Bauer Adnet und die Folgen

Letzte Woche berichteten die Tennengauer Bezirksblätter von unseren Bemühungen rund um jenen Bauern in Adnet bei Hallein, wo Hunde, Pferdchen und Kälbchen veterinäramtlich gedeckt an Stricken und Ketten gehalten w(u)erden. Was wir da zu lesen bekamen, überraschte uns allerdings sehr – es ist wieder das selbe alte Spiel, wenn (für uns offensichtliche) Versäumnisse von Behörden ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden und diese dann monoton reagieren – nämlich, in dem sie die Schuld an der Misere den TierschützerInnen zuzuspielen gedenken. Und nicht nur das, sie versuchen gleichzeitig deren Bemühungen der Lächerlichkeit preis zu geben, den Landwirten ähnlich dem Falle des Seekirchner Bauerns, als Opfer von überreagierenden HysterikerInnen hinzustellen… diese Vorgehensweise finde wir geradewegs beschämend! Sie sprechen dann medienwirksam so gerne von der ‚menschliche Tragödie‘ (ohne allerdings zu erwähnen, was sie gegen eine Ausschaltung derselben zu tun gedenken…), nur dass diese niemals das Recht besitzen darf, die Mindestanforderungen der Tierhaltung mit Füßen zu treten, dass vergessen sie zu beachten; und sobald die Geschichte dem medialen Interesse entfleucht ist, wen kümmert dann ‚die menschliche Tragödie‘? Glauben Sie, dass z. B. im Falle des Seekirchner Bauerns irgend jemand der ‚Gutmenschen‘ humanitäre Hilfe angobten, geschweige denn vollzogen hat? Ja, es ist die selbe alte Geschichte; jene die den Tieren nicht zu helfen gedenken, die vergessen dann auch das Leid des Nachbarns nur all zu schnell… Aber bitte lesen Sie selbst:

H I E R

Natürlich wollten und konnten wir derartige Unterstellungen nicht auf uns sitzen lassen; wir versandten eine Richtigstellung der Ereignisse,
der Redaktion, dem Amtstierarzt, dem Bezirkshauptmann und an die in der Rubrik ‚Ein blinder Schrei‘ angesprochenen LAbg. Astrid Rössler von den Grünen als EmpfängerInnen; in der Zwischenzeit hat sich eine weitere Zeitung bei uns gemeldet, auch sie wird in kommender Woche über die Thematik berichten, mit einem Gespräch mit dem Amt und einem Interview mit uns; was der Reporter dabei im Vorfeld verriet, ist Ungeheuerliches – wieder einmal wie so oft in derartigen Fällen sollen Vorwürfe im Raum stehen, nach welchen die Fotos vom Hof woanders gemacht worden sein sind – stellen Sie sich das vor! Da gibt es Bilder, von mindestens vier aufeinanderfolgenden Tagen, alle zeigen das selbe Szenarium, noch dazu auf einem Hof mit so viel ‚Wiedererkennungswert‘, von Tieren, die wie jedes beseelte Wesen einzigartig sind – Bilder als 100% unangreifbare, sichere Beweismittel – und dann derartige Unterstellungen, die vielleicht dazu dienen sollen, die Ansichten der Behörde zu unterstreichen?! Wir werden, sollte es tatsächlich jemand wagen den Wahrheitsgehalt ‚unserer‘ Geschichte zu bezweifel, das gesamte Material einer unabhängigen Stelle übergeben und von dort bewerten lassen – und wir blicken dem Ergebnis mit Freuden entgegen!
Welche Motivation hätte ein Tierschutz- oder Tierrechtsverein, solch eine leider alltägliche Begebenheit zu verfälschen? Ist das nicht gerade zu lächerlich? Warum hätten wir dann am ersten Tag ein bereits angereistes, sich keinen Kilometer vom ‚Tatort‘ entfernt befindliches Fernsehteam wieder nach Hause gesendet, wenn wir bloß auf Schlagzeilen aus gewesen wären? Jene, die es mit den tatsächlichen Verfehlungen nicht so genau nehmen, jene sollen sich in Acht nehmen – denn letztendlich siegt die Gerechtigkeit, triumphiert die Wahrheit und die VerleumderInnen und Arbeitsscheuen, aus welchen Kreisen die dann auch immer stammen mögen, die werden zu Recht ihr Gesicht verlieren…

