Gestern hat sie also stattgefunden, die Kundgebung vor der ‚Fuchserei‘, der ‚Jausenstation‘ jenes Salzburger Landwirten und Metzgers, der entgegen seines Internet-Auftrittes – wo sich die Tiere im Stroh wälzen – seine Schweine lieber auf betonhartem Vollspaltenboden hält. Im Vorfeld der Demo gab es einiges an Aufregung; noch immer ist es im erzkonservativen Salzburg nämlich sowas wie ‚Nationalverrat‘, gegen einen der ‚oberen Zehntausend‘ das Wort zu erheben; aller Erfahrung nach bleibt es auch völlig egal, wie berechtigt die Vorwürfe dann auch immer sind. Tut man dennoch Unmut kund, so hat man mit Verleumdung zu rechnen, mit sozialem Abseits und mit einem Stopp jeglicher Medienberichterstattung über eigene Aktionen. Wir können ein Lied davon singen. Ein gutes Beispiel: der Metzgersprung! Wo seit vielen Jahren am Ort des Geschehens spektakuläre Tierrechtsaktionen stattfinden, solche, die unübersehbar sind. Der ORF filmt jedes Mal auf ein Neues – nur, weder Bilder noch irgendeine Erwähnung vom Protest überhaupt gelangt je an die Öffentlichkeit! Nennen wir es beim Namen: in Wahrheit ist es ein absolutes ‚No-Go‘ des Journalismus, derartig einseitig zu berichten. Voreingenommene Wiedergabe, FernsehzuseherIn wird unmündig erklärt selbst urteilen zu können. Die BürgerInnen haben aber ein unabdingbares Recht zu hören und zu lesen was vorgeht; da hat keine Redakteurin und kein Redakteur darüber zu bestimmen, was den Menschen gezeigt werden soll und was nicht. Schließlich leben wir noch immer in einer Demokratie. Auch wenn das manchmal nicht mehr ganz danach aussieht… |
Fotos oben: darum standen wir vor der ‚Fuchserei’… |
Am Beispiel Salzburg gibt es viele eigentlich unfassbare Geschichten; viel zu viele. Erinnert sich etwas jemand an den Rinderbauern von Seekirchen, wo immer wieder – zu einem Anlass sogar 6 auf einem Schlag – tote Kühe am Hof gefunden wurden? Raten Sie, wer erhielt die Strafen, so zum Beispiel, als ein Schwein im bitterkalten Winter vor dem Hof im Freien liegengelassen wurde, Tag und Tag, beinahe angefroren an den Schneeboden? Als wir dann des Nachts Stroh brachten (auf eigene Kosten natürlich) und es betteten, sahen wir uns mit einer Besitzstörungsklage konfrontiert. Ja, es kam zu einem Anlass sogar zu einem Gespräch, auf Drängen des Landwirten. Beim Tierschutzombudsmann fand jenes Treffen statt, ein kleiner Lichtblick. Zumindest schien es bei naiver Betrachtung erst einmal. Beim Reden kommen doch die Leute zusammen, sagt man ja so schön. Was aber passierte? Der Anwalt des Bauern war mitgekommen, und es gab nur einen Satz im Gespräch: wenn Ihr noch einmal das Grundstück betretet, dann sehen wir uns vor Gericht wieder… kein Einwand von Behördenseite, keine Intervention, keine Gesprächsbasis. Bauer gut, TierschützerIn schlecht, so einfach ist das im Bundesland. Tatsächlich, die Zeitungen berichteten in jenem Fall wieder einmal vom ‚armen Bauern‘, den die bösen TierschützerInnen ‚fertig machen wollen‘. Und dass, obwohl der Landwirt weithin unbeliebt war, ja, vielerorts sogar gehasst wegen seiner gefürchteten Umgangsart mit Mitmenschen. So, und nun stellen Sie sich die Gangart vor, wenn der vom Tierschutz überführte Tierhalter ein ‚Prominenter‘ der Schicke-Micki-Gesellschaft ist. |
Foto oben: nur eine von hunderten todtrauriger Episoden in der so unrühmlichen Geschichte eines Salzburger ‚Kuh-Bauerns’… |
