X-Mas-Tour 2022 – Einsatz in der Slowakei!

Achtung Nachtrag! Wärme bringen - weihnachtlicher Hilfseinsatz

Aufgrund der vielen Ereignisse in den letzten Wochen ist die Berichterstattung der weihnachtlichen Hilfsfahrt in die Slowakei viel zu kurz gekommen – dabei sollten die dortigen Geschehnisse eine enorme Wichtigkeit beihalten. Deshalb ist es ein unbedingtes MUSS, den Einsatz im Nachhinein zu thematisieren!

Es sind schwierige Zeiten, jene, in welchen wir leben. Und es scheint, als werden sie von Tag zu Tag noch schwerer zu meistern. Zeiten, wo es zunehmend finster zu werden droht, wo selbst der normale Alltag für so viele von uns kaum mehr zu stemmen ist. Genauso geht es zumindest der Frau Havranova im kleinen Katzenparadies in Bratislava. Seit wie vielen Jahren fahren wir dort nun schon dort hin, und immer war die Situation vorsichtig gesagt „ausbaufähig“ – aber im Moment ist dieselbe an Triste kaum zu überbieten.

bei Frau Havranovra

Vieles haben wir in all den Jahren vor Ort bewerkstelligt, aber seit die Stadtregierung das Ende der Katzenherberge so gut wie beschlossen hat, machen Instandhaltungsmaßnahmen wenig Sinn, würden sie doch am Ende des Tages hinausgeschmissenes Geld bedeuten. Frieren aber dürfen deswegen weder die Katzen noch Frau Havranova selbst. Deshalb nennt sich der nunmehrige Einsatz kurz und bündig: Wärme bringen! Die Tierschützerin ist nämlich mit nicht mehr als 100 Euro staatlichen „Zuschuss“ in den Vorruhestand getreten, einer Summe, welche ein Überleben so gut wie verunmöglicht… Wo einmal mehr wir auf den Plan treten: der Van ist vollbeladen mit Gebrauchsgütern, mit Hygieneartikel, und natürlich mit Katzenfutter; dazu sieht der Plan vor, vor Ort in den Baumarkt zu fahren, um Holzbriketts für den kleinen Ofen zu kaufen.

bei Frau Havranovra

Allerdings, die Dinge verkomplizierten sich kurz vor der Erfüllung. Das RespekTiere-Mobil gab am Weg den Geist auf, und wir strandeten auf halber Strecke, irgendwo in Niederösterreich. Wo der Wagen – Ihr könnt es auf www.respektiere.at nachlesen – auf wundersamer Weise trotz der nahenden Feiertage schnell einen Platz in der Werkstatt fand und deshalb tatsächlich noch vor Weihnachten erneut einsatzbereit war!

Frühmorgens sitzen wir dann also auch schon wieder im orangen Ungetüm, der Motor hört sich gut an, und fast schnurrend bewegte sich der Bus mit einer Ladung von rund 1 Tonne an Gütern und Nahrungsmittel immer geradeaus in Richtung Osten. Neben mir hat dabei endlich wieder einmal … meine Mutter Platz genommen!!! Sie, die früher des Öfteren die beschwerlichen Touren mitgetragen hatte, wollte trotz ihrer bald 74 Lebensjahren so gerne ein weiteres Mal mit dabei sein, dann, wenn es gilt, völlig unbürokratische Hilfe zu den Hilflosen zu bringen! Wie wunderschön…

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Foto: bei Wien lichtet sich der Nebel ein bisschen, aber nun beginnt es zu regenen!

Der Tag sollte ein trüber sein, die Landschaft in dichten Nebel gehüllt. So dicht, dass man fast blindlings durch die Schwaden navigieren musste; ein Umstand, der sich dann erst ab der Donaumetropole ein wenig besserte. Allerdings, in Wien begann es nun auch zuerst leicht zu nieseln, dann zu regnen. Dazu wehte ein kalter Wind, der die sanften Plustemperaturen auf der Haut wie klirrende Minusgrade erfühlen ließ.

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Fotos: auf der Ostautobahn kehrt der Nebel zurück; so dicht zeitweise, dass die hunderten Windräder wie verschluckt sind! Unten: Grenzübergang in die Slowakei – jetzt geht es direkt in die Metropole!

