Hummer-der Kampf geht weiter

2010 soll als das Jahr in die Geschichte des österreichischen Tierschutzes eingehen, in welchem das grausame zu-Tode-kochen von Hummern endgültig in Verpönung geraten ist. Um dieses Ziel zu erreichen, dürfen wir nicht müde werden, Lebend-Hummer-verkaufende Betriebe wieder und wieder daran zu erinnern, dass sich der Wiederverkäufer in wohl besonderem Maße seines Handelns bewusst werden muss und die Hände an einem blutigen Geschäft nicht in Unschuld waschen kann. Natürlich entscheidet der/die KonsumentIn über das Angebot, aber letztendlich können KundInnen dann auch wieder nur jenes kaufen was in den Geschäften angeboten wird – ein Kreislauf, der so leicht zu durchbrechen scheint und trotzdem nahezu undurchdringlich ist…

Wie dem auch sei, RespekTiere besuchte einmal mehr einen Großmarkt von Metro um die Bedingungen, unter welchen die Meerestiere dort leben müssen, zu dokumentieren. Dieses Mal war das Ziel die Konzern-Filiale bei St. Pölten, in Viehofen.

Zur Überraschung allerdings präsentierten sich die Hummerbecken gähnend leer! Auf unsere Anfrage erhielten wir die vorerst erfreuliche Bestätigung: hier werden lebende Hummer nur mehr auf Bestellung verkauft, keine Tiere mehr im Geschäft gehalten!

leere Hummerbecken in St. Pölten


Was unsere Interesse aber in noch größerem Maße erweckte und wesentlich bedeutender scheint, ist die Tatsache, dass – wie in Salzburg und wahrscheinlich in vielen anderen Filialen auch – Werbung für einen ‚Toaster‘ gemacht wird, ein Gerät, welches Hummer und Krebse durch einen kurzen Stromschlag betäubt und schließlich tötet; natürlich ist auch dieser Vorgang immens grausam, aber im Gegensatz zum gekocht werden bei lebendigem Leibe doch die bessere Alternative. Und abgesehen davon: dieses Gerät kostet rund 3 000 Euro, ist also wirklich nur für die Gastronomie interessant – dass der Toaster nun so angepriesen wird, hat einen Grund: nämlich jenen, dass der Konzern längst weiß, dass ein Lebend-Hummer-Verkaufsverbot (oder zumindest die totale Ächtung des Lebend-Verkaufes) kommen wird, und zwar sehr bald! Um nicht die Gastronomie auf diesem Gebiet als Kunde vollends zu verlieren, versucht man mit dem Verkauf solcher Geräte dort einen Fuß in der Tür zu halten.
Das ist die allerwichtigste Erkenntnis – jeder halbwegs ernst zu nehmender Tierschutz- oder Tierrechtsverein wird jegliche Tötung von Tieren vorneweg ablehnen, egal ob bei welcher Mordart auch immer ein Fortschritt in punkte ‚weniger Grausam‘ erreicht wurde; hier allerdings ist die Sache komplexer, diffiziler, geht es um etwas anderes – nämlich darum, dass das bisherig fast perverse Zelebrieren des Tötungsaktes selbst sowie das anschließende zur Schau-Stellen der völlig verbrühten Tierleichen wegfällt, was wiederum einen tiefen Einschnitt in das Seelenleben so genannter Gourmets und der oft zitierten ‚besseren Gesellschaft‘ (den HauptkonsumentInnen von Hummer und Co) zur Folge haben wird; ein tiefgefrorener, aus Kanada oder sonst wo importierter Hummer wird in der ‚gehobenen‘ Küche wohl niemals den Status des frisch gemordeten erreichen – eine Wahrscheinlichkeit, welche mit sich zieht, dass Hummer aus den Speisekarten der Gourmet-Tempel entschwinden oder dort nur mehr einen sehr untergeordnete Rolle spielen werdenJ
So zumindest die Theorie…

tiefgefrorener Hummer wie hier bei Metro St. Pölten wird hoffentlich niemals den Status einer Delikatesse für die ‚höhere‘ Schicht erreichen und dementsprechend dem Interesse der Gourmt-Küche entschwinden


Beschäftigen wir uns aber noch ganz kurz mit dem sehr interessanten Wortlaut des Werbeplakates für die Hummer-Tötungsmaschine. Dort steht in dicken Lettern unter anderem folgendes: ‚Die Tötung von Hummern und anderen Krustentieren besteht noch immer darin, sie lebendig in kochendes Wasser zu werfen. Diese Tötungs- (nicht Betäubungs-)Art ist als überholt anzusehen und aus Tierschutzsicht abzulehnen.‘
Wow, für diese Einsicht möchten wir die Metro-Verantwortlichen umarmen – ist es nicht genau dass, was wir seit Jahren wieder und wieder predigen??????
Jetzt, schwarz auf weiß gedruckt, ist es amtlich: Metro weiß, dass Hummer bei lebendigem Leibe zu kochen eine Tierquälerei ist, und wir bedanken uns allerherzlichst für diesen Schritt aus der Deckung (eine Deckung, die bis zum heutigen Tage immer wieder zum Einsatz kam, nämlich das Verstecken hinter Analysen wirklichkeitsfremder ‚Experten‘, die dem jeweiligen Auftraggeber angepasst werden und z. B. besagen: Hummer und Krebse spüren keine Schmerzen’…).
Metro hat diesen Schritt getan, und das stimmt uns sehr zuversichtlich! Würde der Konzern nun weiter auf einen Verkauf lebender Hummer beharren, dann straft er seine eigenen, auf Werbeplakaten fett gedruckten, gute Absichten Lügen; dann muss er sich dem Vorwurf der Unglaubwürdigkeit stellen, so viel steht fest!
Aber wir sollten immer an das Gute glauben, deshalb möchten wir keinen weiteren Gedanken an mögliche sinnleere Wortspielereien einer Konzernleitung verschwenden – dies ist ein neuerlicher Aufruf an den Konzernriesen Metro: Lasst uns gemeinsam diese so unwürdige Misere beenden, lasst uns gemeinsam neue Wege erkunden, die zu einem besseren Tier/Mensch-Umgang führen!
‚Metro beendet als erster österreichischer Lebensmittelhändler den Verkauf lebender Hummer und beweist damit Verantwortung und Menschlichkeit‘ – liebe Firmenmanager, wäre das nicht die tolle Schlagzeile für 2010 überhaupt???!!!  

 

 

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