Foto: unfassbar – Österreich, Juni 2019… |
Es fehlen uns beinahe die Worte zu dem, was da eine neuerliche Recherche in Salzburg’s Kuhställen zutage brachte – hierfür ist am Ende des Tages nur ein Begriff zulässig: UNFASSBAR!!!! Aber der Reihe nach; Sie erinnern sich bestimmt, in den letzten 2 oder 3 Jahren mussten wir mehrmals einen im Salzburger Land, nahe der Mozartstadt ansässigen Landwirten wegen der Hornanbindung seiner Stiere anzeigen. Erst im Februar dieses Jahres beanstandeten wir den Zustand erneut – dann endlich mit vermeintlich endgültigem Erfolg; jedenfalls, nachdem RespekTiere von sachkundigsten Stellen (Tierschutz-Ombudsmännern und –frauen, AmtstierärztInnen, usw.) Expertisen zur Thematik an die Salzburger Pendanten geschickt hatte, teilte uns die Vet-Behörde mit, ab nun wäre das Problem beseitigt, das unselige Anbinden an den Hörnern Geschichte. Spät, aber doch, nun, da wir immerhin im 3. Jahrtausend angekommen sind! Sie kennen uns, wir sind zwar guten Glaubens, aber wir möchten uns dann natürlich zusätzlich immer selbst vergewissern, dass das Gesagte, Versprochene, wirklich umgesetzt worden ist. Der Fairness halber gilt es einige Wochen abzuwarten (Fristen werden nicht von heute auf morgen ge- und umgesetzt), um erneut ein Bild der Ist-Situation zu erhalten. Und, es wird Sie nicht überraschen, wir werden dabei regelmäßig enttäuscht; so auch dieses Mal – unglaublich, nein, viel schlimmer als das, eigentlich wirklich unerträglich, jetzt fand sich erneut ein Stier mit angebundenen Hörnern! Das einzig Gute: wenigstens die anderen sind nun nicht mehr zur fast beinahen Bewegungslosigkeit verdammt, aber was nützt dies dem einen? Noch dazu, es ist keinesfalls so, dass die Mithäftlinge gut untergebracht wären – allesamt sind sie nämlich fortwährend festgekettet, und nicht ‚nur‘ auf gewöhnlichem Wege – bitte sehen Sie die Fotos, eine derartige Haltung ist wohl ebenfalls höchst beanstandenswert (natürlich, überhaupt jede Anbindehaltung MUSS endlich verboten sein, Anm.)! Da wird die Kette um den Hals gezogen, dann links und rechts einfach um die Gitterstäbe geschlungen und irgendwie festgemacht. Was bleibt nun als Bewegungsradius? Beim Aufstehen rutschen die Glieder bestenfalls über den Eisenstrang einige Zentimeter nach oben, bestimmt oft nicht einmal das; dazu ist das System dilettantisch, unausgegoren, ‚zusammengeflickt‘ – einfach ‚Pfusch pur‘! |
Was aber nun tun, wenn die Behörde gegen einen alten, mürrischen und uneinsichtigen Landwirt einfach nicht ankommt, jegliche Durchsetzungskraft vermissen lässt? Eine weitere Frage drängt sich dabei in den Vordergrund: wie verhält es sich in weiterer Folge, wenn es einmal weniger um einen alten, mürrischen und uneinsichtigen Landwirten geht, sondern um einen einflussreichen Großbauern? Wie es viele davon in Salzburg gibt. Wie gut stehen da die Chancen auf Verbesserung von Missständen, wenn schon im ersteren Falle sämtliche Bemühungen völlig zu scheitern scheinen? Letztendlich stellt sich spätestens hier die nächste Frage: braucht es solche Behörden dann überhaupt? Was ist dann deren Nutzen? Wenn Sie eh außerstande scheint, selbst nur die kleinsten Rechte der Tiere durchzusetzen? Ist so etwas nicht DIE Bankrotterklärung eines gesamten Berufsstandes schlechthin? Wir lassen uns gerne vom Gegenteil überzeugen, aber Worte sind dazu einfach zu wenig, genügen uns nicht. Letztendlich zählen doch nur die Taten. |
