Kuhstallhorror, heute die Verhandung nach §222 – RespekTiere vor und im Gericht dabei!

Ihr erinnert Euch bestimmt noch, im vergangenen Oktober hatten wir über einen besonders argen Fall berichtet: Im Salzburger Flachgau mussten Kälber auf einem BIO-Hof ihr Dasein in den eigenen Fäkalien verbringen – einen krasseren Verschmutzungsgrad hatten selbst wir in der langen Geschichte unserer Aufdeckungen speziell zum Thema „Kuhstall“ kaum noch gesehen. Auf unserer Homepage war damals Folgendes zu lesen: https://www.respektiere.at/2023/09/22/horror-im-kuhstall-respektiere-aufdeckung-in-den-medien/

Horror im Kuhstall

Die Behörde reagierte auf die Anzeige rasch, in der Tat noch am selben Tag, und dann auch umfänglich; selbst die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein! Eine erste Verhandlung nach §222, Tierquälerei, mit dem Strafrahmen von bis zu 2 Jahren Freiheitsstrafe, war bereits für den Dezember angesetzt gewesen, wo allerdings kurz vor dem Termin die Richterin erkrankte.

Verschoben auf Ende Februar fanden wir uns also heute im Gerichtssaal wieder! Der Prozess dauerte schließlich nicht viel länger als eine Stunde; zu eindeutig waren wohl die Vergehen. Jedenfalls, die Richterin machte schnell klar, dass sie eine derartige Vernachlässigung richtig einzuordnen wüsste; nachdem das angeklagte Ehepaar auf besondere Umstände plädierte (Überarbeitung und einen gleichzeitigen Sturmschaden, den es zu beheben galt), holte die Juristin die LandwirtInnen zu sich und zeigte dabei nochmals die so unfassbar anmutenden Bilder. Nein, keine Ausreden würden hierfür geltend gemacht werden können. Auch der Staatsanwalt zeigte sich recht unversöhnlich – aleine schon als Abschreckung für andere muss hier alle gebotene Strenge angewandt werden, so seine Auslegung. Nach der RespekTiere-Zeugenaussage war auch noch ein Vertreter der BIO-Zertifizierungsstelle geladen, der von jährlicher Überprüfung „seiner“ Bio-Höfe sprach; dann immer unangemeldet. Eine Aussage, die er aber dann schon im nächsten Satz selbst widerlegte, denn die letzte Überprüfung hätte im März davor stattgefunden – allerdings angekündigt. Unangekündigt war man zwei Jahre vor diesem Termin vor Ort gewesen… Schockierend für uns dann das Schlussplädoyer des Verteidigers – der da sagte, man sehe jetzt ja, dass seinen MandantInnen die Angelegenheit wirklich leid tue (den Eindruck hatten wir auch, gar keine Frage), dass sie seither alles unternommen hätten, um den Tieren nun wirklich gute Bedingungen zu gewähren (was aber ohnehin selbstverständlich sein sollte) und dass ja eigentlich niemanden etwas passiert wäre. Niemand hat Schaden genommen… Echt jetzt? Meint er das ernst? Niemanden wäre etwas passiert – nur, dass die Kälber ganz sicher schrecklich gelitten hatten, die ganze Zeit über, das schien er irgendwie vergessen zu haben! Andererseits, seine Stellungnahme spiegelt vielleicht eine Einstellung wider, welche wir längst vergessen gehofft – Tiere sind eine Sache, und Leid, das ist etwas, was Menschen widerfährt, ganz sicher aber nicht den Mitgeschöpfen! Er verlangte ganz in diesem Sinne nach einer Diversion.

RespekTiere-Aktivisten vor dem Gericht

Foto: RespekTiere-AktivistInnen vor dem Gericht!

