Esel in Mauretanien – der große Reisebericht, Teil 3!

So heiß es am Tag auch ist, in der Nacht kühlt es doch immer im Verhältnis stark ab. Irgendwo zwischen 17 und 20 oder 22 Grad pendelt sich das Thermometer dann ein, aber solche Temperaturen sind ob der Tageshitze gefühlt frisch, besonders am Morgen. Da stehen wir jedenfalls schon wieder an der Kreuzung vor der Herberge und warten auf Zappa. Unser so großartiger Hufschmied hat ja ein eigenes Auto (was in Mauretanien wirklich nicht selbstverständlich ist), mit welchem er uns täglich „zur Arbeit“ bringt. Mit entsprechenden Aufklebern versehen, ist es ein echtes RespekTiere-Mobil – auf mauretanisch halt! 🙂 Bis der Gute kommt, vertreiben wir uns die Zeit mit Späßen; heute zum Beispiel habe ich die Hundemaske für einen kleinen Protest eingepackt, und in einem unbeobachteten Moment setzte ich sie auf. Dann schleiche ich hinter Mohamed, knurre plötzlich böse, was ihn zu Tode erschrecken und uns von Lachkrämpfen gebeutelt zurück lässt!

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Foto: Alibaba mit der Hundemaske!

Der Hühnermarkt - wo West- auf Schwarz-Afrika trifft!

Es geht zum ‚Marche d’Poule‘, dem Hühnermarkt. Der fühlt sich vom Ohnmachtsfaktor fast ähnlich wie der Eselmarkt an, ein Platz jedenfalls, wo man letztendlich immer froh ist, wenn man sich wieder in der heilen Welt des Auto-Innenraumes wiederfindet. Um den Vergleich abzurunden: auch dieser Markt ist eine unfassbar wichtige Behandlungszone. Der Zustand allerdings scheint tatsächlich fürchterlich; Müll und Verderben trifft sich hier und wird zur verschworenen Einheit. Eine Umwelt, eine Kulisse, welche die Allermeisten von uns nie und nimmer im 3. Jahrtausend vermuten würden.

Das oral einzugebende Entwurmungsmittel ist leider zur Neige gegangen. So müssen wir heute auf die gute alte Spritze setzen und ‚Ivamectin‘, welches gegen Ekto- und Endoparasiten eingesetzt wird, ist das Medikament der Stunde. Der Wirkstoff ist übrigens gottgeschenkt, hat selbst in der Humanmedizin einen immensen Stellenwert. Und seine ‚Erfinder‘ dürfen sich über den Nobelpreis im Regal freuen! Die Esel präsentieren sich trotz der Umgebung in halbwegs gutem Zustand; obwohl die Hektik mitten in der Stadt auch an ihnen Spuren hinterlässt – und die sind hässliche, nämlich von Schlagstöcken verursachten. Aber auch einige Tiere in nahezu guter Verfassung sehen wir; deren Halter werden natürlich wieder mit Warnwesten, Sonnenbrillen und Schirmkappen belohnt!

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Foto: das ist unsere Arbeitsstelle beim Hühnermarkt…

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Fotos: nachdem das oral einzunehmende Entwurmungsmittel zur Neige gegangen ist, steigen wir auf die gute alte Injektion um.

