Trotz Lockdown – Hilfe ohne Grenzen!

Wolkenverhangen hatte der Tag begonnen; im Gegensatz zu den vergangenen aber sollte aus dem Nichts kommend der alte Mann aus dem Norden zurückgekehrt sein, der schon Todgesagte, und mit ihm waren die Temperaturen wieder in den Keller gesunken; dennoch, gerade diese Tatsache versprach geradezu ideale Reisebedingungen für das heutige Vorhaben. Seit Stunden waren wir nun am frühen Vormittag schon unterwegs, immer in Richtung Bundeshauptstadt. Der Motor des orangen RespekTiere-Mobils schnurrte gemächlich vor sich hin, seine 129 Pferdestärken mussten bei einem fast gemächlichen Tempo von rund 110 noch nicht einmal ihre Muskeln zeigen. Nahezu entspannt, auf jeden Fall bei bester Gemütsverfassung, näherten wir uns dem ersten Ziel – in Wien würde wieder Cosma, schon so oft die Begleiterin der Hilfstransporte, zusteigen!

Kaum hatte die Gründerin des ‚Grünen Tierschutzforums‘ (www.tierschutzforum.at) dann am Beifahrersitz Platz genommen, waren wir auch schon voll auf die wartende Aufgabe fokussiert, und ja, es ist einfach nur schön, dieses Wissen, wie wertvoll die neuerliche Hilfsfahrt nur sein kann! Straßentiere würde damit elementare Unterstützung zuteil, und dazu auch Menschen geholfen, welche sich vielleicht besonders an den vielen beigepackten warmen Decken und Tuchenten erfreuen werden. Nebenbei, respekTIERE IN NOT, so war es von Anfang an gedacht, schöpft seine Kraft aus der Bewegung – Stillstand würde den Prinzipien sowas von wiedersprechen! Deshalb tat es nun doppelt gut, endlich wieder den Asphalt unter sich zu spüren, – oder kurz gesagt: sehr cool, dass die Straße uns wieder hatte!
Schon in wenigen Stunden werden wir also hunderte Kilos an Tiernahrung abladen können, dazu wirklich erstaunliche Mengen an Kleidung, Decken, Schuhen, Spielsachen und allerlei Dingen des täglichen Bedarfs für bedürftige Menschen. Ein herzlichstes Dankeschön geht an dieser Stelle natürlich einmal mehr an die vielen, vielen SpenderInnen der so unfassbar umfangreichen Ladung! Es ist jedes Mal auf ein Neues zutiefst berührend, welche Menschlichkeit in der gegebenen Konstellation spürbar wird… dabei war der Beginn dieser Fahrt doch mit fast niederschmetternden Schwierigkeiten verbunden gewesen; so hätten wir eigentlich schon zu Mitte der Woche unterwegs sein sollen, allerdings passierte ein letztendlich unfassbar zeitraubendes Missgeschick. Beim unverzichtbaren Zwischenstopp in Krems, im Elternhaus, wo die ganze Ladung fast traditionell nochmals ausgeräumt, geschlichtet und ergänzt wird, lehnten wir uns nach getaner Arbeit zufrieden zurück – rund 1 Tonne an Gütern hatte im Sprinter Platz gefunden, der Van wie immer bis unter die Dachkante vollgestopft. Vorbereitungen abgehakt, es schien geschafft! Allein, der Wunsch war Vater des Gedankens!
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Fotos: was für Anlaufschwierigkeiten! oben, Fahrt nach Niederösterreich – der Bus derart vollgeladen, dass sich selbst im Fahrgastraum die Hilfsgüter stapeln; rechts: tatsächlich bis unters Dach stapeln sich die Säcke und Kisten! unten, links: von unseren so eifrigen UnterstützerInnen aus der Kremser Umgebung gesammelt, jede Menge Tiernahrung! Herzlichsten Dank, Ihr Lieben! rechts: alles geht nicht mit – Entladen eines Teils als ‚Vorsorge‘ für die nächste Fahrt im Lager des Bruders bei St. Pölten!
