Pelzfarm Rumänien – ein Augenzeugenbericht

Folgender Tatsachenbericht wurde uns anonym zugesendet – wir wollen Ihnen das Geschriebene nicht vorenthalten!

Nach Ansicht der meisten Menschen in Rumänien, und sogar der eines grossen Teiles der TierschützerInnen im Land, sind Pelzfarmen im Karpatenstaat längst verboten. Die Realität hingegen spricht eine andere Sprache; offiziellen Berichten zufolge dürften noch 6 derartige Einrichtungen existieren, Tierschutzorganisationen vor Ort wie die Vier Pfoten wissen dagegen sogar von 14 und mehr.
Wir hatten von einer dieser Quälanstalten über verschiedene Quellen erfahren, es musste sich den Berichten zufolge um eine riesige handeln, welche sich ganz im Nordosten befinden sollte. Dorthin hatten wir uns nun also auf den Weg gemacht, von unserem Standort aus durch mehr als 500 km bergiges und ziemlich menschenleeres Gebiet, quer durch das mythenträchtige Transilvanien, getrennt. Gegen Mittag waren wir aufgebrochen, am späteren Nachmittag setzte sehr zu unsrem Unmut plötzlich strömender Regen ein. Unsere technischen Hilfsmittel standen mit der ursprünglichen Landschaft dann auch noch sehr bald auf Kriegsfuss, und so tasteten wir uns wie in guter alter Zeit mittels Kartenlesens von Ortschaft zu Ortschaft an das Ziel heran – so zumindest lautete der Plan, der erst aufzugehen schien, uns alsbald aber in die Irre führt! Durch irgend eine Fehlberechnung waren wir inmitten der Berge gelangt, umgeben von ausgedehnten Wäldern und Bergflüssen; vorbei an einem Stausee, welcher das Land über Kilometer unter sich begraben hatte, immer enger wandten sich die Serpentinen hin dem mächtigen Gipfel entgegen. Anzeichen deuteten nun in unübersehbarer Fülle darauf hin, dass wir den Weg verloren und so der Nichtkenntnis der Geografie Tribut zu zollen hätten; doch erst eine wilde Pferdeherde auf dem Asphaltband, dazu Dutzende Tiere im Flussbett unter uns, ließ, beginnend zwar Begeisterung, dann aber ernste Ängste ob der möglichen Verirrung aufkommen. Dennoch fuhren wir weiter, so lange, bis der Pass vor uns zur Hälfte blockiert, von einer Steinlawine verschüttet, die Frage aufwarf – kommen hier überhaupt noch Fahrzeuge vorbei? Die Antwort wenig später: ein Anhänger, mitten auf der Straße geparkt, erweckte zuerst Ärger: wer kann so gottverdammt selbstgefällig sein, diesen hier zu parken, noch dazu nach einer Kurve? Wir passierten das Gefährt – und siehe da, unmittelbar vor uns löste sich der Asphalt unvermittelt und plötzlich in einem steinigen Weg auf!

Noch immer nicht vollends überzeugt folgten wir diesem, bis sich vor uns ein Tal eröffnete, ein letzter Anflug von Zivilisation, umgeben von majestätischer alpiner Welt.

Zu unserem Glück hatten sich an der Gabelung ein paar Naturlieber im Zelt niedergelassen, welche uns mit einem Grinsen im Gesicht davon überzeugten, hier endet die Welt des automobilen Siegeszuges 🙂

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Fotos, erste Reihe: wunderschöner Stausee; Naturjuwele; Reihe zwei: Pferde mitten auf der Straße, ebenso Kühe; Reihe unten: Stress gibt es hier nicht; einsamer Reiter

Mit Mühe bewegten wir nun den Wagen im Retourgang zurück zur eigentlichen Straße und machten uns daran, die Serpentinen in umgekehrter Richtung zu bezwingen. Ein einsamer Hirte blockierte mit seiner Kuhherde den sich nun langsam wieder verbreiternden Verkehrsweg, mit gottgeschenkter Gelassenheit machte er den Pfad für uns frei; ein Mann am Pferd ritt uns entgegen, zu den Füßen des Reittieres ein Hirtenhund, der Reiter fragte nach einer Zigarette; die nur wenigen kleinen Dörfer in der Abgeschiedenheit bewohnt von einer schwer arbeitenden Gesellschaft, deren Haupterwerb darin liegt, gefallene Bäume mithilfe der Pferde aus den Wäldern zu ziehen.

