Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen – un-un-unfassbar!!!

Zwischenbericht Rumänien (ein Video von dieser so unfassbaren Bärenhaltung findet Ihr auf unserer Facebook-Seite):
Manchmal, mit den Jahrzehnten an Erfahrung, denkt man vielleicht, eigentlich hat man im Tierrecht so ziemlich alles gesehen, was der Mensch an Grausamkeiten für die Mitgeschöpfe bereithält. Und dann kommt plötzlich so ein Tag wie heute, der das Innerste wie ein Hammerschlag trifft…
Wir sind im Zuge der großen Hilfsfahrt zu einer Recherchereise ins sagenumwobene Siebenbürgen aufgebrochen; tatsächlich möchten wir die Situation der Straßenhunde in der kurzen Zeit, die wir zur Verfügung haben, so gut es geht beleuchten. Angekommen in der 60 000-EinwohnerInnen-Metropole Huendoara, Eisenstadt oder Eisenmarkt, lenkt aber ein Hinweisschild unser Interesse vom eigentlichen Zweck ab – es gibt hier einen Zoo, einen solchen, der auch Tiger und Löwen beherbergen soll! Und den wollen, müssen wir uns natürlich ansehen. Dokumentieren. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir bei einem solchen Unternehmen auf Umstände treffen, die ein sofortiges Handeln nach sich ziehen…
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Unweit von der Tierfolteranstalt gibt es den TouristInnen-Magnet ‚alte Festung‘. Dort zeigt man auch eine eigene Ausstellung zur mittelalterlichen Folter. Und die Menschen schaudert es zutiefst. Können es gar nicht glauben wozu Mensch fähig war. Sagte ich ‚fähig war‘? Nein. Er sit es wohl bis heute. Denn unweit davon schaut es nämlich ganz, ganz ähnlich aus…nur sind die dortigen ProtagonistInnen tierlicher Herkunft. Warum ist dann dort der Aufschrei nicht ein riesengroßer? Passiert doch die Folter in der Jetztzeit…
Der ‚Zoologische Garten‘ liegt auf einem Stadtberg, unweit des Zentrums. Schon der Weg dorthin lässt Schlimmes erahnen – die Zufahrtsstraße ist nämlich ganz so angelegt, als ob hier überhaupt nie jemand vorbeikommen würde. Das schmale Asphaltband ist kaputt, voller Schlaglöcher, Bäume und Büsche wachsen in die Fahrbahn, der Anblick wird beherrscht vom überall herumliegenden Müll.
Der Parkplatz ist kaum zu finden, er ist dann auch ein winziger, für kaum mehr als 10 Auto gedacht. Nun geht es über zerbrochene Steinplatten zum Eingang; ein zerbröckelnder steinerner Bogen mit viel Gittern erweckt eher den Eindruck, als ob man ein Gefängnis betritt; oder ein verfallendes Mahnmal – und ein Mahnmal ist es in der Tat. Eines der Schande!
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Wir werden noch eingehend darüber berichten, vorneweg nur so viel: da gibt es Tauben, Rabenvögel, Fasane und dergleichen in Zwingern, solche, welche an das kaiser-zeitliche Schönbrunn erinnern; an eine Periode um 1900. Fünf Seiten Gitter, der Boden purer Beton. Keine Abwechslung, nicht einmal eine extra Sitzgelegenheit für die Vögel. Meist eine Stange, in der Mitte des Verlieses. Ausstattung? Fehlanzeige. Kaninchen auf Gitterböden (!!!) in winzigen Ställen. Ein paar Grashalme liegen zwecks der Optik auf dem Geflecht, dafür fehlt es an Wasser (wir werden später einen Zoo-Mitarbeiter auf den Missstand aufmerksam machen; der junge Mann reagiert, auch das soll erwähnt werden, sehr freundlich und kommt dem Ansuchen sofort nach. Ein Wolfsgehege, welches die Tränen in die Augen treibt; selbst nun noch, wo es offensichtlich leer zu sein scheint. Aber alleine der Gedanke daran, dass hier wohl vor kurzem noch ein Tier eingesperrt war, lässt uns innerlich zutiefst erschaudern. 
Eine Pavianfamilie zur Schau gestellt. Schildkröten in einem Kleistbecken, gefüllt mit verschmutztem Wasser. Eine Gämse in Einzelhaltung; als ‚Kletterturm‘ (schwindelerregende Höhe: ca. 1 Meter) dient zerbrochenes Holz und zerborstener Stein. Ein Esel mit so schweren Hufproblemen, dass er Schwierigkeiten beim Laufen hat.
Nur ein paar Ziegen leben halbwegs ordentlich, aber Dank dafür gebührt nicht den Betreibern; viel mehr profitieren sie von der arteigenen Genügsamkeit, so ist das Gehege mit Pflanzen bewachsen, und sie können sich wenigstens ein bisschen bewegen. Nur, auch hier gibt es einen Haken. Und was für einen: denn gleich gegenüber durchleben zwei Tiger ein fürchterliches Dasein. Im Betonbunker. Ja, da gibt es ein Freigelände, welches sie auch benutzen, jedoch ist dies ein relativ steiler Hang, ebenfalls zugewuchert. Von ‚artgerecht‘ – ein Ding, welches in Zoos sowieso unmöglich umzusetzen ist – so weit entfernt wie der der Eisbär von der Sahara.