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Später schlendere ich mit Ali, unserem Fotografen, durch den Markt selbst. Ein einheimischer Fotograf ist übrigens unentbehrlich, denn EuropäerInnen, die noch dazu Bilder schießen, die sieht man an solchen Orten nicht gerne. Am Hühnermarkt wird jede Menge Fisch verkauft; ich filme die verstörende Szenerie versteckt, Ali fotografiert offen. Aber an jenem Platz gibt selbst ein Einheimischer mit seiner Bildermaschine keine gute Paarung ab, schnell entstehen grenzwertige Situationen. So bleiben wir nirgends länger stehen, immer in Bewegung, und kommen nun zu den Vögeln in den verdammten Käfigen. Manche in der prallen Sonne, fast selbstredend ohne Wasser, andere wenigstens im Schatten. Hunderte Boxen mit Hühnern, Enten, Gänsen, Kaninchen und sogar Schildkröten. Viele von den Reptilien sehen wir. Obwohl unter Artenschutz sind sie alle in verrostete Eisenverschläge gesperrt. Herzzerreißend. Überhaupt, an jenem Ort braucht es für emphatische Menschen extreme Überwindung, um ihn überhaupt nur betreten zu können. Armut, Dreck, Gestank, Menschenmassen, Tierleid im unfassbaren Ausmaß. Wir können unsere deswegen schlechte Stimmung nicht wirlich verbergen. Nicht zuletzt deshalb werden die Stimmen lauter, welche unseren Abgang fordern, und schließlich sind wir heilfroh, als Zappa – sich der Gefahr bewusst und mit seinem Wagen den Weg durch die Menge bahnend – durch unentwegtes Hupen auf sich aufmerksam macht. Schnell springen wir hinten in den bereits geöffneten Laderaum, im nächsten Moment nur mehr als eine Erinnerung in den Köpfen der Marktbetreibenden zurückbleibend.

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Fotos, oben: Straßenhunde finden sich natürlich auch am Hühnermarkt in großer Zahl!

Unten, links: Selten – die unselige Gebiss-Trense; rechts: Schildkröten am Hühnermarkt – die sind eigentlich streng geschützt!

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'Sonimax' - auch hier ist die Veränderung spürbar!

Jetzt geht es zur wahrscheinlich letzten Wasserstelle der diesjährigen Einsatztour. Sonimax heißt der Ort, und auch der hat sich grob verändert. Alle Ruinen und verfallenden Häuser im Hintergrund sind abgerissen, eine weite Baustelle tut sich auf. Wo im Moment nicht gearbeitet wird, weshalb ein gutes Dutzend Menschen das Gelände ungehindert nach verwertbaren Materialen absucht.

Zu Anfangs ist nicht viel los; aber das Eintreffen des Teams spricht sich schnell herum, und bald haben wir tatsächlich alle Hände voll zu tun. Wir kommen gar nicht nach mit Spritzen geben, Augen eintropfen, Schmerzmittel verabreichen, usw.; ein Mann kommt mit einer Ziege, danach mit einem Ziegenbock. Ein Junge erscheint mit seinem Esel, was ja nicht wirklich außergewöhnlich wäre – aber das Kind ist noch keine 10 Jahre alt! Statt in der Schule sein zu dürfen, schuftet er hier mitten im ausufernden Verkehr, ganz alleine noch dazu. Wir beschenken ihn ebenfalls mit einer Warnweste, dazu wechseln jede Menge Süßigkeiten den Besitzer. Er tut uns unendlich leid, so jung, und schon mit einem Ernst in den Augen, der selbst Erwachsenen gar nicht gut steht.

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Foto oben: Dr. Facharani ist ein geduldiger Lehrer! Er zeigt mir jedes Jahr auf ein Neues, wie denn die Injektionen bestmöglich durchgeführt werden! Rechts unten: der kleine Junge, der schon unfassbar hart arbeiten muss – wir geben ihm jede Menge an Süssigkeiten, eine Warnweste zum besseren Gesehenwerden und Sonnenbrillen noch dazu!

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Foto unten: der Zauberer am Werk – oft genug erwähnt, aber immer noch zu selten für sein unentbehrliches Tun gelobt! Es wird wahrscheinlich nicht viele Hufschmiede auf der Welt geben, welche derart gut ihr Handwerk beherrschen!

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Ein junger Mann lenkt seinen Esel zur Behandlung; später bemerken wir, ihm fehlt die linke Hand. Wie er trotzdem mit seinen vierbeinigen Freund umgeht, ist einfach nur bemerkenswert. Als er ‚Sonimax‘ schließlich wieder verlässt, blicken wir ihm noch lange nach. Gedankenverloren.