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unten, links: auch aus der Tullner Umgebung durften wir von den dortig großartigen TierschützerInnen rund um Hanni gut 200 kg an Tiernahrung zupacken! links, Reihe zwei: die Katastrophe – der Schlüssel ist weg, das komplett reisefertige Auto wird nochmals entladen, denn die Vermutung liegt nahe, er wäre unter der Last begraben! Unten rechts: bis spät in die Nacht werden die Kartons und Säcke durchsucht; leider erfolglos…
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Denn  die Freude währte nur so lange, bis uns schmerzhaft bewusst wurde: der Schlüssel des Wagens fehlt! Nach stundenlanger Suche ‚rundherum‘ die Gewissheit: er müsste irgendwo im Wageninneren verblieben sein. So, und nun startete die ganze Prozedur von vorne: alles ausräumen, bei strömenden Regen. Bis 20 Uhr abends. Erfolglos. Am nächsten Morgen, der letzte Hoffnungsschimmer: die Waren wieder zurückschlichten, dabei sämtliche Kartons – gefühlte hundert – aufmachen und den Inhalt prüfen. Wieder Arbeit bis Mittag; wieder kein Erfolg. Zu guter Letzt blieb nur mehr eins zu tun: in Vater’s PKW zurück nach Salzburg, um den Ersatzschlüssel zu holen…

Doch all die Strapazen sind nun vergessen; abgehakt. Vielmehr nimmt die Vorfreude Besitz von Inneren, jetzt, ganz nahe dran, die so schmerzlich benötigten Hilfsgüter endlich ihrer Bestimmung zuführen zu können.
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Foto: ab Wien fällt zunehmend der Nebel ein!
Langsam nähern wir uns nun dem Grenzbalken; ein bisschen Nervosität spielt dann doch mit, jetzt, wo wir bereits den weiten Weg gekommen sind – werden uns die BeamtInnen rein ins Magyarenland lassen? Die Überlegung hat im Augenblick Priorität, obwohl sich auch ein zweite, ebenso wichtige aufdrängt: falls ja, wie sieht es beim Zurückkommen aus? Probleme bei der Einreise sind durchaus zu erwarten, Quarantäne absitzen, das steht im Raum; was allerdings ein absolutes No-Go wäre, sind wir doch als ausgewiesener Hilfstransport unterwegs! Und ein solcher MUSS immer grenzenlos möglich sein!!! Wenn dennoch Schwierigkeiten gemacht werden würden, dann bitte braucht keine Politikerin und kein Politiker je noch etwas von ‚Menschlichkeit‘ und ‚Hilfsbereitschaft‘ heucheln, dann sind solche Wörter im selben Moment als bloße Phrasen entlarvt… ‚hoffen wir also das Beste‘, ist im Moment die einzige Schlussfolgerung, welche uns zur Thematik einfällt! Wegen unzureichender Regelung – auf jeden Fall konnten wir in den letzten Monate nie bei unseren Reisen ganz eindeutige Bestimmungen diesbezüglich entdecken – liegt es dann nämlich leider mehr oder weniger im Ermessen der jeweiligen Beamten, den Sachverhalt zu beurteilen; und genau das macht uns ein bisschen Sorgen…
Die andauernden Grenzprobleme sind jedenfalls selbstredend der Grund, warum in den letzten Monaten, ja, beinahe im ganzen letzten Jahr, kaum Transporte aus dem Westen den Weg in den Osten gefunden haben. Dass sich nicht zuletzt deshalb die Situation in den dortigen Ländern dramatisch verschärft hat, ist selbstredend. RespekTiere hat sich von dieser Entwicklung aber nie verunsichern lassen. Unbeeindruckt wurde der Weg fortgesetzt, stetig allerdings jenes beklemmende Gefühl im Nacken, alsbald vielleicht eine Quarantäne absitzen zu müssen. Sie wissen, eine Initiative, gebaut auf Beweglichkeit, Flexibilität – für ein ‚fahrendes Volk‘, zu welchem wir längst geworden sind, eine Albtraumvision!
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Foto: viel Verkehr an der Grenze!
