Was war denn das für ein Einsatz gestern! Erst im Heute spürt man die Tragweite des Geschehens – mit dem Fazit, es scheint tatsächlich so als ob es bei ganz vielen JägerInnen leider wohl immer noch nicht angekommen ist, dass sich unsere Gesellschaft im 3. Jahrtausend befindet und manche Dinge aus der Vergangenheit bestenfalls einfach nur als Schande von damals in Erinnerung bleiben sollten. Als Handlungsweisen, unvorstellbar im Hier und Jetzt. Als Mahnmal im Geiste. Oder als Warnung, Warnung davor, wozu Mensch fähig ist, wenn es ihm an Vielem fehlt, an Empathie, an Sensibilität, an Mitgefühl – und vor allem an Menschlichkeit.
Was war also passiert? Wir hatten einen Anruf von einem aufmerksamen Wanderer erhalten; der gute Mann hätte eine Taube entdeckt, auf einem Feld, in einem Gitterkäfig. Der wäre nach allen Seiten offen, das arme Tier schwer verängstigt, auf winziger Fläche eingesperrt. Darüber sei eine Feder gespannt, welche bei Berührung einen Fallkorb auslöst, der sich wiederum über allfällige „Beutegreifer“ stülpt, sobald diese auf die hilflose Gefange aufmerksam werden würden.
Wen man damit in erster Linie zu fangen gedenkt? Nicht umsonst heißt das Folterinstrument „Habichtskorb“. Sobald also Besagter – es kann dann natürlich auch jeglich sonst geschützter Vogel wie etwa aus bestimmten Falken- oder Rabenarten sein – landet, schließt sich die Falle, mit irrsiniger Wucht. Schlägt unbarmherzig über diesen zusammen, hält in bestenfalls fest, bricht ihm in vielen Fällen auch gleich ein paar Knochen. Um in Folge jedenfalls einen Überlebenskampf auszulösen, denn der Vogel wird sich mit allen Mitteln zu befreien versuchen. ein Bestreben, welches nicht gelingen kann, seine Situation aber umso dramatischer macht. Todesangst auslöst. Pure Todesangst. Und nicht nur beim Habicht (oder anderem gefangenen Vogel) selbst, stellt Euch mal das Gefühl für die Taube darunter vor – direkt zu den Füßen des Jägers eingesperrt, der nun wild und verzweifelt um sich schlägt, zappelt, die Situation zum Eskalieren bringt… eine unfassbar grausame Tortur, für alle Beteiligten.
Fotos: Links, Falle geöffnet, rechts geschlossen. Da drinnen würde jetzt der bejagte Vogel gefangen sein, zusammengeklatscht, wahrscheinlich schwer verletzt, in Todesangst und stunden- oder tagelang vergessen… Ein Verbrechen am Tier und an der Menschlichkeit…
Die Verhaltensweise ist natürlich gänzlich illegal. Zum einen ist das Aufstellen von Fallen mit „Lebendködern“ laut §5 Tierschutzgesetz („Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen„) untersagt, zum anderen – nicht „nur“, dass solcher Fallenfang für „Raubvogel“ sowie „Ködervogel“ eine Aneinanderkettung von schrecklichsten Auswirkungen beinhaltet, auch Menschen können sich an diesen Fangeisen schwer verletzten. Man stelle sich bloß vor, ein Kind entdeckt die hilflose Taube. Will zu Hilfe eilen, oder diese auch nur streicheln, berühren; die Falle schnappt jedenfalls zu, mit all ihrer Wucht… So verlangt der Gesetzgeber folgerichtig, dass derartige Apparaturen entsprehend gekennzeichnet und mit Warnhinweisen im weiteren Umkreis versehen werden müssen. Auf unseren Videos deutlich zu erkennen – nirgends gibt es solchen Fingerzeig. Und dass, nochmals erschwerend, obwohl sich die Falle direkt an einem öffentlichen Weg befindet!
