Unserer Katzenhilfe in Teneriffa steht vor einer dramatischen Situation!

Heute würden wir Euch gerne wieder einen Bericht von Silvia, mit welcher RespekTiere auf Teneriffa seit einigen Jahren effektive Katzenhilfe betreibt, weiterleiten. Silvia’s Beschreibung zeigt, wie wichtig der Einsatz an einem Ort ist, der eigentlich viel mehr einen hohen Bekanntheitsgrad als Urlaubsinsel denn als Straßentier-Inferno innehat! Ganz besonders prekär ist die Situation gerade jetzt, wo es durch Corona zu einem dramatischen Anstieg beim Aussetzen von Katzen gekommen ist!

Anzumerken wäre, wo immer wir im Straßentier-Bereich agieren, erachten wir die Kastration als einzig möglichen Weg, um künftiges Tierleid einzudämmen. Aber nur mit Ihrem absolut unverzichtbaren Beistand schaffen wir es auch in diesem Fall, Monat für Monat weitere Katzen zum Tierarzt zu bringen – uns bleibt deshalb nur zu bitten: Bitte helfen Sie uns helfen!!!
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Foto oben: die gezielte Anfütterung von Katzen, links im Bild seht Ihr die zugedeckte ‚Katzenfalle‘, die immer dann aufgestellt wird, wenn einzelne Katzen krank oder verletzt sind und daher dringend medizinische Hilfe benötigen!
unten: ausgesetzte Babykatzen, aufgenommen letzte Woche – fast schon ein alltäglicher Anblick…
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Silvia schreibt: ‚Bereits in Salzburg war das Einfangen von verwilderten Katzen schwierig gewesen (sie hatte in der Mozartstadt den ‚Katzensitter-Club‘ gegründet, Anm.). Jedoch in Teneriffa ist diese Aufgabe noch um vieles komplizierter.
Um Strassentiere auf der Insel einfangen zu dürfen, benötigt man eine amtliche Bewilligung vom jeweiligen Ort. Viele Beamte haben jedoch die Befürchtung, dass sie in diesem Falle dann auch für die Tiere zuständig sind – weshalb sie oft die Hilfe verweigern. Mit Hilfe eines Dolmetschers stellt man also die Anträge beim Rathaus und wartet auf Antwort. Meistens jedoch, aus besagtem Grunde, vergeblich.
Dann gibt es leider auch sehr viele Menschen, die aus verschiedensten Überlegungen nicht wollen, dass Katzen eingefangen und kastriert werden. Um mich daran zu hindern, beschädigt man beispielsweise Fallen, wirft diese manchmal sogar auf die Katzen, sodass sie vollkommen verschreckt sind und später alle solche Käfige von Grund auf meiden. Natürlich kann man Fallen auch nicht unbeobachtet lassen, denn es ist ein Leichtes sie zu stehlen. Anrainer werden sehr schnell aggressiv und ich muss jederzeit damit rechnen, angegriffen zu werden.
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Foto: selbst im Urlaubsparadies leiden die Tiere – die EinwohnerInnen wissen es, die TouristInnen wissen es, die Behörden wissen es – aber nur ganz wenige unternehmen etwas dagegen!
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In Teneriffa gibt es viele öffentliche Grillplätze, die jedermann/frau zum Feiern und Zusammentreffen benützen darf. Das ist eine wunderbare Einrichtung und wird speziell an den Wochenenden sehr gerne angenommen. Leider lassen die Leute dort aber Essensreste und Müll einfach zurück, wodurch Katzen, Hunde, Hühner u.v.a. angelockt werden. In La Vera/Los Realejos (oberhalb des bekannten LORO PARQUES in Puerto de la Cruz) ist so ein Grillplatz. Auf jenem befindet sich noch dazu eine Gaststätte, die (außerhalb von Covid-Zeiten) 6 mal wöchentlich von 10.00 bis 24.00 öffnet.
 
