Geras, gelegen im nordwestlichen Waldviertel, genauer im Bezirk Horn, ist eine kleine Stadtgemeinde; wie viele Orte der Region hat auch sie entgegen dem allgemeinen Trend mit einem Bevölkerungsrückgang zu kämpfen. So beherbergte die Ansiedlung bereits 1869 mehr als 2 400 Menschen, 1910 dann sogar über 2600, bevor die Rate sich rapide in gegenteilige Richtung verkehrte. Heute sind rund 1370 AnwohnerInnen verzeichnet. Ruhe und Geborgenheit sind hier also noch immer zu finden. Allerdings, leider nicht in jedem Bereich. Des Öfteren nämlich schon erreichten uns Beschwerden über den ansässigen Naturpark; im Speziellen ging es dabei stets um die Haltung der dortigen Tiere, vereinzelt hörte man sogar von toten Ziegen und Schafen, welche manchmal über einen längeren Zeitraum hinweg unbemerkt in den Gehegen liegen sollen. Wir erstatteten deshalb schon früher Anzeigen, die Behörden reagierten darauf auch immer schnell. Gelernt dürften die Betreiber aus der Situation dennoch nicht wirklich haben. Jedenfalls ließ der Anruf einer lokale Tierschützerin im Vorfeld eine solche Vermutung aufkommen. Deshalb nutzten wir die Möglichkeit und begaben uns erneut selbst vor Ort, um uns ein Bild von den jetzigen Gegebenheiten zu machen. Es sei vorweggenommen: leider war der Wildpark bei unserer Ankunft bereits geschlossen, trotz der anderslautenden Schrift auf der Tafel bezüglich der Öffnungszeiten; dennoch, die Toren standen offen, und so sollten wir den weiten Weg dann nicht umsonst gemacht haben. |
Foto: damit man uns nicht nachsagen kann, wir würden immer nur Negatives berichten, beginnen wir mit einem eindrucksvollen Aspekt: im Naturpark gibt es auch eine Nachzucht des ausgestorbenen Auerochsen; wunderschöne Tiere, welche sich am großzügigen Gelände relativ frei bewegen dürfen! |
Gleich im Eingangsbereich gibt es im Naturpark einen Streichelzoo; genau dieser ist auch immer wieder der Grund der allgemeinen Aufregung. Öfters schon sollen dort tote Schafe oder Ziegen gefunden worden sein, welche über einen längeren Zeitraum hinweg nicht aus den Gehegen entfernt wurden. Tote Tiere fanden sich nun Gott sei Dank nicht, dennoch: die Wiederkäuer schienen hungrig, die Anlage ungepflegt, die Frage die sich stellt: wer kümmert sich um sie wenn der Park geschlossen ist? Und kümmert man sich überhaupt (ausreichend) während solcher Perioden, zum Beispiel den ganzen Winter über? In diesem Sinne, wir hatten einen solchen Eindruck zum Zeitpunkt der Recherche einmal mehr nicht; obwohl die anhaltende Trockenheit dazu beitrug, die Anlage besser aussehen zu lassen als sie es wirklich ist – bei Regen verwandelt sich das Gelände schnell in eine Schlammwüste – waren die Schwachpunkte dennoch klar ersichtlich! Es gab dieses Mal (das war bei früheren Einsätzen nicht immer der Fall) zwar Futter für die Tiere, aber allfällige Wasserbecken präsentierten sich durchwegs leer. |
Foto: der Fuß des Schafes ist offensichtlich verletzt, das arme Tier kann ihn nicht benützen. |
Foto. Schafe, Ziegen, Gänse, Esel, alle auf einem Platz. Es soll dem Vernehmen nach zu schweren Attacken untereinander gekommen sein, besonders der frustrierten Esel auf die Ziegen. |
Foto: Kaninchen laufen überall frei herum. Ihr Leben ist deshalb ein schönes, auch wenn es dann und wann ob der Umgebung (mitten im Wald) auch ein gefährliches und dementsprechend kurzes sein könnte. |
Schon vor wenigen Wochen hatte uns zudem eine besorgte Tierschützerin informiert, der männliche Esel würde stark lahmen (ein entsetzliches Video bewies, sie untertrieb sogar), eine Verletzung, welche schon seit längerer Zeit bestand und offensichtlich nicht wirklich behandelt worden war. Ja, und nach einer Nachfrage konnte der Arme tatsächlich ohne weiteres freigekauft werden! Wer springt in solchen Momenten ein? Die wunderbare Eselrettung des Herrn Ulrich Kettner zögerte keinen Augenblick nach unserem Anruf, und bereits zwei Tage später konnte der Verletzte verladen und in ein neues Leben gekarrt werden (wir bedanken uns bei Herr Kettner von ganzem Herzen für die so schnelle Hilfe! Es ist wahrlich eine unfassbar wichtige Arbeit, welcher der kleine Verein nachkommt; bitte schaut’s mal auf die Homepage, www.eselrettung.at, da erfahrt Ihr alles über die verschiedensten Rettungsaktionen, Unterbringung der freigekauften Tiere, Unterstützungsmöglichkeiten…)! |
Foto: der Esel hat schwere Huf- Bein- und Hüftprobleme, konnte kaum mehr gehen; die Eselrettung holte ihn völlig unbürokratisch ab und ermöglicht ihm nun ein neues Leben! |
