RespekTIERE IN NOT in Rumänien – Einsatzbericht, Teil 1!

Unfassbar – jetzt waren wir tatsächlich seit über einem Jahr kein einziges Mal in Rumänien gewesen! Warum diese lange Durststrecke? Weil es einfach zeitlich nicht möglich sein sollte, neben den vielen Fahrten in die Slowakei, nach Ungarn und in die Ukraine oder nach Mauretanien, sowie all der anderen Arbeit! Da wurde ein allfälliger Termin ständig nach hinten gereiht, solange – ja, solange bis das schlechte Gewissen endgültig überhandnahm! Und deshalb ist es jetzt endlich, endlich wieder mal soweit – wir stehen in den Startlöchern zur großen Fahrt in den Karpatenstaat!

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Foto: Wir freuen uns riesig über die immer so großartige Unterstützung der Hilfsfahrten – im Bild durften wir aus dem Tierheim Hallein eine große Menge an Katzenfutter abholen; mit herzlichstem Dank an die Tierheimleiterin Ursula Lochmann!

Es gibt natürlich wegen der langen Abwesenheit viel nachzuholen; dutzende Besuche stehen jetzt an – so zum Beispiel ist es höchst an der Zeit, Vali wieder eine Menge an Hundefutter zu bringen. Vali, eifrige RespekTiere-Newsletter-LeserInnen wissen es, ist der Nachfolger von Frau Oprea, welche ja leider vor 2 Jahren verstorben war. Sie, die Wunderbare, die mit ihren 85 Jahren bis zum letzten Atemzug alles für ihre Hunde gegeben hatte! Ein ganzes Leben wurde den Mitgeschöpfen gewidmet, und anstatt eines Daseins mit allem Komfort verkaufte sie schon in frühen Jahren sämtliches was sie besaß, nur, um am Ende der Welt eine Auffangstation für Straßenhunde zu gründen. Vor fast schon wieder einem Jahrzehnt fanden wir den Platz schließlich, mehr zufällig, und damals war es tatsächlich eine Fügung des Schicksals; denn die Probleme hatte schlimme Ausmaße angenommen. Es mangelte an allem, rund 140 Hunde, die allermeisten davon in prekärem Zustand. Sofort organisierten wir „Erste Hilfe“, und nach einem unfassbar großartigen Kastrationsprojekt vor Ort, wo wir ALLE Hunde schafften zu sterilisieren bzw. zu kastrieren, wurden die Umstände schnell wieder besser. Die künftige Zusammenarbeit sollte eine der überwältigensten gewesen sein, welche wir bislang erleben durften!

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Foto: Einmal mehr werden wir den weiten Weg zu Dritt angehen – Gitti, Gerald und Tom, seit 10 Jahren oft und oft gemeinsam im Karpatenland unterwegs!

Dann gilt es das RespekTiere-Mobil auch wieder nach Nadrac, in die „Sackgasse des Lebens“, zu lenken. Dort, am Fuße der Karpaten, führt der wunderbare Rudi – nach einer Krebserkrankung wiedergenesen, nun ebenfalls bereits in den 70ern – eine kleine Caritas-Station, wo er zusammen mit seinem Sohn Marius unfassbar großartige Menschenhilfe leistet. Gut 100 Personen werden tagtäglich mit einem Mittagsmenü versorgt, darunter rund 40 Kinder sowie viele bettlägerige Menschen, wo Marius das Essen per Fahrrad liefert. Dazu hilft Rudi auch den Hunden, und dieser Beitrag wird ein ständig umfangreicherer. Wo wir ihm selbstredend mit Rat und Tat beistehen!

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Foto: Das kleine Caritas-Zentrum in Nadrag, wo so viel Gutes passiert!

Und dann ist da noch „der andere Marius“, welcher eine Einrichtung für schwer behinderte Jugendliche leitet. Auch dort wird großartigst vorstellbare Arbeit geleistet, mit den geringsten zur Verfügung gestellten Mitteln der größtmögliche Erfolg erzielt.