Langsam machte sich nun auch noch die Dunkelheit breit, ein Faktor, welcher eine derartige Reise natürlich sehr erschwert; die Passstraßen völlig unbeleuchtet, selbst Reflektoren an den Straßenrändern ein unbekanntes Novum; dazu trotz all der Unwirtlichkeit ein kaum nachlassender Verkehr, bewegten wir uns doch auf einer Route, welche entgegen ihrer Schwernis mehrere größere Städte miteinander verbindet. Nun setzte, nachdem dieser zuvor schon nachgelassen hatte, auch noch erneut strömender Regen ein, Wasser spiegelte sich auf der Fahrbahn, gepaart mit all den Schattenspielen einer beginnenden Finsternis und ermüdeten Augen ein gar gefährliches Zusammenspiel.

So erreichten wir den Zielort erst weit nach Mitternacht, zu spät, um sich eventuell noch mit den dortigen Begebenheiten bekannt zu machen; der Bus kurzerhand umfunktioniert zum Nachtlager, die mitgebrachten Schlafsäcke und Decken versprachen Wärme für die kommenden Stunden. Als Schlafplatz hatten wir eine Einfallsstraße ausgesucht, beleuchtet, um Schutz vor eventuellen Dieben zu haben; kaum jedoch waren wir bereit zur Nachtruhe, erschien ein Soldat aus der gegenüberliegenden Kaserne und gab uns zu verstehen, wir sollten einige hundert Meter zurück – dies sei militärisches Gelände!

Gesagt getan, gegen 2 Uhr morgens fanden wir endlich Ruhe und Erholung im tiefen Schlaf.

Das laute Getöse des einsetzenden Frühverkehrs weckte uns; es war nun bereits acht Uhr morgens, tatsächlich hatten wir fast 6 Stunden in den weichen Decken verbracht; in Anbetracht dessen galt es nun keine Zeit mehr zu verlieren, so schnell als möglich mussten wir besagte Farm finden. Diese Aufgabe stellte sich aber schließlich entgegen den Erwartungen als eine recht einfache heraus; bereits gegen 10 Uhr vormittags entdeckten wir die ersten typischen Hallen nur unweit neben der Straße in einem Waldstück!

Wir parkten das Fahrzeug abseits des Weges und machten uns zu Fuß auf um eine erste Erkundung vorzunehmen. Zuerst sollte ein Feldweg, welcher sehr bald in einen wunderschönen Wald mündete, zu bewältigen sein. Wir durchquerten nun eine Märchenwelt aus Farnen und mächtigen Laubbäumen, verweilten kurz im einladenden Schatten des Blätterdaches; von irgendwo her drang Traktorenlärm herüber, ein Zugfahrzeug durchpflügte Felder, offensichtlich unweit von uns – der Landwirt konnte jedoch unseren Standort nicht ausmachen, wohl beschützt vom Licht- und Schattenspiel der Umgebung. Mutter Natur hielt uns in jenen Augenblicken in sicheren Händen, gab keinen Blick frei.

