Pferde in Not – alleine gelassen in der verschneiten Aulandschaft?

Unsere Rumänien-Hilfsfahrt ist auch schon wieder Geschichte – einen ausführlichen Bericht über den so lebenswichtigen und unfassbar aufwühlenden Einsatz findet Ihr in Kürze auf www.respektiere.at!

Kaum zurück aus dem Karpatenstaat läutet auch schon wieder das Telefon – eine sehr aufgebrachte Tierschützerin meldet sich; sie berichtet von zwei Pferden, welche von einer dem Anschein nach wegen deren – vorsichtig ausgedrückt – sehr unkonventionellen Art der Tierhaltung im weiten Umkreis sehr bekannten Frau inmitten einer Aulandschaft gehalten werden.

Was im ersten Moment vielleicht sogar recht malerisch klingen mag, verliert bei näherer Betrachtung schnell jegliche Romantik. Denn es gibt einen langjährigen Hintergrund, und der tönt dann so gar nicht mehr nach Idylle. Besagte Tierhalterin, sie wohnt zudem gut 50 Kilometer entfernt vom Ort des Geschehens, beschäftigt seit Jahren die tierliebenden Menschen der Gegend. Die Pferde wären oft über Tage hinweg völlig unbeaufsichtigt, auf sich alleine gestellt. Und dass in einem Pferch, der wohl keine 20 Quadratmeter groß ist. Als Unterstand ist notdürftig eine einfache PVC-Plane angebracht, Heu und Stroh in zwei Ballen gibt es außerhalb der Umzäunung. Schimmelig, nass und übelriechend, wären die Nahrungsmittel.

Idyllische Aulandschaft!

Foto oben: fast idyllisch, möchte man meinen. Aber der erste Eindruck hält nicht, was er vielleicht verspricht!

Pferde im verschneiten Gatter

Foto: Zwei nasse Pferde im verschneiten Gatter; artgerechte Unterbringung?

Schnee ist den ganzen Tag lang gefallen und hat den Umkreis in ein Winter-Wunderland verwandelt. Knorrige Bäume biegen sich voller bauschigem Weiß, fernab jeder Gesellschaft. Tatsächlich liegt der Ort entlegen, menschliche Behausungen sucht man vergebens. Ein Weg führt durch Felder, dann ein verträumtes Waldstück. Eine große Pferdekoppel tut sich vor den Betrachtenden auf, weitläufig. Alles halb so schlimm? Leider nicht. Der Elektrodraht rundum erfüllt seine Funktion längst nicht mehr, offenbar schon seit Jahren ist das so. Deshalb wären die Wunderhübschen immer wieder ausgebüxt, sehr zum Ärgernis der Bauern ringsum. Da hätten sie in Folge nämlich Felder ‚besucht‘, sich von den Früchten der Arbeit anderer ernährt; sogar bis zu den Häusern wären sie gekommen, nur um sich in diversen Gemüsegärten zu laben. Dem nicht genug, eine stark befahrene Straße ist nur unweit, und Zuggeleise zerschneiden die Landschaft. Gefahrenpotential pur!

Pferde in Not- so sollte man die Armen einfach nicht halten dürfen!

Worauf die ‚Besitzerin‘ die Reittiere in den besagten Pferch verfrachtete; zwei männliche Tiere noch dazu, die sich immer wieder entfachende Spannung ist zumindest für uns Unkundige eine sprichwörtliche. Leere Plastikflaschen ringsum, dazu die beiden Stroh- und Heuballen, welche langsam vor sich hin schimmeln, alles ist an dem Platz wie beschrieben. Ja, das getrocknete Gras ist pritschnass, fast dampfend. So etwas Pferden zu servieren, das ist nicht nur unmenschlich, es kann sogar ganz schnell tödlich sein. Über einen Teil der ‚Koppel‘ ist eine grüne PVC-Plane gespannt, welche im Wind flatternde Geräusche von sich gibt. Der Untergrund ist nass, matschig, es fröstelt beim bloßen Anblick. Ein kleines Wasserbecken, die Flüssigkeit präsentiert sich halb gefroren; in kurzer Zeit wird sie zu Eis erstarren. Eis, durchsetzt von Schmutz. Ein paar Schritte können die Armen tun, mehr nicht. Das alles, obwohl rundherum die erwähnte weitläufige Koppel wäre, eine, die dann nur an manchen Stellen geflickt werden müsste. Zu viel Aufwand wohl. Lieber lässt man die Armen leiden. Ach ja, überall an den Begrenzungspflöcken ist aus irgendeinem zumindest für uns nicht nachvollziehbaren Grund Draht umwickelt; dessen Enden stehen jeweils spitz ab, die Verletzungsgefahr ist wohl eine enorme! Hatte ich es schon erwähnt? Wenn was passiert, es ist wahrscheinlich niemand hier, der oder die hilft; stundenlang nicht, vielleicht sogar tagelang.

