Wie versprochen möchten wir nun endlich den umfassenden Bericht zur so erfolgreichen Hummer-Recherche der letzten Tage‚nachliefern‘. Hierfür müssen wir aber einen kurzen Blick auf die Vorgeschichte werfen: RespekTiere kämpft schon seit vielen Jahren für die Krustentiere, eine Tierart, deren unfassbare Leiden viel zu lange unbeachtet geblieben sind. Mit großem Erfolg – so schafften wir vor einigen Jahren durch österreichweite Proteste in und vor den Geschäften ein UVS-Urteil, welches bis heute richtungsweisend ist und den Lebend-Verkauf der Hummer bei Großhändlern wie Metro, ccPfeifer und dergleichen vollständig zum Erliegen brachte. Das Urteil verbot beispielsweise künftig das Zusammenbinden der Scheren, was die Haltung bei den Handelskonzernen in den strukurlosen Becken mitten im Geschäften, gefesselt und oft genug übereinadergehäuft, unter Strafe stellte. Die Tiere aber artgerechter unterzubringen würde den Gewinn einbrechen lassen; eine Tatsache, welche den weiteren Verkauf völlig unrentabel machte und damit aussetzte. Heute sind deshalb keine Hummer mehr bei Metro und Co zu finden – das Urteil stellt für sich einen der größten Erfolge in unserer Vereinsgeschichte dar. |
Foto: Bilder wie dieses gehören heute dank unserer Initiative der Vergangenheit an! |
Auch für die Gastronomie schafften wir neue Richtlinien; so zum Beispiel ist dort nun ebenfalls das Zusammenbinden der Scheren (die Tiere sind Einzelgänger, mit offenen Scheren würden sie sich gegenseitig angreifen) unter Strafe gestellt, das so grausame Töten durch Eintauchen in heißes Wasser ist dem Himmel sei Dank ein Relikt der Vergangenheit. Dies darf nun nur mehr mit vorhergehender Betäubung erfolgen – ein entsprechendes Gerät kostet indes einige tausend Euro, was das Hummerangebot wiederum für die allermeisten Lokale unwirtschaftlichlich macht. Andere allerdings wollen zum einen nicht auf das Prestigeobjekt ‚Hummer‘ verzichten, zum anderen sind sie aber auch nicht bereit, eine derartige Investition zu tätigen. Und so arbeiten sie einfach weiter wie bisher, frei nach dem Motto ‚Bis ich erwischt werde, verdiene ich noch eine Menge Geld und (oft noch wichtiger) erarbeite mir den Ruf eines Delikatessen-Restaurants.‘ Vor zwei Jahren beispielsweise – eifrige RespekTiere-Newsletter-LeserInnen erinnern sich bestimmt noch – setzten wir aus diesem Grunde eine Aktion vor einem Lokal bei Salzburg, wo wir zwar verhaftet (Störung der öffentlichen Ordnung!!!), aber später bei einem Prozess völlig rehabilitiert wurden. Im Gegenzug erteilte eine besonders mitfühlende Richterin überraschenderweise dem Lokalbesitzer eine empfindliche Strafe, eben weil er nicht über ein solches Gerät verfügte, sondern vor Gericht zugeben musste, seine Hummer per Messerschnitt zu töten… |
Foto: Protest vor Hummerlokal in Salzburg/Wals endet mit Verhaftungen… |
Jetzt aber zum dieswöchigen Bravourstück (Sie merken, wir sind sooo stolz darauf, dass die Aktion von vorne bis hinten perfekte klappte – was ja leider bei weitem nicht selbstverständlich ist!!!); es gab vor einigen Jahren im betroffenem Restaurant, ein Sterne- und Haubenlokal, bereits eine dementsprechende Anzeige, worauf man ein Meerwasserbecken errichtete; dieses stand nun aber immer öfters leer, der Hummer hingegeben wurde trotzdem im unveränderten Ausmaß auf der Speisekarte angeboten. Da passte etwas nicht zusammen, diese Diskrepanz erweckte unser Interesse. So starteten wir eine Rechercheaktion, gaben uns hierfür als Gäste aus; fragten bei einer Tasse Tee ob es denn Hummer gäbe. Nach anfänglicher Verneinung brachte uns der Kellern dann plötzlich eine Kühlbox zum Tisch – unfassbar, vollggestopft mit übereinandergehäuften Hummern, gekühlt (sodass sie sich kaum bewegen konnten) und mit zusammengebundenen Scheren! Ein Tatbestand, der mehrere schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz beinhaltete! Warum man trotz besseren Wissens aus dem vorangegangen Vorwurf trotzdem wieder Tiere in tierquälerischer Form hielt, ist eine Frage, die wohl nur der Wiederholungstäter selbst beantworten kann. Weiters, warum der Angestellte das Corpus Delikti so direkt präsentierte, auch das wissen wir nicht wirklich; wahrscheinlich aber, weil wir eine Hochzeitsgesellschaft in Aussicht gestellt hatten (wo großer Umsatz anstehen würde), oder einfach darum, weil er den guten Ruf des Restaurants angekratzt sah – konnte er uns doch zuvor nicht eindeutig überzeugen, ob denn die ebenfalls und im Gegensatz ständig erhältliche Hummersuppe aus frischen Hummern hergestellt werden würde oder doch aus der Konserve kam (Hummer selbst, so meinte der Angestellte, wären nicht immer vorrätig, am besten auf Vorbestellung zu ordern, aus diversen Gründen)… |