Ein Weiterer kommt, sein Esel hat jenes Kopfgeschirr, welches uns schon öfters aufgefallen ist. Vom Tierhalter selbst hergestellt. Gemacht aus einem einzigen Strick, kunstvoll verknotet. Ob er dies in größeren Mengen für uns anfertigen würde? Ja, und dann auch noch zu einem wirklich guten Preis!

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Foto unten: nicht ’nur‘ Esel oder Hunde behandeln wir, es kommen immer wieder auch Menschen mit Ziegen, Schafen oder Pferden!

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Zurück ins Hotel. Kurz ausrasten. Am Nachmittag haben wir noch einen wichtigen Termin vor uns, dann in der deutschen Botschaft! Dort angekommen, laufen wir erst einmal die strikten Sicherheitsvorkehrungen durch. Zuerst den Pass abgeben am Sicherheitsglas-Fenster. Dann den gesamten Inhalt der Taschen, natürlich auch eventuelle Fotoapparate oder das Telefon, in einem Schließfach versperren. Einen Check durchlaufen, samt Scanner und Abtastung. In Folge wartet man in einem Raum, bis das Sicherheitspersonal kommt und man zum eigentlichen Eingang weitergeführt wird. Die deutsche Botschaft ist, wie so viele anderer Länder auch, riesig. Eine eigene Festung inmitten der Stadt, standesgemäß natürlich in der besten Ecke. Zu unseren Anfangszeiten in Nouakchott gab es übrigens auch eine israelische; aber nach dauerndem Wirbel inklusive massiver Schießereien im Umfeld zog die jüdische Regierung den Standort zurück. Bis heute ist man nicht wiedergekehrt.

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Foto: Dr. Facharani und Tom vor der deutschen Botschaft!

Wir werden schließlich von einer sehr netten Dame empfangen und finden uns gleich darauf in aufschlussreichen Gesprächen wieder. Da werden die Möglichkeiten einer eventuellen Unterstützung durch die Botschaft ausgelotet, Versandweisen hinein in den Wüstenstaat und ein Publikmachen des Projektes. Es gäbe genug Hilfs-Eventualitäten, und vielleicht findet sich ja tatsächlich der eine oder andere gemeinsam begehbare Weg. Nach dem Austausch von Visitenkarten sind wir auch schon wieder unterwegs.

Am Abend sind die Straßen von bettelnden Menschen bevölkert. Ein Mann ohne Beine kriecht durch den Verkehr, zwischen den ganzen Schrottkisten und schweren Geländewagen hat man jede Sekunde das Gefühl, jetzt würde er überfahren. Gott, wie gefährlich. Ein hartes Land, wo es keinerlei Absicherung gibt; kein soziales Netz, welches Menschen mit Behinderungen auffangen würde. Vater Staat, der die eigenen PolitikerInnen mehr als ausreichend versorgt, wo Mr. Präsident sich in einem hektargroßen grünen Paradies versteckt, von einer eigenen Leibgarde beschützt, vergisst auf die Ärmsten der Armen. Kinder mit tropfenden Nasen versuchen ein paar Ouguiya zu ergattern, Erfolg haben sie dabei selten. Alte Frauen auf Gehstöcken gestützt, auch sie sind auf Almosen angewiesen. Als Kontrast dazu ganz viele junge Leute, gestylt und mit der Was-kostet-die-Welt-Attitüde ausgestattet, aus den reichen Familien. Fast immer aus jenen der Mauren, hellhäutigeren MauretanierInnen. Die herrschende Kaste. Selfmade-Pioniere sind im Wüstenstaat eine rare Ausnahme, deshalb ist die Verallgemeinerung erlaubt.

Nachdenklich gehe ich zu Bett. Alles so traurig. Morgen ist ein anderer Tag. Der aber die Karten auch nicht neu mischen wird; zumindest nicht in Nouakchott.

