Einsatz in Mauretanien – Teil 3!

Der Tag beginnt erneut windig; wieder verdeckt fliegender Sand die Sonne, was den einen Vorteil hat, dass es in Folge dessen nicht ganz so heiß wird. Allerding sollen sich die Schleier am heutigen Tag im Gegensatz zum Gestern letztendlich verflüchtigen. Zappa holt uns ab, Mohamed und Ali sind ebenfalls wieder dabei. Es geht heute zur Wasserstelle „Sonimax“, im District „7“. Um dorthin zu gelangen, muss man am Hühnermarkt vorbei; was sich an jenem Ort abspielt, jemand der nie im tiefen Afrika war, wird es nicht glauben. Es ist ein Gedränge, Autos, Fußgänger, Tuc-Tuc-Fahrende, Kühe, Hunde, Schafe, Eselgespanne, alles wild durcheinander. Der Lärm ist ohrenbetäubend, es wird gehupt, geschrien, dazwischen die Pfiffe der ohnmächtigen Polizei. Tote Fischer überall, Tiere aller Arten und Gattungen in Käfigen. Müll. Schmutz und Gestank. Die Sinne verlieren jegliche Orientierung. Morgen werden wir wieder ganz in der Nähe arbeiten.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3!

Sonimax, ich mach es heute kürzer, ist ein belebter Knotenpunkt; von dort erbricht sich der Verkehr in Richtung Hühnermarkt, hunderte Esel passieren täglich. Und ganz viele davon behandeln wir an diesem Tag. Bestimmt sind es 150 an der Zahl, ohne jede Übertreibung. Dazwischen verteilen wir Sonnenbrillen und Warnwesten an Eselhalter, deren Vierbeiner in offensichtlich besserem Zustand sind. Und das sind jetzt schon einige. Ein Mann lebt am Ort, zwei Hündinnen begleiten jeden seiner Schritte. Der Gute sieht aus wie ein australischer Ureinwohner, sehr cool.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
Mauretanien-Einsatz, Teil 3
Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Fotos, oben links: Dr. Facharani montiert einen weiteren Rückstrahler! Rechts: Wir geben Warnwesten nicht nur an Eselhalter, sondern auch an behinderte Menschen – diese bitten oft im Verkehr, ohne Chance gesehen zu werden…

Unten: An der Stelle gibt es viele Esel, welche sehr nervös sind – Vorsicht ist dann geboten! Ganz unten links: Zappa nutzt den neuen Hufbock!

Mauretanien-Einsatz, Teil 3!
Mauretanien-Einsatz, Teil 3
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Menschen bringen Ziegen und Schafe, viele davon in schrecklichem Zustand; ob wir ihnen wirklich helfen können? Jedenfalls, eine Entwurmung schadet nie, und Antibiotika werden offensichtlich in Massen gebraucht.

Was auffällt – immer mehr Menschen bedanken sich für die Behandlung; was früher nicht der Fall war. Es schien den Meisten selbstverständlich. Vielleicht kommt sie doch noch, die schöne neue Welt!

Mauretanien-Einsatz, Teil 3!
Mauretanien-Einsatz, Teil 3!
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Fotos: Dieses Mal hatten wir besonders viele Schafe und Ziegen zu behandeln. Es ist schön, wenn man sieht wie die Leute Vertauen zu unserem Team aufgebaut haben – genau so sind wir sehr zufrieden!

Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Gegen 2 sind wir wieder in der Herberge; die schlaflosen Nächte und arbeitsreichen Tage haben Spuren am Körper hinterlassen, keine Frage. Gegen 4 kommt aber Zappa schon wieder, es gilt Gelder von der Bank zu holen und Erledigungen zu machen.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Foto: An immer mehr Stellen tritt Meerwasser ins Freie. Warum? Hier waren einst Süßwasserreserven unter der Erde. Durch das stete Abpumpen sind die Kammern geleert und von unten drückt irrversibel Meerwasser nach.