Silvia werden wir ebenfalls sehen, sofern es das Wetter zulässt; denn bei stärkerem Regen – wir können von diesen Bedingungen ein Lied singen, siehe Vali oder auch das Asyl von Irina in der Ukraine – ist die Zufahrt in ihre Herberge schlichtweg unmöglich. Dann hängt die Tierschützerin selbst fest – oft über Tage oder sogar Wochen hinweg. Was sie betreibt? Eine Vogelstation, wo rund 1000 (!!!) der gefiederten Freunde versorgt werden! Wir erinnern uns zurück an mit die ergreifendsten Momente, jedes Mal, wenn es zur Fütterung geht, und Heerscharen von Enten, Gänsen, Raben, Hühnern und dergleichen zum „Mittagstisch“ erscheinen…

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Foto: Zufahrt zur so völlig unverzichtbaren Einrichtung von Marius; hier wird Jugendlichen mit Beeinträchtigungen eine echte Zukunft gegeben! Wir sind an jenem Platz übrigens – ihr seht es – mit dem Auto von Raluka und Tiberius unterwegs, Tochter und Schwiegersohn von Frau Doinar, welche uns den Bus dankenswerter Weise geborgt hatten, nachdem wir für den unseren den Abschleppwagen rufen mussten – doch dazu später! 🙂

Vorneweg: Ein herzlichstes Dankeschön geht natürlich gleich wieder an Euch, die ihr einmal mehr so viele Dinge gespendet habt; die Fahrt werden wir mit Gitti und Gix durchführen, die zwei „VeteranInnen“, mit welchen wir schon so oft in Rumänien waren; genutzt wird deren Van, weil dieser über eine längere Ladeplattform verfügt als das RespekTiere-Mobil! Voll beladen sind wir, das steht schon fest; Rollatoren haben Platz gefunden, ein Dutzend davon, Kleidung säckeweise, Osternaschereien für die Kinder, medizinische Artikel, Hygieneartikel, Tiernahrung, und, und, und… Jedenfalls, durch Eure Hilfe ist Fahrzeug vollbeladen bis obenhin – einfach nur großartig!!!

Von Salzburg aus führt die Reise einmal mehr nach Krems in Niederösterreich. Dort, im Elternhaus, ist die traditionelle Zwischenstation für jeglichen Einsatz in Richtung der aufgehenden Sonne. Dieses Mal aber setzen wir den Weg nicht wie ansonsten üblich schon am Tag darauf fort, zuerst heißt es nun „Einsatz total“ für die RespekTiere-Krötenprojekte im östlichen Bundeland (worüber wir alsbald berichten werden).

Erst am Samstag geht die Fahrt dann endgültig weiter. In St. Pölten soll der Treffpunkt sein, wo wir mit Gerald (Gix) und Gitti, beide seit vielen Jahren fixer Bestandteil der Rumänien-Hilfsreisen, zusammentreffen. Nicht nur das, dieses Mal steige ich wie gesagt um in deren VW Crafter, während das RespekTiere-Mobil beim Auto-Doktor in die Mechanikerwerkstatt  verweilt.

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Foto: Es kann nicht anders sein – das Einsatzfahrzeug ist wie immer bis zur Dachkante beladen!