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Der letzte Tag hier in der Wüste bricht an; der Lufthauch hinterlässt eine angenehme Kühle auf der Haut, das Thermometer zeigt indessen schon wieder über 25 Grad an. Und es ist noch nicht einmal 8 Uhr morgens. Zappa holt uns ab, auch Mohamed wird uns begleiten. Heute wollen wir Zappas Heim besuchen, dort auch mit seiner Frau über das Projekt ‚Wundauflage‘ sprechen. Der Weg soll allerdings ein weiter sein, quer durch die boomende Stadt. Irgendwo halten wir, ich wollte noch einen kleinen Protest für die Straßenhunde durchführen. Zappa wählt den Platz; neben einer stark befahrenen Hauptverbindung arbeitet ein Freund von ihm. Der stellt Mauerziegel her, Stück für Stück, auf uralten Maschinen! Im Hintergrund haben gerade einige junge Männer einen Ziegenbock geschlachtet. Wie normal der blutige Wahnsinn hier vonstatten geht, es ist kaum vorstellbar. Ringsum stehen die kleinen und kleinsten Kinder, sehen alles mit an. Wir dürfen uns in der Tat nicht wundern, dass der Tierschutz in Mauretanien noch nicht weiterentwickelt ist. Wenn die nächsten Generationen jeden Tag so direkt und in völliger Normalität Tieren beim Sterben zusehen. Sie können gar nicht anders, dem Dilemma gar nicht ausweichen. Und tief in ihnen drinnen setzt sich solche Szenerie natürlich fest; der Glaube an eben diese Normalität, die besagt, ‚Mensch‘ hat alles Recht zu derartigen Handlungen.

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Wie der Ziegenbock hat sterben müssen, es fehlen die Worte dies zu beschreiben. Jedenfalls wurde er an einer hochgestellten, verrostete Eisenmaschine mit einer Schlinge um den Hals hochgezogen. Dort baumelte er kurz, und einer der jungen Männer schnitt ihm die Kehle durch. Genauso, als wenn er eine Dose Cola aufmachen würde. Mit der selben Emotion. Dann wartet man kurz, macht Scherze, beachtet den Sterbenden kaum, dessen ganzes Sein im Hintergrund eins wird mit dem Verlangen nach Luft. Der in panischer Todesangst noch einmal loszukommen versucht. Kann er nicht, der dicke Blutstrom lässt seine Kraft schnell versiegen. Zwei Minuten später hängt ein Körper an einer Maschine, der keinerlei Leben mehr in sich hat. Tot. Einst so prächtiges, stolzes Dasein, einfach so genommen. Um des Abends verspeist zu werden. Selbst in einem Land wie Mauretanien, fragt man sich hoffentlich zusehends, ob derartiges Tun, archaisches Verlangen nach Fleisch, nicht viel mehr Kannibalismus in sich trägt, als wir es uns eingestehen möchten?

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Foto: nachdem die Mädchen offensichtlich Angst vor uns hatten, übergibt die Frau die mitgebrachten Süßigkeiten!

Im Hintergrund sitzt eine Gruppe von Frauen bei der Arbeit, dutzende Kinder rundherum. Ich verteile die letzten Süßigkeiten, bevor wir auch schon den Hunden vorgestellt werden. Eine Gruppe von gut 10 hat sich angesiedelt, und vor der weht alsbald das Transparent ‚Mauretanien – Stop killing Stray Dogs‘ im Wind. Die Hundemaske am Kopf erregt große Aufmerksamkeit, ein Autofahrer bleibt sogar stehen und erkundigt sich nach dem genauen Sinn. Mohamed klärt ihn auf, und ein hochgestreckter Daumen verrät: ‚Finde ich gut!‘

Wieder sitzen wir im Auto, Mohamed und ich werden im Laderaum so richtig durchgeschüttelt. Mehr als einmal verliere ich auf meinem Schemel den Halt, der Kamerad fängt mich aber immer wieder im letzten Augenblick auf! 🙂

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Foto oben rechts: mit dieser Maschine werden Ziegel hergestellt!

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Zu Zappas Haus führt der Weg über richtige Piste. Unfassbar, wie schnell der Fahrer die gefährliche Strecke durch den Sand meistert. Ungeübte hätten wohl keine Chance, würden alsbald unrettbar im Sand steckenbleiben. Das Geheimnis: niemals bremsen, immer Gas!