Unlängst zurückliegende Ereignisse führen es nur allzu deutlich vor Augen; könnt Ihr Euch noch an die unfassbaren Bilder aus dem Kuhstall bei Eugendorf erinnern? Ein Tierschutzskandal sondergleichen. Der ORF berichtete darüber, was zur Folge hatte: eine Sondersendung für Finanzhilfen für Bauern, die ‚überfordert‘ sind… Der Skandal war somit um einen weiteren Skandal reicher… Aus demStall eines der prominentesten ‚Geschlechter‘ Salzburg, der Friesacher-Familie, die neben einer riesigen Rinderhaltung mit gut 300 männlichen Tieren auch noch beispielsweise einen Nobelheurigen sowie ein 4-Sterne-Resort führt, tauchen Bilder von verletzten Tieren auf. Die Behörde ermittelt. Was letztendlich passiert: sofort darauf sind die Tore wie zugenagelt, bis obenhin! Anstatt die Tierhaltung zu verbessern, wird einfach der Blick von außen verunmöglicht. Die Bedingungen für die Eingesperrten damit aber im Gleichschritt drastisch verschlechtert. Schuld sind natürlich ‚die Tierschützer‘, weil, was erlauben die sich, gegen ‚so jemanden‘ Anzeige zu erstatten? Ausschusssitzung im Landtag: eine Vertreterin von RespekTiere ist von den Grünen geladen, um über das Thema ‚Vollspaltenboden‘ zu referieren. Landesrat Schwaiger mokiert sich; ein Verein wie RespekTiere, so seine Meinung, dürfte im ehrenwerten Haus keine Stimme haben, weil ‚die gehen ja in Ställe‘! Unfassbar! Er vergisst dabei aber zu erwähnen, dass nie noch ein Unschuldiger von uns konfrontiert worden war. Jeder Landwirt und jede Landwirtin, der oder die mit uns zu tun hatte, wusste warum. Immer und ausnahmslos hatten die Anzeigen volle Berechtigung. Aber in unserem wunderschönen Bundesland, da darf nichts und niemand die Idylle stören; da muss das Bild vom perfekten Umgang des Landwirten mit den Tieren, Schwielen an den Händen und Schweißtropfen auf der Stirn, in perfekt natürlicher Umgebung unbedingt aufrecht erhalten werden. Auch wenn jedermann/frau längst weiß: in Bezug ‚Tierschutz‘ und diesbezüglichen Vergehen, da ist Salzburg längst keine Insel der Seligen mehr, ist es wahrscheinlich nie gewesen. Bauernkammer und Bauernbund wissen das natürlich. Aber die BürgerInnen brauchen es nicht zu wissen. Also Augen zu und Totschlag-Argumente ausfahren, gegen jede/n, der anderes preisgibt. Ohne Rücksicht auf Verluste. Aber wozu haben wir dann überhaupt Gesetzte? Wenn sie jene nicht einhalten müssten, die zum einen der Öffentlichkeit viel zu oft ein oft völlig falsches Bild suggerieren und denen zum anderen die Schwächsten der Gesellschaft völlig hilflos ausgeliefert sind. Keine Frage, einige Bauern erledigen diese Aufgabe so gut als irgend möglich, aber genau jene werden nie mit uns zu tun haben. Das wissen Besagte auch, und nicht nur das – ich denke, sie schätzen unsere Arbeit sogar. Weil sie die ihre noch ehrlicher, noch wertvoller macht.Weil wir dort kehren, wo es niemand sonst tut! Sie respektieren RespekTiere. Andere, die es nicht tun, die uns fortwährend schlechtzumachen versuchen, wissen warum sie sich derart mies verhalten. Weil wir der Stachel in deren Fleisch sind. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Übrigens: auf unser sehr freundliches Schreiben an den Herrn Landesrat mit der Bitte zu einem Gespräch ist nie eine Antwort gekommen. Auch das unterstreicht das Demokratieverständnis deren, welche andere gerne mundtot sehen würden. |