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Die Fahrt ging trotz aller Widrigkeiten schnell voran, und bereits gegen Mittag hatten wir Bratislava auch schon erreicht. Wo uns nun der erste Weg ins wunderbare Obdachlosenheim von Vincent De Paul führen sollte; jene unverzichtbaren Einrichtung – wir haben schon oft berichtet – wo jeden Tag auf ein Neues ganz viele Menschen ohne festes zu Hause ein wenig Geborgenheit finden. Rund 200 Bedürftige pro Tag, so erfahren wir später, werden dort versorgt, mit Abendessen und Frühstück. Dazu wartet ein Bett, wenn auch in kleineren und größeren Schlafsälen, wo im größten davon bis zu 50 der Ruhestätten aneinander gezwängt sind. Bei den Schlafräumen stehen welche nur männlichen, andere nur weiblichen Gästen zur Verfügung. Es gibt weiters ein Zimmer, wo warme Kleidung ausgegeben wird, eines, wo man gemeinsam fernsehen kann, eines, wo gekocht und eines wo gegessen wird. Körperpflege betreiben kann man natürlich auch, und medizinische Versorgen ist gegeben. Dazu werden, unüblich zu den meisten anderen solch unfassbar wichtigen Stellen in welchem Land auch immer, selbst Betrunkene eingelassen, Drogensüchtige dito; zumindest so lange, bis durch derart toxische Gifte Beeinträchtigten keinen Streit vom Zaun brechen, nicht laut oder ungehalten werden, sind sie alle herzlichst Willkommen!

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Foto: Vincent De Paul – wenn eine alte Fabrik zur unentbehrlichen Rettungsinsel wird…

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Fotos: so viel an Waren haben wir gebracht! Unten rechts: bald stapeln sich die ersten Kisten mit warmer Bekleidung im Obdachlosen-Asyl!

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Eine furchtbar nette junge Frau, die übrigens jeden Tag gut 200 Kilometer Fahrt für die unentbehrliche Arbeit auf sich nimmt, hilft uns schließlich den Van zu entladen. Trotz der Mittagsstunde, und obwohl eigentlich offiziell erst am Abend Einlass geboten wird, finden sich nun auch schon mehrere Menschen ein; besonders bei der herrschenden Kälte stehen die Tore der Herberge 24 Stunden offen!

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Foto: dies ist der größte der Schlafsäle; gut 50 Menschen können hier übernachten!

Ganz viel haben wir für den Ort mitgebracht, und der Anblick von Decken und warmer Bekleidung vermittelt ein unglaublich gutes Gefühl, gepaart mit großer Dankbarkeit unsererseits; Dankbarkeit Euch gegenüber, wo so viele ständig für respekTIERE IN NOT Sachspenden zur Verfügung stellen! Einfach toll, direkt vor Ort zu sehen, wie sehr diese Güter dann tatsächlich helfen können.

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Allerdings müssen wir bald auch schon wieder weiter; nach einer herzlichen Verabschiedung starten wir das RespekTiere-Mobil, die nächste Adresse ist aber faktisch bereits wieder die Nachbarschaft; eifrige Newsletter-LeserInnen wissen es, dort existiert nämlich ein Platz, der nach einer verlassenen Fabrik aussieht. Rost und Vergänglichkeit regieren die triste Umgebung. Dennoch sind an jenem deprimierenden Ort in von den Elementen zerfressenen Zwingern mehrere riesige Hütehunde untergebracht, warum auch immer; Bewachung, es ist nur zu offensichtlich, benötigt der Haufen Alteisen wohl eher weniger. Der Hundehalter dürfte dementsprechend eher ein solcher sein, der sich über ’seine gefährlichen Tiere‘ definiert. Jedenfalls hat er uns ab und dann beim Füttern seiner Riesen erwischt und immer gab es eine heftige Diskussion. Die Hunde müssten stets hungrig bleiben, um wachsamer zu sein; sie dürfen keinesfalls durch Idioten wie uns ‚verweichlicht‘ werden, hören wir dann. Sei es wie es sei, es gab bisher keinen einzigen Vincent De Paul-„Besuch“, wo wir nicht trotzdem Halt bei den Schönen machten – deren Ohren übrigens genau wie die Schwänze kupiert sind… Und immer füttern wir sie natürlich auch, mit Trocken – sowie einigen Dosen Nassfutter. Ausnahmslos immer, ob der Hartherzige nun anwesend ist oder nicht! Inzwischen kennen die Eingesperrten längst unseren Wagen, und sobald sie den Orangen sehen, startet auch schon das Begrüßungsgebell – welches, so herzerwärmend es dann auch ist, trotzdem meist den Kerkermeister anlockt… dieses Mal nicht, und wir genießen einfach nur die offensichtliche Freude der sanften Riesen.