Angekommen an der imaginären Linie herrscht Trubel; relativ viel Verkehr auf beiden Seiten des Balkens, hier unter rot-weiß-rot, drüben unter rot-weiß-grün. Der Moment der Entscheidung: ungarische Grenzbeamte gebieten uns Halt. Wollen den Grund der Reise wissen, den Zielort. ‚Aid Transport‘, weißt unser Papier aus, zudem gibt es eine internationale Pendlerbescheinigung. Freundlich reicht uns der junge Mann schließlich Pass und Datenblätter zurück, freut sich über den Grund der Fahrt und wünscht einen guten Tag!
Ein Umstand, der jetzt ein echter Grund zur Freude ist – denn nun scheint zumindest sichergestellt, dass unser Ladegut den Besitzer wechseln kann! In bester Laune setzen wir deshalb die Fahrt fort, tauchen bald tief ein ins Magyarenreich. Bei Györ verlassen wir schließlich die Autobahn – allein, die hat uns 28 Euro an Maut gekostet!!! – und nun geht es durch landschaftlich reizvolles Gebiet, eine sanfte Hügellandschaft durchzogen von kleinen Wäldern und weiten, menschenleeren Flächen. Nur einige Ruinen zeugen von der dennoch dominierenden Präsenz der Spezies Homo Sapiens; bald fällt aber Nebel ein, zuerst zaghaft, dann derart, dass man kaum 20 Meter weit sieht. Eine im Moment natürlich sehr unangenehme Tatsache, die das Vorankommen immens erschwert und müde Augen zur höchsten Konzentration herausfordert.

Wir nähern uns in den Nachmittagsstunden langsam und stetig dem Plattensee, dem Meer der Ungarn, dem Ort unserer Sehnsucht – dort nämlich, in Balatonfüred, ist jenes kleine Tierheim der Hundehilfe Nordbalaton,  www.hundehilfe-nordbalaton.eu, angesiedelt! Bei langjährigen Newsletter-LeserInnen werden jetzt vielleicht Erinnerungen wach – bereits vor gut 10 Jahren hatten wir, damals gemeinsam mit dem Sternenhof aus Deutschland, dieser Organisation beigestanden, zu Beginn aufgrund der unfassbaren Katastrophe, als im Oktober 2010 ein Deponiebecken einer Aluminiumhütte brach, und die austretenden Massen, rund 1 Million Kubikmeter, nahezu 40 Quadratkilometer Land unter einer giftigen roten Schlammlawine begruben. Die so großartige Tierschützerin Gabi Tuvic hatte uns zu Hilfe gerufen, neben 10 toten und 150 verletzten Menschen waren auch unzählige Tiere Opfer des breiigen Etwas geworden. Der Schlamm rief Verätzungen hervor, Verbrennungen höchsten Grades, furchtbare Bilder beschäftigen uns bei heute. Hunde mit nahezu gehäuteten Beinen, verbrannten Ballen, Katzen, blind geworden von letalen Dämpfen, Enten, Hühner, Pferde, Kühe, allesamt in bitterer Not zurückgeblieben. Von den Wildtieren ganz zu schweigen – niemand führte je eine Statistik über die Anzahl der tierlichen Opfer durch. Abertausende waren es aber gewesen, und für sie gab es kein Rettungsboot in Form von unglaublicher Hilfsbereitschaft aus dem Ausland wie für ‚Mensch‘.
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Fotos, oben: noch herrscht beste Sicht, aber – siehe unten – das ändert sich nun schnell!
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Fotos, oben links: günstiger Hotelverkauf… rechts und unten: Glück gehabt bei dem Ausritt… nur, wie schafft man den Wagen da wieder raus?
