Wir sind noch gar nicht einmal wirklich zurück aus der Ukraine, und schon drücken die Gedanken wieder schwer wie Blei; einmal mehr haben wir dem Teufel ins Angesicht gesehen, dem ‚Menschen Luzifer‘, jenem, der Hunde, die angeblich seine ‚besten Freunde‘ sind, viel zu oft auf das Unfassbarste und Unwürdigste behandelt… Schande. Schande über uns.
Dies ist ein Newsletter sozusagen in eigener Sache. Ein Versuch, sich ein bisschen Schmerz von der Seele zu schreiben, im Wissen allerdings, daran kläglich zu scheitern. Scheitern zu müssen. Denn in dieser einen Sache gibt es kein Trostpflaster, kein ‚morgen schaut die Welt schon wieder besser aus‘ oder dergleichen. Keine Ermunterung. Nur pure Realität, und die ist eine unsagbar grausame. Zumindest für die Straßentiere, in Wahrheit für alle Tiere dieser Welt. Für die ‚Hoffnung‘ weiterhin nur der mieseste aller Verräter bleibt…
Foto: es ist so unvorstellbar, dass sie noch immer nicht das Vertrauen in uns verloren haben… welch eine Süße, die wir da auf der Fahrt in die Ukraine kennen lernen durften… ein Bild, so unsagbar traurig und so herzerwärmend gleichermaßen…
Tatsächlich, was für ein furchtbarer, fataler Sarkasmus… der Hund, der beste Freund des Menschen! Wissen Sie, wie viele dieser so wunderbaren Wesen jeden Tag in einem der abertausenden Tötungslagern überall in der Welt – Europa bildet da keine Ausnahme – auf oft schrecklichste Art und Weise sterben? Erschlagen, vergiftet, vergast, erschossen, noch schlimmer, bei lebendigem Leib verbrannt; staatlich finanzierte Tötungskampagnen stehen an der Tagesordnung, schon ‚im normalen‘, in der Alltäglichkeit; wenn dann aber auch noch ein Mega-Event ansteht, kennt der Wahnsinn bald keine Grenzen mehr – oft geschehen im Vorfeld sportlicher Großereignisse wie den Fußball-EM’s und WM’s oder den Olympischen Spielen; in der Ukraine zur Fußball-Europameisterschaft 2012 beispielsweise, nicht anders war es dann auch in Sotschi für die Winterspiele 2014, bei den Olympischen Sommerspielen in Rio, Brasilien, 2016 oder bei der Fußball-WM 2018 in Russland; jetzt, bei der heurigen in Katar, wiederholt sich der Wahnsinn. Mit einem feinen Unterschied allerdings: da sind alle Augen alleine auf die vielfältigen, zum Himmel stinkenden Menschenrechtsverbrechen gerichtet – das Tierleid, unweigerlich verbunden, ist aber gerade deshalb dort ein bisher völlig ausgeklammertes, unbeweintes geblieben.
Aber ein Leid wird nicht deswegen weniger leidvoll, weil anderes vielleicht noch mehr im Rampenlicht steht. Die Tiere sind die stillen Opfer, jene, die keine Lobby haben, und deren Schicksal viel zu oft im Schatten anderer, vermeintlich ‚viel wichtigerer‘ Ereignisse passiert. Sie sind es, auf welche viel zu oft vergessen wird…
So viel Hundeleid - in aller Damen und Herren Länder!
Fotos, oben: diesen Welpen haben wir in Mauretanien gefunden; er hätte ohne unsere Intervention keine Chance gehabt; unten links: Hundebabys in Bulgarien, rechts: ein sinnbildliches Foto, welches wir in Sri Lanka aufgenommen hatten!
Foto oben: wir versorgen einen schwer verletzten Hund in Mauretanien; unten: Hundeelend in Ungarn…
Warum aber passieren derartiges Gräueltaten überhaupt? Weil man die Straßen ‚säubern‘ möchte, weil man nur ‚schöne Bilder‘ für die Millionen von erhofften ZuseherInnen, allesamt potentielle KundInnen für den nächsten Urlaub oder auch nur Städtetrip, bereitstellen möchte. Für die meist weltweit übertragenen Wettkämpfe ist daher jedes Mittel recht, um eine solche Vorgabe, ein Idealbild, zu verwirklichen; jedenfalls, kein Straßenhund soll dort Fans belästigen, kein verhungerndes oder verletztes Wesen soll am Bildschirm zu sehen sein, wenn hunderte TV-Stationen über Land und Leute berichteten… Von den jeweiligen Verantwortlichen gibt es selbstredend immer wortreiche anderslautende Dementis, aber es ist so sicher wie das Amen im Gebet: sobald die Welt auf eine Region im Rahmen eines Großereignisses blickt, werden dort alle Anzeichen einer ‚unheilen Welt‘ – wozu Streunertiere nun mal auch gehören, weil allein deren Existenz eine der größten Schanden der Menschheit ist, denken Sie mal drüber nach – bestenfalls kaschiert und schlechtestenfalls ausradiert.
