Was passiert bei einer Hausdurchsuchung

Knapp vor 6 Uhr Morgens läutet es Sturm. Wir springen völlig schlaftrunken aus dem Bett, öffnen die Tür, da steht eine Horde Beamter, das Türaushebelungsgerät bereits im Anschlag – später erfahren wir, dass man genau 2:50 Zeit hat zum Öffnen, anderenfalls kommt der Rammbock zum Einsatz; sollte das passieren, werden die dabei entstehenden Schäden natürlich nicht ersetzt, selbst, wie bei uns, im Falle der völligen Unschuldigkeit!

 

Sobald wir die Tür geöffnet haben, stürmen die Polizisten in das Haus, untersagen den Gebrauch jegliches technischen Gerätes, wir müssen alle Mobiltelefone auf den Tisch legen, dürfen weder telefonieren noch Anrufe entgegen nehmen.

Die Polizei startet mit einer Video-Dokumentation aller Räume, erstellen einen genauen Lageplan des gesamten Hauses. Der Filmer spricht laut mit: ‚Das ist die Küche, hier ist das Badezimmer,…’ Danach geht es daran, sämtliche Datenträger zu konfiszieren. Extra hierfür ist eine spezielle  Einheit angerückt, die so genannte IT-Sicherung. Alle Geräte werden eingepackt, alle Zugangsdaten konfisziert, alle Papiere, Pin- und Puk-Codes, die Originalverpackungen, alle Daten zu den E-Mail-Konten, Schulungsunterlagen für UV-Untersuchungen an Eiern, alles wird eingepackt; unser Wunsch, die Computer aus der Stand-By-Funktion herunterzufahren, bevor sie vom Netz getrennt werden (tut man das nicht, riskiert man irreparable Schäden an der Festplatte) wird überhört; die IT-Sicherung verlässt dann mitsamt den Computern, Fotoapparaten, Speicherkarten, usw. das Haus, jetzt geht es daran, andere ‚Beweismittel’ zu sichern. Jede Ecke, jeder Winkel wird fotografiert, bestimmt einige hundert Bilder werden von 2 extra zu diesem Zwecke abgestellten Personen gemacht, jede Schublade geöffnet, durchsucht, der Inhalt fotografisch festgehalten; sämtliche CD’S, Mini DV’S, Videos werden eingesammelt und in Kuverts versiegelt, sämtliche Papiere entwendet, Kontoauszüge des Vereins, ebenso wie private (!!!), werden eingesammelt und mitgenommen.

 

Während der ganzen Aktion sind überall im Haus Polizisten, auch draußen in der Einfahrt, deren Autos haben das Gelände praktisch umstellt. Einige Beamte tragen die blauen Überjacken, mit großem ‚Polizei’-Aufdruck hinten und vorne; neue Polizisten treffen ein, durchsuchen die Außenräume, an vielen Stellen gleichzeitig; konfiszieren sämtliche Spraydosen aus der Garage; wir verweigern eine Fahrzeugdurchsuchung, nicht weil es etwas zu verbergen gäbe, sondern aus Prinzip, weil am Durchsuchungsbefehl in dicken Lettern steht: sämtliche bewohnte Flächen und im Besitz befindliche Fahrzeuge – das Auto ist aber auf meine Mutter gemeldet, somit nicht in meinem Besitz; der Einsatzleiter sagt, er ruft den Staatsanwalt, der wird die unverzügliche Erlaubnis geben, verlässt den Raum und kommt dann zurück mit der für ihn positiven Nachricht. Wir fragen, warum wir nicht selber mit dem Anwalt sprechen konnte – ‚Glauben Sie, der ruft jetzt 30 verschiedene Leute wegen so etwas an?’

Bevor das Fahrzeug aufgebrochen wird, händigen wir schließlich doch die Schlüssel aus. Der Bus steht in der Einfahrt, im Blickfeld sämtlicher Nachbarn, was ein besonders gutes Bild auf uns wirft…

 

Mehrere Polizisten in Plastikhandschuhen durchwühlen jeden Winkel, allerdings nicht in unserem Beisein, wir sind im Inneren des Hauses. Später, nach geraumer Zeit, werden wir hinzu gerufen, um die Identität einiger Gegenstände zu bekunden: Milchersatzpulver für Kaffee, ein ständiger Begleiter für vegane Kaffeetrinker, ist vom großen Interesse, ebenfalls eine Kartusche für einen CO2-Getränkespender, eine offene Getränkeflasche eines Energie-Drinks, andere leere und halbleere Getränkeflaschen; alle werden herumgereicht und beschnüffelt, schließlich wird ein kleines Navigationsgerät eingepackt und konfisziert.