Noch ein wahrlich unfassbarer Punkt: Wir wissen inzwischen, die Falle wurde schon am vergangenen Samstag ausgelöst. Am Sonntag war sie, beweisbar, immer noch geschlossen; erst am Montag vormittags wurde sie demnach wieder „scharf“ gemacht, was bedeutet, der Jäger hat sie über denselben Zeitraum nicht kontrolliert… Wäre also ein Habicht darin gefangen worden, hätte das schon drei Tage zurück passieren können, ohne dass jemand gekommen wäre, um dem Schrecken ein Ende zu setzen. „Mann“ hätte die Vögel das ganze Wochenende über in der Misere belassen, ohne auch nur einen Finger zu krümmen. Ohne mit der Wimper zu zucken…
Am Montag Nachmittag nähern wir uns dem Tatort. Am kurzen Weg durch den Wald werden wir auf eine zweite Anlage aufmerksam. Da steht tatäschlich eine schwere Eisenfalle, wo ebenfalls zwei Tauben am Boden des Gitterkäfigs eingesperrt sind. Das Ganze dient wohl zum Anlocken von vierbeinigen Tieren, etwa Füchsen oder Madern. Die Falle funktioniert nach selbem Prinzip – will sich also jemand Hungriger auf die Tauben stürzen, betätigt er dabei unweigerlich einen Auslösemechanismus, ein Gitter fällt herunter und versperrt den einzigen Ausweg. Auch hier gibt es keinerlei Kennzeichnung, keinen Warnhinweis. Soweit das Auge blickt.
Schnell sind die mitgebrachten Transparente entrollt; „Hier stinkts nach Tierquälerei“, steht darauf geschrieben, entsprechend ziehen die Aktivisten Gasmasken über. Dann rufen sie die Polizei.
Der großes Lob gebührt. Denn es dauert nur kurz, bis ein Einsatzwagen vorfährt. 2 beherzte Beamte springen aus dem Auto, lassen sich von uns zu den Tatorten führen. Und erkennen das Delikt im selben Augenblick als das was es ist: Tierquälerei! Eigenhändig verschließen sie beide Apparaturen, nehmen unsere Aussagen auf und konfrontieren schon bald darauf den Bauern/Jäger in dessem Eigenheim. Der wiederum muss die gefangenen Vögel – wir dürfen sie leider nicht übernehmen – sofort abtransportieren und zu seinem Hof bringen.
RespekTiere erstattet natürlich Anzeige und wir werden dem kommenden Prozess als Zeugen beiwohnen. Mehr könne wir im Augenblick nicht tun.
Fazit: Es ist nicht zu fassen, zu welchen Methoden Menschen greifen, um sich selbst zu profilieren oder um in sich schlummernden Perversitäten freien Lauf zu lassen. Wie sie sich selbstgerecht über alle geltenden Regeln hinwegsetzen und eigenmächtig, völlig sinnlos und völlig egoistisch entsetzliches Leid verursachen. Im Wissen dessen fällt es schwer, für so manche Mitmenschen Verständnis aufzubringen. In Fakt sogar, es fällt schwer, weiterhin an das vielzitierte Gute im Homo Sapiens zu glauben. Aber andererseits, wenn uns auch das versagt wird, was bleibt dann noch? Also, nicht nur um eine weitere Floskel zu bedienen: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und auch wenn diese so oft bereits im Sterben zu liegen scheint, immer noch schaffen wir es hie und da, ihr neues Leben einzuhauchen. Aber nur, wenn wir zusammenhalten, und nur, wenn wir als ZeugInnen solcher Geschehnisse auch entsprechende Schritte setzen. Wenn Sie deshalb, und das ist eine ganz große Bitte, Derartiges sehen, zögern Sie keinen Augenblick, rufen Sie die zuständige Behörde, oder noch besser die Polizei. Geht das aus dem einen oder anderen Grunde nicht – kommt oft genug vor und niemand wird es verübeln, ganz im Gegenteil – kontaktieren Sie den Tierschutz- oder Tierrechtsverein Ihres Vertrauens! Nur so könne wir solche Geschehnisse bekämpfen und irgendwann mal dann vielleicht sogar als „Unvorstellbar“ gänzlich abstellen…