Fotos oben: passt das zum Nobelheurigen und 4-Sterne-Hotel? unten: …und zum Bauernhof-Romantik-Image? Stillschweigen in der Landespolitik… |
Foto: ist das die passende Antwort auf Vorwürfe bezüglich der Tierhaltung? Einfach alles verriegeln, Geld in solche Maßnahmen zu investieren, anstelle es den Tieren zugute kommen zu lassen? Vorzeigebauern? Entscheiden Sie! |
So, und jetzt zur gestrigen Demo. Die ganz wunderbare Zusammenarbeit mit dem Verein gegen Tierfabriken (www.vgt.at) trug einmal mehr Früchte, denn im Verbund, da sind wir richtig stark. Und das haben wir eindrucksvoll bewiesen. Direkt gegenüber der Jausenstation waren sie aufgereiht, unsere Transparente, die da von ‚Stoppen Sie die Barbarei‘ über ‚Hier stinkts nach Tierquälerei‘, ‚Stroh statt Beton‘ bis hin zum ‚Im Stall auf Spalten, im Netz auf Stroh – sag Fuchs, täuschst Du Deine Kunden so?‘ reichten! Ja, es ist wahrlich kein Kavaliersdelikt, den AbnehmerInnen tiergerechte Bedingungen vorzugaukeln, während die Schweine in der Realität auf Vollspalten-Beton ausharren müssen… Fuchs hatte sich gewappnet; mehrere Transparente seinerseits waren am Firmengelände aufgehängt. ‚Unsere tägliche Arbeit ist von 33 Hektar Getreide jährlich 120 000 kg Stroh unseren Rindern und Schweinen zu unterlegen‘. Tatsächlich? Wäre dem so, dann hätten wir uns doch diese Kundgebung im strömenden Regen bei bitterer Kälte von Anfang an ersparen können. Herr Fuchs, und auch das soll und muss gesagt sein, warum sind sie dann nicht unserer Anfrage zu einem Gespräch im Vorfeld nachgekommen? Dann hätten wir die Missverständnisse klären können und den Protest erst gar nicht veranstalten müssen. Allerdings, wie erklären sich dann die Bilder aus dem Stall, wo sämtliche Schweine auf kalten, harten Boden ausharren bis zu ihrem grässlichen Ende? Einem Ende, wo Sie, lieber Herr Fuchs, eine Vorahnung geben, wenn sie mit einem Bild von sich selbst, blutüberströmt bis hinter die Ohren mit dem Schlachtbeil in der Hand‘ zum ‚Probier es doch‘ aufrufen??? |
Ein weiteres Transparent sagte: ‚Wovon leben sogenannte ‚Tierschützer‘ außer von Spenden? Ihr Erfolg ist, dass viele kleine Bauern aufhören oder dann ganz große Ställe bauen. Bitte keine Spenden mehr!‘ Unfassbar, nicht? Klar wollen Menschen wie jene hier den Tierschutz mundtot machen, ausbluten lassen, genau wie sie es sonst mit ihren Schweinen tun. Denn dann wäre niemand mehr hier, der sie mit der bitteren Realität konfrontiert, dann könnten sie schalten und walten nach Belieben. Und KundInnen täuschen. Die sogenannten ‚Landwirte‘. Bei meiner Ehr‘… |
Ja, es war eine energische Kundgebung, eine solche, wo die Sprechchöre nicht verstummten. Über eineinhalb Stunden hinweg sahen sich die BetreiberInnen mit ‚Wir sind hier und wir sind laut – solange Fuchs nicht auf die Tiere schaut‘, ‚Fuchs ist schuldig, Fuchs macht mit, auf Kosten der Tiere ein Mords-Profit‘, ‚Es hat gelebt, geatmet so wie wir – Fleisch ist ein Stück ermordetes Tier‘ und dergleichen konfrontiert. Und immer noch sind es wir, die das Gespräch suchen. Herr Fuchs, überzeugen Sie uns davon, dass Sie Ihre Tiere in Zukunft so halten, wie es die Internet-Seite verspricht! Tun Sie das, dann werden Sie von uns nichts mehr hören. Andererseits – Sie wissen, wir werden nicht verstummen, denn das sind wir den Tieren schuldig. |