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Seither verbindet uns eine echte Freundschaft. In den letzten Jahren allerdings, man muss sich wohl an der Nase nehmen, verlief sich der Kontakt ein bisschen. Balaton liegt leider abseits unserer Routen nach Rumänien oder Bulgarien, und die Situation der Straßentiere ist in Ungarn ebenfalls eine bessere geworden. Allerdings, selbstredend gibt es Ausnahmen – vor allem in den Gebieten entlang der Grenze zu Rumänien und der Ukraine ist sie noch eine unveränderte, und genau hier im Epizentrum des Tierleides gibt es wiederum eine Frau namens Szilvia, welche sich den nach wie vor erschütternden Bedingungen tagtäglich stellt. Ohne Wenn und Aber. Mit allen Konsequenzen, finanziellen, körperlichen, vor allem seelischen. Und eben diese sich selbst aufopfernde Tierschützerin, ein Fels in der Brandung, eine Insel umgeben vom tobenden Ozean, braucht jede Hilfe.
Gabi und die Hundehilfe Nordbalaton sind längst der wichtigste Faktor in den verzweigten Bemühungen geworden; fast täglich in Kontakt, nehmen sie ständig die ärmsten der armen von Szilvias Hunden bei sich auf. Obwohl rund dreieinhalb Autostunden von einander entfernt, hat sich zwischen den Frauen längst ein Transitverkehr entwickelt. Auf der einen Seite Szilvia, die die Hunde aus den schlimmsten Verhältnissen – besonders oft aus jenen im Umkreis eines Romadorfes – befreit, auf der anderen Gabi und ihr Vereinskollegin Inga, welche die Geschundenen dann in ihrem Tierheim bei Balatonfüred ‚zwischenparken‘, für sie allesamt Plätze im Westen suchen – und das Trio ist gut in dem, was er tut, unfassbar gut sogar! Wie viele Hunde derarts bereits alleine nach Deutschland vermittelt werden konnten, es ist Legende.

Gegen 14 Uhr erreichen wir das Asyl. Gabi erwartet uns bereits sehnlichst – was für eine Wiedersehensfreude! Nach tatsächlich mehreren Jahren der ‚Abstinenz‘ endlich wieder eine Zusammenkunft! Und sofort sind wir auch umringt von ihren herzallerliebsten Schützlingen…
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Fotos: das sind ein paar der Fälle, mit welchen Szilvia, Gabi und Inga tagtäglich konfrontiert sind… sie beweisen eindrucksvoll die herzzerreißende Aktualität und Brisanz (Bild oben rechts: bei genauem Hinsehen erkennt man, ein Bordercollie ist in einem Hasenstall versperrt – unfassbar! unten links: er lebte dort auf harten Brotstücken… rechts: unter diesem Filz verbirgt sich ein Hund!
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Gabi und die Hundehilfe Nordbalaton sind längst der wichtigste Faktor in den verzweigten Bemühungen geworden; fast täglich in Kontakt, nehmen sie ständig die ärmsten der armen von Szilvias Hunden bei sich auf. Obwohl rund dreieinhalb Autostunden von einander entfernt, hat sich zwischen den Frauen längst ein Transitverkehr entwickelt. Auf der einen Seite Szilvia, die die Hunde aus den schlimmsten Verhältnissen – besonders oft aus jenen im Umkreis eines Romadorfes – befreit, auf der anderen Gabi und ihr Vereinskollegin Inga, welche die Geschundenen dann in ihrem Tierheim bei Balatonfüred ‚zwischenparken‘, für sie allesamt Plätze im Westen suchen – und das Trio ist gut in dem, was er tut, unfassbar gut sogar! Wie viele Hunde derarts bereits alleine nach Deutschland vermittelt werden konnten, es ist Legende.

Gegen 14 Uhr erreichen wir das Asyl. Gabi erwartet uns bereits sehnlichst – was für eine Wiedersehensfreude! Nach tatsächlich mehreren Jahren der ‚Abstinenz‘ endlich wieder eine Zusammenkunft! Und sofort sind wir auch umringt von ihren herzallerliebsten Schützlingen…
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Fotos: Tierheim-Impressionen!