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Fotos, obere Reihe: riesige Farmanlage, rechts: aufgelassene Nerzfarm; untere Reihe: Wachtürme nach kommunistischer Art; flinke Füße, mehrmals auf der Flucht

Wie Gespenster bewegten wir uns in Folge, geisterhaften Schemen gleich. Dann die ersten Hallen – vor uns ergoss sich eine riesige Farmanlage in die Weite der Landschaft. Natodrahtbewehrt, durch zusätzliche Gräben und weitere Zäune beschützt, eine eigene Welt in sich. Blitzschnell befanden wir uns dann trotz all der Vorkehrungen ungebeten BesucherInnen abzuhalten fast wie von Zauberhand gelenkt inmitten der Agrarfabrik, ein Symbol des zerfallenden Kommunismus – einst eine mächtige Kolchose, Arbeitsplatz für hunderte Menschen, Todesfalle für Abertausende von Tieren; noch gab die Wirklichkeit einen kurzen Blick auf einstigen Stolz frei, übermächtige Wachtürme positioniert an allen Ecken versinnbildlichten stalinistische Wunschträume. Wie Soldaten ragen sie bis zum heutigen Tage gegen den Himmel, sich unbesiegbar wähnend, doch es benötigte nicht die starke Hand der Revolution um sie zu Fall zu bringen; allein die Elemente genügten, zersaust und zerfressen, vom Rost zernagt. Ehemalige Hühnerställe, monströs in ihren Ausmaßen, dem Verfall preisgegeben; in einigen deren befinden sich heute Pferde, gezeichnet vom Leben, von harter Arbeit in den Wäldern – moderne Sklaven, ohne Gewerkschaft, ohne Stimme, unbeweinte Kreaturen. Auch Kühe gibt es hier, ein schwacher Abglanz früherer Zeiten, wo es der ihren wohl tausend und mehr waren.

Wir durchstreiften in aller Vorsicht das Gelände, es erstreckte sich wohl über fast einen Kilometer in der Länge, stießen dabei auf das Ziel unserer Suche – der nördliche Teil der Farm diente zumindest in der Vergangenheit als Nerzfarm, so viel stand schnell fest; doch auch hier hatten die Elemente der Realität schwer zugesetzt, Rost regiert die sterbende Welt. Noch immer aber ist das Ende des autarken Reiches leider nicht in Sichtweite, noch immer werden hier viel zu viele Tiere gequält, so viel sei vorweggenommen. Im Moment beschäftigten uns jedoch andere Sorgen; nun stoppte nämlich lautes Hundegebell weitere Investigation, welches jeden unserer Schritte, so unhörbar wir diese auch zu setzen versuchten, im Voraus verriet.

So fanden wir uns aus der Notwendigkeit wieder in entgegen gesetzter Richtung, den Hang hinunter, so lange, bis wir eine Betriebsstraße kreuzten; nur vereinzelt waren Arbeiter zu sehen, irgendwo im Nirgendwo, wohl selbst in Gedanken versunken. Bald erspähten wir einige Hallen wo Truthähne untergebracht waren, zumindest teilweise allerdings in besserer Haltung als wir es aus Mitteleuropa gewohnt sind – die meisten Vögel hier konnten nämlich wenigstens einen abgesteckten Bereich im Freien benutzen, konnten zumindest Grundbedürfnissen nachkommen, scharren und picken.

Plötzlich, völlig unerwartet, stand ein Arbeiter im roten Hemd vor uns – die Begegnung verlief allerdings für diesen genau im selben Maße wie für uns so gar nicht vorhergesehen, deshalb wohl reagiert er kaum; wie sich verlaufen habende Touristen gestikulierend, lautstark ein Sprachenwirrwarr nutzend, entfernten wir uns langsam. Allein seine Augen lasteten schwer wie Beton in unserem Rücken, als wir nun schnelleren Schrittes das Gelände in Richtung der Hauptstraße zu verlassen versuchten.