Zappas Haus ist im Entstehen. Seine Familie und er leben aber schon seit Monaten dort, bislang in zwei kleinen Räumen. Vier seiner Kinder sind zu Hause, vom Säugling bis zum etwa 10jährigen. Dazu hat er noch einen älteren Sohn, der bereits als Mechaniker arbeitet, und den wir später beim Behandeln eines Pferdes auch noch kennenlernen werden. Eine Tochter, bereits erwachsen, lebt im Senegal. Auch in ‚Zappa’s Castle‘ ist unser Süßes selbstredend heiß begehrt. Dazu veranstalten wir einmal mehr unsere Späße mit der Hundemaske, welche für viel Heiterkeit sorgen. Ach ja, natürlich wird Frau Zappa, ganz eine nette, eine Lehrerin übrigens, die Wundauflagen im Familienverband herstellen. Ein Probemuster bekommen wir in Bälde! Super!

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Zappa’s neuer Brunnen soll hier entstehen – in seinem Heim ist Wasser wertvoller als alles Gold der Welt!

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Zappa hat eine Menge Tiere; Schafe, eine ganze Herde, dazu Hühner und ein Zebu! Eines der Schafe hat gerade ein Baby gekriegt, wir bestaunen das Frischgeborene. Dazu bewachen zwei Hunde das Anwesen.

Unglaublich, ein einzelnes Kabel, wie von einem Elektrogerät, kommt aus dem Sand und führt in sein Haus. Zappas Zugang zur Elektrizität!!! Wasser? Das große Problem. Täglich holt er welches in Kanistern, dazu bringt gerade ein Eselgespann (von ihm gratis betreut, dazu hat der Fahrer zwei der Tiere eingespannt, nicht wie sonst üblich nur eines – standesgemäß, ist der Kunde doch ortsbekannter Tierschützer! :)) zwei Fässer mit der kostbaren Flüssigkeit. Rund 4 Euro sind für die 240 Liter zu bezahlen.

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Foto, oben: Neben den Ziegen, Schafen, Hühnern und dem Zebu gibt es auch zwei Wachhunde am Hof! Unten links: durch dieses eine Kabel aus dem Wüstensand kommt die Stromversorgung!

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Foto unten: Zappa’s Gemüsegarten; er schenkt uns eine Melone. Der Wassermangel ist nur zu offensichtlich!

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Nun gilt es sich zu verabschieden. Schnell und schmerzlos, denn unsere Zeit läuft. Sollen wir doch schon gegen 15 Uhr zum Flughafen aufbrechen. Der Verkehr präsentiert sich allerdings abermals als Spielverderber. Unfassbar, wie Zappa sich trotzdem durchschlängelt! Die Titulierung ‚Michael Schuhmacher‘ gefällt ihm offensichtlich, sie ist aber auch passend.

Noch allerdings muss auch Arbeit erledigt werden. Auf dem einzigen Platz in der Stadt wo Pferde-Taxis angeboten werden, gibt es immer viel zu tun. Die Equiden müssen nicht so große Lasten schleppen wie ihre kleineren Verwandten, aber sie sind auch wesentlich anfälliger, wesentlich weniger zäh. Kommen mit den Bedingungen extrem schlecht zurecht; wie kann es aber auch anders sein. Rein für den Personentransport zeigen sie sich deshalb trotz der weniger schweren Arbeit in meist  fürchterlichem Zustand. Eines behandeln wir intensiv, es leidet an einem Bruch der Bauchdecke. Der Hengst wird es aber schaffen, meint Dr. Facharani.

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Foto oben: Zappa verabreicht entsprechende Medikamente; rechts: Kinder durchsuchen den Müll. Unten: ein bemaltes Pferd, das erste, welches wir hier in einem halbwegs guten Zustand sehen!