Es ist ein netter Trip. Zuerst holen wir Ali, der uns gerne begleiten möchte. Dann geht es quer durch die Stadt, am Markt vorbei, mitten drinnen einmal mehr im Höllenverkehr. Aber es macht Spaß mit den beiden, obwohl wir alle keine Sprache des Gegenübers sprechen, verstehen wir uns dennoch prächtig. T-Shirts wollen gekauft werden, wo dann das RespekTiere-Emblem in der Mitte drohnen wird – im Marktstand werden wir wie Könige behandelt. Eine ganze Truppe kommt Händeschütteln, will etwas über Österreich erfahren. Sehr kommunikative Moemente folgen; ein Austausch über kulturelle und Sprachbarrieren hinweg, einfach schön.

Mit den gekauften Shirts geht es dann zum Kaligrafen, der die Logos für das Team drauf printen soll; der gute Mann ist sogar ein Bekannter, ja, tatsächlich, wir haben beim letzten Aufenthalt lange miteinander gesprochen. Artis heißt er, und er kommuniziert in gutem Englisch. Überbordend voller Elan unterhält er bald die ganze Umgebung. Nach freudvollen 30 Minuten sind wir wieder am Weg – Abholung morgen!

Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Foto: Der so nette Artis!

Es geht vorbei an einem Garten, ich weiß nicht genau was das denn ist; hunderte Palmen in verschiedensten Formen und Größen sind jedenfalls wunderschön anzusehen, dazu gibt es noch jede Menge andere Pflanzen. Ein botanischer Garten, oder doch nur eine Gärtnerei?

Übrigens hat Corona das Land zurzeit fest im Griff. Auch Dr. Diengs Tochter ist infiziert, fast die ganze Klasse liegt krank zu Hause im Bett. Ganz fit fühle ich mich auch nicht; und Zappa, der benötigt eine Kopfwehtablette, welche ich ihm letztendlich aus meinem Zimmer hole.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3

In der Zwischenzeit war Dr. Facharani mit Dr. Dieng bei Bolt. Dem Guten geht es prächtig, er hat sich bereits vom Eingriff erholt. Wie schön zu wissen! Ich schicke am Abend ganz viele Fotos an seine Familie, die sich riesig freut! WhattsApp, wenn die Technik zum Segen wird!

P.S.: Die französische Ärztin Anna hat heute für uns eine Katze und einen weiteren Hund operiert. Alles Material, welches wir ihr gestern noch mitgegeben hatten, war somit mehr als nur gut angelegt. Einfach super!

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
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Fotos, links: Dr. Facharani besucht den herzallerliebsten Bolt, den allerersten in Mauretanien Oben: Anna kastriert selbstständig, wir stellen die Medikamente zur Verfügung.

Unten: XXX-Lutz auf mauretanisch! 🙂

Freitag, der letzte direkte Einsatztag. Es geht mir nicht ganz gut, die Nacht war eine eher schwierige. Ein bisschen Husten, Halsschmerzen, leichter Schwindel. Auswirkungen der Klimaanlage oder doch erste Anzeichen einer Infektion – immerhin, wie gesagt leidet das Land zurzeit an einem intensiven Coronaausbruch. Thomapyrin ist das einzige Gegenmittel, dass ich dabei habe; mal sehen, ob so eine Tablette etwas bewirkt. Ansonsten müsste ich halt auch auf Ivermectin ausweichen 🙂 🙂 🙂

Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Zappa holt uns ab, zusammen mit Mohamed. Wir fahren einmal quer durch die Stadt, irgendwo steigt auch wieder der gute Ali zu. Ali ist übrigens Vater von 12 Kindern, welche er mit drei Frauen großzieht; ein Scherz unter uns – wenn es eine Familienfeier veranstaltet, muss das Nationalstation gemietet werden, sollen alle Platz finden! 🙂

Erster Halt ist ein Rastplatz für Esel, im Nirgendwo. Ein totes Schaf liegt unter der Ansammlung, niemand, weder Tier noch Mensch, nimmt daran Notiz. Das Sterben ist viel zu normal hier. Viel zu allgegenwärtig, viel zu präsent.

