‚Good News‘ zum Wochenende

Wenn die Zeiten schon derart problematisch sind, freut man sich über gute Nachrichten umso mehr – ganz in diesem Sinne wurde auf unsere jüngsten Beanstandungen im Zuge einer Recherche zur Kälberhaltung spontan und unbürokratisch reagiert, Dinge schnell zum Bessern verändert!
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Fotos: ob das ein angemessener Platz für ein Kalb sein kann??? Wie kann es sein, dass dem Landwirten nicht jeden Tag bei deren Anblick das Herz auf ein Neues bricht? Die Frage, die sich stellt, ist: dürfte jemand mit so wenig Empathie Ausgestatteten überhaupt Tiere anvertraut werden?
Bei besagten Betrieben handelte es sich um Lieferanten der Salzburg Milch; die drittgrößte Molkerei Österreichs hat ja in den letzten beiden Jahren mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog ‚Tierwohl‘ zur firmeneigenen Philosophie erhoben. Allerdings, während die Theorie eine noch halbwegs leichte Aufgabe ist, scheint die Praxis – bei über 2500 VertragspartnerInnen – dann wohl schon ein wesentlich schwierigers Unterfangen!
Die neuerlichen Beispiele zeigen aber zumindest deutlich: es ist der tatsächliche Wille vorhanden, um die schönen Worte dann auch mit Taten zu untersteichen. Die Formulierungen sind nicht zu bloßen Phrasen degradiert, so wie wir es anderswertig nur zu gut kennen. Und: es scheint zutiefst erfreulich, dass über jegliche Problematiken ein wirklicher Austausch stattfinden kann. Die Bereitschaft hierzu wissen wir im Sinne der Tiere mehr als nur zu schätzen!
Letztendlich, wenn wir diesen Weg gemeinsam weitergehen können, wird neben den Kühen auch die SalzburgMilch selbst von einer solcherarts kreierten Situation des Austausches profitieren. Denn stellt sie sich den ohne jeden Zweifel vorhandenen Problemen weiterhin in selber Form, wird dies ihre Glaubwürdigkeit nur erhöhen können. Und Glaubwürdigkeit, wer mag es bezweifeln, ist besonders heutzutage für ein Firmen-Image wertvoll wie Gold!
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Foto oben: viel zu große Kälber in viel zu kleinen Boxen…
unten: die Tierkinder sind jetzt in Gruppenhaltung, die ‚Hundehütten‘ leer…
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Zurück zu unseren jüngsten Fällen; also, da ging es zum einen um jenen Hof, wo Kälber in enge Boxen mit hundehüttenartigen Verschlägen gesperrt waren. Der Hofbetreuer der SM hat schon am nächsten Tag nach unserem Hinweis mit dem Landwirten gesprochen, der wiederum zeigte schnell Einsehen und brachte die für eine solche Unterbringung inzwischen viel zu groß gewordenen Jungtiere sehr zu deren Freude umgehend in einen Gruppenstall. Auch für die Zukunft ist er nun sensibilisiert; er wird auf die Größe der Kälber achten und nun schon wesentlich frühzeitiger die Haltungsform wechseln.
Beim zweiten Bauern, eigentlich unfassbarerweise, entsprach die Boxengröße den gesetzlichen Bedingungen. Allerdings, den Kälbern wurde kein Sozialkontakt ermöglich. So bot der Landwirt an, einfach Zwischenbretter zu entfernen – was dann auch passierte. Eine Minimallösung zwar, aber dennoch ein kleiner Fortschritt, wie die neuen Fotos unterstreichen (Kälber strecken sich gegenseitig die Köpfe zu, freuen sich aneinander, beschnuppern und beschlecken sich). Eine Entwicklung, die uns somit umso mehr bestärkt, baldigst eine neue Kampagne zu beginnen – nämlich eine solche, welche sich mit diesen furchtbaren Boxen allgemein beschäftigen wird!