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Puten und Hühner in engen Käfigen; aber auch welche, denen wenigstens ein paar Quadratmeter Erde zur Verfügung stehen

Zurück zum Wagen, neuer Plan – wir würden nun das hintere Ende der Farm ansteuern und von dort einen Weg hinein in die Hölle für Pelztiere finden; gesagt, getan, wieder durchquerten wir ausgedörrte Mais- und Weizenfelder, bis uns der Wald erneut verschluckte. Doch dieses Mal befanden wir uns wohl am richtigen Weg – der so typische Geruch einer Pelzfarm, verursacht durch die so unnatürlichen Konzentration von vielen Füchsen auf einem Platz (Füchse sind von Natur aus EinzelgängerInnen), hing plötzlich schwer in der Luft, machte das Atmen fast zur Qual – schon jetzt, wo uns noch gut 200 Meter von der Farm selbst trennten; dieser Fakt verriet uns: hier sind hunderte, wahrscheinlich tausende Tiere gefangen.

Wir hetzten durch den Forst, jeder Schritt mit Bedacht gesetzt. Auf das Ziel fokussiert, Adrenalin pumpte durch die Adern, besiegte recht schnell das zu Beginn solcher Aktion immer vorherrschende mulmige Gefühl in der Magengegend. Angst ausgeschaltet, wie von Zauberhand, eine bestechende Vorkehrung von Mutter Natur – Mensch als Maschine, gedankenbefreit, stumme Soldaten, einem Auftrag untergeordnet!

Dann breitete sie sich vor uns aus, ein Monstrum einer Anlage; zuerst erkannten wir deren Ausmaße ja noch nicht wirklich, doch dann ging es vorbei in eiligem Schritt an hunderten Meter langen Käfigreihen, kurze Zwischenräume, nur um erneut an eine weitere dieser so grässlichen ‚Open-Air-Fallen‘ zu stoßen. Dazwischen Gänge, abgestellte Schiebetruhen verrieten den wissenden Beobachter, dass sich wohl auch Personal im Gelände befindet musste. Wir erkannten nun aus der Entfernung bereits die Gefangenen – wie vermutet, abertausende Füchse! Zuerst fanden wir jene Käfige, wo Mütter mit ihren Kindern eingepfercht vegetieren müssen, weiche Pfoten auf hartem Eisen; Gitterboden, Wiege der Kindheit; eine Welt beherrscht von Metallstäben, als Haftverschärfung die Freiheit unmittelbar vor Augen, wie vom Gehörnten selbst entworfen, den Geruch der Wälder immer in der Nase…

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Fotos: Fuchsquälanstalt, ohne Worte…

Des Küschners Mär, die artgerechte Pelztierhaltung, pocht wie eine Beleidigung im Gehirn; eine Verhöhnung an den Intellekt, Speichel ins Gesicht der Menschlichkeit. Gott bewahre, ich will keinem Menschen unrecht tun, doch diese Mörderbande, sie hat das Attribut ‚Handwerk’ nicht verdient, denn es ist grausamste Perversität was sie im Verborgenen treibt! Es klebt Blut an ihren Händen, und der Gestank des Todes begleitet all ihre Schritte, darüber können auch Geldscheine und infame Lügen nicht hinwegtäuschen…

Tatsächlich, jeder denkende Mensch wird vermuten, wird wissen, es gibt sie nicht, die artgerechte Haltung solcher Tiere; wie denn auch? Wissen wir doch, egal ob Fuchs oder Nerz, sie leben im und am Wasser, in riesigen Revieren, immer in Bewegung, eins mit der Natur; hier sind sie degradiert zu Geknechteten, Gefangen, den unfassbarsten Bedingungen hilflos ausgeliefert. Es ist nicht rechtens, kann nie rechtens sein, was an solchen Orten passiert; Plätze wie diese, sie sind eine der ganz großen Schanden der Menschheit, eine unauslöschliche Schmach; alle Rechte ausgesetzt, in den Staub getreten. Ein Beweis dafür, dass ‚Mensch‘ noch nicht dem Barbarentum entkommen konnte, noch immer auf unterster Stufe verweilt. Ja, egal, wie weit wir uns auch auf zivilisatorischem und kulturellem Gebiet noch hochschwingen werden, solange wir Dinge wie diese in unserer Mitte dulden, noch dazu für derart triviale Bestimmung, werden alle Fortschritte auf anderen Ebenen null und nichtig sein und wir abgestempelt als furchtbarstes Wesen unter den Lebensformen…