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Foto unten: das Industriegebiet schiebt sich immer näher an das Asyl heran…
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Der Ort ist kein besonders schöner, ist er doch auf einer ehemaligen Mülldeponie errichtet. Einst am Rande der Zivilisation, präsentiert er sich nun jedoch langsam inmitten einer stetig anwachsenden Industriezone. Der Nebel und das leichte Nieseln passen da geradezu perfekt ins Bild. Das Land versinkt ob der klimatischen Bedingungen tatsächlich im Schlamm, welcher sich sofort in Klumpen um unsere Schuhe sammelt. Pfützen überall, ringsum Baumaschinen, abgetragene Erde, verrostetes Metall. Ein Umstand, der einer Korrektur des Gesamteindruckes nicht gerade entgegen kommt. Nässe, Kälte und Matsch sind nun mal keine kongenitalen Partner. Überdies wird rundherum kräftigst weitergebaut, das Betreibsansiedlungsgebiet dehnt sich stetig aus, frisst das Land. Wie so oft, das kleine Tierheim muss deshalb alsbald weichen… allerdings, anders als sonst so oft, wird dann wenigstens nur unweit ein anderer Platz zur Verfügung gestellt.
Direkt vor dem Asyl sind die ‚städtischen Hunde‘ untergebracht, doch sind es der ihren nur mehr ganz wenige. Wohl, weil in einer europaweit beliebten Tourismusregion inzwischen bis weit in den Osten hinein die Straßentierproblematik langsam wenigstens einigermaßen eine Besserung erfährt. Immer öfter geht man weg von althergebrachten, furchtbaren Tötungskampagnen, vor allem wohl darum, weil solche bei den BesucherInnen – besser, DevisenbringerInnen – ganz schlecht ankommen – warum aber auch immer, es ist ohnehin völlig egal: Hauptsache, das unfassbar grausame Relikt wird zusehends Teil der Vergangenheit, ins schandhafte Schwarzbuch der Weltgeschichte gereiht.
Die städtischen Zwinger werden von Gabi und ihren Mitstreiterinnen mitbetreut. Die Handvoll Hunde sind aber leider, so erfahren wir nun, mehr oder weniger unvermittelbar, waren schon an mehreren Plätzen und konnten sich nirgends einleben. So warten sie hier nun auf eine neue Chance; eines Tages wird der oder die Richtige kommen, und dann wird auch für sie alles gut!

Gabi’s Hunde umringen uns, können von den Streicheleinheiten gar nicht genug bekommen; aber es ist ein Geben und Nehmen, und in Wahrheit sind es tatsächlich wir, welche den Ist-Zustand ständig in die Verlängerung drängen – kaum entfernt sich einer aus der Horde, ruft man ihn oder sie auch schon wieder zurück, um neue Zärtlichkeit auszutauschen – sooooo süß sind die Lieben!
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Im Moment leben ganz wenige Hunde im Asyl, so um die 15 nur. Das liegt daran, dass vor zwei oder drei Tagen viele der BewohnerInnen mittels eines Transporters nach Deutschland gebracht werden konnten. Der ‚Nachschub‘ scharrt aber bereits in den Startlöchern: kommende Woche schon überführt Szilvia erneut 14 ihrer Schützlinge in das kleine Asyl am großen See…

Letztendlich müssen wir uns von den Hunden verabschieden; im Prinzip wären wir gerne vor dem Einbruch der Dunkelheit wieder im ‚gelobten Land‘, hinter dem rot-weiß-roten Grenzbalken, gewesen. Bestimmt wäre es im Hellen ein bisschen einfacher, die Staatenlinie unangetastet zu überqueren; zumindest in der Theorie.
Allerdings, von jener Vorstellung müssen wir uns schnell verabschieden, denn die Uhrzeit ist bereits eine fortgeschrittene; es geht jetzt erstmals zu Gabi’s Heim, wo ebenfalls 10 der ‚des Menschen beste Freude‘ ein wundervolles zu Hause gefunden haben; Gabi und ihr Mann Zoran beherbergen dazu auch noch 11 Pferde und die eine oder andere Katze!
