‚Slay‘ – ein unter die Haut gehendes Meisterwerk über die Rolle des Tieres in der Modebranche!

Was für ein filmisches Meisterwerk! Da prasseln 86 Minuten derart eindrücklich auf die Zusehenden ein, sodass die allermeisten davon wohl völlig neben der Spur zurückbleiben. Wir haben die Dokumentation spät Abends geschaut – ein großer Fehler, denn an Schlaf ist danach bei Gott nicht mehr zu denken… Die Rede ist von ‚Slay‘, einer dokumentarischen Aufarbeitung der französischen Regisseurin Rebecca Cappelli, über das unfassbaren Tierleid hinter den Kulissen  eines Multi-Milliarden-Dollar-Gewerbes – nämlich jenen der Mode-Industrie! Beginnend mit Leder, ein aus der Tierhaut gewonnenes Material, welches in den Köpfen vieler Menschen (durch gezielte Falschinformation) vom ethischen als auch vom ökologischen Gesichtspunkt viel zu oft als ‚bedenkenlos verwendbar‘ – weil ‚Abfallprodukt der Fleischindustrie‘ – eingestuft wird; wie man sich täuschen kann, zeigt ‚Slay‘ in eindrucksvollster Art und Weise!

Slay Film

Foto: das offizielle Filmplakat (@Slay film)

Warum sich die Mär, die pure Lüge, von der absoluten Natürlich- und Umweltfreundlichkeit besagten Ausgangsstoffes in der Gesellschaft derart festsetzen hat gekonnt (und zwar über die Jahrzehnte hinweg), ist leicht erklärt –  weil es in Wahrheit erneut um Milliardenumsätze geht! Und die Nutznießer verteidigen ihre unsäglichen Gewinnspannen, auf Biegen und Brechen, mit allen Mitteln – eben auch durch den Gebrauch der perfiden, vorsätzlichen Verbreitung von Unwahrheiten, bis hin zur absoluten Denunzierung all jener, welche solche Praktiken in Frage stellen. Dabei ist die präparierte Tierhaut einer der größten Umweltkiller überhaupt; und nicht nur dieses Faktum kommt neben dem unsäglichen Tierleid zum Tragen, sondern auch die Arbeitsbedingungen in den Gerbereien sind fern jeder Vorstellung. Besonders in den ‚Schwellenländern‘, wo ganze Familien an furchtbaren gesundheitlichen Problemen durch die Arbeit mit den verwendeten Chemikalien laborieren; wo Millionen Liter Wasser für ein einziges Kleidungsstück vergiftet werden und danach ungeklärt einfach in der Umwelt verschwinden. Aber nicht alleine in Indien oder Pakistan, selbst im Modemekka Italien ist die Ausbeutung an menschlicher Arbeitskraft bis zur Überschneidung hin zur Sklaverei nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Fast zu 100 % betrifft dies übrigens Migranten aus Afrika, die der körperlichen Gefährdung durch die Giftstoffe plus der beim geringsten Fehler gliedmassenabtrennenden Arbeitsmaschinen  – selbstredend, an 6 Tage mit jeweils 13 und mehr Stunden nicht selten zu einem Verdienst von nur 2 Euro/Stunde – ausgesetzt sind.

Slay Film 10

Foto oben und alle anderen Bilder: aus RespekTiere-Recherchen in Tschechien und Rumänien! Letztes Bild: RespekTiere-Run-In-Aktion und Protest vor dem pelzverkaufenden Sportgeschäft ‚Sportalm‘!

Dann wird die ZuseherInnenschaft behutsam an das Thema ‚Pelz‘ herangeführt. Zuerst sieht man noch schöne, junge Frauen, Geld und Macht und Metropolen. Glitzernde Scheinwelten. Doch schon im nächsten Augenblick landet der Geist unsanft auf den herzzerreißenden Auswüchsen ‚menschlicher‘ Interessen. All das Leid, welches hinter dem noch immer als ‚Luxusartikel‘ bezeichneten Echtpelz, es ist Legende; aber hier bekommt man es nochmals in Zahlen und Fakten brutal und niederschmetternd vor Augen geführt. Die Bilder aus den ‚Pelzfarmen‘ Chinas lassen die Betrachtenden nie mehr los, ebenso wenig oder sogar noch im viel stärkerem Ausmaß wie sie es bei den ProtagonistInnen des Films tun werden; offenbar ist selbst Rebecca, die ja bestimmt gewusst hat, auf was sie sich da einlässt, von der ansatzlosen Brutalität der grundhässlichen, unbeschreiblichen Wirklichkeit völlig übermannt. Jedenfalls, zutiefst erschütternd – und das ist ein wager Hilfsausdruck – bleibt die Szenerie im Gedächtnis zurück.