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Fotos: die Armen tun uns schrecklich leid… sie leben dort in ihren Zwingern, Tagein Tagaus; besonders jener im Bild unten verfügt dann überhaupt nur über wenige Quadratmeter Platz. Rausnehmen? Aber wär hätte die Möglichkeit, solche Riesen mit all ihren Eigenheiten und inzwischen natürlich auch Stereotypen bei sich aufzunehmen?

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Es geht nun zu Frau Havranova; die Gute jedoch ist leider – so erfahren wir schließlich über das Telefon – schwer erkrankt; zum wiederholten Male durch eine Corona-Infektion mit einer Temperatur von nahezu 40 Grad ans Bett gefesselt… was die arme Frau immer durchmachen muss, es ist wirklich zum Weinen. Aber es hilft nichts, keine Zeit bleibt im Moment für trübe Gedanken; wir überklettern den Zaun, lassen ein paar Säcke Futter vorsichtshalber zurück, denn die Katzen müssen ja weiterhin gefüttert werden. Und dem Himmel sei‘s gedankt, gibt es da auch einige KatzenliebhaberInnen, welche diese Aufgabe für Frau Havranova übernommen haben. Volle Näpfe stehen nämlich genügende unter dem Dach der Herberge… den Rest der Lieferung, es ist schnell beschlossen, werden wir später zum großartigen Asyl von „Sloboda Szvierat“ (auf Deutsch „Freiheit für Tiere“, Anm.) bringen, unserem Partnerverein vor Ort. Dort sollen die (Über-)Lebensmittel bis zur Rückkehr der kranken Katzenmutter in Sicherheit sein, und ein Mitarbeiter des Tierheims wird sie schließlich mit dem vereinseigenen Bus zum Asyl bringen.

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Auch Heizmaterial müssen wir besorgen, jedoch, wie sollte das über den Zaun des Samtpfoten-Paradieses gehievt werden? Auch hier findet sich eine Lösung – aus dem Baumarkt geholt, ebenfalls bei Slobodan Szvierat „zwischengelagert“, so der Plan, und nach Frau Havranovas Gesundung „frei Haus“ von den HundeschützerInnen ins Katzenasyl gebracht – müsste eigentlich klappen!

Am Weg halten wir an altbekannter Stelle; dort, wo der Verkehr in bis zu sechs Spuren vorbeibraust, ist der ultimative Platz für den obligatorischen Protest für die Straßenhunde! Gevatter Tod winkt alsbald den PassantInnen zu, seine Botschaft lautet „Stop Killing Stray Dogs“!

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Endlich im Hundeheim, einem Prachtstück einer solchen Herberge, angekommen, erfolgt auch schon der nächste Schicksalshieb – Paula, die so energiegeladene Leiterin des Vorzeigeobjektes, liegt genau wie Frau Havranova schwer krank im Bett; ich rufe sie an, doch alleine die tiefheisere Stimme am Ende der Leitung überzeugt uns von der Unmöglichkeit eines heutigen Treffens. Es bleibt nur, eine schnelle Besserung zu wünschen; allerdings, nicht bevor der Plan mit der Futter- bzw. Heizmaterial-Zustellung ausreichend erläutert ist, können wir die Leitung trennen. Alles ok, meint die großartige Tierschützerin, genau so soll es dann in den nächsten Tagen passieren!

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Fotos: ganz viel Futter haben wir gebracht!