Eines Tages wurde ich also von einer Spanierin angerufen, dass sich auf diesem Grillplatz eine Futterstelle für Katzen befindet. Es sollten viele trächtige Katzen und einige Jungtiere zum Fressen kommen, betonte die Freundin. Sie bat um Hilfe, hätte aber nicht die Möglichkeit, sich finanziell an den Kosten zu beteiligen.
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Fotos: öffentliche Grillplätze sind meist gut besucht; hier finden die Straßentiere Essensreste, welche ihnen ein Überleben sichern. Von Kastrationen möchte kaum jemand etwas hören, weder die Behörde und viel zu oft auch nicht die Bewohner selbst!
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Neben dem Grillplatz gibt es einen stark befahrenen Hauptverkehrsweg und auf der anderen Seite der Strasse leben ebenfalls eine Menge Streunerkatzen, die zum besagten Essplatz kommen. Daher werden hier ständig Katzen an- oder totgefahren. Mit einer deutschen Tierfreundin, die spanisch spricht, fuhr ich zu der genannten Stelle um die Lage zu erkunden. Durch die Unterstützung einer Helferin, die dort die Katzen täglich füttert, gelang es mir in den nächsten Wochen, 12 davon einzufangen und kastrieren zu lassen. Leider war auch eine sehr schwer verletzte Katze dabei, die nur mehr eingeschläfert werden konnte.
 
Generell werden alle Strassenkatzen bei der Kastration am Ohr markiert und manchmal auch am Ende des Rückens ausrasiert, wenn es in einer Kolonie viele Katzen mit gleichem Aussehen gibt (schwarz oder getigert beispielsweise).
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Nun befindet sich oberhalb besagten Grillplatzes eine Finca, wo natürlich auch Katzen leben. Offensichtlich werden sie dort nicht ausreichend gefüttert, sodass sie ebenfalls zu der Futterstelle runterkommen. Die Besitzer des Hauses haben ihre Zufahrt gleich nebenan und sie beobachteten mich beim Einfangen. Wütend gaben sie mir in Folge zu verstehen, dass manche der armen Tiere ihre Katzen wären und ich kein Recht hätte diese zum Tierarzt zu bringen.
Es gibt in Spanien jedoch das Gesetz, dass nicht nur Hunde gechippt sein müssen, sondern auch Katzen. Alle, die von mir eingefangen werden, dürfen nur dann kastriert oder tierärztlich behandelt werden, wenn sie nicht gechippt sind, bzw. wenn der Besitzer der gechippten Katze sein Einverständnis gegeben hat. So hätte sich die Familie überhaupt keine Sorgen machen brauchen – vorausgesetzt natürlich, dass sie ihre Katzen gesetzeskonform gehalten hätte.
 