Es gibt jede Menge Arbeit. Da das orale Entwurmungsmittel zur Neige geht, steigen wir alsbald komplett um auf die gute alte Spritze. Ivermectin ist das Medikament der Stunde, bei uns während der Coronazeit aufgrund von wüsten Spekulationen besonders von rechter Seite zu trauriger Berühmtheit gelangt. Dennoch, der Wirkstoff ist ein unfassbar wichtiger, und nicht umsonst wurden die Entwickler des Präparates einst mit dem Nobelpreis geehrt.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
Mauretanien-Einsatz, Teil 3
Mauretanien-Einsatz, Teil 3
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Heute kann sich die Sonne etwas mehr behaupten. Dementsprechend heiß ist es dann auch. Die Esel hier sind  von ihren Haltern nicht gut behandelt, was sich besonders in großer Widerspenstigkeit spiegelt. Ein Fakt, der den Einsatz für uns wiederum recht gefährlich macht. Tatsächlich muss man sehr aufpassen, denn eine Bisswunde tut höllisch weh, zudem sollte man danach schnellstmöglich eine Klinik aufsuchen; Tollwut, die immer präsente tödliche Gefahr.

Nicht nur Eselbehandlungen stehen einmal mehr auf der Tagesordnung; Zappa schneidet bald Schafhufe, wir verabreichen orales Wurmmittel an die so sanften Geschöpfe.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
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Mauretanien-Einsatz, Teil 3
Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Alles geht gut; wir behandelt wohl nahezu 100 Esel, dann packen wir zusammen und fahren weiter. Unweit ist der Strand, die letzte Kurve vor der Zufahrt bleiben wir aber im hohen Sand stecken. Schaffen es nicht, das Auto wieder freizubekommen. So lassen wir es kurzerhand zurück, mit offenen Scheiben übrigens, und gehen die letzten 150 Meter zu Fuß. Angekommen am Arbeitsort, besorge ich einmal mehr für uns alle kalte Getränke. Dann steht schon der erste Esel bereit. In Sichtweite zum Meer wird der versorgt, und bald bricht die Hölle los. Ganze Gruppen von Eselhaltern erscheinen mit ihren Tieren, und die Arbeit nimmt kein Ende. Auch hier ist die Situation bedenklich; man sieht es auch anhand der vielen offenen Wunden, die Menschen kümmern sich weniger gut als anderswo um ihre vierbeinigen GefährtInnen. Die sind misstrauisch, zeigen Angst, aber auch Aggression. Ein Esel steigt vor mir in die Höhe, trifft mich schließlich mit den Hufen an den Schultern. Autsch! Hätte er mich voll erwischt, der Einsatz wäre wohl vorbei gewesen; so aber geht es weiter, für noch mehr Vorsichtsmaßnahmen bleibt keine Zeit.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
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Fotos, links oben:Einsatzfahrzeug festgefahren im Wüstensand! Oben rechts: Zappa und Mohamed richten die benötigten Medikamente für den Einsatz. Unten: Einsatz-Team!

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
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Mauretanien-Einsatz, Teil 3
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Es ist immer gut Zappa an der Seite zu haben, Zappa, der Zauberer. Wo jeder Handgriff sitzt, der selbst den wildesten der Esel im Nu bändigt. Der keine Sekunde Angst zeigt, Respekt aber sehr wohl. Ein toller Mensch, ein toller Behandler, ein unfassbarer Hufschmied. Ein echter MVP, „Most valuable Player“, wie man im Sport sagen würde!

Ein Mann kommt vorbei; er zeigt mir voller Stolz seinen Hund – den Zappa, vielleicht erinnert Ihr Euch, vor kurzem haben wir ein Foto davon gepostet – im Dezember zusammen mit Mohamed behandelt hat. Heute geht es dem Armen wieder gut, und sein Halter freut sich offensichtlich. Gleich kommt auch noch jemand mit einem Welpen. Auch der wartet auf eine Aufbauspritze.

Der Besitzer des kleinen Ladens, vor welchem wir arbeiten, erzählt, Zappa wäre mehrmals die Woche hier. Immer hätte er ein offenes Ohr für alle tierbezogenen Probleme, immer bleibt er lange und behandelt, bis sich keiner mehr anstellt. RespekTiere-Philosophie at it’s best!

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Foto links: Stolz zeigt uns dieser Mann seinen Hund; der war vor Monaten schwer krank, Zappa und Mohamed haben ihn gesund gepflegt! Oben: Hier hilft die Augensalbe nicht mehr – Augenkrankheiten sind besonders am Strand weit verbreitet! Unten: Gemeinsam schaffen wir es, den Opel zu befreien!

Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Letztendlich kommen ein paar der Eselhalter mit uns zum Auto, helfen, den liegengebliebenen Wagen aus dem Gefahrenbereich zu schieben. Mit einem herzlichen ‚Salam aleikum“ verabschieden wir uns, und schon hat der Moloch Zappas kleinen Opel wieder in sich aufgesogen.

Freitag, Gebetstag, die Stadt berstend voll. Vor einer Apotheke halten wir, es gilt dringend notwendige Medikamente zu besorgen. Der Verkäufer wirkt gelangweilt, zum Schluss allerdings gibt er brauchbare Spritzen als Draufgabe, dazu Kanülen und anderes medizinisches Material.

Im Auto zeigt mir Ali seinen Fuß. Alle Zehen wurden abgenommen, Zucker! Er braucht Anitibiotika, meint er. Auch da helfen wir.   

Zappa holt die T-Shirts, während Dr. Facharani und ich all die Sachen für das Team sortieren; unfassbar, welche Menge da für jeden Einzelnen zusammengekommen ist. War das alles tatsächlcih in unseren Taschen? Von der Arbeitsbekleidung bis zum medizinischen Material, von der Sonnenbrille bis zu den größeren Geräten – so zum Beispiel haben wir eine wunderschöne Pumpe mitgebracht, mit welcher man die Autoreifen der Eselkarren aufpumpen kann. Und einen „Hufbock“, wo Zappa die Hufe der zu behandelten Tiere „ablegen“ kann. Oder den Hundefangstab, der natürlich von der Größe her gar nicht ins Gepäck gepasst hat – der wurde einfach in der Mitte zersägt, und hier vor Ort ließen wir ihn, Ihr erinnert Euch, neu zusammenschweißen! Auch eine stattliche Prämie übergeben wir allen Teammitgliedern, dann, als wir alle zusammensitzen und über die Arbeit sprechen. Eine solche haben die Leute mehr als verdient, es war ein gutes Jahr gewesen, und ganz viele Fotos wurden uns von jedem Arbeitsschritt nach zu Hause übermittelt. Für hervorstechende Sonderleistungen wie zum Beispiel das Beschaffen der Urkunde des Grundstückes gibt es ebenfalls einen kleinen zusätzlichen finanziellen Anreiz, einfach darum, dass die Männer wissen, wie sehr wir ihre Arbeit schätzen!

Dann müssen wir uns aber von den Meisten verabschieden; nur Dr. Dieng wird morgen nochmals kommen, um Dr. Facharani und mich zum Flughafen zu bringen. Der Rest der so großartigen Truppe wird fest gedrückt und einen Moment später ist dieser neuerliche Einsatz fast schon wieder Geschichte!

Es soll erneut eine besonders unruhige Nacht sein. Dazu die tropischen Temperaturen und der Lärm von der nahen Straße, der besonders an Freitagen ein oft nicht endender ist.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Foto, links: Zappa bringt die neuen T-Shirts für das Team! Oben: Bei uns würden die Herren keinen Kilometer weit kommen – Teerunde auf der Ladefläche des Trucks! Unten: Mauretanien hat eine eigene Airline!

Bereits um 7.30 schlagen wir die Bettdecken zurück; es gilt zu packen, in 2 Stunden wird uns Dr. Dieng abholen und zum Flughafen bringen. Was bevorsteht, verleitet nicht zu Freudensprüngen; gegen Mitternacht werden wir dann in Istanbul sein, so Gott will, und dort die Nacht am Flughafen verbringen. Morgen soll der Flug um 17 Uhr weitergehen, ein ganzer Tag liegt dazwischen, wo wir die Metropole nach Straßenhunden absuchen wollen. Oder besser gesagt, nach der legendären Hilfestellung, welche den Straßentiere in dieser Stadt zuteil wird!

Mauretanien-Einsatz, Teil 3

Der Flug von Nouakchott nach Istanbul ist schließlich trotz seiner 7 Stunden ein kurzweiliger. Obwohl, zum Schlafen kommen wir dabei gar nicht. Zu viel Aufregung in den letzten Tagen verhindert ein Sich-Fallen-Lassen. Macht nichts, ich sehe den Disney-Klassiker „Mulan“ und dann noch einen Film mit der sensationellen Jennifer Lawrence. Im Flug gibt es ein paar Turbulenzen, aber ansonsten läuft alles glatt. Gegen Mitternacht sind wir in der Türkei, Flughafen Istanbul. Die Suche nach einem Ruheort gestaltet sich schwierig, ein unfassbares Gewühle von Menschen tut sich vor uns auf. Selbst jetzt noch, zu so später Stunde.