Das Reisewetter soll zu Anfangs ein tolles sein. Die Temperatur ist angenehm, der nahende Frühling gibt ein erstes Versprechen ab. Bald schon passieren wir Wien, über die winddurchfurchten pannonischen Ebenen geht es weiter in Richtung Rumänien. Die Grenze zu Ungarn präsentiert sich entgegen den Befürchtungen – in Deutschland haben gestern die Osterferien begonnen – geradezu menschen- oder besser autoleer. Eine Vignette ist schnell gekauft, und in bester Stimmung ob des zu erwartenden neuen Rumänien-Abenteuers kommen wir gut voran. Irgendwo auf der Ungarn-Autobahn ist aber dann ein Unfall geschehen, entsprechender Stau baut sich schnell auf. Allerdings sind wir nahe dran am Unfallort, und so verlieren wir nicht massiv an Zeit. Was sich aber leider noch ändern wird, ein erster Vorgeschmack vom zu Erwartenden ergießt sich in Form einer anschwellenden Blechlawine mit zunehmender Intensität über das Asphaltband.  Ab Budapest setzt auch noch Regen ein, zuerst leichter, dann sich stetig steigernder. Dennoch sind wir guter Dinge, die Grenze zum Karpatenstaat nun bereits in Reichweite – die Vorfreude ist allerdings ein kurze, denn unfassbare 40 Kilometer vor dem Balken stockt bereits die rechte Spur. LKW reiht sich ab jetzt an LKW, und drei Dutzend Kilometer vor dem Übergang kommt der Lastwagenverkehr bereits völlig zum Erliegen. An beiden anderen Spuren verliert sich die Flüssigkeit der in richtung Osten donnernden Blechlawine ebenfalls beängstigend schnell, dagegen, „erst“ rund 10 Kilometer vor den Nationen trennenden imaginären Linien wird aus dem Zähflüssigem plötzlich Stillstand. Eine Bewegungslosigkeit, die uns letztendlich gut 1,5 Stunden an Zeit zwischen den Fingern zerrinnen lässt…

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Zum Glück gestaltet sich der Übertritt danach aber besonders problemlos; unsere mitgeführten Papiere, welche den Transport als „Hilfsfahrt“ deklarieren, erweisen sich einmal mehr als Türöffner. Mit einem „have a safe trip“ auf den Lippen, wünscht die Zöllnerin eine gute Weiterfahrt. Ohne jede Kontrolle. Super.

Bald nun öffnet der Himmel seine Schleusen. Es beginnt immer stärker zu regnen, binnen kurzem schüttet es aus Kübeln. An einer Raststelle halten wir, kaufen die Romania-Vignette – und erspähen auch schon den ersten Straßenhund. Ein älterer Husky, der da in der Wiese liegt und die haltenden Menschen um ein bisschen Zuneigung und wohl noch mehr um Nahrung anfleht. Wir geben dem Armen zu essen und zu trinken, als auch schon ein weiterer Vierbeiner auftaucht. Allerdings scheint man die Hunde hier nicht zu übersehen, denn wirkliches Interesse an der angebotenen Nahrung haben sie dann gar nicht. Später sollen wir entdecken, auch an anderen Stellen wurde von offensichtlichen TierfreundInnen ebenfalls Hundefutter ausgelegt! Ein Faktum, welches uns einen entspannteren Blick auf die Situation und die anstehende Weiterfahrt erlaubt.

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Fotos: Der Stau an der Grenze ist nahezu obligatorisch; besonders die LKW-Schlange zieht sich Kilometer über Kilometer…

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Foto unten: In Rumänien setzt teils schwerer Regen ein!

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Wir setzen die Fahrt fort; es geht über die nun mutmaßlich fertig gebauten Highways in Richtung Lugois, immer in der Hoffnung, noch vor Einbruch der Nacht das erste Ziel, Nadrag, zu erreichen. So viel an Schnellstraße ist neu gebaut worden! Während beim letzten Einsatz nur kleinste Tankgelegenheiten neben der Autobahn errichtet worden waren, gibt es nun ein durchgängiges Geflecht von großen Raststationen. Ganz wie in Westeuropa. Wieviel Land hierfür geopfert wurde? Unmenge von einst unberührter Hügelregion. Unwiederbringlich verloren. Für ein paar Minuten Zeitersparnis gegenüber der alten Landstraße. Ewig schade drum. Um eine der letzten freien Gebiete des Kontinents… ob dies auch den hier lebenden Menschen bewusst ist?