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Es ist ein herzlichster Abschied von unseren Arbeitskollegen. Wie sie uns doch bereits ans Herz gewachsen sind – was hoffentlich auch auf Gegenseitigkeit beruht…

Jetzt schreibe ich noch schnell diese Zeilen, dann werde ich mit Matthias jene von Zappa geschenkte Melone genießen. Und ein paar Worte zum Himmel senden, dass der anstehende Flug problemlos verlaufen soll!

Davor wird es aber nochmals richtig hektisch. Packen, Duschen, eine schnelle Chinasuppe, das Hauptnahrungsmittel der vergangenen Tage (tatsächlich haben wir die ganzen 10 Tage hinweg nichts anderes als die landestypischen Baguette-Brote mit Margarine und Tomaten oder die Fertigsuppe gegessen, letztere manchmal 2 mal täglich). Diese Suppen sind praktisch, einfachst zuzubereiten (nur heißes Wasser wird drüber gegossen) und günstig – rund 1,30 Euro für 4 Stück!  

Dr. Dieng ist früher da. So fahren wir bereits gegen halb 3 Uhr zum Flughafen. Zuerst durch Stadtgebiet, welches offensichtlich erst kürzlich gebaut wurde. So haben wir Nouakchott nämlich noch nie gesehen. Halbwegs sauber, auffällige, fast großkotzige Gebäude. Eine riesen Universität, beinah westlich angehaucht. Überall wehen dazu riesige mauretanische Fahnen – am Montag ist Unabhängigkeitstag (Unabhängig seit 1960 von der ehemaligen Besetzungsmacht Frankreich)!

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Die Straße mündet nun in einen echten Highway. Der ist kerzengerade. Über gut 35, 40 Kilometer hinweg. Großartig: rechts und links neben der Autobahn – wo dann der Verkehr immer wieder durch eingebaute Schweller auf 30 km/h heruntergebremst wird (!!!) – steht alle 20 Meter ein Baum gepflanzt. Wohl hunderte, tausende. Über die gesamte Strecke hinweg.

Es ist eine nette Fahrt. Wir unterhalten uns über die Kinder, die Verteuerung, über Gott und die Welt. Die Zeit vergeht viel zu schnell, und tatsächlich sind wir schon vor halb 4 am Flughafen!

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Auch das Verabschieden des vom liebgewonnen Veterinär sowie das Einchecken geht unaufgeregt über die Bühne, was dabei allerdings Erzählenswertes passiert: noch immer, trotz neuen Flughafens, gibt es da an einer Kontrollstelle diese unglaubliche Kabine. In der Größe einer Telefonzelle. Durch einen Vorhang verschlossen. In jener Enge befummelt Dich nochmals ein Polizist, der besonders das Handgepäck zum wievielten Male kontrollieren soll. Angeblich. Denn vielmehr geht es dabei um Anderes: er fragt nämlich stets nach Bargeld, egal welcher Währung. Und sagt man, man hat etwas dabei, kommt wie aus der Pistole geschossen das ziemlich direkte ‚Angebot‘, doch einen Teil davon in der Kabine zu belassen. Was höchst unangenehm ist, und bestimmt auch gänzlich illegal.

Es ist dann erst halb 5, als wir bereits im Abflugbereich Platz nehmen. Einmal etwas anders, mehr als eine Stunde vor der Boarding Time! So ganz ohne Stress. Allerdings, den Umstand hätt ich mir cooler vorgestellt, weil so auch ziemlich langweilig… Besonders, da ja mein Laptop immer noch nicht funktioniert und ich somit diese Ausführungen vorerst nur per Hand niederschreiben kann.

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Fotos, oben links: Warten auf den Flug nach Istanbul – der uns dann völlig überraschend in den Senegal führen soll! Rechts: ärgerlich: trotz des Wassermangels – Mauretanien ist weltweit die Nummer 1 unter den Ländern mit dem wenigstens Süßwasservorrat – läuft diese Toilette am Flughafen ohne Unterlass! Im alten Flughafen war einmal ein ähnliches Szenario, beim nächsten Aufenthalt unfassbare 6 Monate später war der Schaden noch immer nicht repariert – und inzwischen wohl hunderttausende Liter kostbarstes Wasser einfach so vergeudet…

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Foto: der Airbus der Turkish Airlines wird bereits beladen!

