Wir haben es wieder getan! Aktion samt Polizei-Einsatz im Waldviertel!

Wir haben es wieder getan! Eine Tierquälerei aufdecken, wegen der völlig unerwarteten Situation schnell ein Transparent anfertigen, vor dem Hof ziehen, Aufstellung nehmen und auf die Polizei warten. Am besten auch auf den Amtstierarzt – langsam aber sicher wird dieses Vorgehen zur Routine!
Der zuständige Veterinär, besser die Veterinärin (im Bezirk, übrigens Waidhofen/Thaya, ist dieses Wochenende die Vertretung, Dr. Graf-Laurer aus Horn, zuständig), kam letztendlich nicht zum Ort des Geschehens, aber sie hielt im telefonischen Gespräch Rücksprache mit der Polizei und bestätigte schließlich unseren Anzeige-Grund: Tierquälerei!
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Foto: es ist nicht zu glauben: wieder schreckliche Hornanbindung im selben Stall!
Aber jetzt zu den Ereignissen: vor zwei Jahren, im Sommer 2017, hatten wir aufgrund eines anonymen Hinweises jenen Stall entdeckt. Damals prangte wie zum Hohn ein Schild der ‚Bauern Niederösterreichs‘ (niederoesterreichs-bauern.at) an der Stalltür: ‚G’sunde Tiere. Da schau’n wir drauf! Du auch?‘ Was wir allerdings vorfanden, hatte mit ‚g’sunden Tieren‘ wenig zu tun (nach unserem Eingreifen wurde das Schild übrigens sofort entfernt), es war gelinde gesagt herzzerreißend. Kühe und Stiere in den eigenen Fäkalien, die meisten davon mit Stricken um den Kopf angebunden. Natürlich setzten wir sofort alle Hebel in Bewegung, die Behörde ermittelte und stellte die Haltung ab. Vorübergehen zumindest. Denn genau hier liegt unser Vorwurf an das Amt: warum bitte kontrolliert man solche Problem-Ställe nicht auch künftig wenigstens hin und wieder automatisch? Fast selbstredend, wenn über Monate und sogar Jahre hinweg kein Amtsorgan mehr auftaucht, dann verfällt der Landwirt sehr schnell wieder in die alten Muster. Hier können Sie übrigens die ganze Geschichte nachlesen, samt Medienresonanz: https://www.respektiere.at/comatix_news.php?newsid=1674
oder
https://www.respektiere.at/comatix_news.php?newsid=1675
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Jetzt sind neue Bilder aus dem Stall aufgetaucht. Und erneut ist ein Stier in schwere Ketten gelegt, ein eigentlich unfassbarer Affront! Der uns zum sofortigen Handeln zwingt! Und so stehen wir wieder vor den Toren, dieses Mal mit einem Transparent ‚Hier stinkts nach Tierqual‘ und aufgesetzten Atemschutzmasken. Auch die Nachbarschaft soll sehen, in dem Stall werden Tiere noch immer schrecklich gehalten. Tatsächlich scheint der Landwirt jedoch nicht zu Hause. Zumindest öffnet niemand, selbst als wir anklopfen und ‚Die Tierschützer sind hier‘ schreien, geht das Tor keinen Spalt auf. Aber die Polizei ist im Anrollen, sie soll den Tatbestand festhalten. Plötzlich kommt Bewegung in die Aktion, tuckert der kleine Traktor vorbei, darauf der Altbauer, samt Sohn und Familie. Die LandwirtInnen würdigen uns kaum eines Blickes, steuern das Arbeitsgerät aber in den Hinterhof – was jetzt passiert, ist klar! Während das Polizeiauto zufährt, ist im Stall Lärm zu hören, Kettenlärm. Die werden jetzt wohl schnellstens entfernt. Ist allerdings auch ein gutes Zeichen – denn zumindest beweist es das vorhandene Unrechtbewusstsein! Und was der Bauer allerdings nicht weiß: noch während wir auf ihn gewartet haben, keine 5 Minuten zurück, konnten wir ein weiteres Beweisfoto erlangen, welches den Stier in der fürchterlichen Lage zeigt! Wie wichtig das war, es sollte sich schnell herausstellen!