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Fotos: Kaum angekommen, lockert es zwischendurch zwar ein bisschen auf, aber schon auf der ersten Raststelle erwarten uns bereits die Straßenhunde…

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Schafherden grasen auf den weitläufigen rumänischen „Prärien“, durchqueren ob des Dauerregens über die Ufer getretene Bäche, meist völlig unbewacht. Hie und da erspäht man den Hirten, oft sind diese begleitenden Personen aber von den Tieren selbst nicht zu unterscheiden. Besonders bei den unwirtlichen Bedingungen präsentieren sie sich nämlich gehüllt in Schafpelze, und wenn sie dann noch regungslos auf ihren Stöcken lehnen, braucht es schon ein geschultes Auge, um sie aus der Entfernung von der Herde unterscheiden zu können. Und ja, auch die Hunde wirken oft wie Lämmer, in ihrem weißen, langen Pelz! 🙂

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Bald biegt der Weg ab, hinauf in die Berge. Durch einsame Dörfer hindurch, über zerborstene Straßen hinweg. Entlang eines Gebirgsbaches, der einen gefährlich hohen Wasserstand aufweist und immer wieder die Verkehrswege zu überschwemmen droht. Und dann endlich tut sich die Stadt am Ende des Weges auf – tatsächlich, eifrige RespekTiere-Newsletter-LeserInnen wissen es längst, endet hier die Straße, unmittelbar am Fuße der Karpaten. Die „Sackgasse des Lebens“ nennen wir die Ansiedlung, völlig zurecht, denn es ist genau dieses, welches seit langer Zeit jeden Tag ein bisschen mehr aus ihr kriecht. Einst der Stolz der Region, von Ceausescu aufgebaut, mit Fabriken gesegnet, Arbeits- und Lebensplatz für in ihren besten Zeiten nahezu 10 000 Menschen, ist nicht mehr viel geblieben vom einstigen Glanz. Jede einzelne der Fabriken ist längst geschlossen, nur mehr stählerne Gerippe zeugen von damals, und so müssen die Jungen ihr Glück anderswo versuchen. Zurückgeblieben sind die Alten, und die Kleinkinder der mittlernen Generation, wo die Eltern irgendwo in Europa ein Auskommen suchen. Ob sie von dort je dauerhaft zurückkehren werden? Wohl eher nicht. Die Zeichen der Zeit, sie haben aus Nadrag ein Gespenst gemacht, aber selbst der Schrecken darüber ist längst vergessen. Zu lange her, zu sehr haben die Elemente an der Umgebung genagt. Sie zerfressen, ausgehöhlt, Mauern genau wie Menschen wie Tiere. Lamentieren tut nun niemand mehr, verweht ist die alte Pracht, gewichen dem Vergessen. Kein Nachdenken mehr über früher, geblieben vielleicht noch ein Anflug von Melancholie. Und sonst nur Triste. Und Hoffnungslosigkeit. Von der verflossenen Unschuld ist nichts mehr übrig. Was die Unschuld so mit sich bringt, ist sie erst verloren, kommt sie nie mehr zurück…

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Foto: Nadrag, die Sackgasse des Lebens, wird immer mehr vom Verfall regiert!

Rudi warten schon auf uns. Im kleinen Caritas-Zentrum, welche er mit seinem Sohn Marius führt. An dem ebenfalls die Zeit nagt. Und noch mehr die Elemente.

Die Wiedersehensfreude ist eine riesige. Ja, wir haben uns nun seit dem Dezember 2021 nicht mehr gesehen gehabt. Fast 15 Jahre von zuvor ununterbrochenen Reisen fanden in der Corona-Hysterie ein jähes Ende.

So viel an dringend benötigter Ware hat im Laderaum des VW Crafters Platz gefunden. Wohl einmal mehr eine Tonne an Gütern. Vom Hundefutter angefangen bis hin zum Rollator. Aber Ausladen wollen wir heute nicht mehr. Zu müde sind wir dazu, zu schwach der Geist, zu stark der Regen. Der prasselt hernieder, immerfort.

Nach langen, wunderschönen Gesprächen nagt dann der Schlaf wie ein Anästhetikum an uns. Gegen Mitternacht fallen wir in die Betten. Ein paar Stunden Ruhe. Hochverdiente.    

Der Regen fällt noch immer; jetzt ist diese Tatsache aber eine angenehme, denn das trommlende Geräusch beruhigt die Gedanken und wiegt uns in den Schlaf.

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Foto: Abendliche Geschichtsstunde – Marius zeigt uns alte Bilder und Videos von seinem Heimatort, hier am Fuße der Karpaten!