Offener Brief zum Artikel in den Tennengauer Bezirksblättern Nr. 31:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Dies ist ein offener Brief zu Ihrem Artikel in den Bezirksblättern: Wir waren doch ziemlich entsetzt was wir da zu lesen bekamen und würden Sie nun sehr um eine Darstellung der Angelegenheit unsererseits bitten! Eines sei vorweg genommen: mit keinem Wort haben wir jemals behauptet Herr Seywald kümmere sich nicht um seine Tiere oder schlage sie gar. Vielmehr – nachzulesen auch auf unserer Homepage – haben wir immer gesagt, der Bauer wäre dort am Hof überfordert, machen keine der Tatbestände vorsätzlich; in Fakt waren wir zu diesem Zeitpunkt sogar der einzige Freund des Bauerns, haben uns durchgesetzt gegenüber andere, die eine viel härtere Gangart forderten Wir haben in diesen ersten Stunden des Kontaktes ein Fernsehteam verhindert, welches bestellt war (nicht von uns), diesen gesagt, dass wir nicht möchten dass über den Hof schlecht berichtet wird – ganz einfach darum, weil uns Herr Seywald leid getan hat und wir dachten wir könnten das (offensichtliche) Problem im Guten lösen.
Wir haben auch niemals behauptet alle Tiere wären angebunden, Frau Kaserer Sie wissen das, wir haben viel mehr Ihnen selbst erzählt dass die Kuhhaltung am Hof ein Gute wäre, eine Mutterkuhhaltung mit Weidegang – allerdings, und das gilt es festzuhalten, haben wir im selben Atemzug auf die Tatsache hingewiesen, dass einige der Tiere (unter Aufsicht der Behörde!) entgegen dem Tierschutzgesetz gehalten werden. Besagtes Gesetz schreibt nämlich schwarz auf weiß, dass es verboten ist, Hunde anzubinden, auch nur für kurze Zeit; am Hof, und das bestätigen ja alle Menschen die dort waren – auch die Behörde – sind die älteren Hunde wenn auch nicht ständig so doch bei jedem unserer Besuche angehängt gewesen. Wozu, so fragen wir uns, haben wir dann Gesetze wenn diese eh nicht eingehalten werden müssen, zumindest nicht in Bezug auf Tiere? Und bei den Pferden steht im selbigen Gesetzesbuch, dass eine Anbindehaltung verboten ist, nur zu gewissen Zwecken – welche bei unseren Besuchen aber niemals zu tragen kamen – dürfen sie kurzfristig der Freiheit beraubt werden Herr Seywald sagt in dem Artikel, er würde seine Tiere lieben – irgend wie kommen da aber nun Zweifel auf, denn jemand, der seine Tiere liebt, bringt diese eher zum Schlachter als sie TierschützerInnen zu verkaufen??? Wenn Herr Seywald nun einen Hengst hält, dann muss er für dessen tiergerechte Haltung sorgen, wohl oder übel, ob es ihm passt oder nicht.
Es gibt keine Ausreden warum das arme Tier an die Kette gelegt ist – wenn er es nur so bändigen kann, dann ist er ein schlechter Halter und muss sich von dem Tier trennen, ihm die Chance geben woanders eine tiergerechte Heimat zu finden. Weiters, was ist mit der Stute und dem Fohlen? Wir können Bilder von mehreren aufeinander folgenden Tagen zu verschiedenen Uhrzeiten vorlegen, wo sich diese in einer Eisenbox befanden, und selbst darin angehängt – im vollen Wissen der Amtsgewalt, gegen das Gesetz! Ein 2 Tage altes Kalb am Strick, eineinhalb Meter von der angeketteten Mutter entfernt; Anbindehaltung von Kälber ist ebenfalls streng verboten! Nun informieren wir die Behörde, noch immer im Verlangen (wir können natürlich diesen Mailverkehr vorlegen) den Bauern ob seiner Probleme ’sanft aber bestimmt‘ zu behandeln, um keine ‚menschliche Tragödie‘ zu erzeugen; dennoch aber schnell einzugreifen, es wäre Gefahr im Verzug, es geht um das Leben eines Kalbes! Was passiert aber? Sie handelt nicht und am nächsten Tag ist das Kalb tot! Herr Seywald mag nun rührig behaupten, er hätte es sogar mit der Flasche gefüttert, er, der Jahrzehnte Erfahrung mit diesen Tieren hat. Wir haben angeboten einen Tierarzt hinzu zu ziehen, von uns bezahlt, dass wir das Kalb kaufen werden, samt der Mutter, schon am nächsten Morgen auf einen Gnadenhof bringen möchten – alles belegbar – die Nacht über nun aber bei ihm
bleiben möchten um es alle 2 Stunden zu füttern, weil wir uns Sorgen um dessen Gesundheit machen – abgelehnt! Mit all seiner Erfahrung behauptet er nun, er würde es ‚eh 2 oder drei mal am Tag‘ füttern – jedem seriösen Landwirten stellen sich nun wohl die Haare auf: ein Neugeborenes, und dann nur 2 mal am Tag Milch!!!!
Zu den Welpen: es waren am ersten Tag unseres Besuches mindestens ein Dutzend deren dort, wahrscheinlich mehr; Frau Seywalds Schwester selbst sprach von 13; wir kennen Menschen, die Hunde dort gekauft haben – ungeimpft und ungechipt, was verboten ist – und Herr Seywald hat für eine Hündin z. B. 300 Euro verlangt, 240 bekommen. Glauben Sie tatsächlich, dass dort nur in diesen Tagen so viele Hunde vor Ort waren? Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass Herr Seywald hier ein Zubrot verdient, steuerfrei, ungemeldet.
Bei unserem ersten Besuch befanden sich vier Welpen in einem kleinen, mit einer Plane verschlossenem Autoanhänger, in der prallen Sonne, bei Temperaturen weit über der 30 Grad-Marke. Herr Seywald meinte, er würde die Welpen am Wochenende zu einer Freundin in die Steiermark bringen, welche eine Hundezucht betreibt; diese würde eventuell für ihn die Kleinen verkaufen. Weiters sagte er, er würde alle halbe Stunde am Anhänger vorbei gehen um diesen durchzurütteln, damit sich die Hunde im Inneren an die späteren Fahrtbedingungen gewöhnen würden. Ist das eine tierschutzgerechte Behandlung von Welpen?