Übrigens, Plätze, wo Katzen eingefangen und kastriert werden, werden von mir selbstverständlich ständig nachkontrolliert, ob nicht ’neue‘ Tiere dazu gekommen sind. Oft werden auch Hauskatzen bei Futterstellen ausgesetzt, die sich dann weiter vermehren und so das Problem ständig vergrößern.
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Aber zurück zur eigentlichen Geschichte; nach ein paar Monaten verabredete ich mich auf dem Grillplatz um 20.00 h mit einer älteren deutschen Dame, der ich bei einem Problem mit Katzen beistehen wollte. Während ich bei der Futterstelle wartete, sprach mich der Besitzer der Finca auf Spanisch an, was ich leider nicht verstand. Nachdem ich die Ankunft meiner Verabredung bemerkte, stieg ich in mein Auto, um ihr zu folgen. Nur, das gefiel den Besitzern der Finca nicht. Die Frau stellte sich vor meinen Wagen und der Mann öffnete meine Autotür und versuchte mir den Fahrzeugschlüssel zu entwenden. Um das zu vermeiden, musste ich den Motor abstellen, um so den Schlüssel zur Sicherheit in meiner Jacke zu verstecken. Nun aber versuchten beide Personen mich aus dem Auto zu zerren und verletzten mich dabei erheblich am Arm. Natürlich habe ich mich gewehrt und dabei wohl auch die Angreifer leicht verletzt. Ich rief in Folge um Hilfe, jedoch vergeblich. Das Ehepaar hatte einen kleinen Sohn und einen Hund dabei. Immer wieder haben sie lautstark auf mich eingeredet und mich Mörderin genannt. Der Hund war durch diesen Tumult derart verschreckt, dass er sich aus dem Halsband befreite und auf die Straße laufen wollte. Nach einiger Zeit bin ich dann ausgestiegen und habe meine ebenfalls tief geschockte Bekannte gebeten die Polizei zu rufen, da die Situation jetzt wirklich zu eskalieren schien. Endlich kamen die Beamten dann auch, jedoch nur, um mir sehr schnell klar zu machen, auf welcher Seite sie wohl stehen würden. Tatsächlich kontrollierten sie nun mich und mein Auto auf Herz und Nieren. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Bewilligung für das Einfangen von Strassenkatzen hatte, konnte ich auch nichts von meiner Einfangaktion zu Protokoll geben. Als endlich alles mit der Polizei geregelt war, zeigte die Uhr bereits 22.00 h. Um meine Verletzungen bestätigen zu lassen, musste ich mit einem Dolmetscher zum ärztlichen Notdienst fahren. Am nächsten Tag konnte ich dann die entsprechende Anzeige bei der Polizeistation in Puerto de la Cruz machen. Bei so kleinen Delikten wird die Verhandlung innerhalb von 4 Tagen angesetzt und man hat das Recht, eine kostenfreie Rechtsberatung und einen Dolmetscher vom Amt anzufordern. So habe ich um einen Übersetzer gebeten, jedoch war mir eine spanische Rechtsberatung zu unsicher, sodass ich noch einen deutschsprachigen Rechtsanwalt finden musste.
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Generell ist die Sachlage in Spanien so, dass die Kosten für die erste Verhandlung immer von den jeweiligen Parteien bezahlt werden müssen, egal wer am Ende schuldig gesprochen wird. Die Anzeige wurde am Freitag gemacht, die Verhandlung war für den Dienstag einberufen, zu der mein Rechtsanwalt und ich auch erschienen sind. Leider hatte aber das Gericht nicht rechtzeitig einen Dolmetscher für mich organisieren können, sodass der Termin verschoben werden musste und nun erst einen Monat später stattfinden sollte. Bis zu diesem Datum durfte ich nicht in die Nähe der Fincabesitzer kommen und die Fincabesitzer nicht in meine (ja, auch das Ehepaar hatten eine Anzeige wegen der angeblichen Verletzungen bei der Polizei gemacht…)
Leider habe ich bei dem Treffen auf dem Grillplatz zudem bemerkt, dass es dort weitere jüngere Katzen gab, die dringend kastriert werden sollten. Somit musste ich jetzt versuchen, die Neuankömmlinge heimlich nachts einzufangen. Das war leider nicht sehr einfach, da auch dann der Grillplatz von Liebespärchen oder Menschen die einfach nur feiern wollen, bevölkert ist. Auch dürfte der Fincabesitzer seine Freunde informiert haben, die vor Ort nach meinem Auto Ausschau hielten. Ich musste nun den Wagen in einer Nebenstrasse abstellen und sobald der Platz menschenleer war, hatte ich meine Fallen und Körbe den weiten Weg zu tragen und zu hoffen, dass mich niemand dabei beobachtet. Sobald dann eine Katze eingefangen war, begann diese zu schreien und ich musste rasch zu meinem Auto zurück. So verbrachte ich also die Nächte der nächsten Wochen. Damit der Fincabesitzer auch nicht sofort bemerkte, dass die neuen Katzen schon wieder kastriert sind, konnte ich diese dann nur gemeinsam wieder freilassen. Und auch dafür musste ich darauf achten, ungesehen zu bleiben. Insgesamt waren es 8 Katzen, von denen 2 leider krank waren und ich nicht mit einer Genesung rechnete. Nichtsdestotrotz, alle schafften es schließlich. Leider aber dürften einige Katzen aus der ersten Kastrationsaktion die Überquerung der Straße nicht überlebt haben, jedenfalls konnte ich sie bei der Futterstelle nun nicht mehr sehen.
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Einen Monat später fand endlich die Verhandlung statt. Nach einer Wartezeit von 3 Stunden wurden wir vom Staatsanwalt belehrt, dass unsere Angelegenheit Aussage gegen Aussage steht, beide Parteien verletzt wurden und somit wir beide verurteilt werden würden und dementsprechend keiner eine Schmerzensgeldforderung stellen könnte. Der Staatsanwalt empfahl uns daher, die Sache noch einmal untereinander zu besprechen und eventuell die Anzeigen zurückzuziehen. Nach Rücksprache mit meinem Rechtsanwalt haben wir das dann auch gemacht. Mit einer Verurteilung wäre ich in Spanien vorbestraft gewesen und das wollte ich unbedingt vermeiden. Allein, auf den Kosten für diese Aktion, rund 400 Euro, blieb ich hängen und noch dazu plagten mich jetzt wochenlang Angstzustände und Albträume.
 