Dennoch, wohl auch geschuldet der Zeitverschiebung – jetzt, so knapp nach der Sommerumstellung erneut eine Stunde nach vorne – ist die Nachtruhe eine kurze. Schon am halb 7 wache ich auf und eine halbe Stunde später sitze ich erneut vor dem Computer. Es ist noch ruhig im Haus, die alten Zimmer strahlen eine geradezu sanfte Atmosphäre aus, als ich bereits wieder in die Tasten schlage.

Um 8 sitzen wir in der kleinen Küche. Duftender Kaffee vertreibt die Müdigkeit, zumindest theoretisch. Brot mit Marmelade mundet geradezu fantastisch; die Gemütlichkeit will sich gerade in den Knochen festsetzen, doch die Möglichkeit gewähren wir ihr nicht. Nicht heute! Rudi hat es wie immer geschafft, umfassende Hilfe zu organisieren – trotz des Sonntags und trotz der frühen Stunde kommen vier Männer vorbei, welche alsbald damit beschäftigt sind, mit uns gemeinsam den Van zu entleeren. Bald sind wir alle in diese Arbeit verstrickt und der Lagerraum des Caritas-Zentrums, leider am Ende des langen Gebäudes und im Stockwerk oben, füllt sich. Angefangen von der Kleidung über die Hygieneartikel, von den medizinischen Bedarfsgütern bis hin zu der Hunde- bzw. Katzennahrung für die Straßentiere, welche hier mitversorgt werden, stapelt sich das Mitgebrachte zu Türmen.

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Apropos Straßentiere: Es dauert nicht lange, erblicken wir schon die ersten Katzen. Neugierig sind sie, angezogen vom Fremden. Und sie behalten in ihrer Neugierde natürlich recht – schon bald öffnen wir die ersten Dosen und die hungrige Meute beginnt ihr Festmahl! Auch ein Hund kommt auf uns zu, ganz vorsichtig, dennoch nimmt er alsbald ein Stück der angebotenen Nahrung aus der Hand. Blitzschnell zieht er sich danach aber wieder zurück, nur, um gleich darauf einen neuen Versuch zu starten.

Nach gut einer dreiviertel Stunde sind die Güter verfrachtet und warten auf neue Besitzer. Noch ein Kaffee, noch ein festes Schulterklopfen, und nach der besonders innigen Umarmung hat uns die Straße wieder! So schön war es, vor allem auch, den sich nun doch schon im fortgeschrittenem Alter befindlichen Rudi endlich wieder gesehen zu haben; es geht dem Lieben genau so, und wenn man ihn nun beobachtet hätte, wäre die Träne im Augenwinkel nicht zu übersehen gewesen. Im Rückspiegel wird die Silhouette des so großartigen Mannes, der in seinem Leben unfassbar viele gute Dinge geleistet hat und noch leisten wird, langsam kleiner. Dankbar sind wir, dankbar, Menschen wie diesen älteren Mann persönlich kennen, ihn in seinem Leben ein paar Meter begleiten zu dürfen…

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Foto oben: Jedes Mal wieder eine riesen Freude – jene Süßigkeiten, welche wir dankenswerter Weise aus dem Salzburger Christkindlmarkt bekommen hatten! Unten: v.r.n.l., Gerald, Rudi, Marius, Gitti und Tom!

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Noch einen Halt in Nadrag gibt es zu tätigen; an einem Platz, wo wir seit vielen Jahren stoppen, nur, um denselben danach immer und ohne Ausnahme tief bedrückt wieder zu verlassen; über die Geschehnisse an jenem Ort könnt Ihr im speziellen Newsletter nachlesen: https://www.respektiere.at/2023/04/06/rumaenische-albtraeume-von-menschlichen-abgruenden-und-unfassbarem-tierleid/

Hier möchten wir nur ein paar Impressionen des Wahnsinns wiedergeben…

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Fotos: Die traurigsten Augen der Welt; unten links: Er bellt alles Unglück aus sich hinaus!

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Es ist still auf der Weiterfahrt, das Leise nur unterbrochen von gelegentlichen Wutanfällen. Wie kann ein Mensch in seiner Ignoranz derart über das Leben anderer bestimmen, noch dazu in einer Form, welche für die Betroffenen die Hölle auf Erden zur Wirklichkeit werden lässt. Die Pforten derselben öffnet.