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In Folge entladen wir unter Mithilfe von zwei Tierheimangestellen den Bus; einmal mehr ist es durch und durch überraschend, wieviel an Waren im Landeraum Platz gefunden haben. Hoffnungslos überladen muss das RespekTiere-Mobil gewesen sein, denken wir beim Anblick der Berge von Futtersäcken, und entschuldigend streicheln wir deshalb die orange Blechhaut…

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Jetzt folgt noch die Lieblingsaufgabe: eine Runde durch das Heim zu wandern, ein absolutes Muss! Es ist jedes Mal auf ein Neues unfassbar, mit wie viel Liebe uns die Hunde dort begegnen. Denkt man daran, was die allermeisten wohl schon erlebt haben, mit der – man muss es leider so ausdrücken – oftmals „Missgeburt Mensch“, dann sind das gezeigte Vertrauen, die herzzerreißende Güte, die vor Freude sprühenden Augen, wohl der absolute und ultimative Beweis von der sozialen Überlegenheit der Vierbeiner dem Zweibeiner gegenüber… Beschämt ob deren Herzlichkeit blicken wir immer wieder zu Boden, und Tränen befeuchten die nicht nur ob der tiefen Temperaturen rotglühenden Wangen…

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Still und nachdenklich setzen Mama und ich schließlich die Fahrt fort. Eine weitere Kundgebung muss aber auch noch sein, und so sehen die vielen Besuchenden eines großen Einkaufszentrums alsbald einen Aktivisten mit Schafmaske im blutigen Overall, ein Transparent hissend, welches ‚Eating Meat Kills“ verrät. Als Tribut an die Ereignisse im Nachbarland Ukraine wechselt der Tierschutz- mit dem Menschenrechtsprotest, immer wieder wird der Banner gedreht, um den Spruch auf der Rückseite freizugeben; der besagt dann: „Putin Go Home! Stop The War!“ – was einigen der PassantInnen spontanen Applaus abringt! 🙂

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Foto: Tier- und Menschenrechtsprotest in einem! Vom „Eating Meat Kills!“ bis hin zum „Putin Go Home – Stop The War!“…

Es ist bereits fortgeschrittener Abend, als wir die Grenze nach Österreich rückqueren. Der Regen ist nun stärker geworden, und auch der Nebel kriecht wieder aus seinen Verstecken. Macht gar nichts, denn uns ist nun genau nach dieser Melancholie der Stunde zumute. Im brühwarmen Wechselbad der Gefühle; zum einen hoch dankbar dafür, dass wir so viel an Hilfe bringen, an so großartigen Plätzen der Nächstenliebe – egal für welche Gattung auch immer – einen Beitrag leisten durften – zum anderen aber auch todtraurig, deswegen, weil wir Menschen in einem Paradies leben könnten, und stattdessen vorgezogen haben, diese unsere einzige Erde in einen Platz des Wahnsinns zu verwandeln. In eine stürmische See, die keine Ufer mehr zu haben scheint. Und das derartige Einrichtungen überhaupt nur nötig sind, alleine das unterstreicht die pure Schizophrenie des Homo Sapiens…

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Foto oben: Oktoberwetter im Dezember… mitunter wurde der Regen stark, die Temperaturen fühlten sich bei Wind trotzdem bitter kalt an!

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Foto: warum Österreich an jenem Tag Grenzkontrollen zur Slowakei durchführte? Keine Ahnung…

Fest steht, wir werden nicht ruhen, solange noch ein Funke von Kraft in uns steckt; nicht ruhen im Ansinnen, jenem besagten Paradies noch zu Lebzeiten doch noch ein Stückchen näherzukommen. Lasst uns das gemeinsam versuchen, denn „GEMEINSAM“, da ist alles möglich… aber, als Krux, nur dann!

Und noch ein paar Slowakei-Impressionen!

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Fotos: das Tierheim von Sloboda Szvierat; unten links: der Van war wirklich grenzwertig beladen… rechts: die „Hauskatze“ von Vincent De Paul verlangt Einlass! 🙂

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Foto unten: sie tun uns einfach so leid! Besonders bei solchem Wetter, wo sie dann auch aufgrund der Bodenbeschaffenheit noch dazu exrem schmutzig sind…

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Fotos, oben links: das OMV-Werk bei Wien wirkt wie für Weihnachten beleuchtet; rechts: Brücke über die Donau in Bratislava. Unten: „Empfangsraum bei Sloboda Szvierat samt dem Christkind für die Hunde!

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