6. RespekTiere-Kreuzzug, dieses Mal in Graz!

Wow, also wenn das keine fantastische Demo war!
Unser 6. Kreuzzug für Tierrechte hat seinem Ruf, Österreichs spektakulärste Tierechtsdemo zu sein, alle Ehre gemacht! Dabei hatte alles so schwierig begonnen; zuerst kamen schon am frühen Morgen mehrere krankheitsbedingte Absagen, dann sollte die Übergabe einer benötigten Maske nicht stattfinden können und zu guter Letzt die Hiobsbotschaft schlechthin: der VW-Bus, bereits seit dem vergangen Tag voll beladen und seit drei Tagen von einer 2000-Euro-Reparatur zurück, versagte den Dienst – das Getriebe, frisch eingebaut, streikte!
DSC 3495Frei nach unserem Motto ‚Jammern nützt nix’, nun schon sehr unter Zeitdruck, behielten wir dennoch die Nerven und wie so oft sprang der Retter in der Not in der Verkörperung einer bestimmten Person ein – Georg Rennert, im erlauchten Kreise der verdientesten Salzburger TierschutzaktivistInnen, übernahm den Transport der Kreuze, Transparentstangen, Sensen, usw., und lenkte seinen VW Sharan inklusive fünf AktivistInnen an Board bald in Richtung Graz! An dieser Stelle müssen wir ein doppelt dickes Lob loswerden; Georg versorgt nicht nur ständig TierschützerInnen an Demoständen und dergeleichen mit Selbstgekochtem, übernimmt Transporte, sponsert PVC-Transparente, vegane Häppchen an Infoständen, ist immer und überall zur Stelle, nein, er kämpft auch an vorderster Front gegen das Tierleid. Und das besonders bemerkenswerte daran: er kommt aus ländlicher Gegend und betreibt dort ein Gewerbe, eine Glaserei (sollten Sie irgend wann einmal einen Glaser brauchen, es gibt nur eine wirkliche Adresse: Georg Rennert, www.glaserei-rennert.at). Wie wir alle wissen, konfrontiert unser Einsatz für Tiere die Umgebung; erst recht auf dem Land, und wenn man dann auch noch Geschäftstreibender ist, so ergeben sich aus dieser Konstellation sehr schnell Einkaufsboykotte der anwohnenden JägerInnen, Bauern/Bäuerinnen, TierausbeuterInnen, MetzgerInnen … eine Tatsache, die Georg mit keiner Wimper zucken lässt; und wohl allein dafür gebührt ihm der höchste Respekt!

Gerade noch in der Zeit erreichten wir dann Graz; inzwischen hatte der Himmel seine Pforten geöffnet und Gott schien mit uns für die Tiere zu weinen. Trotz des Dauerregens aber hatten sich dann auch bereits um die 80 AktivistInnen (!!!) eingefunden, aus allen Tierrechtslagern Österreichs, vom VGT, der Tier-Wege, der Tierrechtsinitiative Steiermark, von der Arche Noah (um nur einige zu nennen), die allermeisten davon hoch motivierte SteirerInnen, aber auch mehrere TierschützerInnen aus Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und sogar aus Vorarlberg waren gekommen!

Bemerkung am Rande: die anwesende Polizei verhielt sich entgegen früherer Erfahrungen, besonders bei Kreuzzügen, mustergültigst, sehr zuvorkommend und hilfsbereit!
 

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Der Zug setzte sich dann vom Grazer Hauptplatz ausgehend in Bewegung. Bitterkalte Temperaturen und strömender Regen hatten sehr bald einen unheimlich anmutenden Nebeneffekt – man konnte dem Tross allein aufgrund der hinterlassenden (Kunst-)Blutspur überall hin folgen (wie von Geisterhand wird sich die Spur dann auch wieder verlieren, Kunstblut hat nämlich den unersetzlichen Vorteil sich relativ leicht auswaschen zu lassen – und somit ist einer eventuellen Strafe wegen Verschmutzung öffentlicher Plätze nicht zuletzt wegen des Regens vorbeugt)! Ein Fahnenmeer wehte den überraschten PassantInnen alsbald entgegen, ‚Solange es Schlachthöfe gibt wird es auch Schlachtfelder geben’, ‚Tierversuche sind wissenschaftlicher Betrug’‚, Mahlzeit (untermalt mit schrecklichen Bildern sterbender Rinder, Kälber und Schweine)’, das für Kreuzzüge unverzichtbare ‚Wir sterben täglich für eure Ernährungssünden’, ‚Ehrfurcht vor dem Leben ist Abscheu vor dem Töten’ und, und, und, konnte dabei gelesen werden.

Menschen in Todes-, Metzger-, Tier-, Tierversuchsexperimentator- und Jägerkostümen erregten riesige Aufmerksamkeit in den Häuserschluchten, eingerahmt von den unerlässlichen Megaphondurchsagen des zur Hochform auflaufenden Thomas Kreppl und den dröhnenden Trommelschlägen sowie rhythmischen Skandierrufen der AktivistInnen.

Dazwischen drei dornengekrönte Kreuzträger, ein Huhn, ein Schwein und eine Kuh, blutüberströmt, ihre Last schleppend, gnadenlos angetrieben von einer wahrlich furchterregenden Gestalt in Metzgerkleidung; Blutfontänen speiend, giftig, wütend, spukend, fluchend – der fantastische Niki Kulmer von der Tier-Wege in Reinkultur! ‚Kein Stehen bleiben, auf in den Schlachthof, dort wartet man schon auf Euch, Ihr seid der Osterbraten’, konnte da vernommen werden.
 