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Foto: Kaninchen auf Gittern…unfassbar! Als ganz kleinen Lichtpunkt reagiert der Angestellte sofort auf unseren Protest…
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Die Tiger laufen die Gitterumzäunung auf und ab, stets im Blickfeld sind die Ziegen. Die jagen bei jeder Bewegung der mächtigen Raubkatzen davon, nur weit können sie nicht. Kein Verstecken, keinen Fluchttrieb ausleben. Nur Angst. Jeden Tag, hundertmal…
Überall hört man den Strom, der durch lieblos verlegte uralt-Leitungen fließt, zischen. Geschuldet den undichten Stellen, der eindringenden Feuchtigkeit. Ebenso bei den Löwen, denen ein identes Schicksal zugestanden wird wie ihre Verwandten gleich nebenan. Die denselben Albtraum durchleben. Zwei der so stolzen Katzen, ohne sichtbares Wasser, Essen sehen wir sowieso in keinem Zwinger. Genau wie Beschäftigungsmöglichkeiten. Nur Triste. Öde. Furchtbar. Herzzerreißend!
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Gänzlich zerbricht dieses beim Anblick des einzigen Bären. Der liegt in seinem Gefängnis, ebenfalls auf bloßem Beton. Nichts sonst. Oder doch: verrostetest Eisen, wo das Trinkwasser längst eine durchgehend braune Farbe angenommen hat. Ein leeres größeres Becken. Wohl einmal zum Baden gedacht. Vor hundert Jahren. Kein Baum, kein Stamm, nicht einmal ein Grashalm. Sinnleere Augen. Ein längst entflohener Geist. Und Einsamkeit, so einsam, wie ein Lebewesen nur sein kann.
Als wir den Armen ansprechen drückt er sich ans Gitter. So als wolle er berührt werden. Gekrault, ein bisschen Nähe. Dankbar für jede Aufmerksamkeit.
Der Bär scheint krank. Gebrochen sowieso. Aber er rührt sich kaum, selbst im Sitzen fällt der Kopf zu Boden. Seien Krallen sind furchtbar lang, wie anders könnte es auch sein? Wo soll er die hier schärfen, abnutzen. Auf dem Stein? Ohne Pause schleckt er ins Leere, speichelt stark. Stummelfüße. Vielleicht von Geburt an. Oder aufgrund eines scheren Mangels. Und solchen hat er bestimmt mehr als genug. Trockenes Brot liegt vor ihm, er beachtet es nicht.
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Die Zoowärter schauen kurz auf, als wir die Absperrung überklettern. Mehr nicht. Interesse haben sie an uns nicht einmal ansatzweise. Es ist ihnen egal was wir tun. Offensichtlich. Und dass die Tiere, die zu bewachen eigentlich ihre Aufgabe ist, in fürchterlichen Kerkern ein fürchterliches Dasein fristen, ebenfalls. Das Leid ringsum geht spurlos an ihnen vorbei. Sie machen nur einen Job, und den dann richtig schlecht.
Hinter dem Albtraum-Verlies gäbe es sogar ein kleines Freigehege. Aber dorthin darf der Bär offensichtlich gar nicht, denn es ist ebenfalls zugewuchert. Und selbst wenn er es dürfte: ein paar Quadratmeter Hang…
Passend zur allgemeinen Traurigkeit: ein in der Mitte zerteilter Hirschkäfer liegt am Weg. Der Kopf mit den Zangen bewegt sich aber noch, die daran verbliebenen Vorderfüße versuchten das Unmögliche, nämlich den zerrissenen Körper wieder aufzurichten. Seelenpein.
Lange ertragen wir den Anblick des Bären nicht. So furchtbar. Kein Vokabular welcher Sprache auch immer reicht, um auszudrücken, wie schrecklich die Situation für ihn nur sein kann. Und das fast Unerträglichste: keine/r der wenigen BesucherInnen scheint überhaupt nur sein stummes Leid zu bemerken. Seine Hölle. Hier auf Erden. Mitten in der vielleicht reichsten Union der Erde. Sagte ich es bereits? Es ist eine Schande. Eine abgrundtiefe, eine bodenlose.
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Wir haben erbärmlichste Bärenhaltungen in Serbien thematisiert; in Bosnien. Zuletzt in Albanien. Aber diese Länder gehören nicht zur EU. Anders als Rumänien, das hier betrifft einen Mitgliedsstaat. Einen, der ein Nettoempfänger ist; und der deshalb auch Forderungen zu erfüllen hat. Der das immense Straßentierproblem lösen muss, und zwar auf humane Art und Weise. Ohne Tötungen. Andererseits, ist es unbedingte Aufgabe der Union, ihre Puzzelteile zum Tierschutz zu verpflichten. Allesamt und beinhart. Ohne Ausnahmen. Sonst gibt sie sich selbst der Lächerlichkeit preis. Man bedenke aber: es handelt sich um eine Union, die sich um die richtige Biegung der Gurke oder der Banane kümmert. Solch Belangloses zum Weltproblem stilisiert. Vielleicht, um davon abzulenken, dass sie im Tierschutz in sich selbst versagt?! Das Beispiel haben wir vor unseren Augen.
Aber dieses Mal werden die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen. Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, um Änderungen herbeizuführen. So sicher wie das Amen im Gebet!
Ein Brief mit der Bitte um einen Gesprächstermin bei der Botschaft ist bereits unterwegs. Dazu werden wir in den nächsten Tagen eine Petition einrichten. Und das ist erst der Anfang.

Großer Bericht folgt in Kürze!!!
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