 

Ein Versuch, von der Hinterseite der Anlage in diese zu gelangen, wurde brutal vereitelt – ein riesiger kaukasischer Hütehund, die Rasse bestens bekannt für deren Unbestechlichkeit, tauchte plötzlich aus dem Nichts auf und verwehrte jeden Gedanken auf einen Einlass durch sein tiefes Grollen aus breiter Brust; Glück im Unglück, er schlug nur kurz an, beruhigte sich aber schnell, nachdem wir uns seinem unmittelbaren Gesichtsfeld wieder entzogen. Nichts desto trotz, mit der unverhofften Begegnung schwanden unsere Chancen denkbar drastisch; schon ein einzelner Hund kann eine ganze Wachmannschaft ersetzen, hier schienen alle Vierbeiner der Gegend zusammengefasst! Wir schlugen uns in den Wald zurück, gut 25 Meter vom trennenden Zaun entlang durchquerten wir zum wiederholten Male die Wildnis. Entlang der Käfigreihen ertönte plötzlich weiteres Gebelle; ein Schatten, ein großer Hund, dahinter noch einer. Wir liefen weitere 100 Meter, hier teilte sich das Gefängnis, gab einen Mittelgang frei; wieder geparkte Schiebetruhe, noch dazu beladen, sie kündeten vom In-der-Nähe-sein der Arbeiter. Hier versuchten wir dennoch, mit relativ weitem Gesichtsfeld, erneut einzudringen, suchten mit prüfendem Blick einen Platz um die Zäune zu überqueren – welche genau wie alles hier den Witterungseinflüssen längst w/o gegeben hatten – aber nun zu unserem Nachteil: denn die Metallgitter präsentierten sich zwar verrostet und gebrochen, ein Sinnbild des Niederganges der Pelzindustrie, aber gerade deswegen auf ein Äußerstes wackelig – und keinen Deut weniger hoch als zu ihren Glanzzeiten. Kaum versuchte man eine Stütze zu übersteigen, bog sich diese in alle Richtungen und Füße fanden keinen Halt mehr, das Gleichgewicht außer Stande gesetzt – ein schlechtes Los für unser oberstes Credo: niemals irgendetwas kaputt zu machen, keine Spuren eines Eindringens zu hinterlassen!

Mit einiger Mühe schafften wir das Übersteigen des Zaunes, kein Hund in der Nähe. Blitzschnell schlichen wir zu den Käfigen, darin Jungtiere, hunderte! Einige Fotos waren schnell gemacht, dann kam der Übermut, der nahelegte, auch die hinten liegende Reihe zu erkunden. Plötzlich, ein Kratzen! Ein Arbeiter versuchte in unmittelbarer Nähe die Käfige zu reinigen, wir hielten inne und beschlossen uns zurückzuziehen – zu groß die Gefahr des Entdeckt werdens. Wäre ein solches Szenario schon in westeuropäischen Farmen äußerst unangenehm, würde ein derartiger Zusammenstoß im Osten wohl nicht abschätzbare Folgen haben. Beim wartenden Auto angekommen würden wir erst mal innehalten, einen Kaffe trinken und überlegen wie wir weiter vorgehen sollten, so versprach es der in der Not entstandene neue Plan. Das Überklettern, der Austritt in die Freiheit, in die Sicherheit, gestaltete sich nicht einfach, die Zäune nach innen gebogen wie in einer militärischen Anlage verhinderten eine hastige Flucht. Ein umgestürzter Baum ragte zu unserem Glück weit in die Farm, wir erkletterten ihn und entstiegen über den Gefallenen in den Schutz des Waldes. Gerade rechtzeitig, denn im selben Moment als uns der Forst in die Sicherheit seines Schattens führte und uns in seiner Geborgenheit empfing, erschienen zwei Männer innerhalb des Zaunes um ihrer Arbeit nachzugehen – genau an jener Stelle, wo wir uns noch Sekunden zuvor völlig unbehütet auf freiem Feld befunden hatten…