Es geht nun durch die Wälder an den Hängen des majestätischen Gebirgszuges; eines Ortes, der für seine einmalige Dichte an Wölfen und Bären weltbekannt ist.  Ganze Landstriche sind allerdings gefällt, entweder einem schrecklichen Sturm zum Opfer gefallen, dem Borkenkäfer, aber noch viel eher der Holzmafia. Die in diesem von der Natur so überreich beschenkten Land auf das Grässlichste wütet.

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Bald stoppen wir in Nirgendwo. Über eine breite Zufahrt geht es in ein verengtes Tal, an dessen Ende ein Steinbruch liegt. Einst war hier die Natürlichkeit geopfert worden für bloßen Kies; eine Tatsache, welche die menschliche Schizophrenie wohl besser wiederspiegelt wie sonst etwas auf Gottes weiter Erde. Ein mächtiger Berg muss für immer weichen, um aus dessen Masse kleine Steinchen zu pressen, welche im Winter auf den Verkehrswegen verstreut werden…um nicht zu rutschen! Unfassbar, wie erklärt man eine solche unwiederbringliche Zerstörung von Allgemeingut für derart triviale Zwecke einst der nächsten Generation, der man nur noch schroffen Fels zurücklässt?

Wir halten am breiten Weg. Gehen zu Fuß weiter, weil uns ganze Bäche mit Kraft entgegenströmen. Bäche, wo gar kein Wasserlauf ist! Regenwasser, abgeleitet vom neuentstandenen Biotop, wo jetzt plötzlich zu Füßen der menschlichen Schande ganze Schilfgürtel entstanden sind, in welchen Amphibien und Insekten ein neues zu Hause gefunden haben. Die Natur ist gewaltig, sie schafft eine stete Erneuerung; nebenbei, scheidet Mensch einst aus dem Spiel, dann wird sie den Planeten innerhalb einer relativ kurz bemessenen Frist wieder ins einstige Paradies verwandeln können, egal, wie tief die Wunden dann auch sein mögen. Denn Zeit ist ein Faktor, der für sie, für das Universum, gar keine Rolle spielt. Sie hat jede Menge davon, nur die unsere, die läuft langsam ab.

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Die Fahrt geht weiter, führt ab und dann durch kleine, malerische Dörfer; solche aber auch, welche die pure Armut nicht abstreiten, nicht kaschieren können. Dann geht es wieder hinaus in die bloße Natur – wo plötzlich irgendwo im nirgendwo drei Hunde aus dem Wald auftauchen. Die drei gehören zusammen, das sieht man auf den ersten Blick; das ganz Besondere am Trio: Sie sind alle riesengroß! Tatsächlich, einer aus der Gruppe dürfte vom Irischen Wolfshund Gene besitzen, aber auch die beiden anderen stehen an Körpergröße kaum nach.

Wir halten. Die Drei ebenfalls. Sie scheinen um Hilfe zu bitten; und wie könnten wir auch anders. Trotz eines klein bisschen mulmigen Gefühls öffne ich zuerst vorsichtig die Tür, dann die Schiebetüre des Vans, hole Dosenfutter aus dem Inneren. Und reiche es den Riesen. Die verlieren jede Scheu und stürzen sich auf das Festmahl. Lassen sich jetzt sogar gerne streicheln, einer davon mit blutiger Schnauze, was bestimmt in einem Kampf passiert ist. Wie und wo, wir werden es nie erfahren. Was wir allerdings wissen, sie wurden einst ausgesetzt. Von einem Menschen. Und trotzdem zeigen sie sich so vertrauensvoll uns gegenüber, Individuen derselben, oft so abstoßend agierenden Rasse…

Es hilft alles nichts, mitnehmen können wir die Wunderhübschen nicht. Und so setzen wir die Fahrt schließlich fort, nun noch mehr jeder für sich in die eigene Gedankenwelt versunken.