Aufgrund der Sachlage und der Schwere des Vergehens entschlossen wir uns schnell zu einer spontanen Aktion. Am Tag danach fanden sich deshalb RespekTiere-AktivistInnen bei der Zufahrt zum Lokal ein, in Koch-, Todes- und Hummerkostümen (ein Aktivist mit blutroter Farbe am Körper, dazu ein Transparent ‚Gekocht werden tut weh‘). Auch ‚Geschlossen wegen Tierquälerei‘ war da zu lesen. Und ‚Kultur beginnt bereits am Esstisch‘. Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Chef des Hauses die Polizei rief. Bis zu deren Eintreffen bedachte er die AktivistInnen dann noch mit in dieser Form für den Betreiber eines Edel-Lokal wohl sehr fragwürdigen Ausdrücken. Inzwischen waren wir aber auch nicht untätig geblieben, hatten längst den Amtstierarzt verständigt; zu unserem Glück ist für jenem Bezirk Dr. Michael Oppitz zuständig, der ein – weithin bekannt – ganz besonderer Tierfreund ist – wie wir inzwischen aus mehreren eigenen Erfahrungen bestens wissen. Obwohl der Veterinär andere Termine hatte, verschob der diese und fuhr trotz der späten Stunde zum ‚Tatort‘. Natürlich, wir hätten es kaum anders erwartet, waren nun die Hummer unauffindbar. Alle wurden inzwischen verkauft, hörten wir. Es sollten in solchen Fällen tunlichst keine Spekulationen angestellt werden, Tatsache ist jedoch, zum Zeitpunkt unserer Recherche vegetierten davon gut 10 Tiere in der eiskalten Kiste (nebenbei, woher sollen wir denn wissen, ob es nicht sogar mehrere solcher gab?!) Und die Stunde war bereits so weit fortgeschritten gewesen, dass keine warmen Speisen mehr ausgegeben wurden. Was bedeutet, der Betreiber hätte eine so hohe Anzahl von hochpreisigen Tieren wohl kaum in jenem knappen Zeitraum hin bis zum Protest verkaufen können… Selbstredend, wie gesagt, wir wollen nichts unterstellen. Sollte das Gericht aber nach Beweisen seiner Aussage verlangen, wird er der Glaubwürdigkeit wegen den Absatz ja ganz einfach mit Belegen nachweisen können?! |
RespekTiere-AktivistInnen an der Zufahrt zum Lokal! |
Aber wie dem auch immer sei, es macht nicht den großen Unterschied. Tatsache ist, dass das weithin berühmte Landgasthaus die Hummer – der Betreiber meinte, er haben sie ‚vom Transporteur halt so gekriegt‘ – in der Form gar nicht annehmen hätten dürfen, denn sobald man lebende Tiere entgegennimmt, geht der ‚Einkauf‘ in eine rechtliche Haltung über. Und für Hummerhaltung braucht es eben entsprechende Vorkehrungen, die aber offensichtlich keinesfalls getroffen wurden. Ob sie nun für eine Stunde, einen Tag oder eine Woche passiert. So setzt es nun nicht nur gegen das Haubenlokal Anzeigen, sondern auch gegen den ausliefernden Großhändler (übrigens aus Salzburg, von dort werden sie ins ganze Land gekarrt), sowie in Folge gegen alle feststellbaren AbnehmerInnen – was bedeutet, die Aktion stellt in ihrem Ausmaß einen schweren rechten Hacken gegen den gesamten Hummerabsatz in Österreich dar! Ein durchschlagender Erfolg, wie aus dem Spielfilm, wenn der Polizei endlich, endlich ein umfassender Schlag mit weitreichenden Folgen gegen die Mafia gelingt! 🙂 |
Die Polizei verhielt sich übrigens, auch das muss gesagt werden, während der ganzen perfekt funktionierenden Aktion mehr als bloß mustergültigst, zeigte sich nebenbei am Schicksal der Hummer interessiert, letztlich sogar tief betroffen und behandelte die AktivistInnen stets freundlich und zuvorkommend. Ein ganz spezieller Dank gilt an dieser Stelle auch wieder einmal Dr. Bernd Haberditzl, unserem so unverzichtbaren Rechtsbeistand! |
Foto: im Gespräch mit dem hoch engagierten Amtstierarzt der BH Krems sowie sehr entgegenkommenden Polizisten! |
Wir warten nun ab, welche Folgen der Einsatz mit sich bringt; ob und in welcher Form der Restaurantbetreiber gegen uns vorgehen wird. Alles ist aber Nebensache: wir sind überglücklich, denn zumindest in dieser Form wird es Hummer dort wohl nie mehr zu essen geben (der Alt-Chef meinte diesbezüglich etwa zur Polizei: ‚Seit 80 Jahren führen wir den Betrieb, aber so etwas wie diese AktivistInnen haben wir noch nie erlebt!‘ Daraufhin antwortete der Polizist: ‚Ja, die Zeiten und die Gesetze haben sich eben verändert!‘)! Die Aktion werten wir jetzt schon als riesen Erfolg, und vielleicht kommt da ja noch viel, viel mehr nach (Lieferanten, AbnehmerInnen)! |
Foto: große Freude im ‚Aktivismus-Camp‘ nach der gelungenen Aktion! 🙂 |