Auf Grund der Ereignisse, vielleicht war den Arbeitern doch etwas aufgefallen, wählten wir den langen Weg zurück, über der Hügelkette; mühsam bahnten wir uns Schritt für Schritt durch das Unterholz, immer in Bedacht, auf keine Äste oder welke Blätter zu treten – zu genau wussten wir über die oft ungezügelte Brutalität von Pelzfarmern bescheid, konnte diese TierschützerInnen habhaft werden…

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Angekommen beim Fahrzeug entspannten wir für eine halbe Stunde; wir suchten einen Platz an einem nahen Fischerteich, dennoch weit genug entfernt, um auszuschließen dass wir jemanden auffallen würden, der/die vielleicht mit der Farm zu tun haben würde oder gar dort beschäftigt wäre. Die Uhr zeigte nun bereits halb fünf nachmittags; die Sonne begann sich ganz langsam zurückzuziehen, doch der Boden strahlte noch immer ihre verglühende Lebensfreude wieder, tatsächlich war es trotz der fortgeschrittenen Stunde fast unverändert drückend heiß. 

Wir waren müde, vielleicht zu müde, hatten gestern nicht viel geschlafen, eine Anreise von unvorstellbaren 12 Stunden Autofahrt auf schwierigsten Straßen steckte schwer in den alternden Knochen, gestresste Körper verlangten, flehten fast nach ein bisschen Ruhe – doch es half alles nichts: aufraffen lautete die Devise, ein neuerlicher Anlauf auf das immer unmöglicher Scheinende durfte nicht unversucht bleiben!

So prüften wir zum wiederholten Male unsere Ausrüstung, starteten den Motor und Sekunden später lenkten wir den Wagen erneut durch eigentlich fast unpassierbare Wegstücke. Geparkt in sicherer Entfernung erwartete uns nochmals eine Wanderung durch die ausgedörrten, sonnenverbrannten Felder; schnell, mit der Sicherheit des Geübten, überwandten wir aber die Entfernung und befanden uns im Nu wieder entlang des Weges zur Farm. Die verwitterten Blechdächer strahlten die Hitze des Tage zurück, Motorenlärm im Inneren, gepaart mit vom Wind ins Unverständliche verzerrten Zurufen der Arbeiter und dem Gebelle der freilaufenden Hunde erinnerte frappant an Filmsequenzen, welche ein Gefangenlager irgendwo in Indochina oder Vietnam zeigen. Ein eigentlich passender Vergleich – Aussichtslosigkeit hie und da…

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Wir fanden die Stelle des ersten Überganges; entschieden, ein Aktivist geht vor, der andere überwacht vom Zaun aus das Geschehen im Inneren. Kaum überstieg der Mutige jedoch die Barriere, funkten technische Geräte ein Alarmsignal – ‚Mensch‘ im Anmarsch! Und wieder, wie zwei Stunden zuvor, kaum erreichten wir den rettenden Wald, kamen zwei Männer an selbiger Stelle zum Vorschein, vertieft in ihre Gespräche. Glück im Unglück! Wir schlichen der Absperrung entlang, auf der Suche nach einer neuen Chance, wieder Hundegebell; langsam dämmerte uns die Unmöglichkeit des Bestrebens, die Einsicht, zwei Personen sind eindeutig zu wenig für einen derartigen Einsatz, setzte sich mehr und mehr durch. Doch wir waren zu weit gefahren um jetzt aufzugeben; so beobachteten wir stumm die Käfigreihen, vor uns waren wirklich riesige Füchse untergebracht, in der Größe von großen Hunden; dann Fuchsmütter mit Nachwuchs, wir presten uns an den Zaun, erneut Hunde; nun ertönte auch noch Gänsegeschrei, zusätzliche Wachposten, oft unterschätzt, in ihrer Effektivität aber gleichwertig oder gar fast noch höher einzuordnen als die Hunde selbst!