Welche schließlich trotz all den harten Worten auch gewährt wurde, zumindest für den Moment (Ihr lest es weiter unten, die Staatsanwaltschaft hat allem Anschein nach später tatsächlich Berufung gegen das ihrer Meinung nach zu milde Urteil eingebracht); dazu, 1500 Euro Geldbusse, pro Person, also insgesamt 3000 Euro. Was so wenig nicht ist, zieht man andere Fälle zum Vergleich heran. Ob damit aber die Gerechtigkeit gesiegt hat? Entscheidet Ihr!

Horror im Kuhstall

Foto: Leid ist immer gleich leidvoll, macht es nicht einfacher zu ertragen, auch wenn aus welchen Gründen auch immer bei jenen, welche es abstellen müssten, „Überforderung“ besteht!

Fazit: Richterin und Staatsanwalt machten von der ersten Sekunde an klar, dass Tierquälerei alles andere als ein Kavaliersdelikt ist, sondern vielmehr eines, welches in einer modernen Gesellschaft so ganz und gar nicht mehr als solches hingenommen wird! Der Staatsanwalt war mit der Diverson sehr unglücklich, er hat eine Verurteilung gefordert – aus generalpräventiven Gründen.

Und tatsächlich, am Abend war aus den Medien zu erfahren, er hätte sich letztendlich doch gegen das Urteil ausgesprochen und wird in Berufung gehen – der Fall findet also eine Fortsetzung!

Die LandwirtInnen zeigten sich reuig – no na ned – allerdings, man nahm ihnen die Reue tatsächlich ab. Tom von RespekTiere: „Nach der Verhandlung ging ich zu den beiden Angeklagten. Um Unausgesprochenes anzusprechen, um Dinge ins Reine zu bringen. Um nochmals zu betonen, wie sehr wir hoffen, dass man daraus gelernt und die Tiere in Zukunft gut behandeln würde. Der Mann weinte echte Tränen, die ganze Angelegenheit hat ihn ohne jede Frage sehr mitgenommen. Wir sind also zuversichtlich, dass dort nun auf die Kühen geachtet wird. Nichts anders wollten wir. Geldstrafe hin oder her, das ist nicht so wichtig. Es zählt nur die Einsicht und das Gefühl der hohe Wahrscheinlichkeit für uns, dass so etwas an diesem Ort nie wieder passieren wird. Und davon sind wir überzeugt! Also wünsche wir allen Beteiligten ab jetzt nur das Beste!“ Apropos: Der Landwirt lud den Tierschützer daraufhin auf den Hof ein, um die Situation mit eigenen Augen zu begutachten. Ein Angebot, welchem wir selbstverständlich nachkommen werden.

Das Plädoyer des Verteidigers ringt nach. für Niemand wäre also ein Schaden erstanden. Niemand sei etwas passiert. Der gute Mann sollte seine ethische Sicht überdenken, wenn er eines Tages ein wirklich guter Advokat werden möchte. Sonst nämlich wird der Auftritt immer allerhöchstens Mittelmaß bleiben… Plus: Die so wirklichkeitsferne Aussage zeigt, der Staatsanwalt lag mit seiner Einschätzung „alleine aus generalpräventiven Gründen“ wohl völlig richtig!

Bio? Der Verband bleibt einmal mehr viel, nein alles, schuldig. Denn augenscheinlich, nicht einmal ein so ernster Fall hatte irgendwelche Konsequenzen…

Presseberichte zur Verhandlung

Die heutige Verhandlung hat wieder für viel mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Uns freut’s, denn dies zeigt einmal mehr wie wichtig den Menschen inzwischen das Wohlergehen der Tiere geworden ist!

https://Bericht von Salzburg24: www.salzburg24.at/news/salzburg/kuehe-bis-zum-bauch-in-guelle-flachgauer-ehepaar-diversion-angeboten-152972011

https://salzburg.orf.at/stories/3243680/

https://www.krone.at/3241448

https://www.sn.at/salzburg/chronik/kaelber-bauch-guelle-landwirte-ehepaar-salzburg-gericht-152966473

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