 

Kellerräume und Dachboden, jede Spalte in den Holzbalken werden durchleuchtet, die Privatsachen werden durchsucht, sämtliche Kleiderschränke, Unterwäsche, jedes Buch wird aus dem Regal genommen und umgedreht; insgesamt werden 6 Din-A4-Seiten voll geschrieben mit Artikeln, welche von der Polizei beschlagnahmt werden.

Jeder unserer Schritte wird überwacht,  mindestens 2 Polizisten sind ständig damit beschäftigt, uns auf Schritt und Tritt zu folgen, selbst auf dem Weg zur Toilette sind die Wachposten nicht abzuschütteln.

 

Die Beamten setzen ihre Durchsuchung, wir nehmen an nicht gesetzeskonform, an verschiedenen Orten gleichzeitig fort, so ist es uns unmöglich mit anzusehen, welche Dinge sie entfernen. Während mehrere Beamte mit den Büroräumen beschäftigt sind, halten sich andere in der Garage auf, wieder andere im Keller.

Acht volle Stunden dauert die Durchsuchung, zwischenzeitig werden Beamte beauftragt, in nahe Geschäfte zu fahren, um neue Kartons zu kaufen, um die von uns entwendeten Dinge zu verpacken. Auf Grund der langen Dauer des Einsatzes bereiten sich die Polizisten auf eine Pause vor, wie als pure Provokation werden Wurstsemmeln (!!!) ausgebreitet und verzehrt, wohlgemerkt im Beisein eines Mediators, der eigentlich für De-Eskalation sorgen sollte. Unsere Einwände werden abgetan, völlig gegenstandslos; auch unsere Bitten, wenigstens am weißen Teppich im Wohnzimmer die Schuhe auszuziehen, werden ignoriert, ‚nächstes Mal tragen wir Glasschuhe’… Der Dreck am Boden verursacht von mehr als einem dutzend Schuhpaaren wird folgendermaßen kommentiert: ‚Das war bestimmt Euer Hund, der war im Garten und hat nun am Teppich mit einem Ball gespielt!’ Unser Musikgeschmack wird beim Durchsehen der CD’s in Frage gestellt; es sollte aber auch erwähnt werden, dass einige der anwesenden Beamten sich sehr vorbildlich verhalten haben, auf unsere gelegentlich doch recht heftigen Wutausbrüche sehr behutsam reagierten und ständig bemüht waren, eine Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses zu schaffen.

 

Die Frage, die sich bei derartigem Vorgehen stellt:

Wir wurden in den letzten Wochen  zwei mal von Tierausbeutern heftig bedroht, in beiden Fällen mit der Ankündigung, dass auch die eigenen vier Wände keine Sicherheit bieten würden, ‚notfalls könne man auch in private Bereiche eindringen und für klare Verhältnisse sorgen’.

Jetzt haben Staatsdiener genau diese Drohungen wahr gemacht, jene Leute, die uns eigentlich vor Erstgenannten schützen sollten.

Die Grenze zwischen Gut und Böse ist eine laufende, verschiebbare, schwarz oder weiß verliert sich ab und dann in unendlichen Nuancen von Grautönen…

Was zurück bleibt ist ein Gefühl der Schutzlosigkeit und ein Unwohlsein im eigenen zu Hause. Hört Vater Staat nun vielleicht jedes unserer Gespräche mit, sieht man uns gar zu, wie wir uns in den eigenen Räumlichkeiten bewegen? Wer wagt die Antwort…

 

Auch die Wahrscheinlichkeit, sollten wir unsere Computer und Telefone jemals wieder zurück bekommen, schmerzt, dass diese dann so ausgerüstet worden sind, dass jede Bedienung sofort weiter geleitet wird… Aber nein, dass würde Vater Staat doch niemals tun!

 

Übrigens: im Hausdurchsuchungsbefehl sind die Namen und Adressen, Geburtsdaten, von sämtlichen Beschuldigten ersichtlich für alle Betroffenen fein säuberlich aufgelistet und angegeben. Ist das nicht ein eindeutiger Verstoß gegen den so oft zitierten Datenschutz? So lange die Unschuldsvermutung gilt, zumindest so lange dürfte man erwarten, dass derartige persönliche Daten nicht so einfach herumgereicht werden; aber das ist bestimmt schon zu viel verlangt, in Zeiten, wo ambitionierte TierschützerInnen als Terroristen verunglimpflicht werden, um eigene Interessen zu untermauern. Wir brauchen nicht länger auf China oder Russland zu schimpfen, willkommen in Österreich’s Wirklichkeit! Eine völlig willkürliche Staatsgewalt hat die Tierschutzbewegung unseres Landes zum Tibet Mitteleuropas erkoren!

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