OK, was zu viel ist, ist zu viel, wir zogen uns an den Anfang der Anlage zurück; dort beobachteten wir das Geschehen für bange Minuten – doch erneut erschnupperten zwei kleinere Hunde unsere Anwesenheit. Wir verhielten uns ruhig, sie stellten das Bellen ein und gingen ihres Weges. Da – ein, zwei, drei Füchse, aus ihren Käfigen entkommen, aber aus einer Laune des Schicksals unfähig den Wald zu erreichen; vielmehr versuchten sie in ihre Käfige zurück zu gelangen, das einzige Leben das sie je kannten, und sei es auch noch so grausam, fortzuführen…

Wieder entschieden wir die Barriere hinter uns zu bringen, überstiegen den Zaun – in diesem Moment erschien erneut ein Arbeiter, im letzten Augenblick sahen wir ihn, direkt vor uns; wir flüchteten zurück, der Wald nahm Flüchtende gnädig auf, hetzten den schmalen Weg entlang, bogen ab ins Gestrüpp, den Hang hinauf; gab es Verfolger? Wir wussten es nicht, verschnauften für Sekunden an einer steil abfallenden Schlucht – Dead End, auch für uns? Wir hielten innen, kein Verfolgerlärm war zu hören. Zurück zum ursprünglichen Weg, bis zu den rettenden Feldern, wo der Mais gut 2,5 Meter hoch stand, dann zum Auto; blitzschnell ein Wechsel der Speicherkarten, die benutzten verstecken, falls die Polizei oder ein wütender Pelzfarmer uns stellen würde…

Dann verschluckte uns die beginnende Nacht; wir waren aufgewühlt, enttäuscht, desillusioniert; all der Aufwand, wofür? So viele Mühen, Entbehrungen, ein zermartertes Gehirn…

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Wofür? Zumindest für die Einsicht, den Beweis erbracht zu haben, solche Farmen gibt es immer noch in Rumänien; selbst die TierschützerkollegInnen vor Ort haben deren Existenz stets verneint, nun haben wir sie bewiesen, auf Hama-Speicherkarte unauslöschlich gebannt!

Ja, wir werden wiederkommen, besser vorbereitet, nicht so müde, aber mit genau demselben Tatendrang. Wir werden vor beginnender ‚Pelzsaison‘ top-aktuelle Bilder zeigen, die der Kürschner Mär Lügen strafen, so oft und so lange, bis auch der letzte dieser gottverdammten Plätze für immer geschlossen wird und der Berufsstand in Vergessenheit gerät, nur mehr als Relikt, als Mahnmal, als schmerzliche Erinnerung dafür, zu welchen erbärmlichen Taten die menschliche Seele fähig ist, in den Schwarzbüchern unserer Art aufscheint…

 

Bitte kaufen Sie keinen Pelzmantel! Bitte achten Sie darauf, keinen Pelz in jeglicher Form – als Verbrämung an Schuhen oder Jacken, als Accessoires oder als Fütterung – zu erstehen! Glauben Sie nicht den Lügen der Pelzindustrie – es gibt sie nicht, die artgerechte Pelztierhaltung, nicht in China, nicht in Russland, nicht in Osteuropa und nicht im Westen; benutzen Sie Ihren Verstand, der sagt Ihnen, Fuchskäfige wie die gezeigten sind die weltweite Norm! Machen Sie sich nicht mitschuldig an einem der ganz großen Verbrechen der Menschheit, an einer Grausamkeit, die nahezu unübertrefflich in den Annalen unseren Geschichtsbücher Niederschlag findet. Pelz tragen tötet, und nur völlig herz- und hirnlose Menschen bekleiden sich mit dem Pelz von Tieren – dies ist die Realität, und sie ist eine unerschütterliche, nicht wegzudiskutierende Tatsache!

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