Vor kurzem war ich wieder einmal zur Kontrolle auf diesem Grillplatz und dabei musste ich feststellen, dass erneut neue, jüngere Katzen anwesend waren. Dieses Mal konnte ich die weiblichen Katzen allerdings, ohne beobachtet zu werden, rasch mit der Hand einfangen, um auch sie kastrieren zu lassen.
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Es werden sicherlich immer wieder weitere Katzen dazu kommen. Aber wenn ich sie rechtzeitig kastrieren lassen kann, dann wird das Leid wenigstens nicht vermehrt. Außerdem haben kastrierte Katzen tendenziell einen besseren Gesundheitszustand und erkranken nicht so schnell.
 
PS: Bedauerlicherweise war es mir bis jetzt aus verschiedenen Gründen nicht möglich, auch jene Strassenkatzen (ca. 20, manche davon mit gesundheitlichen Problemen) einzufangen und kastrieren zu lassen, die gegenüber dem genannten Grillplatz in La Vera leben.
Jedoch für ein kleines rot/weißes Kätzchen, dass uns am Weg weinend und hungrig hinterherlief, konnte ich eine Familie finden, die es adoptierte. In der Zwischenzeit wurde von der Familie auch ein weiteres schwarzes Findelkind aufgenommen (siehe Fotos). Schwarze Katzen haben normalerweise wenig Chancen in Teneriffa aufgenommen zu werden.
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Silvia beherbergt im Moment 13 Streunerkatzen bei sich zu Hause. Die Situation ist auch coronabedingt eine dramatische. Die Menschen leiden unter großen finanziellen Einbußen, die Restaurants und Gaststätten waren geschlossen und haben auch jetzt nur beschränkt geöffnet, sodass wesentlich weniger Essensreste für die Tiere übrigbleiben. Auch in den Haushalten wird das Budget eng, weshalb viele Tiere vor die Tür gesetzt wurden und werden. Bei Mülltonnen abgelegte Babykatzen, zum Teil bereits verhungert, sind kein seltener Anblick. Viele Menschen haben die Insel verlassen; zudem gibt es nur ganz wenige UrlauberInnen. So viele Katzen wie noch nie sind in den letzten Wochen und Monaten ausgesetzt worden.
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Um auch weiterhin solche Kastrationseinsätze durchführen zu können, benötigen wir Ihre Hilfe! TierärztInnen sind in Spanien fast genauso teuer wie in Österreich – für eine einzige Kastration einer weiblichen Katze müssen wir rund 60 Euro, für die eines Katers rund 40 Euro berappen (das ist bereits ein ‚Tierschutzpreis‘, welchen wir nur deswegen bekommen, weil wir inzwischen eine auch in Spanien anerkannte Organisation sind)! Bitte helfen Sie uns helfen!
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