Ein weiterer ‚Kuhbauer‘, im selben Umfeld. Auch hier bemerken Nachbarn, dass die Tiere ‚überhaupt nie‘ draußen sind; wie denn auch, der Stall ist mitten im Ort, umgeben von Gebäuden. Aber darf dies ein Grund für lebenslange Kettenhaft sein? Müsste es nicht eher so laufen, dass, wenn die Umstände eine wenigstens halbwegs artgerechte Tierhaltung nicht erlauben, dass dann eben keine Tiere auf solchen Plätzen gehalten werden dürfen??? Wir wären dann aber nicht in Österreich… Die Liegeflächen für die Kühe sind zu kurz bemessen; die Tiere liegen deshalb mit den Hinterbeinen in der Fäkal-Rinne, ein untragbarer Zustand. Ihre Schwänze sind mit Schnüren nach oben gebunden. Besonders eine Kuh scheint zudem verletzt; dünnflüssiger Kot in großer Menge umgibt den Liegeplatz, zudem steht sie mit einem Vorderfuß sehr unnatürlich über der Betonbrüstung. Ihre Hinterbeine sind offensichtlich zusammengebunden. Fachkundige Diagnose: Gebärparese. Sie müsste in ständiger tierärztlicher Behandlung sein, was der Amtstierarzt nachzuprüfen hat; eine dauerhafte Fesselung der Hinterbeine ist zudem verboten! |
Nächster Stall, einen Steinwurf entfernt. Das Gelände erstickt im Schmutz. Nichtsdestotrotz, wir sind hier in einer reicheren Umgebung, ein sogenannter Nobel-Vorort von Salzburg; aber anscheinend stören die Zustände niemanden so richtig. Zumindest nicht dermaßen, dass es – berechtigte – Kritik gäbe. ‚San eh grod Vicha‘, so vielleicht die Meinung. Auch für diesen Platz gilt: obwohl es hinter dem Hof eine weitläufige Wiese gibt, wird erzählt, die Kühe wären NIE im Freien. Wir haben keine Zweifel daran. Die Grünfläche wird wahrscheinlich für’s Heu machen genützt, da wäre der Freilauf störend für die Ernte… Die Kühe präsentieren sich wie der Stall selbst – schmutzig von oben bis unten. Gülle fließt hinter den angeketteten Tieren. Manche liegen auch darin. Zudem sind die Liegeflächen einmal mehr zu kurz bemessen. Ein Kalb ist in einer Box, Jungstiere Schulter an Schulter festgebunden. ‚Draußen‘ am Hof laufen Enten mit ihren Babys. Beinahe idyllisch; wäre da nicht ein auffälliger Verschlag. Kaninchen sind darin untergebracht, allesamt in verbotener Einzelhaltung. Auch eine schwarze Ente, in einem Kaninchenkäfig, der Boden ist vom Schmutzwasser, welches völlig lieblos in ein altes Kochgeschirr geschüttet langsam seine Farbe zu Grün wechselt, untersetzt. Hühner im Käfig, als Schutz für die Küken? Trotzdem nicht zulässig! In einer weiteren Holzbarracke, im völlig Dunklen, finden sich vier große Graugänse. Die Box ist vielleicht einen Quadratmeter groß, Wasser scheint für die Wasservögel nicht notwendig. |
Auf dem nächsten Hof prangt in dicken Lettern ‚SalzburgMilch – Premium Milchmacher‘. Interessant: SalzburgMilch betreibt gerade eine große Werbekampagne mit enormen Aufwand, ‚Tiergesundheit‘ ist ein Schlagwort hierfür. Großzügige Ankündigung: man verzichtet als 1. Molkerei auf die ganzjährige Anbindehaltung (die, so scheint’s entgangen, laut Gesetz sowieso längst gar nicht mehr erlaubt ist… macht aber nix, hört sich trotzdem schön und nett und tierfreundlich und zeitgeistig an). Mindestens 120 Tage pro Jahr müssen sämtliche Lieferanten ihren Milchproduzentinnen einen Zugang zu einer Weide gewähren. Im ‚Premium-Betrieb‘ erst recht. Theoretisch zumindest… Sämtliche Nachbarn, Sie werden es ahnen, bestätigen: hier kommen die Tiere das ganze Jahr nie ins Freie, obwohl weitläufige Wiesen gleich hinter dem Stall abgezäunt sind. Ab und dann sollen sich ein, zwei Jungtiere draußen befinden, wohl um das Klischee aufrecht zu erhalten. LandwirtInnen mögen so etwas ‚Betriebswirtschaft‘ nennen, ob ihnen denn die Bezeichnung ‚KundInnenbetrug‘ auch dazu einfällt? Eine Kuh leidet offensichtlich an einem entzündeten Euter, sie liegt alleine und verlassen – wenigstens auf Stroh. Die anderen Kühe im Stall sind an dicken Ketten gefesselt. An ‚Premium-Ketten‘, bestimmt… P.S.: die Umstände sind der SalzburgMilch bestens bekannt, das wissen wir aus direkter Quelle. Sanktionen oder dergleichen – Fehlanzeige! Ist unter den gegebenen Umständen aber die Werbelinie insgesamt glaubwürdig? Oder, noch schlimmer, überhaupt vertretbar? Entscheiden Sie!!! |