Frau Kaserer, Sie haben selbst erlebt, wie im Zuge der Demo ein Nachbar vorbei kam, zur Demo gratulierte, und selbige schwere Vorwürfe gegen den Bauern erhob. Wenn nun ein Mann bei seinem Nachbarn ein paar Stunden aushilft, ein paar Euro zuverdient, dann erhebt das Amt sehr schnell Anklage, wird Betroffener sehr schnell kriminalisiert – zu Recht vielleicht, aber wird dann hier nicht mit zweierlei Maß gemessen? Und trotz all dieser Tatsachen: besagte belegbare Verfehlungen haben wir angezeigt, nicht mehr und nicht weniger; immer haben wir betont Herr Seywald sei bestimmt kein schlechter Mensch, und auch die Tiere mögen ihn, also würde er sie sicher nicht schlagen oder misshandeln. Dennoch verstößt er gegen das Gesetz, so eindeutig, dass sich jede weitere Frage erübrigt. Wir lassen uns nun ganz sicher nicht den Vorwurf gefallen hier überreagiert zu haben. Zur Behörde: es ist immer das selbe Spiel – deckt man ein Vergehen auf, welches eigentlich die Arbeit des Amtes wäre, dann reagiert besagtes Beamtentum monoton; man versucht den AufdeckerInnen den ‚Schwarzen Peter‘ zuzuschieben, damit von eigenen Versäumnissen abzulenken; leider funktioniert der Versuch auch im 3. Jahrtausend noch und das macht uns traurig, lässt uns an der Lauterkeit der Gesetzgebung zweifeln. Dabei bestätigt der Herr Bezirkshauptmann selbst alle unsere Vorwürfe in diesbezüglichen Interviews sogar, dennoch versucht er den Eindruck zu erwecken, hier handle es sich um eine Überreaktion oder gar um Verleumdung von Seiten der TierschützerInnen – es ist beschämend. Wenn er sich nun freut sollte die Sache vor Gericht kommen, dann sollte er dieses Vorgehen selbst forcieren, nicht dem Bauern überlassen – so unser Rat!
Es stimmt, wir sind der wahrscheinlich einzige Verein, der gegen derartige Versäumnisse öffentlich vorgeht – und daher ein Stachel im Fleisch der Behörde. Deshalb verstehen wir deren Reaktion auch, können deren Beweggründe sogar nachvollziehen. Dennoch – irgend wann ist ein Maß erreicht, welches eine gewisse Schmerzgrenze überschreitet und wir lassen uns nicht länger mundtot machen. Lesen sie unsere Vereinsstatuten, wir haben uns der Sache der Tiere verschrieben, nicht zuletzt deshalb wäre jedes Angleichen wohl ein Verrat an diesen.

Aber zurück zu Herrn Seywald – wie schon im Flachgau in mehreren Fällen wird auch hier versucht die Verstöße als Kavaliersdelikte hinzustellen, Verstöße, für deren Ausschaltung die Behörde zuständig wäre. Statt dessen greift man jene an, die sich um eine Umsetzung zu kümmern versuchen; statt Gespräche gibt es nur wütende Gegendarstellungen, unwürdig eines heheren Amtes – und es gibt nicht mal Versuche das Unrecht abzustellen. Wir betonen nochmals: würden sich die TierschützerInnen nicht für eine Einhaltung der Tierschutzgesetze stark machen, die Tiere hätten keine FürsprecherInnen – traurig aber wahr. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Wir würden uns sehr über einen Gedankenaustausch und die Chance auf eine Richtigstellung in Form einer Veröffentlichung freuen
mit herzlichsten Grüßen

Möchen auch Sie Ihre Meinung posten? Bitte schreiben Sie an
tenngau.red@bezirksblaetter.com

 


 

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