„Nacht des Fuchses“ – „Gastgeber Scheffau“ mit in der Verantwortung?

Als „Nacht des Fuchses“ bezeichnet sich eine bereits sehr traditionelle Veranstaltung der hiesigen Jägerschaft in der Salzburger Gemeinde Scheffau. Alleine der Name ist ein irreführender – Außenstehende würden vielleicht annehmen, es könnte sich hierbei um einen Ehrentag für „Meister Reineke“ handeln, wo in Ausstellungen und Referaten über dessen wichtige Rolle als „Gesundheitspolizist“ des Waldes gesprochen, dessen Schlauheit gehuldigt wird. Aber genau das Gegenteil ist der Fall – es handelt sich hierbei um die Zurschaustellung toter Fuchskörper, welche in den Vollmondnächten zuvor zu Dutzenden massakriert worden waren. In besonders feiger „Ansitzjagd“ übrigens, bequem aus dem zum Wohnzimmersessel umfunktionierten Jagdstand heraus…

Nacht des Fuchses 2019

Foto: Massakerstätte in Scheffau – so sieht es dort zu den Veranstaltungen aus… und die Jäger werfen uns tatsächlich immer wieder vor, wir würden mit unseren Masken die Kinder erschrecken. Nicht so sehr, wie eine solche Realität, so viel steht fest!

Fast so traditionell wie der vom Jägerlatein geprägte Event selbst sind die RespekTiere-Proteste dagegen. Jahr für Jahr haben solche für viel Aufsehen gesorgt, weit über den Ort des Geschehens hinaus. Berichte im ORF genau wie in den Salzburger Nachrichten oder den Bezirksblättern sorgten dafür, dass auch die andere Seite, die der Tierschützenden, erzählt und weithin gehört wurde.

Ein toter Fuchs mit Blut im Fell auf einem Jagd Fest

Doch die Sache der Information, der demokratischen Rechte, der Meinungsfreiheit, des Meinungsaustausches, sie ist nicht die der JägerInnen. Termine für solche Begebenheiten, für die „Nacht des Blutes“ etwa, werden längst nicht mehr öffentlich ausgegeben. Was auch gut ist – denn somit verkommt das Geplante – wohl ungewollt, weil erzwungen – mehr und mehr zur reinen Jägerssache; wo man dann unter seines- und ihresgleichen ist. Sich zunehmend entfernt vom Rest der Gesellschaft, einem Rest, der mehr als 98 % aller in Österreich lebenden Menschen umfasst! Derart drängt sich die Jägerschaft noch mehr ins Abseits, als sie es ohnehin schon ist: Ein Sonderling, stetig mehr ver- als geachtet!

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Foto: Protest gegen die „Nacht des Fuchses“ mit drastischen Worten untermalt; „drastisch“ ist aber auch der Vorgang, welcher überhaupt nur zur Veranstaltung führt – und die selbst ist es natürlich auch!

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In diesem Jahr, bei allen Bemühungen, fanden wir tatsächlich keine Möglichkeit, rechtzeitig für die benötigte Anmeldung einen Protest-Termin zu erfahren. Stillschweigen, um so die Meinungsfreiheit zu untergraben. Um ungesehen vom Rest der Welt zu bleiben, unter sich, im Mief der Ewiggestrigen. Soll so sein; ob es der Sache der Jägrschaft hilft, ihren Bekannt- und noch viel mehr ihren Beliebtheitswert zu erhöhen? Wohl eher nicht. Sie, welchen Blut an den Händen klebt, sind längst zu gemiedenen AußenseiterInnen geworden (Anm.: Selbstverständlich entschuldigen wir uns für diese harten Worte bei jenen, welche berufsmässig nach zumindest für sie ehrenhaften Richtlinien handeln und die offen sind für jeglichen Meinungsaustausch. Leider sind solche aber innerhalb ihrer Gemeinschaft um Welten überstimmt, in der Minderheit).

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Foto: Am Parkplatz dahinter sind sie gestern gelegen, die unschuldigen Opfer der Jägerschaft…

Heute, am Tag nach der grausigen Vorstellung, haben wir davon erfahren; Ein Versprechen: 2024 werden wir im Versuch hoffentlich geschickter und erfolgreicher sein!

Dennoch, auch in diesem Jahr wollen wir die Schande der Jägerschaft nicht ungehört verhallen lassen. Deshalb war schnell beschlossen sich zu einem Spontanprotest zu treffen. Am Ort des Geschenes. Und so der unschuldigen Opfer eines furchtbaren „Hobbys“ zu gedenken. Das Hobby nennt sich „Mord“…

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Fotos: Oben, der Boden ist noch heute voller Blut. „Welcome to my hell“, spricht der Fuchs! Unten: die Kirche im Ort; früher fand die Veranstaltung, eine des Todes, tatsächlich in ihrem Schatten statt… Ob’s einem gütigen Gott gefallen hat?

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Nebenbei muss aber auch 2023 die Austragunsgemeinde selbst in der Kritik stehen; denn, bitte überlegen Sie, kann es für einen Fremdenverkehrsort tatsächlich – jetzt, im 3. Jahrtausend – noch immer selbstverständlich sein, einer derart im Verdacht der Tierquälerei stehenden Veranstaltung ein Dach über den Kopf zu bieten? Sollte da nicht mit viel mehr Fingerspitzengefühl vorgegangen werden?

Fakt ist: Auch 2023 säumt eine kleine Anzahl von Männer und Frauen in Jägerstracht die kleine Fläche unweit der Kirche im an 364 Tagen im Jahr idyllischen kleinen Touristenort zu Füßen der so imposanten Tennengauer Berge. An diesem einen Tag wird die Unschuld jedoch jäh durchbrochen, getauscht für Augenblicke des blutstrotzenden Horrors. Wie schade für den Ort, denn Unschuld, das wissen wir alle, ist eine vergängliche Eigenschaft, und wird sie bloß ein einziges Mal übergangen, kommt sie nie zurück. Scheffau, die wunderschöne Gemeinde, hätte nach Großem greifen können; eine Ansiedlung der Beschaulichkeit, ein Magnet für Ruhesuchende in einer von allgegenwärtigem Stress erstarrten Welt – doch völlig unverständlich entscheidet sie sich dem entgegen… Sie läuft nun mehr und mehr Gefahr, als blutbefleckter Ort des Schreckens in der österreichische Tierschutzgeschichte in stetiger Erinnerung zu bleiben. Und das alles nur wegen einer von Lust am Töten getriebenen Gruppe von AussenseiterInnen, welche weiterhin steinzeitlich anmutenden Ritualen folgen möchte…

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