Wie schon die beiden Flüge nach Nouakchott hat auch der jetzige Verspätung. Gut 1 Stunde sogar. Endlich im Flugzeug entspanne wir aber ein bisschen. Allerdings, eine weitere Überraschung lässt nicht lange auf sich warten; denn bereits nach einer knappen Stunde im Himmel verkündet der Kapitän schon wieder einen Landeanflug. In der Tat finden wir uns auf einem Zwischenstopp wieder. Dakar im Senegal war das Ziel! Was so nirgends kommuniziert wurde – oder ich habe Entsprechendes übersehen (was ja gelegentlich vorkommen soll)! Jedenfalls, eine Menge Leute steigen aus, dann kontrollieren Polizisten das Flugzeug. Reinigungsdienste kommen, später erneute Kontrollen. Auch durch das Personal, welches jedes Stück Handgepäck zugeteilt wissen möchte. Dreimal hintereinander. Hektik pur. Gab es etwa eine Warnung? Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen, es wird langsam warm im Flugzeuginneren. Dann richtig heiß. Sauna pur.

Es soll bereits halb 10 sein, als wir wieder starten. Der Airbus ist nun brechend voll. Und alles japst nach der Klimaanlage, die erst mit dem Motor gleichzeitig wieder die Arbeit aufnimmt. Und die nächsten Stunden werden auch nicht viel entspannender. So richtig eng, man findet nur in ganz speziellen, fast athletischen und ganz sicher ungesunden Positionen ein wenig Ruhe. Mehr als 2 Stunden Schlaf gehen sich daher nicht aus.

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Fotos unten, links: Dakar, Senegal, bei Nacht! Rechts: unendlich langwierige Sicherheitschecks vor dem Abflug aus dem Senegal!

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Gegen 8 Uhr morgens landen wir am riesigen Istanbuler Flughafen. Nach München soll es erst um 16 Uhr weitergehen. Genug Zeit also, um die Bosporus-Metropole ein wenig zu erkunden. Angeblich, Matthias war schon früher hier, sind da jede Menge Straßenhunde im Zentrum – aber anders als vielleicht gedacht, sollen alle in gutem Zustand sein! Wir wechseln also ein paar Euro für das Busgeld, und nach einem kleinen Irrweg sitzen wir dann endlich doch im richtigen Fahrzeug. Die Fahrt ins Stadtzentrum dauert ganze 40 Minuten. Als wir schließlich aus dem Bus aussteigen, läuft uns auch schon ein Hund über den Weg, tatsächlich ein Husky. Der lässt sich sogar streicheln.

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Fotos, oben: der unfassbar wunderschöne und ebenso riesige Flughafen von Istanbul; rechts unten: in der Stadt wehen tausende zum Teil riesige Fahnen. Turkiye, wie sich das Land jetzt international nennt (Turkey wird inzwischen als Affront aufgefasst, bedeutet das Wort doch im Englischen „Truthahn“), präsentiert sich in Istanbul von einer wunderschönen Seite – vor allem den Tierschutz entsprechend!

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Foto unten: der kleine syrische Essenladen (wirkt auf dem Bild im Weitwinkel wesentlich größer) serviert vegane Menüs (die gesamten oberen Werbetafeln zeigen rein vegane Gerichte) der Spitzenklassen – um weniger als 2 Euros, übrigens!

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Fotos: Straßentiere finden sich wirklich überall – und alle sind ausgesprochen zutraulich! Foto ganz unten: Futterautomaten – einfach super!!!

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Später nehmen wir Platz in einem syrischen Gassenlokal. Unglaublich, da werden doch wirklich gleich mehrere groß angezeigte vegane Menüs angeboten!!! Arabische Küche. Das Falafel-Dürum schmeckt perfekt und zusammen mit einer Tasse Tee zahlen wir schließlich für uns Beide insgesamt keine 4 Euro!