Letztendlich nehme ich mit einer Bank vorlieb, Matthias wählt die Sessel. Die Bank ist zwar steinhart, aber man kann sich ausstrecken. Und ich habe eine Decke der Airlines mit ins Gepäck genommen, die leistet mir nun gute Zwecke. Richtig Schlaf bekommt man so allerdings nicht ab; immer nur eine halbe Stunde höchstens, dann zwingen Schmerzen in Hüften oder Schultern in eine andere Schlafstellung.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
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Fotos: von der Wüste in die Kälte des Istanbuler Flughafens. Bequem ist es nicht auf den Plätzen, aber wir finden wenigstens ein paar Stunden Schlaf…

Gegen 6 geben wir den Versuch endgültig auf. Unsere Plätze waren ganz in der Nähe der Toilette, so gilt es jetzt einmal eine Katzenwäsche zu machen und dann den Bus zu suche, welcher uns nach Istanbul hineinbringen wird. Wir wissen von letzter Reise, die Fahrt soll tatsächlich fast 1 Stunde dauern.

Es ist kalt. Plus 3 Grad sind ein Unterschied von 30 zu den letzten Tagen. Zudem regnet es in Strömen. Es nötig uns trotzdem wenig Mühe ab, den richtigen Ausgangspunkt zu finden. Geld haben wir noch genug vom letzten Jahr, und so sitzen wir auch schon im Bus chinesischer Bauart.

Mauretanien-Einsatz, Teil 3
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Fotos: Es ist kalt und regnerisch im katzenfreundlicihen Istanbul!

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In Istanbul, genauer am bekannten Taxim-Platz, steigen wir aus. Es regnet immer noch in Strömen. So setzten wir uns ins erstbeste arabische Kaffeehaus – die Bezeichnung ist eine leichte Übertreibung, tatsächlich handelt es sich um einen Kellerraum mit ein paar kleinen Tischen und dem Geruch nach vergangenen, glorreicheren Tagen, trinken erst einmal einen Tee. Nur eine Handvoll anderer Gäste ist anwesend, lauter Damen mit viel Schminke, Lippenstift, in besonders kurzen Röcken und Netzstrümpfen. Ganz so, als ob sie ein Ende der Schicht abfeiern würden. Für uns ist es einerlei. Was zählt, ist Atmosphäre tanken, abzuwarten, ob denn der Regen aufhört. Und das tut er schließlich tatsächlich. Bald erkunden wir auch schon die City, auf der Spur nach der Straßentierführsorge. Denn die ist wie gesagt legendär in Istanbul. Und, es sei vorweg genommen, sie erfreut auch heute unser Herz. An jeder Ecke stehen Schüssel für die Katzen, Wasser, Trockenfutter, Nassfutter, dazu kleine Häuschen für den Unterschlupf bei schlechtem Wetter. Einfach super schön anzusehen. Die Katzen selbst, so viele sind es, schauen allesamt gut aus; manche sogar richtig dick! Und keine davon ist auch nur ein bisschen scheu! 🙂

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Wir gehen zum Bosporus. Tatsächlich finden wir heute im Gegensatz zum letztjährlichem Einsatz eine Stelle, wo die Fähren fahren. Und schon entern wir eine solche, mithilfe eines sehr netten einheimischen Mannes, der uns die Prozedur erklärt. Wir lösen 4 Tickets am Automaten, zwei für jeden von uns; ein solcher Pass beinhaltet dann auch gleich die Rückfahrt. Kostenpunkt? Unglaubliche 3 Euro, nicht mehr! Mit der ersten geht es nun zu einem anderen Stadtteil, wo zusätzlich PassagierInnen zusteigen. Dann überquert das Schiff den breiten Fluss – und Matthias und ich befinden uns in Asien! Man stelle sich vor, so haben wir auf dieser Reise gleich drei Kontinente betreten!