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Ja, die Polizei agierte zuerst etwas mürrisch, kurz angehalten und schroff. Andererseits, ok, es ist Wochenende, wir stören die heilige Ruhe im Dorf. Das Feiertagsargument hören wir auch; unsere Antwort ist eine klare: ‚Stimmt, und es tut uns leid, aber die Tiere leiden aber eben nicht nur Montag bis Freitag, sondern auch am Wochenende. Und wenn wir dann davon erfahren, dann handeln wir und lassen die Zustände nicht bis zum Wochenbeginn anstehen!‘
Schließlich gesellt sich die aufgeregte und schimpfende Familie hinzu. Auch erste ‚zufällige SpaziergängerInnen‘ aus dem Dorf wagen sich nun aus ihren Häusern. Nur ja nix versäumen. Es gelingt uns ganz gut, die aufgeheizte Stimmung zu ignorieren, sachlich zu bleiben. Argumente werden ausgetauscht, Wahres und Unwahres behauptet. Dann fragt der Polizist beim Bauern freundlich nach, ob er denn den Stall begutachten könnte. Natürlich, meint Herr Landwirt, mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen. Und schon verschwinden sie im Stall, allesamt. Was nun kommen wird, wir ahnen es natürlich; aber bleiben dennoch völlig gelassen, denn was weder Hausbesizter noch Polizei im Moment weiß, wir werden später beweisen können, dass die Ketten eben erst entfernt worden sind! 🙂
Zwei Minuten darauf, der Uniformierte kommt erzürnt zurück. ‚Kein Tier angekettet, was soll das?‘ Wir klären über den Tatbestand auf, auch darüber, dass der Bauer doch nur Minuten zuvor wieder und wieder davon gesprochen hatten, den Stier ‚doch eh nur zwei oder drei Tage‘ anzuketten; wäre alleine das nicht schon Beweis genug? Wäre es nicht, so viel steht fest. Und die Frage ist nebenbei – warum überhaupt kettet er den Armen an? Weil er immer das Futter aus der Futterrinne wirft; und weil die Bäuerin meint: ‚Ihr habt keine Ahnung, Lasst Ihr Euch erdrücken?‘ Aber wie, so die Gegenfrage, handhaben das dann hunderttausende andere Bauern, welche ebenfalls Stiere halten und diese trotzdem nicht bis zur praktischen Bewegungslosigkeit fesseln?
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Foto: wer meint, so schlimm sei eine derartige Anbindung dann auch nicht, sollte den Selbstversuch wagen: binden Sie sich nur für ein paar Minuten eine Kette an den Kopf, gar nicht so fest wie bei den Kühen muss die sein, und sie werden merken, das zusätzliche Gewicht und der Druck, das macht ‚Mensch‘ beinahe wahnsinnig… bereits nach wenigen Minuten. Glauben Sie, dass das bei den Rindern anders ist?
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Nur, die Argumente fruchten nicht; und plötzlich stehen wir im Visier. Solange, bis der Joker sticht! Ja, wie gut, dass es diese neuesten Fotos gibt, die jetzt eindeutig belegen, der Stier war bis zuletzt angekettet. So langsam erkennen die BeamtInnen nun den wahren Sachverhalt. Ein Gespräch mit der Amtstierärztin lässt schließlich auch die letzten Zweifel verschwinden. Und die Reaktion beweist, dass Tierschutz der Polizei längst ein ernstes Thema ist.
Inzwischen diskutieren wir rege mit der Familie; alle diese Argumente, beispielsweise ‚früher hat sich auch niemand um sowas gepfiffen, früher waren alle Tiere so angehängt‘, oder, doch etwas absurd, ‚der Fleischhauer hat uns gesagt, wir dürfen ihn so anbinden‘, haben wir alle tausendmal gehört. Und auch die Aussage, wir wären gerade im falschen Moment gekommen, denn plötzlich wäre der Stier doch nur jetzt gerade angehängt gewesen, machen die Sache nicht besser. Dann wieder die andere Version: Höchstens an drei Tagen. Und was ist an den übrigen, da wirft er das Futter nicht raus, oder ist nicht für die Bäuerin problematisch zu handhaben? Was ist überhaupt mit ‚drei Tagen‘ gemeint? Im Jahr, im Monat, in der Woche, oder vielleicht doch vielmehr innerhalb von eben drei Tagen, also tatsächlich immer????
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Foto: Protest direkt vor dem Haus!
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Foto: hoffentlich müssen wir solche Bilder aus diesem Stall nie mehr sehen!
Schließlich verlassen wir unsere Position; Streit suchen wir nicht, für uns ist alles gesagt, die Beweise sind aufgenommen, der Stier ist abgehängt, wir haben unseren Teil der Arbeit erledigt. Jetzt ist das Amt am Zug.
Und wir sind einigermaßen zufrieden, trotz aller Umstände; weil wir aus verschiedenen Gründen nun doch ziemlich sicher sind, ein weiteres Mal wird ein so ein Eklat nicht passieren. Denn dafür werden wiederum wir sorgen!
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