Auf meine Frage, wie sie denn Zoran davon überzeugen konnte, so viele Hunde zu beherbergen, meint die Gute: ‚Wenn es nach ihm gehen würden, wären es noch viel mehr! Ich bin es die da auf die Bremse steigen muss, sonst wäre das gesamte Haus voller Hunde!‘ Was mich dann ehrlich gesagt etwas überrascht zurücklässt, doch im selben Augenblick auch voller Freude; ihr Mann ist Serbe, und männlichen Serben wird im normalen nicht die ganz große Tierliebe nachgesagt, vor allem nicht im Eigenheim. Das Bespiel beweist einfach nur eindrucksvoll, dass man sich niemals von Klischees leiten lassen sollte – Zoran jedenfalls ist ein herzensguter Mensch und großartiger Tierfreund, so wie man ihn egal in welcher Nation nur selten findet!
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Fotos: jetzt aber ran an die Arbeit – das große Ausladen bei Gabi’s Haus; von hier wird Sylvia später die Waren übernehmen!
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Fotos, oben: ein Teil der Gabi-Rasselbande! unten: so wunderschöne Geschenke an Kinder, liebevoll verpackt udn adressiert (Boy, around 6 years old, Girl, two years or older…) hatte uns die Frau Jasmin Radler weider einmal übergeben; eigentlich als Weihnachtsgeschenke für das orthodoxe Fest gedacht, aber sie erfüllen auch jetzt noch ihren ganz besonderen Zweck!
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Dann beginnen wir mit der Entladung; ich wiederhole mich, aber es ist jedes Mal auf’s Neue eine absolute Sensation, wie viele Dinge im Innenraum des Sprinters Platz finden! So nötigt es uns dann, obwohl zu viert, einiges an Anstrengung ab, um das orange Ungetüm vollends leerzuräumen. Ein klein bisschen Enttäuschung schwingt letztendlich neben der Erleichterung nach der Fertigstellung der Arbeit ebenfalls mit, hätte ich doch so gehofft, der verlorene Schlüssel wäre im Zuge deren von magischer Hand wieder aufgetaucht! Gabi, so verspricht sie, wird aber nochmals alles durchgehen, dann bei der Verteilung der Sachgüter! Und die, auch das muss noch schnell gesagt sein, werden in besten Hände gelangen, soviel steht fest! Sie, liebe SpenderInnen, können sich absolut sicher sein: alle ihre Gebrauchsgegenstände und all ihre gespendete Kleidung, all dies wird seinen Zweck größtmöglich erfüllen. Wie schön ist es zu wissen, dass man anderen eine riesen Freude – und nicht nur das – viel mehr eine echte Hilfestellung bieten konnte!!!

Eine Tasse duftenden Kaffee noch, im Beisein der so unfassbar lieben Hundemeute, dann gilt es sich bereits wieder zu verabschieden. Es ist nun wirklich höchst an der Zeit für die Rückfahrt, die Dunkelheit holt uns langsam ein, und dazu breitet sich ständig dichter werdender Nebel aus! Das vormalige Ziel, den Grenzübertritt vor der völligen Nachtschwärze zu schaffen bereits um Stunden verpasst, wollen wir jetzt wenigstens die doch sehr gefährliche Bundesstraße im halbwegs Hellen hinter uns bringen – mehr als 100 Kilometer werden hierfür allerdings viel Anstrengung und Zeit benötigen!