Slay Film 4

Ansatzweise wird hier die Hölle auf Erden für fühlende Mitgeschöpfe gezeigt, welche in kleinsten Käfigen ihr kurzes Leben verbringen. Und wir sind unendlich dankbar, dass das ganze Ausmaß dieses Wahnsinns, der apokalyptische ‚Produktionsprozess, bloß gestreift wird, uns die schrecklichsten Momente nur angedeutet oder erspart bleiben, denn ansonsten hätte man als Betrachtender den Film wahrscheinlich genau hier unterbrochen und den Rekorder danach nie mehr einschaltet… Was zugemutet wird, ist ohnehin überwältigend und braucht keine weiteren Ausführungen. Mit leeren Augen und gebrochener Seele starren die tierlichen Gefangenen aus ihrer Gebrochenheit in eine Welt, die sie nicht verstehen können. Und wir ebenfalls nicht – wie tief ‚Mensch‘ im Umgang mit den Tieren gesunken ist, wird spätestens jetzt mehr als schmerzlich bewusst. Nebenbei laufen dann wieder Bilder von Modeschauen, von glücklichen, schönen, reichen Menschen, in Tierhäuten gekleidet, all das mutet im Angesicht der Tragödie nur noch grotesk an. Besonders die Erklärungen der an dem blutigen Geschäft Verdienenden sind teilweise derart unfassbar, dass der Atem stockt. Sinnleere Aussagen, welche die Wangen rot färben und das Blut in den Schläfen pochen lassen. Selbst der/die Ahimsa-MeisterIn, im normalen von absoluter Gewaltlosigkeit geprägt, wird beim Zuhören in wenig pazifistischen Gedanken schwelgen…

Slay Film 3
Slay Film 6
Slay Film 9

Schließlich wird auch das Thema ‚Wolle‘ nicht ausgespart; wer jetzt denkt, na gut, so schlimm ist das nicht, es wird nun entspannender – es sei vorweg genommen, ihr irrt auf allen Linien! Ja, es stimmt, genau wie beim Leder und teilweise noch beim Pelz – obwohl in jener Sparte das über die Jahrzehnte hinweg sorgsam aufgebaute Lügengebäude von Kürschner und Co langsam in sich zusammenfällt und immer mehr ModemacherInnen von der Verwendung von ‚Echtpelz‘ absehen – haftet der Schafhaut ebenfalls ein gewisser ökologischer Mehrwert an. Aber auch hier entwirrt Rebecca Cappelli das sorgsam verwobene Netz an Unwahrheiten – und zwar derart nachhaltig, dass es in der Seele schmerzt. Letztlich mutiert die Regisseurin sogar zur Tierbefreierin, und die Bilder von sterbenden Schafen legen sich als erdrückende Erinnerung auf das Gemüt. Allerdings, mehr noch werden wohl jene Eindrücke haften bleiben, wo die geretteten Lämpchen ein Licht der Hoffnung in die Zukunft werfen.

Slay Film 7

Zusätzliches wollen wir an dieser Stelle dann auch gar nicht verraten. Rebecca Capelli, dies sei zumindest noch erwähnt, war früher selbst tief in der Modeszene verwurzelt. Zum Ende des Films sitzt sie nun völlig verzweifelt und in Tränen aufgelöst vor ihrem Kleiderschrank und mustert aus. Erst jetzt fällt ihr auf, beinahe alle ihre Lieblingssachen beinhalten Tierleid; ein Mantel aus Kaninchenhaaren, einer vom Fuchs, Leder sowieso überall integriert. Sie, die sich selbst als ‚Tierliebhaberin von Kindesbeinen an‘ bezeichnet, beginnt zu überlegen; wie hatte sie es bloß geschafft, all das auszuklammern, all diese Stücke über Jahre hinweg zu tragen, obwohl sie Tiere doch so sehr liebt?! Ist das nicht völlig schizophren, fragt sich die offensichtlich vom Seelenschmerz gepackte junge Frau. Natürlich aber, jetzt, wo die Kleidungsstücke schon da sind, wäre es wohl am sinnvollsten, Schuhe, Jacken, Mäntel usw. auch zu benutzen, solange, bis sämtliche auseinanderfallen. Aber kann Rebecca das noch, nach all dem, was sie während der Filmarbeit gesehen, erlebt und erspürt hat? Nein, kann sie nicht. ‚Und deshalb werde ich alles weitergeben‘, ist die letztendliche Schlussfolgerung.

Sportalm Run In 1

Ihr könnt dieses wahrlich unter die Haut gehende Kunstwerk auf der wundervollen Plattform ‚WaterBear‘ gratis betrachten. Keine Sekunde solltet Ihr mit dem Einschalten zögern! Auf https://www.slay.film/ kurz registrieren und eintauchen in eine Welt der absoluten Motivation, eine Motivation, welche ZuseherInnen wirklich dazu animieren kann, noch mehr für die Tiere zu kämpfen. Denn die brauchen dringenst unsere Stimmen, und zwar, wie wir anhand des Filmmaterials einmal mehr nur allzu deutlich vor Augen geführt bekommen, an allen Fronten!!!

Prädikat: UNBEDINGT ANSEHEN!   

Um das schier unfassbare Ausmaß des Verbrechens an den Tieren wenigstens ansatzweise begreifbar zu machen, blendet Rebecca Cappelli zum Ende noch folgende Zeilen ein: In der Zeit, in der Du diesen Film gesehen hast, wurden mindestens 500 000 Tiere für die Mode getötet, nicht eines davon aus Notwendigkeit!

Nach oben scrollen