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Zwischenstopp Jakominiplatz, die Kreuze aufgerichtet, Kuh, Schwein, Huhn in dornen-gekrönten Häuptern am Kreuze festgebunden; ein Stakkato von Tierrechtsweisheiten, ‚Tiere haben Rechte – Fleisch ist Mord’ hallt es durch die Gassen, dazwischen die so markanten ‚Wusstest Du, dass…’ Megaphondurchsagen; nächster Stopp MC Donalds, selbige Prozedur, nun mixten sich ‚MC Donalds – das M steht für Mord!’-Rufe dazwischen, die Stimmung brodelnd; das Blut der AktivistInnen an den Kreuzen rinnt in dicken Strömen von erschöpften Körpern, verbindet sch mit dem kalten Regennass des Himmels und bildet eine Pfütze vor dem Imbiss-Laden welche symbolischer nicht sein konnte. Der Tross setzt sich erneut in Bewegung, Nordsee als weiteres Ziel – und dann eine Kirche; beruhigende Worte für die PassantInnen, wir attackieren nicht die Religion, im Gegenteil wir wollen die kirchlichen Vertreter nur an den Schöpfungsauftrag erinnern, kein Ausschluss des tierlichen Lebens wurde je im Heiligen Buch festgehalten; ein Ende der Ansprache mit ‚Wir sind hier und wir sind laut, solange die Kirche nicht auf die Tiere schaut’ und ‚Wir sind hier und das ist gut, solange die Kirche nichts für Tiere tut!’-Rufen, die durch Mark und Bein gehen, vielleicht den einen oder anderen Vertreter der Gottheit oder der Gläubigen zum Nachdenken anregend.

Nun bewegt sich der Zug schon seit mehr als eineinhalb Stunden bei unwirtlichsten Verhältnissen durch die Stadt, dennoch ist die Energie ungebrochen; wir nähern uns Hämmerle, der nicht Abstand nimmt vom Echtpelzverkauf: ‚Pelze raus, raus aus den Regalen’-Rufe erzeugen eine unüberhörbare Lärmkulisse; und dann Kleider Bauer, der Inbegriff so vieler Tierrechtsbemühungen, Synonym für den Tierschutzprozess – wieder werden die Kreuze errichtet, der Gehsteig vor dem Geschäft versinkt abermals im Blut; ‚Kleider Bauer ist schuldig, Kleiderbauer macht mit, auf Kosten der Tiere ein Mordsprofit!’ ist da zu hören und ‚Tiere haben Rechte, Pelz ist Mord’.
 

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Nach 2 Stunden sind wir wieder am Hauptplatz, dem Ausgangspunkt, angelangt; ein letztes Mal werden Huhn, Kuh und Schwein an die Kreuze gebunden, und dann setzt ein derart heftiges Skandieren ein, dass wohl ganz Graz die Botschaft hört: ‚Tiere haben Rechte – Fleisch ist Mord’, ‚Könnt Ihr die Stimme der Tiere nicht hören – so müssen wir eure Ruhe stören’ usw. durchdringt in niemals gedachter Heftigkeit die kalte Aprilluft, ständig anschwellende Lärmwellen überrollen den weiten Platz. Menschen zücken Fotoapparate, klatschen Beifall, einige blicken verschämt, andere verstört zur Seite – und fast niemand, in Fakt nur ein paar Buben, versuchen zu stören, wollen besonders lustig zu sein, indem sie mit großen Augen und breitem Grinsen in fette, bluttriefende Burger beißen – solange, bis ‚unser’ Metzger sich umdreht, Blut speiend, und sofort den nötigen Respekt für sich inne hat – wer will schon einen mehrfachen Boxstaatsmeister verhöhnen?

David Richter vom VGT, der unverzichtbare Hilfe für das Zustandekommen der so großartigen Kundgebung geleistet hatte, richtet ein paar Worte an die Versammlung, und dann noch der RespekTiere-Obmann, von vielen, vielen Dankbarkeiten mitgenommen, etwas erschöpft, aber tief gerührt, spricht der Menge den allergrössten Respekt aus – eine Kundgebung geht zu Ende, die wir nie vergessen werden – es waren wirklich magische Momente in Graz, einfach nur fantastisch!!!

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Wir werden zu Mitte der Woche, wir warten noch auf ganz wichtige Bilder und Videos, gemacht vom ‚Storchenvater‘ Helmut Rosenthaler, welcher als große Ehre die gesamte Kundgebung begleitete und dokumentierte, ein On-line-Fotoalbum veröffentlichen (verantwortlich für die fantastischen Bilder in diesem Newsletter zeichnete zu allermeist die RespekTiere-Fotografin Caro Riener, dann gibt es noch einige großartige Aufnahmen von Thomas Kreppl sowie der immer im Einsatz stehenden Silvia Gamper)!

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Eine kurze Schlussbemerkung muss hier noch Platz finden: natürlich gibt es auch unter den PolizistInnen ganz fantastische und herzensgute Menschen, ein Faktum, welches wir durch all die Wirren des Tierschützerprozesse nahezu verdrängten – wir in Graz, wir hatten das große Glück, genau von solchen umgeben zu sein!

 

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