einem bestimmten Punkt im Hof erlaubt wurde.
Aus der Distanz betrachtet war diese Lösung eigentlich sehr zu unseren Gunsten, denn aus Mangel an Alternativen besetzten wir den gesamten Platz rund um die Franziskanerkirche und den Zugang zum Stift St. Peter. Bis zum Höhepunkt der Veranstaltung hatten sich rund 15 AktivistInnen eingetroffen, allesamt in Schweine-, Rinder-, Schafe- und Hühnerkostümen ‚verpackt’, dazu weitere in Totenkopf- und Metzgerverkleidungen. Duzende Fototafeln, welche das gesamte Grauen der Tierfabriken, Transport und Schachtung schonungslos zeigten, säumten den Weg von der Kirche bis zum Zugang zum Stiftshof. Das war schon sehr beeindruckend, unausweichlich wurde jede(r) Teilnehmer(in) mit der ganzen Bandbreite an Quälerei, mit welcher ‚Fleischgenuss’ untrennbar verbunden ist, konfrontiert. Dazu ein Meer aus Transparenten, Schildern und dergleichen. ‚Schlachtungen’ wurden dem Publikum vorgeführt, während die Menschenmenge vor dem Fernseher durch das Video ‚Das Brüllen der Rinder’ die Schlachthofrealität schaute, das Gezeigte kaum fassen konnte. Ein ‚Metzger’ lag blutüberströmt mit einem Schild ‚Ich konnte die Schande nicht mehr ertragen’ und einem weitern ‚Du sollst nicht töten’ ‚selbstgemordet’ mit dem Finger am Gewehrabzug neben der Straße. Der ‚Tod’ schritt mit seiner Sense auf und ab und begleitete den Einzug der MetzgerInnen, ein Duzend AktivistInnen in Tiermasken hielten Schilder und Bilder und von gemordeten Brüdern und Schwestern.
Nicht anders als sonst hatte man auch heuer wieder das Gefühl, viele der Menschen waren schon allein wegen unserer Demo gekommen; die gehört bald genau so zur Tradition wie der Metzgersprung selbst und nicht zuletzt deswegen entwickelten sich sehr angeregte Gespräche. Natürlich, wie konnte es anders sein, gab es auch viele Anfeindungen, besonders von übergewichtigen Herren (einer sinnierte wortwörtlich ‚was für eine kranke Gesellschaft’ und meinte tatsächlich uns damit; sein Blutdruck und sein Übergewicht werden ihm vielleicht die schönsten Jahre des Lebens rauben – andererseits aber dadurch viele Lebewesen retten…) und feinen Damen im Pelzmantel, die durchwegs meinten ‚das gehört sich doch nicht’…
Fazit: die Aktion war mehr als gelungen, unglaublich welche weiten Wege manche AktivistInnen auf sich genommen hatten, um ihre Überzeugung kund zu tun – Wien, Linz, Passau, Laufen,… – Super!!!! Ganz sicher wird heute einigen Menschen das Schnitzl nicht mehr so gut geschmeckt haben, und vielleicht sogar haben einige darauf verzichtet. War’s nur Eine(r), so hat sich die Kundgebung schon mehr als nur gelohnt!!!!!!