Es dauert dann, bis wir den richtigen Weg in die direkte Innenstadt finden. Zu guter Letzt bringt uns die Metro dorthin. Die ‚blaue Moschee‘ und andere Kulturdenkmäler live zu sehen, es ist wirklich etwas Besonderes. Auch am Ufer des Bosporus verharren wir tief beeindruckt. Und ja, Katzen und Hunde finden sich wirklich überall. Matthias hatte nicht zu viel versprochen! Die Tiere sind zudem in der Regel alles andere als scheu, selbst die Katzen genießen den Austausch von Zärtlichkeiten. Was bedeutet, schlecht behandelt werden die Armen hier sicher nicht. Sogar Futterautomaten sind aufgestellt, wo für eine kleine Spende Tiernahrung in einen offenen Behälter fließt. Kleine, selbstgebastelte Katzenhäuser sehen wir, in einem solchen befinden sich sogar Babys. Mitten auf den heiligen Plätzen der Religion – einfach nur schön!

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Dann müssen wir zurück zum Flughafen. Wir finden uns nun auch perfekt zurecht, es bleibt relativ viel Zeit. Aber die läuft alsbald wie Sand durch die Finger – der Bus steckt im Stau fest! Und weil die schlechten Dinge meist paarweise auftreten, als wir endlich doch den Flughafen erreichen, lässt schon der erste Check die Hoffnung zum rechtzeitigen Erreichen des Abfluggates wieder beträchtlich sinken. Irgendetwas passt den BeamtInnen an meinem Handgepäck nicht, ich muss alles ausräumen. Die Aufklärung: Weil ich Messer und Gabel vom Flugzeugessen eingepackt hatte – welches sich ideal als Campingbesteck geeignet hätte – und „Messer“ missfällt den Kontrollierenden… die nicht so unrichtige Feststellung ‚ich darf so eines nicht in die Maschine mitnehmen, aber drinnen krieg ich dann gleich ein neues‘ beeindruckt niemanden. Letztendlich ist alles gut, aber die nun anstehende Passkontrolle dauert wieder ewig. Und erst danach erkennen wir das wirkliche Ausmaß des Problems – es gibt einen weiteren Security-Check, und an jenem stehen die Menschen in Fünferreihen! Uns bleiben gerade noch Minuten bis zum Boarden!

Es sei vorweg genommen – wir haben dann auch noch diese allerletzte Hürde geschafft und der Flug nach München sollte ein ausgesprochen ruhiger werden.

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Foto: wir sind soooo stolz auf unser Team! v.l.n.r., Moussa, Zappa, Dr. Matthias Facharani, Tom, Dr. Oumar Dieng, Mohamed – hoffentlich noch viele Jahre werden uns Zeit bleiben, um all die ehrgeizigen Pläne in Mauretanien umzusetzen. Keine Angst davor, ganz im Gegenteil – mit solchen Mitarbeitern kann gar nix schief gehen!!!

Das RespekTiere-Mobl ist schnell abgeholt, und die letzten zwei Stunden Reisezeit über die A8 schaffen wir auch noch. Eine unfassbar anstrengende Reise geht zu Ende – alles ist gut gegangen, und ich denke, wir haben das Projekt nun wieder richtig auf Spur gebracht. Dank des Einsatzes eines großartigen Teams vor Ort und der so unentberhrlichen Mitarbeit des Dr. Facharani sind wir gerüstet für eine neue Periode – und die wird, es sei versprochen, so richtig spannend!!!

Impressionen zum Abschluss!

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Foto oben links: der unfassbare Eselmarkt; rechts: Streunerkatze in Istanbul! Unten: würde dieser Bus bei uns das „Pickerl“ bekommen?

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Foto unten: Hühnertransport in Nouakchott – einfach furchtbar!

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…unten: Menschentransport auf mauretanisch! Vorne Zappa und Dr. Facharani, hinten Ali, Mohamed, Tom – auf Holzschemel sitzend übrigens!

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Foto unten: wichtigste Einsatz-Utensilien!

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