Fotos: sooo schreckliche Bilder, aufgenommen haben wir sie in Serbien und Montenegro…
Foto unten: diesen Hund mussten wir auf einem Feld entdecken; seine Hinterbeine waren zusammengebunden, ein Strick um den Hals … und dann hatte man ihn ganz offensichtlich einfach angezündet…
Foto unten: haarlos, völlig am Boden zerstört, so war dieser Arme von TierschützerInnen aufgefunden worden!
unten: dieses Hundebaby entdeckten wir in Rumänien! Reihe 2: man mag es kaum glauben, aber das Foto habe ich in einem Tier’asyl‘ in Rumänien aufgenommen…
Foto unten: Verbrennungsofen in Arizona, USA; davor liegen die notdürftig in Plastiksäcken versteckten Hundeleichen… ihr Abschied ist ein einsamer, unbeachteter. Ein umso traurigerer.
Wir bezeichnen sie heute in einem Anfall von Schizophrenie als ‚die besten Freunde des Menschen‘. Und dann tun wir ihnen all diese Dinge an! Wenn wundert so gesehen ein Blick in die Masthallen oder Schlachthöfe, im Wissen, dass wir selbst mit unseren ‚besten Freunden‘ derart umgehen? Was erwartet man sich dann von der Behandlung jener, welche uns nicht so nahestehen???
Es ist der vielleicht größte Verrat der Menschheit an anderen Mitgeschöpfen; wir haben sie einst, vor mindestens 15 000 Jahren, der Wildheit entrissen, sie gebraucht, an uns gebunden. Erst auf ihrem Rücken gelang es Homo Sapien’s sich hochgeschwingen. Ohne die Hunde wäre ‚Mensch‘ der Aufstieg vom Barbaren zum Bauern, zur Zivilisation, niemals gelungen. Sie waren es, die unsere Häuser und Weidetiere bewachten, uns von der Sippe zum Stamm zur Nation geführt haben! Und wie wurde es ihnen gedankt? Im selben Moment, als wir sie nicht mehr brauchten, haben wir sie fallen gelassen. Ausgesetzt, verstoßen, erschlagen, vergiftet. Bestie Mensch…
Foto oben: Sunny, aufgefunden in Bulgarien, war von Staupe schwer getroffen. Seit fast 10 Jahren ist er, das tapferste Wesen, welches ich je gekannt, ein unerschütterlicher Lichtblick im Leben!
Wussten Sie, dass Rumänien das Tötungsverbot für Straßentiere, erst 2008 gesetzlich verankert, in den letzten Jahren erneut ausgesetzt hat? Das in diesem Land zuvor in wenigen Jahren hunderttausende, ja manche Quellen sprechen von mehr als 10 Millionen ‚beste Freude des Menschen‘ einfach ausgelöscht worden sind? Völlig gesunde Tiere, wunderschöne, selbst junge Hunde, die oft genug sogar im Angesicht des Todes noch immer festhalten am Bund mit dem Menschen, diesen noch immer mit liebenden Augen betrachten, wenn der Inhalt der Spritze bereits ihre Gedanken lähmt, ihre Adern platzen lässt…
Foto oben: in einem Kanalschacht in Bulgarien; unten links: der Hinterfuß amputiert, angekettet in Sri Lanka; rechts: Hundefängerauto in Montenegro…
Foto: ehemalige Auffangstation in Bosnien…
Angesichts all dessen – warum, so stellt sich die vielleicht etwas provokante Frage, ist das Züchten von Hunden weiterhin erlaubt? Sollte es nicht ausgesetzt werden, zumindest solange, bis für sämtliche Hunde des Ostens oder von wo auch immer herkommend ein zu Hause in unserer Mitte gefunden worden wird? Lächerlich, meinen Sie? Aber andererseits, ist es nicht grundlegend pervers, ‚Zuchthunde‘ zu ver- und zu kaufen (nicht nur der/die ZüchterIn, sondern auch AbnehmerInnen stehen im Fokus der Schuldfrage), solange eine unfassbare Anzahl der so wunderbaren Geschöpfe anderswo oft auf schrecklichste Art und Weise vernichtet wird? Ja, das mag eine herausfordernde Ansage sein – aber ist sie deshalb wirklich völlig unberechtigt? Lassen Sie uns die Antwort im schönen Neudeutsch geben: Don’t shop! Adopt!!!
Foto oben: die traurigsten Augen dieser Welt – unschuldig hinter Gittern! Ein Wunderschöner, im Tierheim in Podgorica! Unten: Straßenhunde in der Ukraine!