Was wiederum im Naturpark wohl am meisten verstörte: nirgends konnte irgendjemand gesehen werden, wir waren auf weiter Flur die einzigen Menschen; in Zeiten wie diesen, wo so viel passiert, sollte das nicht sein. Hier geht es um Obsorge, um Schutz – Gefahrenquellen gibt es hunderte, Irre ebenso; zumindest diesen Vorwurf, den der Vernachlässigung oder der Fahrlässigkeit, den muss man den hiesigen BetreiberInnen dann auf jeden Fall machen. Viele weitere Tiere bekamen wir nicht zu Gesicht; die weit verstreute Parkanlage präsentierte sich einsam und verlassen. Den Pferden auf der Wiese geht es gut, den vielen freilaufenden Kaninchen wohl ebenso. Den Frettchen, die man sowieso nie sieht, im kleinen Käfig wohl eher nicht. Am Gehege für Luchse, welches seit jeher ein besonders trauriges Bild bietet, hielten wir; obwohl nicht so wirklich klein in den Ausmaßen – den oft so schrecklichen Zoobestimmungen wird die gebotene Fläche wohl Genüge tun – bricht es den stummen BetrachterInnen das Herz, diese herrlichen Tiere auf so engem Raum eingesperrt zu sehen. Fern jeglicher Abwechslung, eingekerkert in einer grausamen Welt. Eine Attraktion, wie ein steinernes Denkmal, allerdings aus Fleisch und Blut. Gefangen in quälender Einsamkeit, gebrochen im Geist. Darüber sollten die HalterInnen nachdenken, wenn schon nicht aus Menschlichkeit, dann sollte man wenigstens aus Achtung vor dem Beseelten derartige Szenarien vermeiden. Dieses Mal zog es uns aber auch aus einem anderen Grunde zum großen Gehege. Einer der Luchse, der weibliche, wurde uns als viel zu mager gemeldet, krank wirkend. Nachdem wir denselben Eindruck hatten – ja, ein Wildtier kann in freier Wildbahn auch mal sehr dünn sein, wenn das Wetter lange Zeit nicht passt und der Nahrungserwerb auf sich warten lässt beispielsweise, aber in Gefangenschaft? Da obliegt es den Tierhaltern, dass die Eingesperrten wenigstens gut genährt sind – somit informierten wir die zuständige Vet-Behörde. |
Fotos: auf den Bildern nicht so klar zu erkennen, aber die Realität spricht eine deutliche Sprache – dieser Luchs ist viel zu dünn, warum auch immer! |
Auch dürfte vor kurzem ein Baum umgefallen und den Zaun dabei beschädigt haben, genau wie das Dach des Luchs-Unterschlupfes. Wohl zu wenig, dass die Tiere nun eine Chance vorfanden um in Freiheit zu gelangen, aber genug, um bei anhaltenden Regenfällen Wasser in den Innenbereich gelangen zu lassen. Repariert? Bisher nicht, obwohl der Schaden dann augenfällig schon länger zurückliegt. Zwei Wildschweine tummelten sich im durchwühlten Schlammgehege; begrenzt zum einen vom Weg, an den anderen Seiten vom Wald – so nah und doch unerreichbar für die Geschöpfe der Natur. Sagte ich tummelten? Nein, zu Gesicht bekamen wir sie nicht. Die besorgte Tierschützerin bestätigte, sie hätte schon mehrmals im Zoo selbst urgiert. Weil die beiden die allermeiste Zeit völlig teilnahmslos und lethargisch in ihrer Hütte verbringen würden, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen… Nebenbei, warum man im Gehege sämtliche Bäume umgeschnitten hat, fragt sich der/die unbedachte BeobachterIn wohl auch. |
Fazit: wir haben erneut eine Anzeige eingebracht, hoffen nun auf eine baldige und nachhaltige Besserung des Ist-Zustandes! |
Fotos: Schaden am Luchsgehege – lange nicht behoben! Der Frettchenkäfig scheint immer leer. Tatsächliche fliehen die Eingesperrten ins Innere, wohl um der Triste ein klein wenige zu entgehen – bei den Wildschweinen scheint es genau so! Die einfachen Ketten werden wenig ausrichten gegen ungewollten Besuch – hier wären die Tiere schutzlos ausgeliefert! Foto rechts unten: Förderungswürdig von allen Seiten? |
Auch im Bundesland Salzburg mussten wir wieder Anzeigen einbringen; dieses Mal bei privaten und mehr oder weniger privaten KaninchenhalterInnen, wo die Nagetiere allesamt einzeln und noch dazu in viel zu kleinen Käfigen untergebracht sind. Einmal mehr möchten wir Sie bitten, wissen Sie von solchen Problematiken, bitte verständigen Sie die zuständige Vet-Behörde! Geht das aus irgendeinem Grunde nicht – beispielsweise, wenn dann das Nachbarschaftsklima empfindlich gestört wäre – sagen Sie dem Tierschutz- oder Tierrechtsverein Ihres Vertrauens Bescheid! Vergessen Sie nicht: die Tiere haben keine Stimme, wir müssen die ihre sein!!! |
Fotos: würden Sie so leben wollen? Warum muten wir es dann anderen zu? |
Achtung, Achtung!!! Heute, Montag, der 2. September, geht pünktlich um 18 Uhr wieder das RespekTiere-Radio online! Thema der Sendung werden die vielen Aufdeckungen von schlechter Tierhaltung der letzten Wochen sein – unbedingt einschalten! Zu Empfangen über die Welle der Radiofabrik, 97,3 und 107,5, sowie über Cablelink 98,3 oder den Livestream (www.radiofabrik.at)! Wiederholungen an selben Stellen gibt es übrigens am Dienstag, dem 3., dann ab 7.30 Uhr, sowie am Samstag, dem 7., um 9 Uhr!!! |