Besondere Kaninchenhaltung – was tun?

Wieder einmal müssen wir uns mit einem besonderen Fall an euch wenden; Eure Meinung dazu wäre sehr wichtig, und wir würden uns deshalb über möglichst viele Reaktionen freuen, um unter miteinbeziehung direkter Erfahrungen die weitere Vorgehensweise festzulegen!

Es geht in der Geschichte um eine Kaninchenhaltung, und zwar um eine ganz spezielle. An besagtem Ort werden viele der süßen Nager gehalten, meist um die 40, manchmal auch wesentlich mehr. Der Halter selbst ist ein Großbauer, dutzende Ziegen gibt es im Umfeld, Esel, Schweine und gut 200 Milchkühe. Die Kaninchen müssen dabei keinen wirtschaftlichen Zweck erfüllen, sie sind vielmehr ein Steckenpferd; nebenbei, der Landwirt befriedigt so auch eine soziale Komponente – er ist bekannt und wahrscheinlich auch beliebt dafür in der Nachbarschaft, dass man jederzeit zu ihm kommen kann, um für die Kinder eines der Bunnys auszusuchen. Unentgeltlich. Der nette Bauer von nebenan halt.

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Für die kleinen Häschen stehen zwei Buchten in relativ umfangreichem Ausmaß zur Verfügung. Darin tummeln sich die Kaninchen, sogar auf dicker Strohauflage. Die wird immer wieder erhöht, das Ausmisten somit rausgezögert. Ob’s die Tiere stört? Eher nicht, denn so haben sie andererseits auch Platz, ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen – sie graben regelrechte Tunnels in die dicke Polsterung. Ach ja, und es kommt Licht von außen in die Buchten, durch großflächige Gitter-Fenster. So weit, so gut.

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Foto: manche der Kaninchen leiden offensichtlich unter den Bedingungen, werden gemobbt, gebissen; wie jenes hier im Vordergrund, alleine an dem Zustand seines Felles erkennt man das Unbehangen. Wir sollten die Häsin später mitgenommen haben…

Andererseits aber, dem Vernehmen nach wird sich um weitere Bedürfnisse wenig gekümmert. Keines der Tiere ist kastriert. Die Vermehrung ist somit unkontrolliert, ‚die Natur erledigt das dann schon‘, wenn die Anzahl zu hoch werden sollte – so sieht es der Bauer. Gemeint ist damit, es sind auch Ratten in diesem für sie ‚Land, wo Milch und Honig fließt‘, selbstredend, welche sich um allfällige Überpopulation ‚kümmern‘…

Auch kommt es aufgrund der hohen Anzahl und des komplett fehlenden Managements zu Raufereien der Süßen untereinander, wo nicht selten mehr oder weniger heftige Bisswunden davongetragen werden. Die bleiben in Folge unversorgt.

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Foto: Jungtiere gibt es zuhauf; und es fällt auch gar nicht auf, wenn immer wieder welche fehlen…

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Junge Tierschützerinnen, die das Vertrauen des Landwirtes genießen, dürfen frei zugehen. Anderen, solche, welche die Konfrontation gesucht haben, hat er den Hofzutritt verboten. Jene, die dort sind, nehmen immer wieder verletzte Kaninchen mit sich. Selbstredend nur solche in schlechtem gesundheitlichen Zustand.  Ohne zu fragen dann, ‚weil es dem Mann sowieso nie auffällt‘, ob nun eines fehlt oder von den Ratten getötet wurde. Der Bauer merkt tatsächlich kaum, eher gar nicht, ob die Masse der Kaninchen anschwillt oder aber auch abnimmt. Zumindest nicht bis zu einem gewissen Grad.

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Eine unschöne Situation, ohne jede Frage. Behörde einschalten? Die unternimmt nichts, hat die Haltung bereits überprüft. Und für ‚gut‘ befunden. So wie es ein schneller Blick auch verspricht. Keine Käfige, auf weicher Unterlage, genug zu essen, Wasser ist vorhanden. Außerdem, der Landwirt nimmt dem Vet-Amt zudem immer wieder beschlagnahmte Tiere ab; ein Partner in der Not, sozusagen.  Und sein Hof ist so etwas wie ein ‚Schauhof‘. Urlaub am Bauernhof.

Allerdings, die Amtspersonen sehen die Verletzungen nicht. Haben wenig Gespür für ‚besondere Situationen‘, das muss man attestieren. Denn würde die Tierschützerin nicht die Rolle des ‚Auslesens‘ übernehmen – heißt, kranke, verletzte Kaninchen aussortieren und zu sich nach Hause oder zu Pflegeplätzen bringen, um sie dort gesundzupflegen und privat weiterzuvermitteln, der Tod wäre wohl dauerpräsent im vermeintlichen Paradies.

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Es gehört etwas gemacht. Selbstverständlich. Aber was? Erhöht man den Druck auf Landwirt und Behörde, wird das Ganze unweigerlich mit der Enttarnung der Tierschützerin enden. Noch dazu ist der Ausgang der Konfrontation völlig unsicher; wie gesagt, der Landwirt hegt gute Beziehungen zum Amt. Die Kaninchenliebhaberin verliert damit hoch wahrscheinlich den Zugang, kann die Gefährdeten künftig nicht mehr in Sicherheit bringen. Das wäre das ‚worst Case szenario‘. Im besten Falle aber schreitet die Behörde ein. Und die Bedingungen bessern sich, oder die Haltung hört überhaupt auf. Wie gesagt, sie ist reines Hobby.

Macht man weiter wie bisher, dann stößt die Tierschützerin im Umkehrschluss sehr bald an ihre Grenzen. Gut 50 Kaninchen hat sie inzwischen vermittelt, eine Herkulesaufgabe. Und eine, die unter unveränderten Voraussetzungen immer so fortlaufen wird. Perpetuum Mobile.

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Fotos: die Süßen haben sich bereits tief eingegraben!

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Was meint Ihr, was wäre Euer Rat in dieser etwas verzwickten Angelegenheit? Soll man sich den sicheren Zugang bewahren, somit die Chance behalten, immer wieder verletzte Tiere zu retten? Oder sollte man eher versuchen die Haltung überhaupt abzustellen, damit aber riskieren, dass der Versuch schief geht und es dann vielleicht künftig die Möglichkeit zur Überprüfung nicht mehr gibt? Bitte schreibt uns auf info@respektiere.at, wir sind sehr gespannt auf Eure Meinung!

Typische 'Merkmale' an befreiten Tieren

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Fotos: die Verletzungen sind vielfältig; Bild unten: starker Milbenbefall im Ohr…

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