Denn die Frage ist und bleibt: warum kommen die LandwirtInnen nicht von selbst auf wie in den Fällen beschriebene, eigentlich einfachste Dinge? Sie, die tagtäglich mit den Kälbern zu tun haben, eigentlich über deren Bedürfnisse am besten Bescheid wissen sollten? Warum müssen sie dazu überhaupt nur  ‚angeschupst‘ werden? Ein paar Bretter zu entfernen, um das Dasein für die Kleinen ein bisschen erträglicher zu gestalten, so etwas von einem Hofberater des Milchabnehmers gesagt bekommen zu müssen, es ist mit Erlaub eine einzige Schande; und eine Peinlichkeit hoch zehn für jemanden, der sein ganzes Leben mit den Tieren verbringt, noch dazu. Darüber sollte der betroffene Landwirt in einer ruhigen Minute auch einmal nachdenken.
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Foto: hier wird den Kälbern jetzt wenigstens Sichtkontakt ermöglicht; ein kleiner Erfolg gewiss, aber auch einer, mit welchem wir uns nicht zufrieden geben dürfen!
Wo wir uns künftig ebenfalls verstärktes Engagement von der SalzburgMilch erwarten, zeigt der dritte Fall. Hier handelt es sich um einen Milchbauern, der mehrmals AktivistInnen gegenüber betonte, er würde in wenigen Jahren in Pension gehen und daher keine Umstellungen am Hof mehr machen. Dennoch prangt da das SM-Logo an einem installierten Außengehege – am Freilauf für die Kühe also, so wie es die Molkerei ihren KundInnen für mindestens 120 Tage im Jahr vorschreibt. Hier hatte der Bauer das Gitter zwar aufgebaut, benutzt aber wurde die Freifläche offenbar nie – der Landwirt, ganz in sein ‚hab ich schon immer so gemacht‘ verfangen, beharrte entgegen den Vorschriften anscheinend auf die langjäjhrige Erfahrung in der 24-Stunden-Kettenhaltung.
Und genau in solchen Fällen besteht Handlungsbedarf; denn nur ein einziger selbstgefälliger Landwirt kann ein ganzes noch so gut gemeintes Programm in Gefahr bringen. Ein einziger hat es in der Hand, die Firmenglaubwürdigkeit zu untergraben. Deshalb ist es umso unstimmiger, wenn es den Anschein macht, dass dem eigentlichen Bestimmer, dem Abnehmer der Milch, die Hände gebunden sind, er lieber seine Lieferanten schützt als seine KundInnen – denn im Prinzip, und dies sollte tunlichst überlegt sein, ist es nichts anderes als Betrug, wenn man zulässt, das propagierte Richtlinien – den KäuferInnen versprochene – untergraben werden. Und die dauerhafte Kettenhaltung, die ist wohl ein Monstergrund für eine Beanstandung; zumindest einer, welcher auch den allermeisten Menschen, die Milch trotz der damit verbundenen Problematiken weiterhin kaufen, ein riesiger Dorn im Auge ist.
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Foto: der Auslauf leer, keine Spur von Kuhfladen, von Benützung; dafür wird direkt aus dem Stall die Gülle auf den Misthaufen befördert – eine Konstellation, die ein sicheres Anzeichen dafür ist, dass hier die Kühe nie ins Freie kommen!
Erst vor wenigen Wochen war es um besagten Landwirten gegangen. Er hatte nämlich, wie zum Trotz, in der Zwischenzeit selbst das – so unser Vorwurf – ‚Alibigatter‘ komplett abgebaut. Eigentlich ein totaler Affront. Nun war es durch unsere Beanstandung zwar wieder errichtet worden, aber tagtägliche PassantInnen bezeugten weiterhin eine gähnende Leere hinter der Absperrung.
Auch hier reagierten die Zuständigen der SalzburgMilch nach unserem entsprechenden Hinweis. Und auch hier, entgegen der Vergangenheit, schnell und umfassend: schon am nächsten Tag waren Kühe im Freilauf, und seither öfters. Wir werden natürlich weiterhin beobachten.

Der Fall zeigt aber nur zu gut, wie schwer es selbst dem gutgemeintesten Programm ist, seine eigenen Vorgaben zu erfüllen. Weil bei so vielen LieferantInnen, all jenen selbe Regeln abzuverlangen und die Einhaltung deren auch noch zu kontrollieren, das ist schon eine enorme Aufgabe. Wir sind dennoch guter Dinge, dass – selbst wenn es jetzt ironisch klingen mag – mit unserer Mithilfe (heißt, unangemeldete Kontrollen durch verschiedenste Augenpaare – ja, auch wir haben unsere Mittel und Wege 🙂 – sowie eine ehrliche und direkte Kommunikation mit der Firmenleitung) die SalzburgMilch in Punkto ‚angestrebtes Tierwohl‘ den MitbewerberInnen tatsächlich langfristig einen Schritt voraus bleibt.
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Foto: nach der Intervention – endlich dürfen die Kühe raus, vielleicht zum ersten Mal im Leben!
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