Pferdegatter in der Au - das ist ihr gesamter Lebensraum
verschimmeltes Heu für die Pferde vor dem Gatter
VErletzungsgefahr ist immer präsent
das ist der gesamte Lebensraum für zwei große Pferde!
verschimmeltes Heu

Fotos: Hier müssen sie also tatsächlich leben? Nein, das kann es nicht sein. Und dennoch, der Anblick ist ein realer, die Situation eine gegebene. Was passiert, wenn etwas passiert? Niemand ist hier draußen, bis Frau Pferde’besitzerin‘ wieder einmal vorbeikommt, können Tage vergehen. Unfassbar. Letztes Bild: das durch und durch verschimmelte, triefend nasse Heu… Anm.: später sollen wir erfahren, es wird angeblich nicht verfüttert. Warum aber der Ballen trotzdem bei jedem Besuch kleiner ist, weiß man nicht so genau. Oder, man will es lieber gar nicht wissen…

Ein paar Kilometer weiter leben zwei Schweine. Sagte ich ‚leben‘? Ebenfalls sind sie nämlich in einem Pferch gezwängt, kaum ein paar Quadratmeter groß, abfallend zur Bundesstraße. Im Graben, sozusagen. Ein ehemaliger Gemüsegarten wohl. Die Gitter sind notdürftig geflickt, begrenzt wird die Öde von besagtem Verkehrsweg und, um den Vergleich abzurunden, von selbigem Bahngleis. Noch eine Zweisamkeit: sie gehören der gleichen Halterin wie die Pferde zuvor.

Das schmutzstarre Wasser ist hier bereits in gefrorenem Zustand. Der Boden eine einzige Matschfläche. Schmutziges Stroh, verbrauchtes, liegt aufgebreitet, darauf haben sich die beiden Tiere gebettet. Im Schnee rundherum, völlig im Freien. Ach ja, sie hätten schon einen ‚Unterstand‘, genau wie vorhin eine lieblos gespannte Plane, zweifelhaft aber, ob darunter überhaupt Platz genug für Beide wäre…

zwei Schweine im Schnee
das Wasser für die Schweine ist tief gefroren!
das Wasser für die Schweine ist tief gefroren!
Schweine im Schnee - ist's passend?

Natürlich, jetzt werden wieder Manche – und überhaupt nicht unrichtig – einwenden, so viele Schweine leben unter unfassbar grausamen Bedingungen in Österreich, diese Beiden sind wenigstens im Freien. Stimmt, verglichen mit einem Maststall ist deren Situation zweifelsfrei eine bessere; aber, und das ist hier wohl die große Frage, müssen wir als Vergleich immer den ‚Worst Case‘ heranziehen? Soll es für uns tatsächlich genügend sein, ständig zu argumentieren ‚aber dort geht es diesen oder jenen noch schlechter‘, um damit das Schicksal vor Augen zu legitimieren? Sollten wir nicht endlich andere, verlässlichere Maßstäbe anlegen??? Denn von ‚gut‘ kann hier bestimmt keine Rede sein. Es ist ein lieblos gestalteter Lebensraum, der allerhöchstens die geringsten Grundbedürfnisse der eingesperrten Tiere und dann auch nur ansatzweise erfüllt. Und nicht mehr. Vor allem fehtl es hier an Zuspruch, in Geborgenheit, an Verantwortung dem Mitgeschöpf gegenüber.

Fazit: auch diese Art der Unterbringung MUSS uns somit ein Dorn im Auge sein!!!

Schweine im Schnee - ist's passend?

Foto: auch hier stellt sich die große Frage – was passiert, wenn etwas passiert? Sind die Tierhalter überhaupt nur zu erreichen???