Dort beobachten wir sogleich einen netten Mann, der Hunde füttert. Straßenhunde. Große. Ganz große. Kangals. Und allesamt sind sie lammfromm. Der Mann der Stunde geht schließlich sogar in einen Laden und kommt mit Stücken vom Fisch zurück!

Dann sitzen wir in einem sehr traditionellen Kaffee, trinken eine weitere Tasse herrliches Schwarzteegebräu.

Die kurze Reise durch den Stadtteil ist wunderschön und sehr prägend. Werden wir nicht vergessen.

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Fotos: auch im asiatischen Teil Istanbuls kümmert man sich um Straßentiere – schöööön!

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Mauretanien-Einsatz- 3!
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Gegen Mittag müssen wir leider zurück. Wieder auf die Fähre, dann stranden wir im Stadtteil Besiktas, weithin bekannt durch die Fußballmannschaft Besiktas Istanbul. Dort lässt sich auch jener Bus finden, welcher uns zurück zum Flughafen bringen soll. Matthias isst in einem kleinen Lokal, ich suche derweilen in der Straße nach einem WC. Was ich stattdessen finde, ist ein kleinster veganer Imbissladen – wie beim letzten Mal, ein palästinensischer, die Fahne unübersehbar über die Wand genagelt! Der urfreundliche Geschäftsführer schenkt mir einen Pfefferminztee und bald genieße ich ein unglaublich wohlschmeckendes Falafel-Wrap. Ja, das „Restaurant“ ist klein, aber im Gegensatz zu den vielen anderen fleischlichen auf der Straße brechend voll. Veganismus rules, scheinbar auch in der Türkei!

Mauretanien-Einsatz- 3!
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Fotos: Wieder finden wir ein palästinensisch-veganes Restaurant – sehr cool!

Jetzt wartet auch schon der Bus. Die Rückfahrt geht schnell, ich döse ein bisschen. Am Flughafen passieren wieder die unglaublich nervenden Kontrollen. Nicht eine, sondern ein paar hintereinander. Wo da der Sinn ist, es bleibt mir ehrlich verborgen. Und dabei wird mir schließlich auch noch das Reisebesteck, welches ich beim letzten Flug vom Menü eingesteckt hatte, wieder abgenommen. Auch das kenn ich schon, war bei der vergangenen Reise gleich. Warum, die Frage; denn kaum im Flugzeug bekomm ich eh schon wieder neues…

Weiter, Passkontrolle. Ist schon in Ordnung, aber aufgrund der unfassbaren Menschenmenge einmal mehr zeit- und nervenaufreibend. Jetzt gibt es aber sogar noch eine zusätzliche Untersuchung, wieder das ganze Handgepäck. Und nun wird die Marmelade, welche ich aus Nouakchott mitgebracht hatte, konfisziert. Ärgerlich. Jetzt, wo sie schon mehrerer Checks so gut überstanden hatte.

Gegen 16 Uhr sitzen wir beim Gate, ich hämmere diese Zeilen in den Computer.   

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Der Abflug, man muss schon sagen „typisch Turkish Air“, verspätet sich wieder; erst am Abend hebt der Flieger ab, es geht jetzt endgültig in Richtung Sonnenuntergang. Ich bin so müde, dass ich beim Anrollen mein Handy aus der Hosentasche hole, um beim Aufsteigen ein Foto von der Stadt zu machen. Die Flügel heben sich, es geht steil hinauf – und ich werde wach, als die Stewardess das Essen bringt! Unglaublich!

Gegen 7 landen wir in München, um knapp vor 9 sitzen wir auch schon wieder im RespekTiere-Sprinter, und über die deutsche Autobahn geht es nach Salzburg. Spät ist es geworden, unendlich müde aber auch sehr zufrieden mit der langen Reise sollen wir erst weit nach Mitternacht in die Betten fallen. Endlich wieder daheim!

noch ein paar Impressionen!

Mauretanien-Einsatz- 3!
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Foto links: Eines der hunderten Katzenhäuschen in Istanbul; oben: Die sehr nervösen Esel am Strand! Unten: Welpen finden sich überall – ein großes Problem!

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Foto oben rechts: So sieht ein Schlagstock aus; angeblich kostet er mehr als 10 Euro, was eine Menge Geld ist. Trotzdem führt praktisch jeder Eselhalter einen solchen mit…

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