Fotos: leere Wiesen um den Hof; ganz unten: eine abgesonderte Kuh – das Euter ist dick geschwollen… die Folgen von Premium-Milch? |
Foto: intensive Werbekampagne der Salzburg Milch; hier ein Interview in den Bezirksblättern; glaubwürdig? die Bilder oben verpassen dem ’neuen Image‘ zumindest heftige Kratzer – oder doch mehr als das… |
Es gibt einen weiteren Hof, welcher das Interesse weckt; ebenfalls in selber Umgebung, und warum wir aufmerksam geworden sind, lässt sich leicht erklären. Man betrachte das ‚Drumherum‘. Überall liegen Bauteile, Maschinen, Werkstoffe, verteilt in der Landschaft. Chaos. Das Durcheinander lässt eine Ahnung von der Tierhaltung aufkommen. Im Stall das übliche Bild – zu kurze Liegeflächen zwingen die armen Eingesperrten ihre Gliedmaßen in die Kotrinnen zu stecken. Es ist schmutzig, sämtliche Kühe hängen an schweren Ketten. Sagte ich sämtliche? Ein mächtiger Stier erhebt sich, mühsam. Unter Schmerzen. Ein ganzes Leben in Fesseln, auf eineinhalb Quadratmeter gezwungen. Eine Existenz auf einem Flecken Beton. Wohl 1000 kg Dasein, auf’s Aufstehen und Niederlegen beschränkt. Aber damit ist dem Wahnsinn in seinem Falle nicht genüge getan – der sanfte Riese hängt tatsächlich an einem NASENRING!!! Un- un- unfassbar!!! Stellen Sie sich dessen Situation vor; absoluter Bewegungsmangel, der das Knochengerüst gepeinigt und schmerzgebeutelt zurücklässt, nie frische Luft geatmet, nie auf Gras gestanden, nie den Himmel gesehen – und dazu mittels eines Eisenrings durch die empfindlichste Stelle im Gesicht an einem kurzen Strick am Gelände festgezurrt. Jede Bewegung, selbst die geringste, ein Nadelstich. ‚Mensch‘, wie barbarisch kannst Du eigentlich sein? Jedes Mal, wenn man denkt, der Gipfel der Grausamkeit wäre erreicht, setzt irgendwo irgendjemand dem noch eins drauf. Und da ist kein Unterschied zwischen der Ethnie, der Örtlichkeit – ob nun etwa in Serbien, in Rumänien, bei den Eselhaltern in Mauretanien – oder bei vielen Kuhbauern hier in Österreich…. Wie traurig diese Feststellung ist, wie niederschmetternd – aber leider durch und durch der Wahrheit entsprechend!!! Ein Fakt der Schande. Übrigens: der Hof war in der Vergangenheit als Bio-Betrieb geführt! Ob das heute auch noch so ist, wissen wir allerdings nicht. Es ist dennoch erwähnenswert, wie dem auch immer sei! Denn die gezeigten Bilder spiegeln doch die Einstellung des Tierhalters; denken Sie nicht? Wer anders als ein Mensch mit einem hohen Mangel an Empathie könnte ruhig schlafen, im Wissen, im Stall nebenan steht ein fühlendes, leidendes Wesen, mit einem Ring durch die Nase an kaltes Eisen festgebunden… |
Ist es nicht einfach nur unfassbar? Die gezeigten Fotos sind keine Auswahl aus wenigen schrecklichen Bildern, sondern willkürlich aus dem Ordner entnommene – so sieht es wirklich hinter der Kulisse aus! Spätestens jetzt muss es selbst dem/der größten Optimisten/Optimistin klar sein, es gibt sie nicht, die rosa Bauernhof-Idylle! Fünf besuchte Ställe – fünf Anzeigen, fünf Mal Tierquälerei! Ein Schnitt von 100 %! Feinkostladen Österreich. Sonst noch Fragen? |