Den Mächten über uns sei’s gedankt, ist in jenem Gebiet ein Amtstierarzt zuständig, der wohl mit zu den Besten zählt, was dieses unser Land in Punkto Behörde und Tierschutz überhaupt nur zu bieten hat. Die langjährige Erfahrung mit dem Veterinär lässt sogar den Schluss zu, Dr. Michael Oppitz von der Behörde Krems ist DER Amtstierarzt schlechthin, von Eisenstadt bis nach Bregenz. Kein Mann der vielen Worte, vielmehr ein Mann der Tat. Alles, was passiert, passiert hinter den Kulissen. Da werden Tierhalteverbote ausgesprochen, wo die allermeisten seiner AmtskollegInnen aus Furcht vor der Konfrontation mit grausamen TierhalterInnen lange noch schweigen. Glasklare, stets nachvollziehbare Entscheidungen sind seine Stärke. Immer astrein begründet, in diese oder in jene Richtung. Gerecht, fair, sich im Sinne des Tierschutzes oft genug sogar weit aus dem Fenster lehnend, immer im Versuch, die bestmögliche Entscheidung FÜR die Tiere zu treffen (natürlich aber auch gesetzlich vertretbare, denn viele von uns – selbst aus TierschützerInnenkreisen – erwarten von den Behörden oft kaum Mögliches; leider gibt es einen engen Rahmen im Tierschutzgesetz, wir alle wissen es, und jede Entscheidung darüber hinaus wäre demnach auch für GesetzesvertreterInnen eine ungesetzliche).

Streit zwischen den Pferden

Foto: manchmal streiten die Beiden; kommt es einmal – ob aus diesem oder aus irgendeinem andere Grunde – zu einer Verletzung, wer ist für die Tiere da? Diese Frage muss sich wohl auch das Vetrinäramt stellen.

Dr. Oppitz weiß längst von den Vorfällen. Und hat längst agiert. Allerdings, wir kommen zurück auf vorhin bereits Gesagtes, nicht alle werden mit den letztendlichen Konsequenzen einverstanden sein; manchmal spielt das Gesetz in die Hände von herzlosen TierhalterInnen, so zum Beispiel in der Frage der ‚Eigentums’rechte; gemeint ist, sollte jemand sogar ein Tierhalteverbot erhalten, besteht für solche Personen immer noch die Möglichkeit, die ‚Besitzrechte‘ abzutreten. Dann natürlich zu allermeist auf jemanden aus dem direkten Umfeld, auf Ehemänner oder –frauen, auf LebensgefährtInnen, auf beste FreundInnen, auf GesinnungsgenossInnen, und im schlimmsten Falle auch auf Saufkumpane usw. Das ist die Misere, und darum können oft jahrelang nicht wirkliche Fortschritte selbst bei weithin bekannten ‚Problemfällen‘ erzielt werden. In so einem Falle dann alleine der Behörde den Schwarzen Peter zuzuspielen, ist müssig, das wäre zu einfach und ungerecht. Vielmehr liegt die Schuld direkt beim Gesetzgeber. Und solange ‚tierqualfreundliche‘ Parteien, wie wir sie ohne jeden Zweifel selbst in höchster Regierungsspitze haben, mitbestimmen können, solange ist Feuer am Dach!

Dennoch, in besagter Angelegenheit, sind nun Dinge am Laufen, welche die Situation zumindest stark verbessern, vielleicht sogar entschärfen werden. Umso wichtiger, hier wie in all den anderen Gegebenheiten, ist unsere Beobachtungsposition. Nie lockerlassen, die Devise. So werden wir die Sachlage natürlich im Auge behalten und sie schon sehr bald erneut bewerten!

Weil die Tiere keine eigene Stimme haben, müssen wir ihr Sprachrohr sein; seien Sie sich der aus solcher Konstellation resultierenden Verantwortung stets bewusst! Wegsehen ist IMMER feige. Sollten Sie manchmal nicht selbst agieren können – hierfür gibt es mehr als verständliche Gründe; familiäre, nachbarschaftliche, soziale, usw. – bitte benachrichtigen Sie den Tierschutz- oder Tierrechtsverein Ihres Vertrauens! Die Tiere haben nur uns, und um wirklich helfen zu können, müssen wir alle stets die Augen und die Ohren offenhalten. Dies ist unser aller nicht diskutierbare Pflicht!!! Bitte melden Sie uns, wenn Sie von schlechter Tierhaltung wissen! Wir können natürlich auch nicht immer alles zur allgemeinen Zufriedenheit lösen, aber wir werden, und das ist ein heiliges Versprechen, immer unser Bestes geben!

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