Die österreichisch-deutsch-serbischen TierschützerInnen fallen sich inmitten Ungarns ein letztes Mal für den Tag in die Arme, und dann hat uns die Straße wieder! Es wird jetzt aber leider viel zu schnell finster, und der urplötzlich zur weißen Wand gewordene Nebel tut das übrige, um die Verhältnisse getrost als ‚prekär‘ durchgehen zu lassen…
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Fotos unten, links: Gabi’s wunderschöner kleiner Hof mit den Pferdekoppeln! rechts: eine der Süßen, sie muss natürlich mit am Tisch sitzen und über alles Bescheid wissen! 🙂
Fotos unten, links: Gabi’s wunderschöner kleiner Hof mit den Pferdekoppeln! rechts: eine der Süßen, sie muss natürlich mit am Tisch sitzen und über alles Besprochene Bescheid wissen! 🙂
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Nach endlos anmutender Zeit schaffen wir  dann auch diese Hürde und, als gutes Omen, auf der Autobahn angelangt verzieht sich der düstere Schleier zu guter Letzt wieder. Das Telefon schrillt – Gabi ist in der Leitung: ‚Ich hab den Schlüssel gefunden, er war tatsächlich in einer der Taschen!‘ Yessss! Welch freudige Überraschung; wie der aber jetzt auch noch zu uns nach Österreich kommen soll, darüber machen wir uns später Gedanken! 🙂
Es geht am Highway rasch voran, und gegen 19 Uhr erreichen wir die Grenze, das burgenländische Nickesldorf in Sichtweite. Zuerst noch zufrieden, da, wo wir zu stehen kommen, kann man den Durchgang bereits sehen, gestaltet sich die Situation alsbald leider doch noch zunehmend ärgerlich. Denn tatsächlich heißt es ab jetzt: rienne va plus, nix geht mehr. Stillstand. Die Ankündigungen von peinlich genauer Grenzkotrolle hat sich offensichtlich bewahrheitet. So ringt uns die Uhr weitere zwei Stunden ab, um die hundertfünfzig Meter vom Staubeginn bis zu den Beamten zurückzulegen. Angekommen schlucken wir kurz; nun gilt es nämlich nochmals kräftig durchzuatmen – eine drohende Quarantäne abzuwenden, das ist die Devise. ‚Woher und wohin des Weges?‘ lautet die Frage; ‚Auf Hilfsfahrt nach Ungarn zu unseren MitstreiterInnen‘, folgt die knappe Antwort auf den Fuß, und ‚im Namen unseres deutschen Vereines, RespekTIERE-International!‘
Viel mehr wird dann auch gar nicht verlangt; eine Handbewegung des Zöllners beendet die Konversation, und es ist eine gute: weiterfahren, alles ok!
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Fotos, oben: der Nebel wird dichter und dichter; unten: an der Grenze bildet sich schnell ein elendslanger Stau, der uns schließlich mindestens zwei Stunden Zeit abnötigt…
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Foto oben: stockdunkle Nacht und leere Straßen auf den niederösterreichischen Autobahnen!
Uff, geschafft! Nicht nur ‚alles ok, vielmehr ‚alles bestens‘! Und so setzten wir bei einfallender Kälte und leichtem Nieselregen, der langsam in Eis überzugehen droht, den Weg fort, glücklich und zufrieden nun, und zwar durch und durch! Freilich wieder einmal erst nach Mitternacht werden wir Ruhe und ein bisschen Schlaf finden, aber diese Tatsache birgt keinerlei Unwohlsein mehr in sich – vielmehr nimmt bereits eine wohlige Wärme Besitz von müden Körpern, vertreibt jeden Anflug von Schwäche. Es ist geschafft, einmal mehr; ‚der Adler ist gelandet‘, würden Exekutiv-Spezialeinheiten in sinnleeren Action-Filmen in ihre Walkie-Talkies flüstern – genau so eine waren wir heute, und in unserem Falle gilt der Funkspruch: die Hilfsgüter haben ihr Ziel erreicht!

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei all den Menschen, welche durch ihre andauernde Unterstützung solch immens wichtige Hilfsfahrten überhaupt erst möglich machen; und bei all den Menschen an der ‚Front‘, dort, wo das Tierleid ständig präsent ist. Eure Anstrengungen sind das Öl auf das Haupt der Barmherzigkeit, der Nächstenliebe. Euer Dienst an den Menschen und an den Tieren ist ein unbezahlter, aber auch ein unbezahlbarer. Ihr seid die Helden unserer Tage, ohne jeden Abstrich!
 
Und zuletzt, an Gabi: dieses Mal werden keine paar Jahre bis zum nächsten Zusammentreffen vergehen. Schon bald machen wir wieder uns wieder auf den Weg, um ein Puzzlestein Eurer so immens wichtige Arbeit zu sein. Das ist ein Versprechen!
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Fotos: Reise-Impressionen! unten links: ein negativer Test ist in Zeiten wie diesen an den Grenzen ein schmerzloses und wichtiges Hilfsmittel, daher sehr zu empfehlen!
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