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Es soll gegen 2 Uhr nachmittags sein, als wir Temeswar erreichen. Zuerst geht es in den Supermarkt, ein bisschen Essen kaufen. Dann wollen wir auch schon zu Vali und seinen Hunden; allerdings, durch den gestrigen Regen wird das Unternehmen nicht einfacher. Ihr wisst ja, zum Asyl führt nur ein Weg. Und der ist nicht asphaltiert. Und versinkt deshalb bei andauernder Nässe im Schlamm. Wird nahezu unpassierbar.

Bald verlassen wir die „echte“ Straße; es geht unter der Autobrücke hindurch, dann endet das geteerte Band. Geht über in eine Piste. Und ein erster Blick verrät – das Geplante wird jetzt enorm schwierig, noch schwieriger sogar als gedacht… Wir wollen es trotzdem versuchen. Gitti und ich steigen aus, um den Untergrund zu testen. Dabei allerdings merken wir, die ganze rechte Seite des Vans ist über und über mit Öl beschmiert! Und der schwarze Tod tropft weiterhin, irgendwo aus dem Motorraum bahnt er sich den Weg über die Radkästen, wo er beim Betrieb durch die Räderdrehung über den ganzen Wagen verteilt wird… Shit!

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Foto: Alarmstufe Rot – Öl hat sich entlang des VW-Crafters verteilt und tropft von der Bodenplatte und aus den Radkästen!

Das Abenteuer „Vali“ müssen wir für das Erste für beendet erklären. Im Schritttempo gilt es nun die so wunderbare Frau Doinar in ihrem Heim zu erreichen; Frau Doinar, der sichere Hafen jeder Fahrt nach Temeswar! Wie oft hat uns die Gute nun schon bei sich aufgenommen, hat uns bekocht, das Haus beheizt und Betten gerichtet. Nie mehr in unseren gesamten Leben werden wir diese aufgehäufte Schuld begleichen können…

Angekommen beim Haus empfängt uns zuerst Struppi. Struppi, Haushund, wurde von uns vor vielen Jahren als Straßenhund aufgefunden und zu Frau Doinar gebracht, welche ihm seither ein fabelhaftes zu Hause verschafft. Dann kommt die Gute selbst – die zur Person gewordene Nächstenliebe!!!

Schon sitzen wir in der Küche, ganz so, als ob wir erst gestern das letzte Mal hier gewesen wären. Trinken heißen Kaffee und sind sogleich in munterste Unterhaltung verstrickt. Familie eben.

Eine Stunde später ist der herbeigerufene Mechaniker da. Seine Nachrichten sind gute nicht – der Van muss abgeschleppt werden! Morgen vormittags sollen wir dann erfahren, wie es nun weitergehen kann…

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Foto: Das vorläufige Ende der Fahrt – der Abschleppdienst holt den treuen Kameraden! Wir sind Gott sei Dank in der Sicherheit von Frau Doinar, der großartigen!

Ok, es hilft nichts. Kein Lamentieren, kein Nachdenken. Die Situation annehmen, so wie sie eben ist. Und letztendlich sitzen wir im Taxi, es geht nun am frühen Abend hinein in die wunderschöne Innenstadt von Temeswar. Dort veranstalten wir später eine kleine Demo, wo Gevatter Tod das Transparent „Death Penalty For Innocents? Stop Killing Stray Dogs“ der Masse von Menschen entgegenhält!

Viel mehr an Action geht sich für das Heute nicht mehr aus; gegen 21 Uhr sind wir wieder zurück bei Frau Doinar, wo uns die Müdigkeit nun endgültig fest im Griff hat. Es müssen aber noch Computerarbeiten erledigt werden, doch gegen 23.30 gibt es nur mehr einen „besten Freund“ – das wartende Bett!

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Fotos: Die wunderschöne Innenstadt von Temeswar! Unten links: Menschenschlangen warten am veganen Langos-Stand; dagegen zeigen sich gleich zwei Fleischstände am Ostermarkt menschenleer! Gerald zieht es magisch zum arabischen Wrap-Anbieter: selbstverständlich vegan und einfach köstlich!

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Foto: Der Protest für die Straßenhunde beendet den so ereignisreichen Tag!

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